Kultur

11.04.2016

„Andong, Koreas spirituelle Kulturhauptstadt.“
Diese Worte sind auf die Schilder der beiden Haupttore - Donginmun (동인문) und Seouimun (서의문) - geschrieben, die die Besucher beim Besuch der alten Stadt Andong passieren. Tatsächlich sind in der Stadt viele konfuzianische Hinterlassenschaften und Monumente zu finden, weil der Konfuzianismus seit der Joseon-Dynastie (1392-1910) das Zentrum der spirituellen koreanischen Traditionen bildete.

Die bemerkenswertesten konfuzianischen Kunstwerke der Stadt sind die Seowon – private lokale konfuzianische Akademien, die seit Mitte der Joseon-Zeit gebaut wurden. Sie dienten dem Zweck, Studenten zu beherbergen, die konfuzianische Klassiker studierten, und berühmte konfuzianische Gelehrte zu ehren. Die bekanntesten konfuzianischen Akademien in Andong sind die Dosan Seowon und die Byeongsan Seowon.

Die Dosan Seowon befindet sich in dem Viertel Dosan-myeon in der Stadt Andong und wurde 1574 im Gedenken an Yi Hwang, einem der berühmtesten konfuzianischen Gelehrten der Joseon-Zeit, auf Anordnung von König Seonjo (1552-1608) gebaut.

Die Dosan Seowon befindet sich in dem Viertel Dosan-myeon in der Stadt Andong und wurde 1574 im Gedenken an Yi Hwang, einem der berühmtesten konfuzianischen Gelehrten der Joseon-Zeit, auf Anordnung von König Seonjo (1552-1608) gebaut.



Die Dosan Seowon wurde 1574 im Gedenken an Yi Hwang (1502-1571), einen der führenden konfuzianischen Gelehrten der Joseon-Zeit, gegründet, der auch unter dem Pseudonym Toegye (퇴계) bekannt ist.

Yi betonte die Bedeutung des Erlernens der Selbst-Kultivierung (위기지학), das als übergeordnetes Ziel des Neo-Konfuzianismus galt. Er unterstrich auch die Bedeutung des Lernens und des Wiederholens von bereits Erlerntem zur rechten Zeit (학이시습). In den „Annalen der Joseon-Dynastie“ oder den „Joseon Wangjo Sillok" (조선왕조실록) wurde die Persönlichkeit Yis und die Tiefe seiner wissenschaftlichen Studien lobend erwähnt: „Die Gelehrten schauten zu ihm auf wie zu einem hohen Berg oder zu einem großen Bären.“

Vor diesem Hintergrund ist der gesamte Komplex in bescheidener und einfacher Bauweise gestaltet, wie es den Seonbi, den ehrenwerten konfuzianischen Gelehrten, entspricht.

Yi Hwang benannte Brunnen der Art, dass er die Lehre des Erlernens von Selbstdisziplin auf alle Alltagsobjekte übertrug. Er baute sogar die Wohnräume der Studenten, die Nongunjeongsa (농운정사) in der Gestalt des chinesischen Buchstabens Gong (공, 工), was „studieren“ bedeutet und brachte damit seinen Wunsch zum Ausdruck, dass seine Schüler fähig sein mögen, sich auf das Lernen zu konzentrieren. Er schrieb viele Gedichte über die natürliche Schönheit des die Akademie umgebenden Berges und des Flusses und auch über die Bedeutung der Selbstkultivierung.

Der Siseupjae (시습재) ist ein mit Erdfußboden ausgestatteter Raum im Ostflügel des Nongunjeongsa-Studentenwohnhaus im Dosan Seowon und diente den Studenten von Yi Hwang als Studierzimmer.

Der Siseupjae (시습재) ist ein mit Erdfußboden ausgestatteter Raum im Ostflügel des Nongunjeongsa-Studentenwohnhaus im Dosan Seowon und diente den Studenten von Yi Hwang als Studierzimmer.



Die Byeongsan Seowon ist eine weitere, sehr bekannt konfuzianische Akademie, die zu Ehren von Ryu Seong-ryong (류성룡) (1542-1607), dessen Künstlername Seoae lautet, gebaut wurde. Nach seinem Tod haben seine Nachfahren und Anhänger den Jondeoksa (존덕사)-Schrein gebaut.

Im Alter von 21 Jahren wurde Ryu Seong-ryong Schüler von Yi Hwang. Er machte Karriere und besetzte zahlreiche einflussreiche Posten. Während des Imjin-Krieges (1592-1598) besetzte er ein Spitzenamt und wurde Yeonguijeong (영의정). Ryu war Gelehrter und Verwalter, der den akademischen Lehren von Yi Hwang folgte, indem er die konfuzianische Lehre verinnerlichte und lebte.

Unmittelbar vor seinem Tod formulierte Ryu seinen letzten Willen: „Nichts ist bedeutender als der Respekt der Kinder gegenüber den Eltern und Treue.“ Dieser letzte Wille wird als Verkörperung der wahren Lehren des Konfuzianismus betrachtet, der die Werte der Loyalität (충), des Respekts der Kinder gegenüber den Eltern (효), der Riten (예) und der Rechtschaffenheit  (의) betont. Das bekannteste seiner zahlreichen Bücher ist „Jingbirok" (징비록), in dem Ryu über den Imjin-Krieg schreibt, damit Joseon seine Lehren aus der Vergangenheit zieht und eine Wiederkehr solcher Vorkommnisse in Zukunft zu verhindern weiß.

Die Byeongsan Seowon.

Die Byeongsan Seowon.



Auch die Byeongsan Seowon besteht aus den Grundelementen einer Seowon. Eines dieser Merkmale ist die asymmetrische Bauweise der beiden Studentenwohnhäuser gen Osten und Westen, um am Morgen und Abend mehr Sonnenlicht einzufangen.

Ein weiteres, einzigartiges Merkmal der Byeongsan Seowon ist die architektonische Schönheit, die sich im Einklang mit der umgebenden Landschaft befindet. Wenn man auf dem Boden des Hauptraums sitzt, wird ein hoher Turm namens Mandaeru (만대루) sichtbar, in dem über 200 Menschen beherbergt werden können. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf die einmalige Schönheit der Landschaft.

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Der Mandaeru-Turm befindet sich in perfekter Harmonie mit seinem natürlichen Umfeld.

Der Mandaeru-Turm befindet sich in perfekter Harmonie mit seinem natürlichen Umfeld.



Ryu Seong-ryongs Überzeugungen werden auch in dem Chunghyodang-Haus (충효당) in dem Dorf Hahoe spürbar. Der Name Chunghyodang leitet sich aus Ryus eigenen Worten ab. Er betonte stets zwei grundlegende Tugenden: Treue gegenüber dem Land und Respekt der Kinder gegenüber den Eltern. Nach seiner Pensionierung kehrte er in seine Heimatstadt Pungsan zurück, um dort den Rest seines Lebens zu verbringen. Er starb in einem kleinen, strohgedeckten Haus. Nach seinem Tod bauten seine Nachfahren und Schüler das Chunghyodang-Haus in Erinnerung an seine Lehren und Tugenden.

Das Chunghyodang-Haus wurde von den Nachfahren und Schülern Ryu Seong-ryongs gebaut, um an seine akademische Lehre und an seine Tugenden zu erinnern.

Das Chunghyodang-Haus wurde von den Nachfahren und Schülern Ryu Seong-ryongs gebaut, um an seine akademische Lehre und an seine Tugenden zu erinnern.


Das Schild am Chunghyodang-Haus unterstreicht die Bedeutung der Lehre von Ryu Seong-ryong.

Das Schild am Chunghyodang-Haus unterstreicht die Bedeutung der Lehre von Ryu Seong-ryong.



Zu den anderen konfuzianischen Hinterlassenschaften in Andong gehört die historische Stätte von Ocheon, in Waryong-myeon. Dies ist ein Dorf, das von Kim Hyo-ro (김효로) (1454-1534) errichtet wurde. Er war der Gründer des Yean-Zweiges des Gwangsan-Kim- (Gim)-Klans und Gelehrter der frühen Joseon-Zeit. Dieses Dorf wurde ursprünglich in Yean gebaut, aber später in die Gegend von Waryong verlegt.

Kims beiden Söhne – Yeon und Su – dienten König Jungjong (1488-1544) als treue Hofbeamte. Die Nachfahren des Gwangsan-Kim-Klans waren wohlhabend und erfolgreich. Dieses Dorf ist auch als Gunjari (군자리) – oder Andong-Gunja-Dorf – bekannt, da man der Ansicht ist, dass fünf konfuzianische Weisen – oder Gunja (군자) - dort gelebt haben.

Historische Stätte von Ocheon in Waryong-myeon, gebaut von Kim Hyo-ro.

Historische Stätte von Ocheon in Waryong-myeon, gebaut von Kim Hyo-ro.



Zu den bemerkenswerten Charakteristika der historischen Stätte von Ocheon zählen die an den Gebäuden befestigten Schilder mit Gedichten. Berühmte konfuzianische Gelehrte wie Yi Hwang schrieben Gedichte in dem Pavillon.

Auch das von Kim Bu-Pil (김부필) (1516-1577), Beamter am Hof von König Seonjo, gebaute Hujodang-Haus (후조당), zählt zu den sehenswerten Gebäuden. Der Name des Hauses geht zurück auf seinen Künstlernamen Hujodang. Das Schild dieses Gebäudes ist mit der Handschrift von Yi Hwang versehen.

In Andong gibt es viele Häuser, in denen Klan-Oberhäupter der aristokratischen Joseon-Gesellschaft gewohnt haben. Jedes Oberhaupt eines jeden Klans besaß seine eigene Aufbewahrungsstätte für Bücher und Holzdrucke. Bis heute sind über 65.000 Holzdrucke erhalten. Diese konfuzianischen Holzdruckplatten sind auf der Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgeführt.

Im Zentrum für Koreastudien können Sie mehr über Dokumente dieser Art erfahren.

Von Yoon Sojung
Redaktion Korea.net
Fotos: Wi Tack-whan
arete@korea.kr

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Schilder am Takcheongjeong-Pavillon (oben) und im Hujodang-Haus wurden von den berühmten Kalligrafen der Joseon-Zeit, Han Ho und Yi Hwang, beschrieben.

Schilder am Takcheongjeong-Pavillon (oben) und im Hujodang-Haus wurden von den berühmten Kalligrafen der Joseon-Zeit, Han Ho und Yi Hwang, beschrieben.