Kultur

21.04.2015

„Hatten Sie eine angenehme und friedliche Nachtruhe in der vergangenen Nacht? Ich sagte Ihnen gestern, dass Sie morgen in den Palast zurückkehren sollten… .“
Die höfliche Sprache und die feine Handschrift stechen ins Auge. Dies ist ein Auszug aus dem Brief, verfasst in Hangeul, von König Sukjong (reg. 1674-1720) an seine Mutter, Königin Myeongseong (1642-1683).

Der Brief zeigt, wie hochrangige Persönlichkeiten, einschließlich Könige und Königinnen, das koreanische Alphabet Hangeul anwandten. Diese Verwendung steht im Kontrast zu den Vorurteilen, die man unter vielen anderen Adeligen des Joseon-Reiches (1392-1910) findet, die nur das Schreiben in traditionellen chinesischen Schriftzeichen wertschätzten und auf das Hangeul als Alphabet für Frauen und einfache Leute herabsahen, indem sie es als „Eonmun“ bezeichneten.

Das Nationale Hangeul-Museum stellt in der Sonderausstellung „Erhalten Sie einen Einblick in die Gesellschaft durch ihre Briefe in Hangeul“ (vom 21. April bis zum 7. Juni) etwa 100 Briefe aus, die in Hangeul geschrieben wurden. Diese Briefe reflektieren den Lebensstil, das linguistische Gespür und das künstlerische Talent der Verfasser/innen aus unterschiedlichen Zeiten.


숙종이 모후 명성왕후에게 보낸 편지(1680년). 모후의 평안함을 묻고 있다.

König Sukjong schrieb 1680 an Königin Myeongseong, seine Mutter. In dem Brief erkundigt sich der König nach ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen.


선조(1552-1608)가 딸 정숙옹주에게 보낸 편지(1603년). 병에 걸린 딸에게 의료진을 보내겠으니 염려말라며 병이 자연히 낫기를 바라는 아버지의 염려가 담겨있다.

König Seonjo (1567-1608) schrieb einen Brief an seine kranke Tochter, Prinzessin Jeongsuk. In dem Brief beruhigt er sie, indem er sagt, dass er medizinisches Personal entsenden werde und dass er hoffe, dass ihre Krankheit auf natürlichem Wege geheilt werde.



Die Ausstellung besteht aus drei Teilen: „Soziale Netzwerkdienste der digitalen Welt“, „Die Welt aus der Perspektive von Briefen“ und „Die Schönheit von Briefen“. Im ersten Abschnitt konzentriert sich die Ausstellung auf die Veränderungen in der Linguistik und bei heute verwendeten Kommunikationsmitteln dank der Entwicklung von Internet und Smartphone. Sie wirft einen Blick auf die Kommunikation der vielen Wege in der heutigen Zeit und vergleicht sie mit der zweiseitigen Kommunikation, die man in der Vergangenheit fand, sowie mit verschiedenen anderen Formen der Kommunikation wie Textnachrichten und handgeschriebenen Mitteilungen. Auch sieht sie sich neu entstandene Wörter an, die im Slang oder im Internet verwendet werden.

In den Abschnitten zwei und drei betrachtet die Ausstellung die soziale, kulturelle, historische und künstlerische Bedeutung von Hangeul-Buchstaben. Die Entwicklung verschiedener Buchstaben wird von Joseon-Zeiten bis in die Gegenwart betrachtet. Von den Königen bis zu den Nobi, der niedrigsten sozialen Klasse, tauschten alle Gesellschaftsschichten Briefe in Hangeul untereinander aus. Hinweise auf das Alltagsleben der Leute, historische Ereignisse und linguistische Ästhetik sind in diese Briefe eingebettet.

Unter den präsentierten Briefen ist ein Schreiben des Militärbeamten Na Sin-geol (1461-1524) an seine Frau, Lady Maeng des Sinchang-Maeng-Clans, enthalten, der um das Jahr 1490 verfasst wurde. Er schrieb den Brief, als er sich auf dem Weg nach Gyeongseong in Yeongan-do (Provinz Hamgyeong) befand. Man geht davon aus, dass es sich um den ältesten existierenden Brief in der Schrift Hangeul handelt.

Ein weiterer Brief stammt aus dem Grab von Yi Eung-tae. In diesem Brief beschreibt seine Frau, wie sehr sie ihren Mann vermisst, der verstorben ist.

Im Ausstellungsabschnitt über moderne Geschichte können Besucher/innen Briefe von Soldaten im Schüleralter und von nordkoreanischen Soldaten während des Koreakriegs (1950-53) lesen. Es gibt Briefe von Unabhängigkeitskämpfern während der Kolonialzeit und Briefe von Arbeitskräften, die ins Ausland entsandt wurden – in erster Linie nach Deutschland - , um in den 1960er und 1970er Jahren Geld für ihr Land zu verdienen. Ein Brief ist ganz besonders: Er wurde von einem Soldaten im Schüleralter geschrieben und beschreibt die Tragödie des Krieges sowie seine traurigen Gedanken über die menschliche Existenz.

Aus modernen Zeiten sind Briefe von nichtkoreanischen Studierenden aus aller Welt enthalten, die das koreanische Alphabet Hangeul an einem der König-Sejong-Institute weltweit erlernten. Museumsbesucher/innen können sich aus erster Hand von der steigenden Popularität des Hangeul und dem wachsenden Interesse am Erlernen der Schrift überzeugen.

Auch werden sie die Gelegenheit haben, ästhetische Kalligrafien von Hangeul-Buchstaben zu sehen, die von den Königen Sukjeong (reg. 1674-1720), Seonjo (reg. 1567-1608) und Jeongjo (reg. 1776-1800) angefertigt wurden.

In der Ausstellung werden auch Briefe von Kim Jeong-hui (1786-1856) gezeigt, die er in einem leichten und lebendigen Stil schrieb, sowie der Brief einer Hofdame an die Ehefrau von Karl Ivanovich Veber, dem Kaiserlich-Russischen Gesandten in Korea während der Herrschaft des Königs und späteren Kaisers Gojong (reg. 1863-1907). Der Brief der Hofdame Ha veranschaulicht die Essenz des höfischen Schreibstils.

무관 나신걸이 1490년 무렵 아내 맹씨에게 쓴 편지. 영안도(함경도) 경성에 군관으로 가면서 고향에 들리지 못하고 가는 아쉬움과 가족에 대한 그리움, 염려 등이 적혀있다. 현존하는 가장 오래된 한글편지이다. (2012년 안정 나씨 묘역 출토)

Der Militärbeamte aus Joseon-Zeiten Na Sin-geol schrieb an seine Frau, Lady Maeng aus dem Sinchang-Maeng-Clan, etwa um das Jahr 1490. In dem Brief bringt er zum Ausdruck, wie sehr er seine Familie vermisst und sich um sie sorgt, da er sein Zuhause nicht besuchen kann. Der Brief wurde im Jahr 2012 in einem Grab des Anjeong-Na-Clans gefunden.


20일 국립한글박물관 기획특별전 ‘한글편지, 세상을 읽다’ 언론공개회에서 한 관계자가 ‘원이 엄마의 편지’로도 잘 알려진 이응태의 묘 출토 편지(1586년)를 살펴보고 있다. 이 편지는 남편과 사별한 아내가 부부애와 그리움을 담아 쓴 것이다.

Eine Museumsgängerin studiert bei einer Presseveranstaltung für die Ausstellung einen Brief, der von einer Frau, die sich als „Wonis Mutter” bezeichnet, geschrieben wurde. In dem 1586 verfassten Brief erzählt die Frau, wie sehr sie ihren Mann vermisst, der einige Zeit zuvor verstorben war. Der Brief wurde im Grab von Yi Eung-tae entdeckt.


화가 김환기가 아내 김향안에게 쓴 한글 그림 편지. 1964년 뉴욕에 머물던 김환기가 한국에 있던 아내에게 글을 쓰고 그림을 그려 완성했다.

Als Kim Whanki 1964 in New York weilte und seine Frau Kim Hyangan in Korea war, verfasste er einen Brief an sie, den er eigenhändig verzierte.


명성황후(1851-1895)가 친척동생인 민영소에게 보낸 편지로 당시 어지러운 정치적인 상황 속에서 안정을 추구하고자 하는 희망이 담겨 있다.

Ein weiterer unverzichtbarer Teil der Ausstellung sind die Hangeul-Briefe und -Postkarten mit Zeichnungen von Künstlern wie Kim Whanki (1913-74), der für seine anspruchsvollen Gemälde im westlichen Stil bekannt ist, und von Videokünstler Nam June Paik (1932-2006).


Während der Eröffnungszeremonie der Ausstellung am 20. April sagte Kim Dong-ho, der Vorsitzende des Präsidialausschusses für kulturelle Bereicherung: „Dies ist eine sehr bereichernde und interessante Ausstellung. Briefe sind ein Kommunikationsmittel und spielen eine wichtige Rolle, um die Gedanken der Menschen zum Ausdruck zu bringen.“

„Hangeul war die Grundlage der koreanischen Literatur, der Verslehre und der Briefliteratur. Es leistete einen Beitrag zur Entstehung verschiedener Hangeul-Schriftarten, darunter das Gungche, der höfische Stil der koreanischen Schrift und die vielen Hangeul-Designs, die heute existieren. Sein wissenschaftlicher Aufbau hat zur Verbreitung des Hangeul weltweit geführt”, fügte er hinzu.

Weitere Informationen über das Nationale Hangeul-Museum sind auf seiner Homepage in vier Sprachen verfügbar: http://www.hangeul.go.kr

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국립한글박물관 기획특별전 ‘한글편지, 세상을 읽다’ 개막행사에서 축사하는 김동호 문화융성위원장(위), 인사말하는 문영호 국립한글박물관장 (아래)

Kim Dong-ho, der Vorsitzende des Präsidialausschusses für kulturelle Bereicherung (oben), und Moon Young Ho, der Direktor des Nationalen Hangeul-Museums, halten während der Eröffnungszeremonie der Sonderausstellung Grußworte.


국립한글박물관 기획특별전 ‘한글편지, 세상을 읽다’ 개막행사에서 참석자들이 테이프를 자르고 있다.

VIP-Gäste und andere Teilnehmer/innen an der Eröffnungszeremonie der Sonderausstellung bereiten sich auf die feierliche Durchschneidung des Bandes vor.


개막행사에서 우즈베키스탄 출신 세종학당의 박율리아씨(Yulia Pak)가 선생님에게 보낸 자신의 한글 편지를 소개하고 있다.

Während der Eröffnungszeremonie spricht Yulia Pak aus Usbekistan über den koreanischen Brief, den sie an ihre Lehrer im König-Sejong-Institut schrieb.


우즈베키스탄 타슈겐트의 세종학당 학생 황 안젤리카가 선생님에게 쓴 편지

Angelika Khvan aus Taschkent schrieb an ihre Lehrer am König-Sejong-Institut einen Brief auf Koreanisch.



Von Yoon Sojung
Fotos: Jeon Han, Nationales Hangeul-Museum
Redakteure, Korea.net
arete@korea.kr