Jung-seok kann die Überlebenden mit seiner Geschichte nicht überzeugen
Warum haben die Zuschauer*innen „Train to Busan“ so geschätzt? Wir meinen natürlich solche, die es gewohnt sind, Horrorfilme zu konsumieren und ein Thema wie Zombies entsprechend für spannend halten. Dem unvoreingenommenen Kinogänger bereiten die üblichen Zutaten kein Vergnügen: Das ständige Nagen an Menschenkörpern, das großzügige Spritzen von Blut und zitternde Unmenschen sind nicht jedermanns Sache. Sicher basiert „Train to Busan“ auf einem bereits im westlichen Kino entwickelten Zombiethriller-Modell, dem mehrere Komponenten hinzugefügt wurden, etwa der versiegelte Raum, das hohe Tempo, viel Adrenalin in der Geschichte sowie antikapitalistisches Pathos. Die Unterhaltung geschieht durch großzügige Spezialeffekte, den Soundtrack, das hohe Tempo und vor allem durch stimmige, spannende und spektakulär inszenierte Actionszenen. Den Fokus seiner Handlung richtet Yeon Sang-ho immer noch auf die Charaktere, die ihre Lebenseinstellung im Laufe des Geschehens überdenken.
Er setzt Akzente auf Drama und Gefühle, die es so im zweiten Film kaum gibt. Nehmen wir beispielsweise den Protagonisten Seok-Woo, gespielt von Gong Yoo, der sich zuerst als zurückgezogener, aber durchaus ichbezogener Fondsmanager zeigt, und zum Ende des Filmes bereit ist, sein Leben für andere zu opfern. Bei „Peninsula“ scheint es, als ob die Schauspieler*innen ausschließlich vor dem Green Screen ihre Künste zeigten. Die meisten Szenen geschehen im Dunklen. Natürlich ist diese Tageszeit am besten geeignet, um Zombies zu entkommen, aber auch die Szenen in Hongkong spielen ausschließlich abends und nachts, als ob die Apokalypse bereits auf der ganzen Erde angekommen sei. Die einzige hell ausgeleuchtete Szene ist das Finale. Obwohl visuell gelungen, ist es inhaltlich eine Sammlung von Klischees, die den erfahrenen Kinogänger kaum berühren werden.