Suseok (Foto: wikimedia commons)
Steine finden sich überall in der Natur, doch in Korea haben manche Steine einen ganz besonderen kulturellen Wert. Diese dekorativen Steine werden Suseok genannt, und sie existieren in den unterschiedlichsten Größen und Formen. Ihre Verformung lässt sich auf starken Wind oder andere Naturereignisse zurückführen.
Besonders begehrt sind Steine, die eine besondere Struktur oder ein Muster aufweisen. Ein Stein, der zum Beispiel ein wellenförmiges Muster hat, kann demnach wertvoller sein als einer mit einer glatten Oberfläche.
Die Geschichte der Suseok lässt sich über 3000 Jahre zurückverfolgen. Die Steine wurden als Votivgabe oder Kunstobjekte geschätzt. Während der Joseon-Dynastie (1392-1910) waren sie sehr beliebt bei den gelehrten Yangban (Oberschicht der Joseon-Zeit), die kleine Suseok auf ihren Schreibtischen platzierten. Deshalb werden sie oft auch als „Gelehrtensteine“ bezeichnet. In dem oscarprämierten Film „Parasite“ des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-ho kommt einem Suseok eine Schlüsselrolle zu.
Die Suseok lassen sich in drei Kategorien unterteilen, in denen sie anzutreffen sind: große monumentartige Steine, die als eine Art Eingangstor fungieren, mittelgroße Steine, die Verwendung in der Landschaftsgestaltung finden, beispielsweise in traditionellen koreanischen Gärten, und kleinere Steine, die ebenfalls als Gestaltungsobjekte dienen können. Aber früher wurden diese kleineren Suseok insbesondere auf den Tischen der Gelehrten platziert.
Je nach Größe haben die Steine natürlich ein unterschiedliches Gewicht. So gibt es Suseok, die weniger als ein Kilogramm bis hin zu mehreren hundert Kilogramm an Gewicht haben können.
Bei der Gestaltung von Außenanlagen wie Gärten oder wichtigen religiösen Orten, die der Vollziehung von Ritualen dienen, spielt auch das Arrangement der Steine eine wichtige Rolle. Den Suseok wird eine schützende Energie und Kraft zugeschrieben, die sie von Natur aus besitzen.
Heutzutage sind sie bei Kennern und Sammlern immer noch sehr beliebt. Idealerweise werden die Steine in der Natur gefunden und sollten nicht durch menschliche Eingriffe verformt werden. Nicht nur das Aufspüren eines perfekten Steins ist eine Herausforderung, sondern die Suche an sich macht für viele Liebhaber den Reiz des Sammelns von Suseok aus.
Wer sich allerdings nicht auf eine lange Suche in der Natur begeben möchte, kann solche Steine auch im Alltag einfach finden und betrachten, denn Suseok sind an vielen Orten platziert: an Eingängen, in Gärten und vor allem auch in Tempeln.
Über die Autorin:
Selin Vurgun ist Studentin der Koreastudien/Ostasienwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sie interessiert sich besonders für die koreanische Sprache und Kultur.
Selin Vurgun (Foto: privat)