Ehrenberichterstatter

Die DMZ in drei verschiedenen Versionen

17.04.2018
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Die koreanische Halbinsel ist in zwei Staaten aufgeteilt, getrennt durch die Demilitarisierte Zone (DMZ).



Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Heike Hermanns aus Deutschland
Fotos: Korea.net DB | Stand: 17. April 2018

Die Entmilitarisierte Zone (DMZ) teilt die koreanische Halbinsel in zwei Hälften. Seit 65 Jahren stehen sich dort die Armeen Nordkoreas, Südkoreas und der USA gegenüber. Für jede dieser Seiten hat die Grenze eine andere Bedeutung, wie ich bei verschiedenen Besuchen feststellen konnte.

Die amerikanische Version:
Mitte der 1990er Jahre war es für Südkoreaner noch schwer, näher an die Grenze zu kommen. Schon die Anreise durch den Norden Seouls und dann über Reisfelder war flankiert von militärischen Einrichtungen und Panzersperren. Als Hochsicherheitszone eingestuft, konnte man nur mit spezieller Genehmigung als Teil einer Tourgruppe über den Imjin-Fluss kommen – damals noch über die schmale Brücke. Es galt eine strenge Kleidervorschrift – keine Jeans, keine T-Shirts mit Slogans, keine Shorts etc. Nach Ankunft musste man zuerst eine Sicherheitseinführung machen und eine Erklärung unterschreiben, dass man keine unangebrachten Bemerkungen macht und sich an die Anweisungen der Führer hält. Die Führung wurde von US-Soldaten geleitet, die ihre Einheit vorstellten. ‘Combat ready in X seconds”, und auch den gefährlichsten Golfplatz der Welt (die Golfbälle fliegen in die Minenfelder). Die Aussichtspagode des Joint Security Areas (JSA) und die Brücke, an der 1976 zwei amerikanische Soldaten umgebracht wurden, standen auch auf dem Programm. An anderen Stellen ging es durchaus lustig zu, so übersetzte der Führer die Propagandaplakate auf der anderen Seite mit “Pepsi, the taste of a generation”. Der Besuch zeigte den Ernst der Trennung und der militärischen Spannungen deutlich.

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Ursprünglich führten über den Imjin-Fluss zwei Bahnstrecken, eine für Züge, die aus Seoul kamen, und eine für Züge, die nach Seoul reisten. Die Route rechts wurde während des Kriegs zerstört.



Die südkoreanische Version:
15 Jahre später ist die Anreise ganz anders. Im Norden Seouls wurde eine neue Stadt mit Hochhäusern gebaut, Ilsan, und die militärischen Anlagen zurückgebaut. Nun fährt man über breite Straßen. Es gibt Aussichtspunkte am Imjin-Fluss, wo man durch Ferngläser nach Norden blicken kann. Die Zugverbindung bis Doransan ist wieder offen. Koreaner können nun wesentlich weiter in die DMZ reisen, und die alte Brücke am Imjin-Fluss ist Teil eines Ausflugsparks (Peacepark), bei dem sich alles um die friedliche Wiedervereinigung dreht. Familien und Schulausflüge vergnügen sich hier, aber es gibt auch einen Altar, in dem Koreaner der Verwandten im Norden gedenken können.

Die JSA selbst kann man weiterhin nur als Gruppe besuchen. Dort gibt es jetzt auf der südlichen Seite ein neues mehrstöckiges Gebäude, von dem man auf die blauen UN-Hütten herunterschauen kann. Für die vielen koreanischen Besucher der ideale Platz für ein Selfie, natürlich mit dem Handy. Selbst ein Marine-Soldat in Uniform mit seiner Freundin ist Teil der Gruppe, von dress code keine Spur mehr. An den Hütten stehen aber immer noch die koreanischen Soldaten mit ihren Spiegelsonnenbrillen in strammer Haltung und schauen auf die andere Seite. Davon abgesehen ist die DMZ ein Ausflugsziel und der kurze Blick nach Norden eine Touristenattraktion geworden.

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Besucher des Dora-Observatoriums, des nördlichsten Besichtigungspunkts, können Nordkorea aus einiger Entfernung betrachten.



Die nordkoreanische Seite:
Die Anreise von Pjöngjang in 2006 ist ganz anders. Die Straßen sind leer, es sind keine Autos unterwegs. Durch die Straßenkontrollen kommt unser Bus natürlich ohne Probleme. Aber man sieht auch keine militärischen Einrichtungen entlang der Straße, die darauf vorbereiten, dass man sich einer der bestbewachten Grenzen der Welt nähert. Das liegt sicherlich daran, dass es viele unterirdische Anlagen gibt, die nicht mit bloßem Auge oder von einem Satellit aus zu entdecken sind. Nur eine letzte Panzersperre über der Straße und man ist fast direkt in der JSA mit den blauen Hütten. Unser Führer zeigte uns die Baracke, in der 1953 der Waffenstillstand unterzeichnet wurde, mit den Tischen und Flaggen, die damals benutzt wurden (die Hütte selber wurde abgebaut und steht jetzt weiter von der Grenzlinie weg). Hier stehen die Errungenschaften der nordkoreanischen Seite im Vordergrund, man hat den amerikanischen Aggressoren getrotzt.

Die eigentliche Überraschung war aber, dass auf der südkoreanischen Seite der JSA überhaupt keine Wachen zu sehen waren. Während meiner Besuche von der südlichen Seite standen dort immer viele Soldaten, um Zwischenfälle zu vermeiden und die ständige Kampfbereitschaft zu zeigen. Als ich unseren nordkoreanischen Reiseführer darauf ansprach, scherzte er, ‘Die machen gerade Mittagspause.’ Später habe ich dann erfahren, das die südliche Seite die JSA mit Kameras überwacht, und die Wachen tatsächlich nur in großer Zahl Parade stehen, wenn es Besuchergruppen gibt. Auf der Rückreise besuchten wir noch einen Unterstand etwas weiter von der JSA entfernt, wo uns wieder der Einfluss der Amerikaner auf die Trennung des koreanischen Volkes vorgeführt wurde. Von dort aus konnten wir weit über die Grenze sehen, aber die dort stationierten Soldaten haben uns nicht gesagt, was sie denken, wenn sie durch ihre Ferngläser die Hochhäuser und modernen Autos auf der anderen Seite sehen.

jesimin@korea.kr

* Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.