Menschen

05.06.2014

Unter den vielen Pianistinnen und Pianisten Koreas gibt es eine, die sich nun schon seit zwölf Jahren mit Beethoven beschäftigt. Bei der Pianistin handelt es sich um Professorin Chon Hie-yon vom College of Music der Seoul National University.

12년 째 베토벤 대장정을 이어가고 있는 피아니스트 최희연. (사진: 전한 기자)

Pianistin Chon Hie-yon befindet sich seit zwölf Jahren auf einer Entdeckungsreise zu Beethovens Musik (Foto: Jeon Han).


Die Reise der 46-jährigen Pianistin zur Musik Ludwig van Beethovens (1770-1827) begann im Jahr 2002, als sie ein Vierjahresprojekt begann, um alle 32 von Beethovens Klaviersonaten in voller Länge zu spielen.

Begleitet von der Violinistin Lee Mi-kyung gab sie dann in den Jahren 2011 und 2012 eine Reihe von Konzerten, wobei sie alle Violinsonaten von Beethoven abdeckte.

Die Pianistin hörte nicht an diesem Punkt auf. Im letzten Jahr schloss sie den Zyklus aller Beethoven-Klaviertrios ab, dieses Mal in Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern, einschließlich des japanischen Geigers Ruggero Allifranchini und des amerikanischen Cellisten Peter Stumpf.

Obwohl sie sich nun bereits seit zwölf Jahren mit dem großen Komponisten beschäftigt, findet sie diese Aufgabe immer noch schwierig: „Ich habe noch einen langen Weg vor mir.“

Währenddessen erkennt Choi, dass das, was sie tut, das Ehrenhafteste ist, was man als Musiker tun kann. So sagt sie: „Ich bin so privilegiert, dass ich über einen so langen Zeitraum mit dem Publikum über einen so großartigen Komponisten kommunizieren konnte. Ich bin so dankbar und fühle gleichzeitig eine große Verantwortung.“

„Deshalb kann ich keine Phasen des ,Zurücklehnens‘ genießen, da ich immer noch viel zu tun habe.”

베토벤 작품을 연주하고 있는 피아니스트 최희연의 손. (사진: 전한 기자)

Die Finger der Pianistin Choi Hie-yon tanzen über die Tastatur (Foto: Jeon Han).


Was sie dorthin brachte, wo sie jetzt ist, sind die Aufs und Abs, die sie durchlaufen musste, insbesondere, als sie weit weg von zu Hause war.

In der Oberschule entschied sich die junge Choi, ins Ausland zu gehen, um ihr musikalisches Können auszubauen. Sie studierte an der Universität der Künste in Berlin unter Klaus Hellwig und Hans Leygraf. Dort legte sie ihren Doktor der Darstellenden Künste ab.

1995 überquerte sie den Ozean, um in den USA zu studieren, wo sie ihre Studien an der Jacobs School of Music of Indiana University in Bloomington, Indiana, unter György Sebők fortsetzte und ein Künstlerdiplom erwarb.

1999 wurde die Musikerin zur Professorin am College of Music der Seoul National University ernannt, zum ersten Mal in der Geschichte der Universität.

Beethoven war für Choi nicht immer liebenswert. Manchmal konnte er für sie ein Objekt von „Liebe und Hass“ sein, insbesondere, als sie in Berlin studierte. Sie musste harsche Kritik ertragen wie „Das klingt nicht mal wie Beethoven“.

„Ich verbrachte viel Zeit mit quälenden Gedanken und wollte wissen, was um alles in der Welt die ,Beethoven-Klänge‘ waren, die sie [die Deutschen] hören wollten“, erinnert sie sich. „Während ich diese Suche unternahm“, erzählt sie, „wendete ich die Methode von Versuch und Irrtum an und lernte viel."

Ihre unermüdliche Suche nach Beethoven geht weiter. Die Pianistin bereitet sich nun auf eine neue Reihe reiner Beethoven-Aufführungen in den USA und Deutschland vor.

Kürzlich traf sich Korea.net zu einem Gespräch mit Choi, die auf dem Weg nach Indiana zu einem Beethoven-Konzert war, um mehr über sie zu erfahren.

피아니스트 최희연 씨는 “베토벤 연구는 아직 ‘현재진행형’”이라며 “여전히 어렵다”고 말한다. (사진: 전한 기자)

Die Pianistin Choi Hie-yon: „Meine Suche nach Beethoven geht immer noch weiter.” (Foto: Jeon Han).



- Erzählen Sie uns, was Sie an Beethoven am meisten fasziniert!

Ich liebe die „positive Energie“ in seiner Musik. Das erste Mal, als ich die Werke spielte, fand ich sie überhaupt nicht schwer. Damals kannte ich nicht die einzelnen Bedeutungen, die in seine Kompositionen eingebettet sind. Auch diejenigen, die nichts über seine Musik wissen, können immer noch ihre positive Energie spüren.

Wie viele Menschen wissen, war Beethoven psychisch krank. Trotz all der Beschimpfungen und Prüfungen, die er erleiden musste, ließ er sich niemals entmutigen. Stattdessen überwand er diese Schwierigkeiten mit etwas, das er wirklich liebte: mit der Musik. Ich glaube, dass seine Energie in jeder einzelnen Note auflebte, die er schrieb. Ich habe diese Energie ab einem frühen Alter gespürt. Ich habe ihn dafür bewundert, dass er eine so hart arbeitende Person war. Er versuchte es wieder und wieder, bis er den Punkt der Perfektion erreicht hatte.

Ironischerweise fand ich seine Musik umso schwieriger, je mehr ich darin eintauchte. Je stärker ich mich auf all die möglichen Faktoren hinter seiner positiven Energie konzentrierte, desto schwieriger wurde der Prozess.

Die Energie, die bei jedem einzelnen Zuhörer seit Hunderten von Jahren Anklang gefunden hat, entstand nicht über Nacht. Ich glaube, dass es viele Dinge hinter der Schöpfung dieser Musik gibt. Ich bin immer noch dabei, herauszufinden, was diese Faktoren wirklich sind.

- Sie haben die Aufführung von allen von Beethovens Klaviersonaten abgeschlossen. Viele Fans warten vielleicht darauf, dass Sie ein anderes Repertoire in Angriff nehmen, zum Beispiel Beethovens Klavierkonzerte. Können wir damit rechnen, dass das irgendwann bald passiert?

Ich habe bereits alle seine Klavierkonzerte gespielt, bis auf die Nummer 1, aber ich habe noch keinen Zyklus abgeschlossen, bei dem ich alle seine Klavierkonzerte in voller Länge gespielt habe, was ich bald versuchen möchte.

Wenn ich die Chance erhalte, würde ich diese Aufgabe gern zusammen mit einem Dirigenten durchführen, mit dem eine perfekte Zusammenarbeit möglich ist. Die Musik eines Konzerts kann nicht großartig klingen, wenn man nicht in Einklang miteinander ist. Beethovens Musik ist so aufwendig und anspruchsvoll, dass sie niemals fantastisch klingen kann, wenn Sie keinen entsprechenden Partner haben.

베토벤의 음악 속에 담겨있는 ‘긍정적인 에너지’가 지금까지 그의 음악에 천착할 수 있게 만든 원동력이라고 말하는 피아니스트 최희연 씨. (사진: 전한 기자)

Pianistin Choi Hie-yon sagt: „Die positive Energie in Beethovens Musik ist es, die mich dazu veranlasst hat, meine ,Reise' der Beschäftigung mit seiner Musik bis zum heutigen Tag fortzusetzen (Foto: Jeon Han).


- Welche weiteren Projekte in Zusammenhang mit Beethovens Musik würden Sie gern durchführen?

Ich habe Konzerte gegeben, nicht nur hier zu Hause, sondern auch außerhalb der Landesgrenzen. Ich hoffe, eine weitere Runde von Aufführungen mit allen von Beethovens Klaviersonaten zu haben. Ich möchte auch mehr über seine Sinfonien forschen.

- Welches ist Ihr Favorit unter den Werken Beethovens?

Das ist die Millionen-Dollar-Frage. Es ist schwierig, nur ein einziges Werk zu benennen. Meine Erforschung seiner Musik dauert noch an. Ich finde immer noch etwas Neues an seinem Werk, das ich vor ein paar Jahren noch nicht vollständig verstehen konnte. Ich bin mir sicher, dass ich bestimmt eine unterschiedliche Antwort geben würde, wenn mir die gleiche Frage drei Jahre später gestellt würde.

Wenn ich 70 werde, kann ich Ihnen bestimmt das „Ja! Das ist es!“-Stück geben, denke ich.

- Wie kam es dazu, dass Sie mit dem Klavierspiel begonnen haben?

In der Nähe meines Hauses gab es eine Klavierakademie. Als ich nur drei Jahre alt war, ging ich zufällig dort hin, weil ich von den Melodien angelockt wurde, die von einem Klavier kamen. Aus Neugier habe ich versucht, Klavier zu spielen. Um ehrlich zu sein, war meine Mutter dagegen, mich das Instrument in einem so jungen Alter lernen zu lassen, da ich noch nicht einmal das koreanische Alphabet vollständig konnte. Ein Lehrer hier, der mein musikalisches Talent früh erkannte, ermutigte mich jedoch dazu, weiterzumachen. Wir begannen mit den sogenannten „Stunden unter uns”. Meine verärgerte Mutter beobachtete mich über die Monate und stimmte schließlich zu.

Ich hatte kein Klavier zu Hause. Zum Üben ging ich in der Akademie ein und aus. Im Rückblick war es mein „Hunger" nach Musik, der meine Leidenschaft für das Instrument hervorrief. Ich hatte solch ein Gespür für den perfekten Klang, dass ich rasch jeden einzelnen Ton erkennen konnte. Ich war sehr schnell darin, Noten zu lesen. Ich hatte die Angewohnheit, einen Ton zu „verdauen“ und ihn dann ganz eigenständig auf dem Klavier zu spielen.

Ich konzentrierte mich auf das Instrument und verlor das Gefühl für die Zeit. Mein Lehrer vertrieb mich sogar vom Klavier, damit ich nach Hause ging, indem er mir das Porträt eines furchterregend aussehenden Mannes zeigte, der sich als Beethoven herausstellte.

- Ihre Geschichte ist definitiv ein Vermächtnis der Maxime „Hart arbeitende Menschen können nicht diejenigen überbieten, die das, was sie tun, lieben.” Stimmen Sie dieser Aussage zu?

Ja, ich stimme dem zu. Diejenigen, die Freude haben, was immer sie tun, entwickeln sich in großen Schritten weiter. Ich kann den Unterschied bei den Fortschritten zwischen denjenigen Studenten erkennen, die jeden Moment genießen und denjenigen, die dies nicht tun.

- Erzählen Sie uns, was Sie dazu verleitet hat, Pianistin zu werden!

Nachdem ich nach meinem 18. Lebensjahr in Berlin studierte, machte ich mir große Sorgen um meine Zukunft. Ich fragte mich: „Ist dies der Ort, an dem ich sein sollte?“. Solche Sorgen über mein Leben und meinen Weg hielten vier oder fünf Jahre an.

Wann immer ich einen Wettbewerb gewann und mit dem Applaus des Publikums belohnt wurde, hatte ich das Gefühl: „Ja, das ist es!” Dunkle Zeiten ließen jedoch nicht lange auf sich warten. Alle meine Jahre in Berlin waren von Sorge und Leid erfüllt. Glücklicherweise überlebte ich, wobei sich meine Identität auf natürliche Weise entwickelte. Und dann erreichte ich den Punkt, an dem ich wusste: „Ja, das ist es!“

- Hatten Sie jemals irgendeine Krise in Ihrer Karriere?

Natürlich. Nicht nur ein- oder zweimal, sondern viele Male. Der schlimmste Moment trat ein, als sich meine seelischen Leiden auf den körperlichen Bereich übertrugen. 1995, als ich in Berlin war, konnte ich plötzlich nicht mehr Klavier spielen. Meine Finger schmerzten so sehr, als ob die Tastatur mit scharfen Klingen versehen wäre. Es war seltsam. Ärzte sagten wiederholt: „Ihre Finger sind völlig in Ordnung.“ Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich dachte, dass dies vielleicht eine Botschaft von Gott wäre, dass ich mit dem Klavierspiel aufhören sollte.

Damals bereitete ich mich auf einen sehr wichtigen Wettbewerb vor, einen, auf den ich viele Jahre hingearbeitet hatte. Ich hatte keine andere Wahl, als in einem sehr schlechten Zustand daran teilzunehmen, und ich scheiterte, wie erwartet. Mein schwedischer Professor Hans Leygraf machte sich Sorgen um mich und unterstützte mich die ganze Zeit, aber es funktionierte nicht.

Da ich seit so vielen Jahren meine ganze Energie und meinen ganzen Schweiß in die Musik gesteckt hatte, blieb mir kaum Zeit, mich umzusehen und mir über die anderen Dinge um mich herum Gedanken zu machen. Ich denke, dass sich mein mentaler Stress bis aufs Äußerste steigerte. So erkannte ich, dass ich mein Leben wieder in Ordnung bringen musste, und ich beschloss, in die USA zu ziehen. Der Aufenthalt in dem Land fühlte sich an wie der Aufenthalt in einem Erholungsheim. Dort erholte ich mich gut, und mein Leben und meine Gesundheit stabilisierten sich wieder. Ich fühlte mich wohl, sah mich unter den Leuten um mich herum um und begann zu lernen, wie ich die Menschen lieben konnte, die ich liebte. Dann löste sich meine Krise auf natürliche Weise auf.

- Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Im August werde ich in Deutschland eine Reihe von Konzerten mit einem Beethoven-Repertoire geben, darunter ein Konzert mit Beethovens Cello-Sonaten zusammen mit einem österreichischen Cellisten.

Im Oktober werde ich zwei Konzerte hier zu Hause präsentieren, eines davon mit dem Seoul Philharmonic Orchestra.

보고 싶지 않을 정도로 미울 때도 있었던 피아노지만 그래도 ‘영원한 내 분신’이라고 말하는 피아니스트 최희연 씨. (사진: 전한 기자)

Pianistin Choi Hie-yon sagt, dass das Klavier etwas Hässliches sein kann, das sie manchmal nicht mehr sehen möchte, aber dass es insgesamt immer noch ihr „Alter Ego” sei (Foto: Jeon Han).


- Was bedeutet das Klavier für Sie?

Ich würde sagen, dass es mein Alter Ego ist. In jeder Hinsicht ist es ein so großartiges Instrument. Es sieht eindrucksvoller aus, wenn es einen Ton von sich gibt. Ich erinnere mich daran, dass ich, als ich dieses Instrument sah, gedacht habe: „Wow, das ist fantastisch. Es ist so schön.“

Manchmal sah es in meinen Augen auch hässlich aus; dann konnte ich es nicht so spielen, wie ich wollte. in diesen Augenblicken begann es, wie ein Monster auszusehen, das ich niederschlagen wollte.

- Wenn Sie vielversprechenden Musikern einen Rat geben müssten, was wäre das?

Ich bin aufgewachsen, ohne viel von meinen Eltern oder Lehrern gescholten worden zu sein. Meine Lehrer waren die Art von Menschen, die einfach einen Schritt zurücktraten, mich beobachteten und zuhörten, wann immer ich beim Spielen den Faden verlor.

Mein letzter Lehrer, György Sebők, pflegte zu mir zu sagen: „Sie sind wie ein Stern am Himmel”. Wie der Stern, der, wie er sagte, woandershin gewandert sein wird, wenn er nach drei Monaten zurückkommt. Er sagte, dass diese Reiseentfernung genau die Entfernung sei, die ich zurückgelegt habe.

Er fragte mich auch regelmäßig: „,Was braucht die Sonnenblume am meisten?‘ Die Antwort lautet: ,Sonne und Wasser‘. Diese beiden Dinge sind genau das, was Sie ebenfalls jetzt brauchen. Die Sonne und das Wasser.“

Das Beobachten und das leise Abwarten, das meine Lehrer praktizierten, sind mein pädagogischer Glaubenssatz und gleichzeitig meine Lebensphilosophie.

Von Wi Tack-whan, Sohn JiAe
Redakeure, Korea.net
jiae5853@korea.kr  
Übersetzung: Gesine Stoyke