Menschen

10.04.2014

In Seoul lebt ein junger Mann, der im Alter von 19 Jahren den Mount Everest bestiegen hat und im Alter von 21 Jahren vom Nord- zum Südpol reiste. Sein Name ist James Hooper, und er ist ein 27-jähriger Student aus Großbritannien.

Im Alter von 16 Jahren las Hooper einen Artikel über den 50. Jahrestag der Erstbesteigung des Mount Everest. Er beschloss, den Berg zu erklettern, und absolvierte das gesamte notwendige Vorbereitungstraining, darunter Felsklettern, Marathontraining und Langstreckenradfahren. 2006 bezwang er mit seinem besten Freund erfolgreich den höchsten Berg der Welt. Damit wurde er zum jüngsten britischen Bergsteiger, dem dies gelang.

Im darauffolgenden Jahr reiste er vom Nord- zum Südpol und bewegte sich nur unter dem Einsatz seiner Körperkräfte und natürlicher Energiequellen fort. Er verzichtete auf fossile Brennstoffe oder Elektrizität. Über seine 13-monatige Reise wurde in der Presse ausführlich berichtet. „National Geographic“ ernannte ihn 2008 zum „Adventurer of the Year“ (,Abenteurer des Jahres‘). Er traf Prinz Charles und filmte sogar zusammen mit dem britischen Fußballstar David Beckham einen Werbespot mit dem Slogan „Impossible is nothing“ (,Unmöglich ist nichts‘).

경희대 교정에서 함께 한 제임스 후퍼씨와 지리학과 학생들. 교정을 걷다보면 그와 인사나누는 다양한 한국, 외국 학생들을 볼 수 있다. (사진: 윤소정)

James Hooper und seine Kommilitonen an der Kyunghee University lassen sich für ein Foto ablichten. Viele Studenten, sowohl aus Korea als auch aus dem Ausland, grüßen Hooper, wenn er über den Campus läuft (Foto: Yoon Sojung).


제임스 후퍼씨는 지리학 석사과정 입학을 계획중이다. 그는 자신의 지식과 탐험을 통해 얻은 경험을 활용, 사회에 도움이 되길 바란다. (사진: 윤소정)

Hooper will Geografie im Aufbaustudium studieren. Er möchte einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, indem er das Wissen und die Erfahrungen einsetzt, die er während seiner Expeditionen gesammelt hat (Foto: Yoon Sojung).


Er hat bereits Schicksalsschläge im Leben hinnehmen müssen: 2009 verlor er seinen besten Freund, Rob Gauntlett, bei einem tragischen Unfall in der Schweiz. Rob war derjenige, mit dem er auf seinen Expeditionen reiste. Nach dem Unfall erlitt Hooper einen Schock und wurde depressiv. Später entschloss er sich zu einem Studium und bewarb sich an britischen Universitäten. Er erhielt die Zulassung zu Eliteuniversitäten wie Cambridge, aber schließlich entschied er sich, nach Korea zu gehen. Seit 2010 studiert er Geografie an der Kyunghee University, um seinem Interesse für den Klimawandel und für regionale Kulturen nachzugehen. 2011 absolvierte er erfolgreich nur unter dem Einsatz seiner Körperkräfte und natürlicher Energiequellen eine 570-Kilometer-Reise von der Insel Jeju nach Seoul in unter 100 Stunden.

Hooper, der fließend Koreanisch spricht, hat Interesse an der koreanischen Kultur und genießt sein Leben in Korea. Sein Lieblingsort im Land ist Jungmun auf der Insel Jeju. Er geht gern Bergsteigen in den Bergen um Seoul, wann immer er Zeit hat. Während er sich neuen Herausforderungen stellt und Abenteuer erlebt, wird er immer von guten Freunden und Unterstützern begleitet, die sich von seiner Energie und Leidenschaft für das, was er tut, angezogen fühlen. Dieser Mann scheint überall gewesen zu sein und alles auf der Welt gesehen zu haben.

Korea.net traf sich mit ihm für ein Gespräch, um mehr über seine zukünftigen Pläne zu erfahren.

하이킹을 즐기는 제임스 후퍼씨는 한국의 도봉산, 관악산, 북한산 등을 즐겨 찾는다. (사진: 윤소정)

James Hooper sagt, dass er das Bergsteigen in den Bergen um Seoul mag. Hier lässt er sich für ein Foto auf dem Campus der Kyunghee University ablichten (Foto: Yoon Sojung).



- Als was würden Sie sich bezeichnen? Als Reisender? Als Abenteurer? Oder als Bergsteiger? Was sagen Sie, wenn Sie sich anderen Leuten vorstellen?
Ich versuche, es zu vermeiden, mich selbst vorzustellen, da ich denke, dass alle anderen besser darin sind als ich, wenn es um meine Selbstvorstellung geht. Ich versuche, jemand zu sein, der gut ausgebildet, liberal und rücksichtsvoll zugleich ist, der abenteuerlustig ist und versucht, neue Dinge zu erleben.

- Sie sind in so viele Länder, auf so vielen Kontinenten und Ozeanen gereist, über Entfernungen, die man unmöglich errechnen kann. Welche Plätze oder Augenblicke Ihrer Reisen sind Ihnen am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben?
Unter den Orten, die ich besucht habe, haben mich Grönland und Chile am meisten beeindruckt. Grönland ist auf spektakuläre Weise unwirtlich, aber es ist offensichtlich auch sehr schön. Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Lebensstil. Die Gelegenheit zu haben, einen Monat lang mit Jägern zu leben und zu reisen, ist wirklich eine lohnenswerte und fantastische Erfahrung. Ebenso wie die Erfahrung, zu sehen, wie erfinderisch sie sind, wenn sie einen Monat lang auf einem Hundeschlitten auf Jagd gehen.

Auch Chile ist sehr schön. Dort sind einem einzigen Land viele verschiedene Ökosysteme vereint. Im Norden gibt es Wüstenlandschaft, und im Süden sind Gletscher und Eis. Das Land hat auch einige der höchsten Berge der Welt wie die Anden, Wasserfälle und unglaubliche Strände. Darüber hinaus ist das Land der größte Fruchtproduzent weltweit. Ich habe meine Zeit dort wirklich genossen, weil es ein erstaunlich vielfältiges Land ist und eine reiche Kultur hat.

- 2011 haben Sie erfolgreich Ihren Plan umgesetzt, nur unter dem Einsatz Ihrer Körperkräfte und natürlicher Energien in einer Zeit von unter 100 Stunden von der Insel Jeju nach Seoul zu reisen. Haben Sie seitdem weitere Herausforderungen gemeistert?
Seitdem habe ich keine größeren körperlichen Herausforderungen gemeistert. Ich möchte Geografie im Aufbaustudium studieren, deshalb warte ich gegenwärtig auf die Ergebnisse meiner Bewerbungen für Universitäten in Australien und Kanada. Das wird meine nächste Herausforderung sein.

- Warum haben Sie sich entschlossen, an einer Universität in Korea zu studieren, auch wenn Sie in eine renommierte Universität in Großbritannien hätten aufgenommen werden können?
Ich dachte, dass ich mich in Großbritannien sehr langweilen und deshalb ein schlechter Student sein würde. Auch fand ich, dass es eine bessere Idee wäre, im Ausland zu studieren, anstatt in meiner Heimat zu bleiben. Ein Freund von mir lebte drei Jahre in Korea und ist nun mit einer Koreanerin verheiratet; er war gerade nach Großbritannien zurückgekommen. Durch sie habe ich viel über Korea gelernt und gedacht, dass es ein interessantes Studienziel wäre. Auch wollte ich in ein Land gehen, das völlig anders als Großbritannien ist. Ich wollte nicht in einem komfortablen Umfeld leben, sondern an einem Ort, wo alles schwierig für mich ist. Ich wollte dorthin gehen, wo sich die Sprache, die Kultur und die Jahreszeiten von dem, was ich kenne, unterscheiden. Ich wollte einfach an einem Ort sein, der völlig anders ist. Mein Freund hatte mir auch gesagt, dass Korea ein schönes Fleckchen zum Leben sei, mit vielen Möglichkeiten. Darum dachte ich: „Warum es nicht mit Korea versuchen?“

- Was ist für Sie die größte Schwierigkeit an Ihrem Universitätsleben in Korea? Erzählen Sie uns, was Sie am meisten oder am wenigsten an Ihrem Studium an einer koreanischen Universität mögen!
Die Sprachbarriere ist das größte Problem. Außer der Sprache gibt es nicht wirklich irgendwelche Probleme. Natürlich unterscheidet sich das System von dem in Großbritannien, aber wenn man sich einmal daran gewöhnt und es versteht, ist es in Ordnung. Ich persönlich lerne, während ich hier lebe, nicht nur im Klassenzimmer. Täglich erfahre ich etwas Neues und treffe neue Leute. Jeder Tag ist eine Herausforderung. Auch unterstützen mich meine Professoren und meine Freundin sehr.

- Im letzten Jahr haben Sie sich für das Amt des Präsidenten der Studentenvereinigung beworben. Was hat Sie zu diesem Schritt veranlasst?
Ich würde sagen, dass es zwei vorrangige Gründe gab. Einer ist offensichtlich die große Zahl von internationalen Studierenden an der Kyunghee University. Ich wollte das Bewusstsein schaffen, dass internationale Studierende Teil der Universität sind, und Stolz wecken, dass diese Universität eine internationale Universität ist. Außerdem wollte ich versuchen, das Bildungssystem hier zu verändern. Ich wollte auch die Vorzüge zeigen, die sich daraus ergeben, wenn man unterschiedliche Erfahrungen gesammelt hat. Es gibt einen anderen Aspekt des Studiums, die Aktivitäten außerhalb des Lehrplans, und ich hoffe, dass das koreanische Bildungssystem einen größeren Schwerpunkt auf die Erfahrungen legen kann, die durch diese Aktivitäten gesammelt werden.

- Haben Sie ein Lieblingsreiseziel oder einen Lieblingsort in Korea? Wenn ja, welches/welcher?
Ich würde sagen, Jungmun auf der Insel Jeju. Ich mag den Ort, denn als ich auf Jeju war, bin ich durch das Gebiet gekommen, und es war wunderschön mit kleinen Bauernhöfen und alten Steinmauern, Orangen- und Hallabong-Bäumen und gewundenen Straßen. Es erinnert ein wenig an die Provence, und das Klima ist sehr angenehm. Auch liegt es in der Nähe von einigen Sandstränden und ist mit dem Auto sehr leicht vom Berg Hallasan oder von Jeju City zu erreichen. Ich mag auch das Bergsteigen in der Nähe von Seoul auf Bergen wie Dobongsan, Bukhansan und Gwanaksan.

- Sie sprechen fließend Koreanisch. Haben Sie irgendeinen Geheimtipp für das Erlernen der koreanischen Sprache, auch wenn sie sich komplett von Ihrer Muttersprache unterscheidet?
Ich spreche nicht so fließend und ich habe keinen Geheimtipp. Als ich jung war, habe ich Deutsch und Französisch gelernt, aber ich konnte die Sprachen überhaupt nicht sprechen. Dieses Mal habe mich bemüht, die Sprache wirklich zu beherrschen; also habe ich sie mir schnell angeeignet. Ich habe in meinem ersten Jahr hier in einem Sprachzentrum an der Universität jeden Tag vier Stunden lang Koreanisch gelernt.

- Wie setzen Sie sich Ihr nächstes Ziel? Warum suchen Sie nach weiteren Herausforderungen, trotz der kontinuierlichen Gefahr und der Ängste, die damit verbunden sein können?
Die Ziele setze ich mir gewöhnlich spontan. Sie entstehen, wenn ich erstaunliche Fotos sehe, Bücher lese, etwas im Unterricht lerne, eine Landkarte betrachte, Geschichten höre oder vor mich hinträume. Es gibt keine festgelegten Regeln oder keinen festen Zeitrahmen für ein neues Ziel oder eine neue Herausforderung, aber ich weiß es einfach, wenn ein neues Ziel da ist, weil ich mich inspiriert fühle und voller Energie und Motivation bin.

Ich liebe Abenteuer, weil ich trotz der Risiken denke, dass das Leben kein Leben wäre, wenn wir niemals neue Dinge ausprobieren würden und uns nie den Möglichkeiten des Lernens öffnen würden. Ich glaube auch, dass es durch eine gute Vorbereitung und Planung sowie ein ausreichendes Training möglich ist, die meisten Risiken zu minimieren, bis sie gering genug sind. Dann fühlen Sie sich wohl, wenn Sie etwas in Angriff nehmen, das andere vielleicht als riskant betrachten.

- Haben Sie ein Vorbild? Wenn ja, wer ist Ihr Vorbild?
Ich habe kein bestimmtes Vorbild. Jeden Tag liest man inspirierende Geschichten über andere Menschen. Auch wenn ich nicht genau wie diese bestimmten Personen sein möchte, sehe ich mir Bereiche von ihnen an, die ich bewundere und denke mir, dass ich diese Eigenschaften und Werte gern übernehmen würde.

- Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Was liegt Ihnen am meisten am Herzen?
In diesem Sommer möchte ich gern für ein paar Wochen nach Europa zurückkehren. Mein bester Freund, Rob, starb beim Bergsteigen. Seitdem sammeln wir im Gedenken an Rob Spenden für eine Schule in Uganda. In diesem Sommer möchte ich an einer Radtour mit einer Gruppe von 30 bis 40 Personen teilnehmen, alles Freunde und Familienmitglieder von Rob, die von Prag nach Großbritannien fahren wollen, um Gelder für die Schule zu sammeln, die im Gedenken an ihn gebaut werden soll.

Des Weiteren werde ich auf die Ergebnisse meiner Unibewerbungen in Kanada oder Australien warten, bevor ich mich entscheide, wohin ich gehe. Auch wenn ich mich noch nicht auf einen Titel für eine wissenschaftliche Arbeit festgelegt habe, würde ich gern die Ökosysteme erforschen, in denen ich bereits Erfahrungen gesammelt habe, und die Beziehungen, die die Welt formen. Ich denke, dass sie eine fundamentale Bedeutung für unsere Zukunft spielen. In diesem Sinne würde ich gern an die Kenntnisse anknüpfen, die ich während meiner Arbeit für das Korean Polar Research Institute (Polares Forschungsinstitut Korea) und auf meinen Expeditionen gesammelt habe. Ich würde mir gern diese natürlichen Umgebungen aus der Perspektive ansehen, wie anthropogene Einflüsse sie verändern und welchen Einfluss diese Veränderungen auf das Ökosystem und die Gesellschaft haben.

Mein persönliches Ziel ist es, einen Weg zu finden, um meine Freude an der Natur, an Abenteuern und am Reisen mit der Möglichkeit zu verbinden, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Ich mag es nicht, Orte zu besuchen, nur um dagewesen zu sein, sondern ich will einen Unterschied machen.

- Was bedeuten „Herausforderung” und „Abenteuer“ für Sie?
Das ist eine wichtige Frage, und die Antwort schließt viele Elemente ein. Eines ist das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Indem man sich Herausforderungen stellt, sich in Abenteuer begibt und Ziele setzt, muss man einen Weg finden, um diese Ziele zu erreichen. Wenn Sie erfolgreich sind, werden Sie das großartige Gefühl haben, etwas erreicht zu haben, und werden stolz auf sich sein.

Ein weiteres Element ist das Gefühl von Freiheit. In der Lage zu sein, neue Orte zu besuchen und neue Dinge zu sehen, gibt Ihnen einen fantastischen Überblick über die Welt. Sie sehen, wie vielfältig sie ist und wie viele Kulturen und Sprachen es gibt.

Der letzte Punkt ist, dass Abenteuer, Expeditionen und Reisen großartige Methoden sind, um zu lernen. Sie werden niemals aufhören, zu lernen. Wenn Sie sich in ein Abenteuer begeben, werden Sie sich so vielen neuen Situationen und unterschiedlichen Umweltbedingungen aussetzen. Sie werden auch Probleme lösen müssen; Sie werden eine ganze Reihe von neuen Dingen lernen. Ich denke, dass der Bildungs- oder Lernaspekt eine riesige Rolle dafür spielt, warum ich Abenteuer mag.

Von Yoon Sojung
Redakteur, Korea.net
arete@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke