Kultur

08.07.2014

Eine Gruppe von Studierenden aus elf Ländern, die Koreanistik im Hauptfach studieren, besucht Korea für ein Sonderprogramm, das von Koreaexperten im Kultur- und Kunstbereich angeboten wird. Bei dem Programm handelt es sich um die „Museum Network Fellowship 2014“, deren Gastgeber das Koreanische Nationalmuseum (NMK) ist. Das Programm, das in diesem Jahr zum dritten Mal stattfindet, begann am 30. Juni und läuft zwei Wochen.

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국립중앙박물관에서 주관하는 NMK펠로십에서 11개국에서 온 15명의 한국학 및 동양학 전공자들이 강의를 받고 토론을 나누고 있다. (사진 전한)

Insgesamt 15 Studierende mit den Hauptfächern Koreanistik und Ostasienstudien aus elf Ländern nehmen an Vorträgen und Diskussionsrunden im Koreanischen Nationalmuseum teil (Fotos: Jeon Han).


Die teilnehmenden Studierenden erhalten eine Vielzahl an Informationen über die koreanische Geschichte und Kultur – zeitgenössische Kunst, Geschichte, Archäologie, buddhistisches Kunsthandwerk und buddhistische Bildhauerei, Architektur, Malerei und Töpferkunst. Zusätzlich zu den Vorträgen über verschiedene Themen erhalten sie die Gelegenheit, bedeutende Museen und Galerien kennenzulernen - das Koreanische Nationalmuseum, das Koreanische Nationalmuseum von Gyeongju, das Nationalmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst im Palast Deoksugung – sowie historische Stätten wie den Tempel Bulguksa und die Grotte Seokguram in Gyeongju.

Die 15 Studierenden, die für dieses Fellowship-Programm ausgewählt wurden, sind in ihren eigenen Ländern zum großen Teil in M.A.-Studiengänge eingeschrieben oder machen ihren Doktor. Ihre Nationalität und ihr Hintergrund sind unterschiedlich, ebenso wie die akademischen Institutionen, aus denen sie stammen. Sie kommen aus Deutschland, der Slowakei, Indien, der Schweiz, Großbritannien, Japan, den USA und China und studieren an der Universität Helsinki in Finnland, an der Waseda-Universität in Japan, an der Universität Heidelberg in Deutschland, an der Sapienza-Universität in Italien, an der Universität Oxford in Großbritannien sowie an den Universitäten Princeton, Yale, Colombia und UCLA in den USA.

Das Fellowship-Programm, das vom NMK vorbereitet wurde, soll Forschern der nächsten Generation einen einfacheren und besseren Zugang zur koreanischen Kultur ermöglichen. Korea.net führte ein Gespräch mit drei zukünftigen Forschern und ließ sich ihre Impressionen von Korea schildern. Andrew Logie (32) aus Großbritannien ist im vierten Jahr des Ph.D.-Programms der Fakultät für Ostasienstudien an der Universität Helsinki in Finnland. Alice Sophia Powers, 29, befindet sich im zweiten Jahr des Ph.D.-Programms für moderne und zeitgenössische indische Kunst an der UCLA, und Ornella De Nigris, 32, macht ihren Doktor in zeitgenössischer chinesischer Kunst an der Universität Sapienza in Rom, Italien.

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(위부터) Andrew Logie, Alice Sophia Powers, Ornella De Nigris (사진 전한)

(Von oben) Andrew Logie, Alice Sophia Powers und Ornella De Nigris (Fotos: Jeon Han).


Welcher Bereich der koreanischen Kultur hat Sie am stärksten angezogen?

Andrew: Ich hatte schon immer ein Interesse an der Geschichte Ostasiens. Zunächst habe ich mich für die chinesische und japanische Geschichte interessiert und bin dann irgendwann zwangsläufig bei Korea gelandet. Mein Hauptfokus ist die koreanische Geschichtsschreibung zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert.

Im 18. Jahrhundert kam in Korea Silhak auf, eine Art der sozialen Reformbewegung, die sich auf das praktische Lernen konzentrierte, und es bildete sich eine neue Gruppe von Gelehrten heraus, die ihren Schwerpunkt auf Bukhak, das „nördliche Lernen“, legte. Ich widme mich insbesondere zwei Gelehrten aus der späten Joseon-Dynastie, Yu Deuk-gong (1748-1807), dem Autor des „Balhaego“, eines Geschichtsbuchs über die Balhae-Zivilisaton, und Lee Jong-hui (1731-1797), dem Autor von „Dongsa“, einem Werk der ostasiatischen Geschichte. Ich forsche nun darüber, wie sich das Gelehrtenwesen bis ins 20. Jahrhundert weiterentwickelte.

Alice: Mein Hauptschwerpunkt liegt auf der zeitgenössischen indischen Kunst, und mein zweiter Schwerpunkt ist die ostasiatische Malerei. So wie Andrew wusste ich zunächst nur von der chinesischen und japanischen Kultur. Als ich zum ersten Mal auf koreanische Malerei stieß, war ich von ihrer Schönheit sehr überrascht. Ich persönlich interessiere mich sehr stark für den Künstler Choi Buk (崔北, 1712-1760) aus dem Joseon-Reich. Die Art, wie er seine Arbeit ausführte, erinnert an Performance-Kunst. Es ist nicht nur das, was man auf dem Gemälde sieht. Es ist die gesamte Identität, die enthüllt wird. Ich sehe ihn als eine ungewöhnliche historische Figur, welche die Fähigkeit besaß, die Dynamik ihrer Persönlichkeit in Gemälden zum Ausdruck zu bringen.

Ornella: Mein Interesse an der ostasiatischen Kunstgeschichte hat sich aus meinem Interesse für die chinesische Sprache entwickelt. Ich mache meinen Doktor über das Thema „Museen für zeitgenössische Kunst“ und befasse mich insbesondere damit, wie Institutionen beim Austausch von Exponaten vorgehen. Dabei entwickelte ich ein Interesse an Korea, und ein Teil meines Fokus liegt auf der Gwangju Biennale. Ich erforsche, wie solche Großereignisse wie Biennalen und Triennalen andere ostasiatische Länder beeinflussen.

Welchen Eindruck konnten Sie von Korea gewinnen?

Andrew: Ich bin mehrere Male kurz in Korea gewesen und habe mich bemüht, mir mehr Wissen über die koreanische Sprache und Geschichte anzueignen. Basierend auf meinen vorangehenden Erfahrungen und meinen Studien besteht einer der Hauptzüge der koreanischen Kultur und Geschichte aus zwei Traditionen, die zur selben Zeit existierten. Sie waren vorherrschend in der Joseon-Dynastie, die ganz klar zwischen der höheren Klasse der Yangban und der niedrigeren Klasse der Pyeongmin unterschied. Zwei Traditionen wurden auch in Bezug auf das Schriftsystem getrennt. Die Öffentlichkeit verwendete Hangeul, das einheimische Schriftsystem, während sich die höheren Schichten klassischer chinesischer Schriftzeichen bedienten. Neben diesen traditionellen Elementen gibt es viele andere Einflüsse der chinesischen Kultur, die bis heute in der modernen Kultur zu finden sind.

Meine Kenntnisse der klassischen chinesischen Schriftzeichen sind nicht sehr fundiert. Ich habe versucht, altertümliche historische Bücher wie das „Samgukyusa“ und das „Jewangungi“ zu lesen. Zunächst habe ich die Originalversion auf Chinesisch gelesen, gefolgt von der koreanischen Übersetzung, um zu überprüfen, ob ich alles korrekt verstanden habe. Auch ist es sehr nützlich und hilfreich, dass die „Annalen der Joseon-Dynastie“ über das Internet zur Verfügung gestellt wurden. Es ist sinnvoll, den integrierten Online-Dienst zu nutzen, der bei www.koreanhistory.or.kr verfügbar ist.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Andrew: Wie ich bereits erwähnt habe, fand ich die historische Persönlichkeit Yu Deuk-gong sehr interessant. Er war ein Historiker und gleichzeitig ein romantischer Dichter. Viele seiner Dichtungen handeln vom Reisen, von der Wertschätzung der Natur und von historischen Szenen, die er sich ausmalte. Berichten zufolge interessierte er sich auch für Archäologie. Wenn Sie sein Buch lesen, werden Sie erkennen, dass er eine Persönlichkeit war und Interesse an der modernen Archäologie hatte. Yu ist Teil meiner Studien, und ich werde in dieser Richtung weiterforschen. Alice: Ich plane, meinen Schwerpunkt von den Gemälden des Joseon-Reiches auf zeitgenössischere koreanische Künste zu verlagern. Zunächst liegt der Grund darin, dass die modernen Künste lebendiger sind. Wenn ich nicht so bewandert in koreanischer Literatur bin, könnte es schwierig für mich sein, einen gelehrten Beitrag zu älteren Arbeiten zu leisten.

Ornella: Mein Forschungsschwerpunkt liegt auf den Aktivitäten von Kuratoren und auf dem institutionellen Austausch auf nationaler Ebene. Heute ist es üblich, Austauschprogramme und Gemeinschaftsausstellungen mit Exponaten der zeitgenössischen Kunst durchzuführen. Mit diesem Thema als Hauptschwerpunkt werde ich mehr über den Austausch im Kunstbereich zwischen Korea und Italien forschen.

Was erwarten Sie von diesem Fellowship-Programm?

Andrew: Ich habe Korea vorher nur als Gast besucht, aber dieses Mal ist es anders. Einmal die andere Seite eines Museums kennenzulernen, zu sehen, was dort geschieht und erfahrene Kuratoren zu treffen, ist eine interessante und neue Erfahrung für mich. Es ist sehr wichtig, die Gelegenheit zu erhalten, Kunstwerke aus nächster Nähe zu sehen.

Alice: Ich war einfach gespannt darauf, Korea zu besuchen und mehr über die koreanische Kultur zu erfahren. Falls ich Professor werden sollte, werde ich koreanische Kunst lehren. Die heutige Erfahrung im Museum und das Kennenlernen von vielen dieser Arbeiten und Austauschprogramme werden mir eine Vorstellung davon vermitteln, wie ich das Fach unterrichten kann.

Ornella: Ich wollte durch das Fellowship-Programm zwei Möglichkeiten erforschen. Die erste ist die Möglichkeit von Gemeinschaftsausstellungen zwischen Italien und Korea. Sollte ich Kuratorin werden, würde ich gern wissen, ob für mich die Möglichkeit besteht, die koreanische Kunst in Italien vorzustellen.

Von Wi Tack-whan, Lee Seung-ah
Redakteure, Korea.net
whan23@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke