Ausland


Nach Korea zu reisen, ist der Traum von immer mehr Menschen auf der ganzen Welt. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die stetig wachsende Popularität koreanischer Popmusik (K-Pop) und TV-Serien (K-Dramen). Doch wie ist es, wenn man dann wirklich in Korea ist? Welche Besonderheiten fallen den Besucher/innen als Erstes ins Auge?


"No Smoking"-Schild in Südkorea

"No Smoking"-Schild in Südkorea

Dieses in den Boden eingelassene Schild verweist auf eine Nichtraucherzone in Südkorea (Alle Fotos: Stefanie Grote). 

Raucher kennen dieses Phänomen vermutlich nur allzu gut: Nach einem so langen Flug wie dem von Deutschland nach Korea suchen viele von ihnen den schnellsten Weg ins Freie. In Korea stoßen sie im öffentlichen Raum allerdings auf eine große Anzahl von Verbotsschildern, die auf ein Rauchverbot hinweisen. Tatsächlich ist es an sehr vielen öffentlichen Plätzen in Korea wie z.B. an Bushaltestellen, in Einkaufszentren und sogar auf den meisten Straßen seit mehreren Jahren verboten zu rauchen. Die Regierung versucht auf diese Weise, die gesundheitlichen Schäden durch das Passivrauchen, dem Nichtraucher, Kinder und kranke Menschen unfreiwillig ausgesetzt sind, zu minimieren und die Gesundheit der Bevölkerung allgemein zu schützen. Laut der südkoreanischen Tageszeitung „Korea JoongAng Daily“ gibt es seit 2012 strengere Rauchverbote für bestimmte Orte und Einrichtungen mit hohen Bußgeldern sowie viele Programme und Prämien für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten [1]. Jeder, der gegen das Rauchverbot verstößt, muss eine Geldstrafe von ca. 75€ zahlen. Ladenbesitzer, die das Verbot nicht einhalten, müssen sogar um die 3750€ zahlen [2]. Raucher, die sich an einem Ort mit Rauchverbot eine Zigarette anzünden, können von Passanten telefonisch gemeldet werden.

Doch wo darf man dann eigentlich rauchen? Mit viel Glück finden sich in der Nähe von Bürogebäuden oder an anderen Orten extra markierte Bereiche, in denen dies möglich ist. Doch es gibt sie nicht besonders oft. Deshalb begeben sich die meisten Menschen in kleinere Seitenstraßen mit wenig Publikumsverkehr und rauchen dort unbemerkt ihre Zigaretten. Ausländern und Touristen wird in vielen Foren im Internet empfohlen, sich einfach zu anderen Rauchern zu gesellen oder Ausschau nach Zigarettenstummeln zu halten, die auf eine Raucherzone hindeuten.


Wer in Korea auf der Suche nach einer Toilette ist, der wird schnell fündig, denn die gibt es dort wie Sand am Meer. Ob in U-Bahn-Stationen, Gebäuden, Einkaufsstraßen oder in Parks – sie sind sauber und kostenlos. Einige sind sogar kreativ dekoriert, und in anderen läuft schöne Musik im Hintergrund. Trotzdem sollte man sicherheitshalber eigene Papiertücher mit sich führen, denn es kann schon einmal vorkommen, dass in einigen öffentlichen Toiletten das Toilettenpapier ausgegangen ist. Restaurants, Cafés und andere Geschäfte, die über keine eigenen Toiletten verfügen, bieten oft die Nutzung der allgemein zugänglichen Toiletten in ihrem Gebäude an, und manchmal bedarf es eines Sicherheitscodes, um reinzukommen. Eine weitere Besonderheit sind Toilettensitze mit unzähligen Knöpfen, auf die man nicht drücken sollte, wenn man die Funktion nicht kennt. Mit den Knöpfen lässt sich unter anderem die Sitzheizung oder die WC-Dusche anschalten. Außerdem gibt es in Korea zwei Arten von Toiletten: zum einen die Sitztoiletten, die auch in Deutschland üblich sind, und zum anderen Hocktoiletten, die ein häufiger Anblick in älteren Einrichtungen und auch in Koreas U-Bahn-Stationen sind. Weil der Druck der Spülung vieler Toiletten nicht so stark ist, finden sich in Kabinen oft Schilder, die dazu auffordern, das benutzte Toilettenpapier nicht in der Toilette hinunterzuspülen, sondern es in den dafür vorgesehenen Mülleimer zu werfen, damit es nicht zu Verstopfungen kommt. Die Toiletten der Seouler U-Bahn-Stationen wurden in den letzten Jahren allerdings erneuert, da die Mülleimer und die damit verbundenen Gerüche viele Menschen fernhielten. [3]


Eine öffentliche Toilette in einer U-Bahnstation in Seoul - mit Sitzgelegenheiten und Bildern an den Wänden

Eine öffentliche Toilette in einer U-Bahnstation in Seoul - mit Sitzgelegenheiten und Bildern an den Wänden

Eine öffentliche Toilette in einer U-Bahnstation in Seoul - mit Sitzgelegenheiten und Bildern an den Wänden


In Korea sind Toiletten übrigens schon lange nicht nur ein Ort, um sich zu erleichtern. Zu jeder Tageszeit findet man Frauen und auch Männer, die vor den Spiegeln ihr Make-Up auffrischen oder sich nach dem Essen die Zähne putzen. Einen Blick in den Spiegel werfen können Frauen und Männer mittlerweile auch in sogenannten „Powder Rooms“ (,Schminkräumen‘), die es in einigen U-Bahn-Stationen gibt.

Toiletten sind reichlich vorhanden, doch wie sieht es mit Mülleimern aus? Die sind in Korea leider nicht so leicht zu finden.

 

Laut der südkoreanischen Tageszeitung „The Korea Herald“ ist dies auf die Einführung des Systems für „Volume-based waste fee“ (,vom Volumen abhängige Abfallgebühren‘) von1995 zurückzuführen, bei dem die Bürger für den Müll, den sie produzieren, zahlen müssen. Diese Maßnahme soll sie eigentlich dazu anhalten, ihren Abfall zu verringern. Da viele Menschen ihren Müll dann aber illegal über öffentliche Mülleimer entsorgten und viele Mülleimer dadurch überquollen und das Stadtbild verschandelten, wurde die Anzahl der Eimer in Seoul ab 1995 auf 3707 reduziert. In den letzten Jahren wurden aber wieder mehr Mülleimer installiert, sodass Seoul 2020 auf ca. 7600 Mülleimer kam [4]. Im Vergleich: Berlin hat über 25.000 öffentliche Mülleimer [5].


Street-Food und Getränke zum Mitnehmen sind in Korea äußerst beliebt, da viele Leute aufgrund ihrer Arbeit keine Zeit haben, um Speisen und Getränke in Cafés oder Restaurants zu sich zu nehmen. Was passiert mit den Bechern und Verpackungen? Oft wird der Müll so lange bei sich getragen, bis ein Mülleimer auftaucht. Einige haben zur Sicherheit auch Plastiktüten dabei, um den Müll erst einmal in der eigenen Handtasche zu verstauen, ohne dass sie schmutzig wird. Die meisten Menschen finden es aber lästig, ihren Müll nicht sofort entsorgen zu können, weshalb manche ihre Abfälle sogar einfach auf den Boden oder auf bereits entstandene Müllhaufen am Straßenrand werfen [6]. Trotzdem sind die Straßen Koreas nicht so vermüllt, wie man es sich vielleicht bei so wenigen vorhandenen Mülleimern vorstellen könnte.

Wer sich allerdings Snacks in sogenannten Pyeoneuijeoms, koreanischen Spätis, kauft, hat Glück, denn dort gibt es immer Mülleimer für Kunden, die zum Beispiel Ramyeon, koreanische Nudeln, kaufen und sich diese direkt im Laden zubereiten und essen. Dafür gibt es dort sogar Wasserkocher und Mikrowellen. Es ist keine Seltenheit, Männer im Anzug oder Schüler in Uniform zu sehen, die dort in der Mittagspause oder nach dem Unterricht etwas essen.


Pyeoneuijeoms sind nicht mit den Spätis in Deutschland zu vergleichen. Die koreanischen Convenience-Stores bieten alles, was man braucht, und das zu jeder Tageszeit, denn sie sind 24 Stunden 7 Tage die Woche geöffnet. Von Lebensmitteln wie gekochten Eiern, Obst, Kimbap (gefüllten Reisrollen) und Süßigkeiten über Hygieneprodukte wie Binden, Masken und Zahnbürsten bis zu Regenschirmen und Katzennahrung sind dort viele nützliche Dinge im Angebot. Außerdem lässt sich dort auch die T-Money-Card aufladen; das sind Karten, mit denen man seine Fahrten in Bus und Bahn und auch den Einkauf im Pyeoneuijeom bezahlen kann.


Strenge Rauchverbote, viele Toiletten, wenige Mülleimer und sogenannte Pyeoneuijeoms sind nur einige von vielen Besonderheiten, die den Reisenden bei ihrem ersten Koreabesuch ins Auge fallen. Doch es gibt darüber hinaus noch viel mehr zu entdecken. Es lohnt sich auf jeden Fall, nach Korea zu reisen und sich selbst ein Bild zu machen.





Bild von Hatice Ilgen

Bild von Hatice Ilgen

Foto: Studioline Fotostudio



Dies ist ein Beitrag aus dem Online-Magazin "Kultur Korea" des Koreanischen Kulturzentrums in Berlin (https://kulturkorea.org/de/magazin

Hatice Ilgen

studiert seit 2016 Koreastudien an der Freien Universität Berlin. Sie interessiert sich besonders für die Geschichte und Gesellschaft Koreas der 80er und 90er Jahre.