Der Hangang ist ein gigantischer Fluss, der die Hauptstadt durchtrennt.
In der Mitte des Flusses unterhalb der Yeouido und Mapo verbindenden Sogang-Brücke befindet sich die winzige und unberührte Insel Bamseom. Sie ist gegenwärtig unbewohnt, aber man weiß, dass sie einst von 400 Menschen bewohnt wurde, die in 80 Haushalten lebten.
In den 1960er Jahren mussten die Inselbewohner ihr Zuhause verlassen, weil die Regierung plante, Yeouido zu entwickeln und den Flusslauf zu begradigen. Am 10. Februar 1968 wurde die Insel als Teil des städtischen Bauvorhabens gesprengt.
Etwa 114.000 Kubikmeter Kies- und Kiesel-Überreste wurden auf Bamseom aufgehäuft und als Baumaterial für die Uferdämme auf Yeouido verwendet.
Die Türme von Yeouido tauchen über der Landschaft der Insel Bamseom auf (Foto mit freundlicher Genehmigung der Stadt Seoul).
Die Insel Bamseom wurde von dem Landschaftsmaler Sim Sajeong (1707-1769) gemalt. Historischen Berichten zufolge bildete die Insel in der alten Hauptstadt einen von acht Aussichtspunkten. Die auf dem Gemälde dargestellten Häuser liegen sehr friedlich in der Landschaft.
Satellitenfoto von der heutigen Insel Bamseom. Dank des Sediments hat sich die Insel seit ihrer Auflösung 1968 um das Sechsfache vergrößert (Foto mit freundlicher Genehmigung der Stadt Seoul).
Nachdem die Insel für fast ein halbes Jahrhundert verschwunden war, hat sie sich nun dank des Sediments, das flussabwärts fließt, selbst wieder herausgebildet. Erd- und Sandschichten haben sich kontinuierlich und auf natürliche Weise in dem Gebiet angesammelt und den Boden für dicke Bäume, Wald und Vegetation bereitet.
Laut Angaben der Stadt Seoul maß die Insel 1966 gemäß einem Gutachter des US-Militärs 45.684 qm. Sie dehnt sich in einem fortlaufenden Prozess jährlich um 4.400 qm aus. Heute hat die Insel eine Größe von 279,531 qm und einen Umfang von weniger als drei Kilometern. Sie zeigt die unverwüstliche Schönheit der Natur.
Die Insel Bamseom liegt unterhalb der Songang-Brücke.
Auf der Insel Bamseom finden sich Wald, Wasserläufe und verschiedene Vogelarten, was an einen Dschungel erinnert.
Heute ist Bamseom eine Insel voller Leben und Zuhause für 140 Pflanzen- und 50 Vogelarten. Jeden Winter bietet sie Zugvögel einen sicheren Schutz. In Anerkennung ihres Wertes als Lebensraum für Vögel inmitten der Stadt wurde die Insel gemäß der Ramsar-Konvention im Juli 2012 als Sumpfgebiet registriert.
Wenngleich der Zutritt zu der Insel nicht gestattet ist, dauert es mit dem Boor nur zehn Minuten vom Yeouidos Hangang-Park bis zu der vegetationsreichen Insel Bamseom. Die Insel erscheint aus der Nähe viel länger und breiter als aus der Ferne.
Die Insel Bamseom ist in zwei Bereiche unterteilt: „Oberes Bamseom“, das zum Bezirk Yeouido von Yeongdeongpo-gu gehört, und „Unteres Bamseom“, das Teil des Bezirkes Dangin in Mapu-gu ist. Es dauert nur 20 Minuten, um die Insel mit dem Boot zu umfahren.
Blick auf das Gebäude der Nationalversammlung von der Insel Bamseom aus gesehen (Foto: Wi Tack-whan).
In Erinnerung an die Menschen, die hier einst lebten, findet sich auf dem unteren Teil von Bamseom ein Gedenkstein.
Bis in die 1960er Jahre waren 80 Haushalte offiziell auf der Insel Bamseom registriert. Die Menschen lebten vom Fischfang, pflanzten Bäume und Heilkräuter, die für medizinische Zwecke nutzbar waren, und züchteten Ziegen.
Heute erinnert nur noch ein von Dickicht umgebener Gedenkstein auf dem unteren Teil von Bamseom an ihre Geschichte.
Von Wi Tack-whan, Lee Seung-ah Fotos: Jeon Han whan23@korea.kr