„Fair is foul, and foul is fair” (,Gerecht ist schlecht, und schlecht ist gerecht', keine autorisierte Übersetzung).
Das ist eine Zeile aus „Macbeth”, einer Tragödie des großen Literaten William Shakespeare (1564-1616). Das Stück ist voller Konflikte und Spannungen zwischen widersprüchlichen Werten, wie Gut und Böse, Schlecht und Gerecht. Da die Menschheit wächst und die Irritationen zunehmen, haben die Leute begonnen, intensiver über die wahre Bedeutung des Lebens nachzudenken und ernsthaft über die eigene Existenz zu diskutieren. Es war Shakespeare, der die Komplexität der menschlichen Konflikte und der menschlichen Emotionen beschrieb, besser als irgendjemand sonst.
Aus Anlass des 450. Geburtstags von Shakespeare sind das gesamte Jahr über in ganz Korea Performances geplant, von Theaterstücken und Opern bis zu Filmen und Musicals. Wegen der scharfsinnigen Einsichten, die in Shakespeares Werken vermittelt werden, haben viele Leute eine Sympathie für seine Figuren entwickelt, unabhängig von Zeit, Ort, Gesellschaft und Alter. Die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse und die miteinander in Konflikt stehenden Wünsche, die in seinen Theaterstücken zum Ausdruck kommen, können auch in modernen Zeiten neuinterpretiert werden und scheinen auch heute noch aktuell zu sein.
(Oben) Eine Szene aus „Macbeth“, das von der National Theatre Company of Korea (NTCK) aufgeführt wird. (Mitte) Das Poster für „The Tempest“ und „Singing Shylock“. Eine Neuinterpretation von „The Merchant of Venice“ (Foto mit freundlicher Genehmigung der NTCK).
Die National Theater Company of Korea (NTCK) inszeniert in diesem Monat im Myeongdong Theater in Seoul „Macbeth”, eine der eindrucksvollsten und poetischsten Tragödien Shakespeares. Im April wird die NTCK in der Small Hall Dal des National Theatre of Korea (NTOK, www.ntok.go.kr/english) „Singing Sherlock“ präsentieren, das auf einer Adaption der Komödie „The Merchant of Venice“ (,Der Kaufmann von Venedig‘) basiert. Das Stück geht von einer Schwarz-Weiß-Interpretation der Hauptfigur Shylock aus und behält die grundlegende Handlung der Originalgeschichte bei. Im Mai will die NTCK „The Tempest“ (,Der Sturm‘) auf die Bühne bringen, eine meisterhafte Romanze, die Shakespeare in seiner Spätzeit schrieb. Das Theaterstück erzählt von Verrat und Rache zwischen Brüdern sowie von zufälligen Begegnungen und Liebe.
Eine weitere Shakespeare-Tragödie, „The Tragedy of Julius Caesar” (,Julius Cäsar‘), steht Ende Mai im Myeongdong Theater auf dem Spielplan. Das Stück handelt vom römischen General und Staatsmann Cäsar und ist für den Ausspruch bekannt: „Even You, Brutus“ (,Auch du, Brutus‘).
Es sind auch auf Shakespeare-Werken basierende Opern geplant. Die Korea National Opera (KNO) wird jeweils im Oktober und November im Seoul Arts Center im Süden von Seoul Guiseppe Verdis Oper „Othello“ und Charles-François Gounods „Romeo and Juliet” (,Romeo und Julia‘) spielen. In „Romeo and Juliet“ wird die tragische Liebesgeschichte durch lyrische und anmutige Melodien untermalt. Auch die Opernversion der großartigen Shakespeare-Tragödie „Othello“ enthält fantastische Musik.
Das Musical „Ophelia” ist eine Adaption der Tragödie „Hamlet”. Im Musical wird die Geschichte aus Sicht der tragischen Heldin Ophelia neuinterpretiert. „Ophelia“ wird im Mai im Sejong M Theatre in der Innenstadt von Seoul aufgeführt.
„Romeo and Juliet” (oben) und „Othello” werden von der Korea National Opera aufgeführt (Foto mit freundlicher Genehmigung der KNO).
Auch ist der Gastauftritt eines ausländischen Theaterensembles geplant: Im Small Theater Dal des National Theatre of Korea wird das Bristol Old Vic Theatre aus Großbritannien im April „A Midsummer Night's Dream” (,Ein Sommernachtstraum‘) spielen. Die neue Version des Stücks hatte im letzten Jahr in Großbritannien seine Premiere, und die britische Tageszeitung „The Guardian“ beschrieb es als „magisch“ und „mystisch“. Das Theaterensemble präsentiert das Stück weltweit. Im Februar fand die erste Performance im Barbican Centre in London statt, und die Aufführung in Seoul wird die Abschlussveranstaltung der Tournee sein.
„Romeo + Juliet”, ein Film von 1996 von Regisseur Baz Luhmann, in dem die populären Schauspieler Leonardo DiCaprio und Clair Danes mitspielen, wird in Korea wieder ab dem 27. März in den Kinos gezeigt. Das Original wurde neuinterpretiert und in ein modernes Märchen für Jugendliche umgewandelt, auch wenn Geschichte und Text beibehalten wurden. Die beiden Familien, die sich bekriegen, wurden durch zwei rivalisierende Firmen ersetzt, und dem Ganzen wurde noch eine Prise Rock-and-Roll hinzugefügt. Der Film unterscheidet sich sehr stark vom Klassiker „Romeo and Juliet“ des Regisseurs Franco Zeffirelli aus dem Jahr 1968, in dem die legendäre Schauspielerin Olivia Hussey auftrat und der für seine Sentimentalität und wunderschönen Melodien bekannt war.
Das Poster von „Romeo + Juliet” (Foto mit freundlicher Genehmigung von Prain Global)
Wie an der riesigen Zahl der Aufführungen zu erkennen ist, bleibt Shakespeare weiterhin aktuell, zumindest in den Theatern, Musicals und Opern. Es ist keine Übertreibung, zu sagen, dass kein Tag vergeht, an dem nicht mindestens eine Adaption des Stücks irgendwo auf der Welt auf die Bühne gebracht wird. Ein weiterer Grund, warum Shakespeares Arbeiten regelmäßig auf der Bühne gezeigt werden, ist der, dass seine Texte als „Lehrbücher für die Bühne“ betrachtet werden: Sie haben nahezu perfekte Handlungsstränge und drücken einen inneren Konflikt aus, wie die Interaktion der verschiedenen Figuren verdeutlicht.
„Je mehr von Shakespeare ich lese, desto mehr entdecke ich”, sagte Seok Yeong-ye, der im Februar dieses Jahres seine „Hamlet“-Adaption „A Story of Two Soldiers” inszenierte.
Yang Jung-ung, der im Februar im Mary Hall Theater der Sogang University seine Neuinterpretation von „Romeo and Juliet” auf die Bühne brachte, nannte Shakespeare „Seele und Herz der Theaterleute”, während Lee Byung-hoon, der Regisseur des „Macbeth” der National Theater Company of Korea, Shakespeares Werk als eine „Bibel der Theaterstücke” bezeichnete.
„Menschen leben in der modernen Welt, umgeben von Unsicherheiten, und werden oft zerstört, indem sie unbewusst in eine Abwärtsspirale geraten”, sagte Lee. „Ich wollte zeigen, dass sich die Welt, die wir sehen, von der unterscheidet, in der wir leben.“
Kim Yun-cheol, der Intendant der NTCK, sagte, dass Shakespeare bis 2016, dem Jahr seines 400. Todestags, das Schlagwort von Theatern im ganzen Land sein wird, und dass die NTCK über die nächsten drei Jahre Shakespeares Werke präsentieren wird.
„Shakespeares Theaterstücke wurden vor fünf Jahrhunderten geschrieben, aber sie können in zeitgenössischen Theatern jedes Landes adaptiert und auf die Bühne gebracht werden. Das macht sie zu etwas ganz Besonderem“, sagte Kim. „Shakespeares Werke enthalten etwas Geheimnisvolles; sie zeigen die Ambiguität des Lebens und irrationale Situationen, eingebettet in Verzweiflung, alles populäre Themen für die zeitgenössischen Künste, und seine Arbeiten sind relevant für die heutige Welt. Im Jahr 2016, dem Jahr seines 400. Todestags, werden wir sogar noch mehr Shakespeare in unser Repertoire aufnehmen.”
Von Limb Jae-un
Redakteur, Korea.net
jun2@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke