„Das Beispiel der Märtyrer hat uns heute viel zu sagen, die wir in Gesellschaften leben, in denen neben einem enormen Reichtum still und leise eine schreckliche Armut wächst, in denen der Schrei der Armen selten beachtet wird und in denen Christus kontinuierlich nach uns ruft, indem er uns darum bittet, zu lieben und ihm zu dienen, indem wir uns um unsere Brüder und Schwestern in der Not kümmern. Wenn wir dem Vorbild der Märtyrer folgen und den Herrn beim Wort nehmen, werden wir die erhabene Freiheit und Freude verstehen, mit denen sie in ihren Tod gingen.“
Das waren die Worte von Papst Franziskus bei der Seligsprechungszeremonie für Paul Yun Ji-chung und 123 Gefährten des Märtyrers, die am 16. August auf dem Gwanghwamun-Platz in der Innenstadt von Seoul stattfand. Paul Yun Ji-chung (1759-1791) ist der erste Katholik, der hier verfolgt wurde, nachdem er Ende der Joseon-Dynastie (1392-1910) angeklagt wurde, die konfuzianistische Ordnung zu stören.
Papst Franziskus leitet am 16. August auf dem Gwanghwamun-Platz die Seligsprechungszeremonie von Paul Yun Ji-chung und 123 weiteren Märtyrern.
„Heute feiern wir den Sieg von Paul Yun Ji-chung und 123 weiteren Märtyrern”, sagte der Papst während seiner Predigt. „Ihre Namen stehen nun neben denen der heiligen Märtyrer St. Andrew Kim Dae-geon, dem ersten katholischen Priester, von St. Paul Chong Ha-sang und ihren Gefährten. Sie alle lebten und starben für Christus. Nun regieren sie mit ihm mit Freude und Ruhm. Ich lade Sie, die Katholiken Koreas, ein, sich an die großartigen Dinge zu erinnern, die Gott in diesem Land geschaffen hat und das Erbe von Vertrauen und Wohltätigkeit zu ehren, das Ihnen von Ihren Vorfahren anvertraut wurde.“
Der Papst fügte hinzu: „Aufgrund von Gottes mysteriöser Vorsehung wurde der römisch-katholische Glauben nicht von Missionaren an die Strände Koreas gebracht. Stattdessen kam er über Herz und Geist der koreanischen Bevölkerung ins Land.“
„Er wurde durch intellektuelle Neugier gefördert, durch die Suche nach religiöser Wahrheit“, betonte der Papst. „Durch eine ursprüngliche Begegnung mit dem Evangelium haben die ersten koreanischen Katholiken Jesus ihren Geist geöffnet. Dies trug schließlich Früchte bei Gemeinschaften, die von der frühen Kirche inspiriert wurden, in denen die Gläubigen wirklich ein Herz und eine Seele waren, ungeachtet sozialer Unterschiede, und alle Dinge miteinander teilten.”
Der Papst sagte auch: „Das Erbe des seligen Paul Yun Ji-chung und seiner Gefährten – ihre Integrität bei der Suche nach der Wahrheit, ihre Treue gegenüber den höchsten Prinzipien der Religion, für deren Annahme sie sich entschieden, und ihr Bekenntnis zu Wohltätigkeit und Solidarität mit allen – sie sind Teil der reichen Geschichte des koreanischen Volkes.
„Das Erbe der Märtyrer kann alle Männer und Frauen inspirieren, die guten Willens sind, in Harmonie für eine gerechtere, freiere und versöhnte Gesellschaft zu arbeiten, um so zum Frieden und zum Schutz authentischer menschlicher Werte in diesem Land und in der Welt beizutragen”, fügte der Papst hinzu.
Vor Beginn der Messe wurde Papst Franziskus von den Jubelrufen Hunderttausender von Menschen begrüßt, die die Straße von der Seoul City Hall bis zur Kreuzung Gwanghwamun, die Route des Papstkonvois, säumten.
Der Papst ließ seinen offenen Wagen bei einer Gruppe von Familienmitgliedern von Opfern des Sewol-Fährunglücks anhalten, tröstete und segnete sie.
Von Wi Tack-whan, Lee Seung-ah Fotografiert von Jeon Han Redakteure, Korea.net whan23@korea.kr