DER WEG, DEN WIR BESCHRITTEN HABEN

Konflikte und Rivalität haben die langen Jahre der Teilung der beiden Koreas geprägt. Sowohl Südkorea als auch Nordkorea unternahmen jedoch fortwährend Anstrengungen, um durch Gespräche und gegenseitigen Austausch die Tragödie zu überwinden und alte Wunden zu heilen.
Nachdem Süd- und Nordkorea im Jahr 1971 den ersten Dialog aufgenommen hatten, fanden 668 Mal Gespräche zwischen süd- und nordkoreanischen Behörden statt. (Stand vom 7. September 2018)

668

Gespräche zwischen süd- und nordkoreanischen Behörden

268

Politische Gespräche

154

Humanitäre Gespräche (Zusammenführung von getrennten Familien, Hilfeleistungen für Nordkorea)

60

Gespräche zu sozialen und kulturellen Themen

51

Militärische Gespräche

135

Gespräche zu Wirtschaftsthemen

Bereits in den Siebzigerjahren begann man, Bemühungen zum Aufbau gegenseitigen Vertrauens zu unternehmen und Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu schaffen. Diese Bemühungen legten den Grundstein für die beiden Meilensteine in der Geschichte des innerkoreanischen Dialogs, den die beiden Seiten inmitten von Anfeindungen und Konflikten aufrechterhielten: die Gipfeltreffen von Süd- und Nordkorea in den Jahren 2000 und 2007.


1970

Die Siebzigerjahre

In den Siebzigerjahren vereitelte der Kalte Krieg jegliche Bemühungen um Gespräche zwischen Süd- und Nordkorea. Die in den Siebzigerjahren aufkommende Entspannungsphase beeinflusste jedoch auch den Dialog zwischen beiden Teilen Koreas.

1971

Rot-Kreuz-Gespräche

Das erste innerkoreanische Gespräch fand am 20. August 1971 statt. Ziel des Treffens zwischen den Delegationen war die Vorbereitung von Rot-Kreuz-Gesprächen zur Lösung der Frage getrennter Familienangehöriger. Auf das erste Treffen folgten zwischen August 1972 und Juli 1973 sieben Hauptgespräche des Roten Kreuzes. Dort diskutierten die Teilnehmer fünf Tagesordnungspunkte, darunter die Überprüfung der Adressen und des aktuellen Status der getrennten Familienangehörigen.

1972

7.4 Gemeinsame Erklärung von Süd-Nord

Im Mai 1972 verkündeten die beiden Teile Koreas als Ergebnis des Austauschs von Delegierten zwischen Seoul und Pjöngjang die Gemeinsame Erklärung vom 4. Juli 1972 und gründeten den südkoreanischen Koordinationsausschuss. Die Gemeinsame Erklärung war das erste innerkoreanische Abkommen seit der Spaltung der koreanischen Halbinsel. Die Erklärung legte drei Prinzipien für die Vereinigung fest—Selbstständigkeit, friedliche Vereinigung und großer nationaler Zusammenschluss—und beinhaltete Pläne zur Beendigung militärischer Konflikte und zur Schaffung einer ständigen direkten Verbindung zwischen Seoul und Pjöngjang. Diese Bemühungen reichten jedoch nicht aus, um den durch den Kalten Krieg aufgeheizten Konflikt zu überwinden, und führten nicht zu einer Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen.

1980

1980er Jahre

In den frühen 1980er Jahren erlitten die innerkoreanische Beziehungen einen schweren Rückschlag. Mitte der 1980er Jahre folgte jedoch eine Phase der Wiederbelebung der Gespräche zwischen dem Süden und dem Norden. Diese umfassten ein breites Spektrum von Bereichen, darunter Wirtschaft und Sport.

1984

Am 18. September 1984

Am 18. September 1984 nahm die Regierung das Angebot Nordkoreas an, Südkorea durch Bereitstellung von Material dabei zu helfen, sich von den Folgen einer Flutkatastrophe zu erholen, die das Land in diesem Jahr heimgesucht hatte. Es war das erste Abkommen über humanitäre Hilfe seit der Spaltung. Im selben Jahr fanden eine Reihe innerkoreanischer Treffen statt, beginnend mit den Wirtschaftsgesprächen zwischen Süd- und Nordkorea im November, gefolgt von Rot-Kreuz-Gesprächen, einem Vortreffen für Gespräche zwischen den Nationalversammlungen und Sportgesprächen.

1985

Am 27. Mai 1985

Am 27. Mai 1985 einigten sich die Delegierten der 8. Rot-Kreuz-Gespräche von Süd- und Nordkorea auf das erste Zusammenführungsprogramm für getrennte Familienangehörige seit der Spaltung. Im Rahmen des Programms tauschten Seoul und Pjöngjang ab dem 20. September vier Tage lang Gruppen von getrennten Familienangehörigen und Künstlergruppen aus.

- Süd- und Nordkorea trafen sich trotz des Konflikts der 1980er Jahre weiterhin zu Gesprächen und diversifizierten sogar die im vorherigen Jahrzehnt erreichten Dialogkanäle.

1990

1990er Jahre

Das Ende des Kalten Krieges in den frühen 1990er Jahren setzte wichtige Entwicklungen in den innerkoreanischen Beziehungen in Gang.

Im September 1990

kamen beide Seiten für die südkoreanischen Gespräche auf hoher Ebene zusammen, dem ersten Treffen auf Ministerebene seit der Spaltung. Beide Seiten trafen sich zu acht weiteren Gesprächen auf hoher Ebene, die im Februar 1992 zur Verkündung eines Abkommens über Aussöhnung, Nichtangriff, Zusammenarbeit und Austausch zwischen dem Süden und dem Norden (Gemeinsames Grundübereinkommen) führten.

Im Gemeinsamen Grundübereinkommen

bekräftigten die beiden Koreas die in der Gemeinsamen Erklärung vom 4. Juli 1972 festgelegten Prinzipien und kamen überein, das Regime des jeweils anderen zu respektieren und anzuerkennen und Anstrengungen zu unternehmen, um den Waffenstillstand in Frieden zu verwandeln. Außerdem verabschiedeten die Delegierten bei den Gesprächen auf hoher Ebene Zeitpläne für das Gemeinsame Grundübereinkommen für die drei Bereiche von Aussöhnung, Nichtangriff sowie Zusammenarbeit und Austausch sowie die Gemeinsame Erklärung über die Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel.

2000

2000er Jahre

Im Jahr 2000 schrieben Süd- und Nordkorea mit ihrem ersten innerkoreanischen Gipfel seit der Spaltung Geschichte. Während des Gipfels, der vom 13. bis 15. Juni in Pjöngjang stattfand, verabschiedeten Präsident Kim Dae-jung und der Vorsitzende der Nationalen Verteidigungskommission Kim Jong-il die Gemeinsame Erklärung vom 15. Juni. In der Erklärung bekräftigten die beiden ihr Engagement für gemeinsame Bemühungen zur Zusammenführung von durch die Spaltung getrennten Familienangehörigen und zum Ausbau des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Austauschs.

2000

6.15 Gemeinsame Erklärung Süd-Nord

Insbesondere erkannten sie gemeinsame Elemente zwischen dem Konföderationsvorschlag des Südens und dem Vorschlag des Nordens eines Föderalismus niedriger Stufe an und kamen überein, diese als Ausgangspunkt für die weitere Diskussion über die Frage der Vereinigung zu nutzen. Anstatt mit der institutionellen und rechtlichen Vereinigung zu beginnen, kamen die beiden Koreas überein, die Existenz des jeweils anderen anzuerkennen, ein friedliches Zusammenleben anzustreben und allmähliche und schrittweise Austausch- und Kommunikationsbemühungen zu unternehmen, um eine De-facto-Vereinigung zu erreichen.

2007

Gipfelerklärung vom 4. Oktober 2007

Am 8. August 2007 gaben Süd- und Nordkorea bekannt, dass der zweite innerkoreanische Gipfel vom 28. bis 30. August 2007 stattfinden werde. Zehn Tage später bat Nordkorea jedoch, den Gipfel zu verschieben, da es sich von der Flutkatastrophe erholen musste, die das Land getroffen hatte. So fand der innerkoreanische Gipfel vom 2. bis 4. Oktober 2007 in Pjöngjang statt. Beim Gipfel bekräftigten Präsident Roh Moo-hyun und der Vorsitzende der Nationalen Verteidigungskommission Kim Jong-il ihr gemeinsames Verständnis von der Notwendigkeit, das derzeitige Waffenstillstandsregime zu beenden und ein dauerhaftes Friedensregime aufzubauen. Zu diesem Zweck kamen die beiden überein, darauf hinzuarbeiten, dass die Führer der drei oder vier direkt betroffenen Parteien auf der Halbinsel zusammenkommen und das Ende des Koreakriegs erklären. Des Weiteren kamen die beiden Seiten auch überein, gemeinsame Programme in verschiedenen Bereichen wie Politik, Militär, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur zu realisieren. Beim Gipfel wurde die Erklärung zur Entwicklung der Beziehungen zwischen Süd- und Nordkorea, des Friedens und des Wohlstands verabschiedet (Gipfelerklärung vom 4. Oktober 2007). In der Erklärung wurden die Maßnahmen für die in der Gemeinsamen Erklärung vom 15. Juni enthaltenen Abkommen im Detail dargelegt.

2017

„Wir kennen den Weg bereits, der zu einer friedvollen Koreanischen Halbinsel führen wird. Er kehrt zurück zur Gemeinsamen Erklärung vom 15. Juni und zur Erklärung vom 4. Oktober."

„Durch diese beiden Erklärungen bekräftigen Süd- und Nordkorea eindeutig, dass die innerkoreanische Frage eine Angelegenheit unserer Nation ist, die sich dazu verpflichtet, eng zusammenzuarbeiten, um Spannungen abzubauen und den Frieden auf der Koreanischen Halbinsel zu gewährleisten. Die beiden Koreas haben auch versprochen, den Weg des gemeinsamen Wohlstands über Kooperationsprojekte in allen Sektoren der Gesellschaft, einschließlich der Wirtschaft, zu begehen. Dieser Geist des Abkommens, der sich auf gegenseitige Achtung zwischen Süden und Norden stützt, ist immer noch gültig. Aber er ist auch verzweifelt. Wir müssen jenen Geist wiederfinden, in dem Süden und Norden gemeinsam für die Schaffung einer friedlichen Halbinsel arbeiteten.“- Präsident Moon Jae-ins Rede bei der Körber-Stiftung in Deutschland

2018

Am 27. April 2018, erstmals seit 11 Jahren, haben sich Staatschefs der beiden Koreas in Panmunjeom getroffen. Die Knospen des Olympischen Friedens von Pyeongchang sind im Frühling als Gipfeltreffen aufgegangen.

Präsident Moon Jae-in und der Vorsitzende Kim Jong Un sprachen offen und ernsthaft über die Entwicklung nachhaltiger innerkoreanischer Beziehungen und die Etablierung eines dauerhaften und stabilen Friedens auf der koreanischen Halbinsel.

Das kurze eintägige Treffen war inhaltlich von großer Bedeutung. Das Gespräch am Vormittag dauerte länger als 100 Minuten, und das Gespräch unter vier Augen, das mit dem Spaziergang über eine nahegelegene Brücke begann, dauerte volle 40 Minuten. Die verhandelten Inhalte wurden in die Erklärung aufgenommen und direkt von den beiden Regierungschefs verkündet. Die beiden Staatschefs erklärten den Beginn einer ‘neuen Ära des Friedens auf der koreanischen Halbinsel’.

Genau einen Monat später, am 26. Mai 2018 saßen sich die Regierungschefs der beiden Koreas im Friedenshaus in Panmunjeom wieder gegenüber.

Kurz vor dem Nordkorea-USA-Gipfel fand das zweite Treffen statt, um dringende und aktuelle Themen zu besprechen. Der Vorsitzende Kim bestätigte wiederholt den starken Willen zur vollständigen Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel und beide Staatschefs bekräftigten ihr Engagement für eine rasche Umsetzung der Panmunjeom-Erklärung. Durch das 2. innerkoreanische Gipfeltreffen zeigten beide Staatsführer, dass man sich neben den vereinbarten regelmäßigen Treffen auch bei Bedarf ohne Umstände melden, verabreden und treffen kann - wie bei alltäglichen Treffen zwischen Freunden.

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