Joseon-Dynastie (15. Jahrhundert)
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts sah sich Goryeo innen- wie außenpolitisch mit Problemen konfrontiert. Die Macht war übermäßig auf Adelsfamilien konzentriert und Goryeo musste sich gegen die Einfälle der Roten Turbane und japanischer Piraten wehren. Dabei konnte der General Lee Seong-Gye eine große Gefolgschaft erwerben. Schließlich stürzte dieser Goryeo und gründete eine neue Dynastie, zu deren erstem König Taejo er ernannt wurde. Sobald König Taejo den Thron bestiegen hatte, änderte er den Landesnamen in Joseon und machte Hanyang (das heutige Seoul) zur Hauptstadt des neuen Reichs, da es gemäß der Lehre des Feng Shui eine ideale Lage hatte. Lee Seong-Gye, nun König Taejo, ordnete den Bau der Stadtbefestigung, des Gyeongbokgung-Palasts und des Jongmyo-Schreins sowie von Straßen und Marktplätzen an.
Hanyang war als Hauptstadt optimal, denn es lag nicht nur im Zentrum der koreanischen Halbinsel, sondern es waren über den mitten durch die Stadt fließenden Hangang auch Handel und Austausch im In- und mit dem Ausland möglich.
König Taejong, Sohn von König Taejo, stabilisierte den Thron und festigte die Grundlage des Staates. Er erließ das Hopae-Gesetz, auf dessen Basis alle Bürger registriert werden konnten, und erschuf das zentralisierte Regierungssystem, bei welchem die sechs Minister der sechs Ministerien (Yukjo) - und zwar dem für Bedienstete (Yibu), Steuern (Hobu), Riten (Yebu), Militär (Byeongbu), Bauarbeiten (Gongbu) und Strafverfolgung (Hyeongbu) - direkt beim König Bericht erstatteten. König Sejong, Sohn von König Taejong, leitete eine neue Ära ein, in der das Land politisch, gesellschaftlich und kulturell aufblühte. Er gründete die Nationale Akademie „Jiphyeonjeon“ und ließ dort politische Maßnahmen entwickeln und über die zukünftige Orientierung des Staates Forschung betreiben. Während der Herrschaft von König Sejo bis König Seongjong wurde das nationale Gesetzbuch „Gyeonggukdaejeon“ erarbeitet, um ein langfristiges Herrschaftssystem zu etablieren. Dies trug zur weiteren Festigung der Joseon-Dynastie bei.
Die Erschaffung von Hangeul
Schon in den alten Königreichen verwendeten die Koreaner chinesische Schriftzeichen. Später entwickelte man Schriftsysteme wie Idu und Hyangchal, um unter Verwendung chinesischer Zeichen die koreanische Sprache niederzuschreiben. Dennoch blieb das Bedürfnis nach einer Schrift, die man leicht lernen und schreiben konnte, um sich frei auszudrücken.
König Sejong verstand dies und arbeitete deshalb 1443 das Hangeul-Alphabet aus, das er 1446 einführte. Die Hangeul-Buchstaben sind u.a. an die Form der Artikulationsorgane angelehnt. Es ist eines der wissenschaftlichsten Schriftsysteme der Welt, das auch leicht zu erlernen ist. Langfristig hat es zu einer besseren Verständigung zwischen Volk und Regierung beigetragen und auch die Grundlage dafür geschaffen, dass Korea sich zu einem kulturell fortschrittlichen Land entwickelt hat.
Entwicklung von Wissenschaft und Technologie
Während der Joseon-Zeit gab es auch beeindruckende Fortschritte auf dem Gebiet von Wissenschaft und Technologie. Die Wasseruhr Jagyeongnu, die Sonnenuhr Angbuilgu und das astronomische Beobachtungsgerät Honcheonui wurden erfunden.
Mit dem weltweit ersten Regenmesser Cheukugi wurde die Niederschlagsmenge ermittelt, Messgeräte wie Injiui und Gyuhyeong wurden zur Landvermessung und Herstellung von Landkarten verwendet. Zur Zeit von König Taejo wurde unter Bezugnahme auf eine ältere Vorlage aus der Goguryeo-Zeit die „Cheonsangyeolchabunyajido“ hergestellt, eine Sternkarte. Während der Herrschaft von König Sejong wurde auf Grundlage des chinesischen Shoushili-Kalenders und des muslimischen Systems der kalendarischen Astronomie aus Arabien der astronomische Kalender „Chiljeongsan“ gefertigt. Beachtliche Fortschritte wurden auch auf medizinischem Gebiet gemacht, wie das Werk „Hyangyak Jipseongbang“, eine Sammlung koreanischer Heilpflanzenrezepte und Heilmethoden gemäß klimatischer und topographischer Eigenschaften, oder die „Uibangyuchi“, eine medizinische Enzyklopädie belegen. Die Drucktechnik machte große Fortschritte, und mit neu entwickelten Metalllettern wie Gyemija und Gabinja wurden zahlreiche Bücher gedruckt.
Angbuilgu (Joseon, 17.-18. Jahrhundert)
Eine Sonnenuhr, die sowohl Zeit- als auch Jahreszeitenänderungen anzeigen kann
Halterung für Regenmesser (Joseon, 18. Jahrhundert)
Halterung für Regenmesser in Seonhwadang, Daegu, an der ein Messgerät zur Messung des Niederschlags angebracht ist
Cheonsangyeolchabunyajido (Joseon, 17. Jahrhundert)
Diese astronomische Karte von Joseon zeigt die Sternbilder.
Auslandsbeziehungen von Joseon
Joseon unterhielt seit Anfang seiner Gründung eine freundschaftliche Beziehung zur Ming-Dynastie in China. Jedes Jahr wurden gegenseitig Delegationen entsendet, und man pflegte einen regen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch.
Joseon ging auch auf Japans Forderungen ein und öffnete die Häfen in Busan, Jinhae und Ulsan für den Handel. 1443 unterzeichnete Joseon das Gyehae-Abkommen, womit es begrenzten Austausch mit Japan gewährte. Joseon trieb auch Handel mit anderen asiatischen Ländern wie Ryukyu, Siam und Java.
Entwicklung handwerklicher Fähigkeiten
Zu den charakteristischen Kunsthandwerksprodukten der Joseon-Zeit zählen Keramiken und Porzellane. Das bläulich-grüne Seladon (Buncheongsagi) oder das weiße Porzellan (Baekja) waren am Königshof und bei Regierungsbehörden überall in Gebrauch. Das mit weißem Ton bemalte Buncheongsagi hat eine einfache und robuste Erscheinung und wurde in der frühen Joseon-Dynastie häufig verwendet. Joseons Keramiktechnologie durchlief mehrere Innovationen, bis im 16. Jahrhundert elegantes Baekja hergestellt werden konnte. In Anlehnung an die Goryeo-Tradition wurde das weiße Porzellan von Joseon mit seiner klaren und einfachen Erscheinung im Einklang mit dem Geschmack der Gelehrtenkultur landesweit verwendet.
Weißer Porzellankrug mit Pflaumenblüten, Bambus und Vögeln (Joseon, 15. Jahrhundert)
Diese Vase aus der frühen Joseon-Zeit vermittelt mit ihrer raffinierten Darstellung von Bambus, Pflaume und Vögeln eine einzigartige koreanische Atmosphäre.
Imjin-Krieg
Während des 14. und 15. Jahrhunderts hatte Joseon gute Beziehungen zu Japan. Im 16. Jahrhundert verlangte Japan allerdings nach einem größeren Anteil am Handel, was Joseon verweigerte.
Die Japaner lösten 1510 mit dem Sampo-Krieg und 1555 mit dem Eulmyo-Krieg Unruhen in Joseon aus. Toyotomi Hideyoshi trug dazu bei, das Chaos der über 120-jährigen Periode der streitenden Reiche in Japan zu überwinden und Japan zu einen. Um die Macht der lokalen Feudalherren zu schwächen und seine Herrschaft zu stabilisieren, fiel er 1592 mit 200.000 Soldaten in Joseon ein. Dieser Krieg, der über zwei Invasionen von 1592 bis 1598 sieben Jahre lang andauerte, wird Imjin-Krieg genannt.
Der König Joseons floh nach Uiju und bat die Ming-Dynastie um militärische Unterstützung, während die Japaner bis nach Pjöngjang und Hamgyeong-do vorrückten. Hierauf begann die Bevölkerung im ganzen Land, die Eindringlinge zu bekämpfen.
Besonders hervorzuheben sind die koreanischen Seestreitkräfte unter Führung von Admiral Yi Sunsin, die nach einer Siegesserie die Herrschaft zu See erlangten. Des Weiteren gelang es ihnen, Koreas Kornkammer in Honam im Südwesten des Landes zu verteidigen und damit die Versorgung der Japaner zu blockieren, was deren Soldaten entmutigte. Als die Japaner 1597 wieder in Joseon einfielen, errang Yi Sunsin mit nur 13 Schiffen gegen die japanische Flotte von 133 Kriegsschiffen einen triumphalen Sieg, der in die Geschichte eingehen sollte. Dies ist die Schlacht von Myeongnyang.
Nachdem sich die Anzeichen einer Niederlage und der Tod von Toyotomi Hideyoshi überschnitten, zogen sich die Invasoren nach Japan zurück. Während des Krieges wurden viele Kulturgüter zerstört, darunter auch der Bulguksa-Tempel. Die Japaner plünderten viele Bücher, Drucklettern und Malereien, wodurch sie Fortschritte in Wissenschaft und Kunst erlangten. Insbesondere konnte Japan dank der Töpfermeister, die es aus Joseon entführt hatte, seine eigene Porzellankultur weiterentwickeln.
Entwicklung der Basiskultur
In der späten Joseon-Zeit gab es einen starken Aufschwung in Handel und Industrie, lokale Privatschulen (Seodang) breiteten sich aus, und mit der steigenden Lebensqualität wurde auch die Unterhaltungskultur vielgestaltiger. Romane wurden in Hangeul gedruckt und Vergnügungen wie Pansori und Maskenspiele entwickelten sich. Besonders Pansori, mittels dessen konkrete Geschichten durch Gesang und Erzählung vermittelt wurden, erlangte große Popularität. Der Schauspieler konnte beliebig Teile der Geschichte hinzufügen oder weglassen und das Publikum konnte durch Rufe aktiv teilnehmen, womit Pansori zu einem Sinnbild der volkstümlichen Kultur wurde. Im späten 19. Jahrhundert schrieb und sammelte Sin Jae-Hyo Geschichten für Pansori. Die wichtigsten fünf Pansori-Werke - Chunhyang- ga, Simcheongga, Heungboga, Jeokbyeokga und Sugungga - werden noch heute aufgeführt. Maskenspiele wie Tallori und Sandaenori fanden bei der allgemeinen Bevölkerung ebenfalls großen Anklang.
Sandaenori
Hierbei handelt es sich um eine regionale Variante des koreanischen Maskentanzdramas, bei dem maskierte Schauspieler und Schauspielerinnen Possen, Tänze, Lieder usw. aufführen.