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Vertriebene wünschen sich ein dauerhaftes Zentrum des Treffens für getrennte Familien

25.04.2018
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Seo Kyu Hoe, ehemaliger Vorsitzender des Yeonbaek-Gun-Komitees sagt, er sei froh, dass der Korea-Gipfel stattfindet.



Von Lee Hana, Park Hye Ri und Min Yea-Ji | Fotos: Jeon Han | Stand: 25. April 2018

Es war in Rakseon-li im Dorf Onjeong-myeon, Kreis Yeonbaek-gun, in der Provinz Hwanghae-do.

Obwohl es fast 70 Jahre her ist, seit er seine Heimatstadt verlassen hat, kann Seo Kyu Hoe, ein vertriebener Koreaner aus dem Norden, seine alte Adresse auswendig vortragen. Er wurde dieses Jahr 82 Jahre alt.

Am 4. Januar 1951, sieben Monate nach dem Ausbruch des Koreakrieges, sah er sein Haus zum letzten Mal. Dies war ein Moment, der jetzt als ‚January–Fourth Retreat‘ bekannt ist. Nordkoreanische Armeen eroberten Seoul und drängten die südkoreanischen und US-amerikanischen Truppen in das Gebiet um Busan im Südosten der Halbinsel zurück. Damals war Seo, das dritte von sieben Kindern, nur 14 Jahre alt.

„Meine Mutter sagte uns, dass wir nur einen Monat lang weg von den Bomben und den Gewehren Zuflucht suchen sollten. Mit meinem älteren Bruder und meiner Schwester bin ich geflüchtet, ohne genau zu wissen, was geschah“, sagte er.

Mit den zwei Reissäcken, die Mutter uns gab, sind wir mit einer Menge anderer Erwachsener über den Fluss auf die Insel Gyodong im Kreis Ganghwa geflüchtet. Seitdem konnten wir nicht mehr in unsere Heimat zurückkehren", erinnert er sich.

Seo konnte niemals seine Familienmitglieder sehen, seit er seine Heimatstadt verlassen hatte. Während der Jahre, in denen er die Hilfsgüter aus den USA bekam und das Qualifikationsexamen bestand, gab es die einzige Neuigkeit aus dem Norden, dass seine Geschwister gezwungen waren, in die Provinz Hamgyeongbuk-do umzuziehen.

„Wir haben gehört, dass der älteste Sohn meines älteren Bruders immer noch in unserer Heimatstadt Yeonbaek lebt. Wenn ich jemals wieder meine Geschwister im Norden treffen könnte, möchte ich mich tausend Mal bei ihnen entschuldigen, dass ich nicht für sie da war. Das ist mein letzter Wunsch", sagte Seo und legte seine alte Hand auf seine Brust.

Seo war der Vorsitzende der Vertriebenen in seiner Gemeinschaft Yeonbaek-gun und der stellvertretende Vorsitzende des Provinzkomitees von Hwanghae-do. Korea.net setzte sich am 16. April im Koreanischen Nationalmuseum mit ihm zusammen, um von den Hoffnungen seiner Gemeinde auf den bevorstehenden innerkoreanischen Gipfel 2018 zu erfahren.

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Seo Kyu Hoe, ehemaliger Vorsitzender des Yeonbaek-Gun-Komitees, sagt, dass viele vertriebene Koreaner hoffen, dass der innerkoreanische Gipfel 2018 dazu beitragen wird, ein permanentes Zentrum für getrennte Familien einzurichten.



- Wie fühlen Sie sich über den innerkoreanischen Gipfel 2018?

Als ein Vertriebener bin ich froh, dass der Gipfel stattfindet, und ich habe große Hoffnungen auf ein mögliches Ergebnis. Ich möchte meine Familie wiedertreffen, und als jemand, der nur das Beste für unser Land wünscht, habe ich große Erwartungen. Ich hoffe, Präsident Moon Jae-in wird das Steuer übernehmen und uns zum bestmöglichen Ergebnis führen.

- Welche Art von Ergebnissen möchten Sie bei dem Gipfel sehen?

Zwei Drittel der getrennten Familien sind bereits mit voller Reue gestorben. Diejenigen von uns, die immer noch leben, sind auch zu alt. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, mindestens fünf oder zehn Jahre.

Im Namen aller getrennten Familien, die ihr ganzes Leben mit Tränen und Reue zubringen mussten, möchte ich den Präsidenten Moon Jae-in um drei Wünsche bitten: Erstens, die Gründung eines dauerhaften Zentrums des Treffens für getrennte Familien. Zweitens, einen Besuch in unserer Heimatstadt abzustatten. Drittens möchten wir das Ahnengrab unserer Vorfahren besuchen.

- Wie denken die andere Vertriebenen?

Wir haben unser Leben damit zugebracht, endlose Tränen zu vergießen. Wir haben großes Heimweh gehabt und selbst nachdem wir sterben, werden wir nicht mehr dorthin zurückgehen können. Ich glaube, jeder vertriebene Koreaner hat solche Gefühle. Es ist eine Tragödie, die niemals in der Geschichte der Menschheit wiederholt werden sollte.

- Es scheint, dass Ihre Hoffnungen für den Gipfel so groß sind, wie die Sehnsucht tief ist.

Wir können nirgendwohin gehen, auch nicht nach dem Tod. Als vertriebene Koreaner fürchten wir uns, traditionelle Feiertage wie Chuseok zu feiern, weil wir keine Familie zu besuchen haben, und überall und nirgends daheim sind. Das ist unsere Realität.

Natürlich ist die Denuklearisierung die wichtigste Tagesordnung des Gipfels. Aber aus der Sicht von vertriebenen Koreanern wäre es eine große Leistung, endlich wieder in der Lage zu sein, mit unseren Familien im Norden zusammen zu sein und die Möglichkeit zu haben, unsere Häuser zu besuchen und unseren Vorfahren unseren Respekt zu zollen.

Für uns wäre dies ein großes Geschenk, da das unsere letzte Pflicht sowie unsere letzte Aufgabe ist.

* Nach Angaben des Komitees für die fünf nordkoreanischen Provinzen vom Innenministerium leben schätzungsweise 750.000 koreanische Vertriebene der ersten Generation im Süden. Mit der Einbeziehung von Menschen in der zweiten, dritten und vierten Generation werden schätzungsweise rund 800.000 koreanische Vertriebene gezählt.