Park Chan-wook erhält eine lang verdiente Auszeichnung
Park Chang-wook hat sich längst einen Preis bei den Filmfestspielen von Cannes verdient, sei es in der Kategorie „Bester Film“ für seinen Film „Old Boy“ im Jahr 2004 oder „Bestes Drehbuch“ für „The Handmaiden“ (‚Die Taschendiebin‘) im Jahr 2016. Aber bisher blieb er ohne Auszeichnung. Schließlich wurde sein letzter Film „Decision to Leave“ mit dem „Best Director Award“ ausgezeichnet, und der Preis wurde bereits vor Beginn des Filmfestivals vorhergesagt.
Parks Filme sind wie Labyrinthe. Es ist schwierig, sich in ihnen nicht zu verirren. Nur Kenner seiner Filme und treue Fans können daraus einen Ausweg finden. Daher sind seine Filme nicht jedermanns Sache. Das diesjährige Werk „Decision to Leave“ handelt von dem erstklassigen und gutaussehenden Polizeidetektiv Hae-joon. Er lebt getrennt von seiner Frau, die in einer kleinen, gottverlassenen Küstenstadt arbeitet, während der Kommissar für Mordermittlung die Laster der Großstadt, in diesem Fall Busans, für seinen Job braucht. Bald wird am Fuße eines nahe gelegenen Berges die Leiche eines Mannes gefunden. Der Detektiv trifft die schöne und mysteriöse Ehefrau des Ermordeten (gespielt von der chinesischen Schauspielerin Tang Wei). Ihre Ruhe und Gelassenheit über den Verlust erregen seinen Verdacht und wecken gleichzeitig seine Neugier. Er beginnt, ihre Wohnung zu überwachen, was sich langsam zur Besessenheit entwickelt.
„Mein Film ist eine Liebesgeschichte und gleichzeitig ein Detektivdrama. Aber vor allem ist er eine Erzählung über Verlust, mit der sich jeder Erwachsene identifizieren kann. Ich wollte daraus keine Tragödie entwickeln. Deshalb habe ich versucht, die Story subtil, elegant und humorvoll zu erzählen“, sagt Park Chan-wook über seinen Film.
Park ist ein Meister komplizierter Liebesgeschichten, die er oft mit einer dem asiatischen Mainstream nicht vertrauten Offenheit erzählt, wie beispielsweise in seinem vorletzten Film „The Handmaiden“ (‚Die Taschendiebin‘), in dem er Szenen lesbischer Liebe dem Betrachter offen zeigte. Im aktuellen Werk lässt Park keine Frivolität zu: „Diesmal wollte ich einen anderen Film drehen. Da es sich um eine Geschichte von Menschen handelt, die ihre wahren Gefühle verbergen, wollte ich das Publikum dazu bringen, sich diesen Menschen zu nähern, einen Blick in ihre Gedanken zu werfen und neugierig darauf zu sein, was sie denken“. Tatsächlich berühren sich die Protagonisten kaum. Auch ihr verbaler Austausch ist recht dürftig, dafür wird ihre besondere Verbindung durch parallel choreografierte Szenen gezeigt, ähnliche Bewegungen und Gesten, die die Verwandtschaft beider Seelen auf einer gewissen spirituellen Ebene betonen. „Die menschliche Wahrnehmung neigt zur Täuschung“, erklärt der Regisseur weiter, „Ist ihr Kleid grün oder türkis? Wie die Berge und das Meer zwei Bestandteile derselben Landschaft sind und je nach Wetter ihre Farbe ändern können, so kann ein blaues Kleid grün erscheinen, wenn sich die Beleuchtung ändert.“