Kultur

09.10.2020

Sarah Oqelee aus Ägypten, Elena Kubitzki aus Deutschland und Elías Molina aus Costa Rica sind Mitarbeiter von Korea.net. Obwohl sie aus verschiedenen Ländern kommen, haben sie etwas gemeinsam: die Liebe zur koreanischen Sprache und ihrem Alphabet Hangeul. Dank ihrer Zuneigung zu Koreanisch beherrschen sie die Sprache, die sie auch auf der Arbeit verwenden, sehr gut. Anlässlich des Hangeul-Tages diskutierten die drei über die Reize von Koreanisch und Hangeul.

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(Von links) Elena Kubitzki, Elias Molina und Sarah Oqelee posieren am 8. Oktober für ein Foto, nachdem sie die koreanische Sprache und Hangeul im Studio von Korea.net im Jongno-gu-Distrikt von Seoul besprochen haben.


Von Kim Hyelin und Elena Kubitzki | Fotos: Kim Sunjoo


Elena: Ich bin keine Koreanerin, aber trotzdem fühlt sich der Hangeul-Tag jedes Jahr besonders an. Komisch, oder?

Sarah: Stimmt, das liegt daran, dass wir so fleißig Koreanisch und Hangeul gelernt haben. Jedes Jahr schreibe ich zum Hangeul-Tag einen Brief an jemanden auf Koreanisch. Ich überlege, ob ich dieses Jahr einen Brief an unsere Kollegen hier bei Korea.net schreiben soll.

Elias: Ich lerne schon seit zehn Jahren Koreanisch. Ich träume sogar auf Koreanisch. Wie habt ihr Koreanisch gelernt?

Kubitzki: Im Gymnasium bin ich über einen Schüleraustausch für zwei Wochen in Korea gelandet. Es war mein erstes Mal in einem asiatischen Land und Korea hat mich absolut begeistert. Die Leute waren so herzlich und das Land wunderschön. Nach meiner Reise habe ich mich entschlossen, nach dem Abi Koreanistik an der Freien Universität Berlin zu studieren und dort angefangen, systematisch Koreanisch zu lernen.

Sarah: Ich hatte eigentlich gar nicht vor, jemals Koreanisch zu lernen. Aber im Alter von 14 Jahren habe ich das K-Drama "Autumn in My Heart" im Fernsehen gesehen. Ich habe mir dann zum Ziel gesetzt, in Korea zu leben. Ich war neugierig auf das Land, da seine Kultur sich sehr von der Ägyptens zu unterscheiden schien. Ich habe an der koreanischen Botschaft in Ägypten, die von der Korea International Cooperation Agency (KOICA) geleitet wird, Koreanischunterricht genommen. Als Student kam ich dann durch ein Stipendium der koreanischen Regierung nach Korea.

Elias: Ihr scheint hart gearbeitet zu haben, schon bevor ihr hierher kamt. Ich habe nach dem Eintritt in die Universität Koreanisch gelernt. Ich erinnere mich noch an die Kopfschmerzen, die ich hatte, weil ich mir so viel merken musste. Ich war so stolz auf mich, ein paar einfache Wörter wie oi für Gurke und podo für Traube zu kennen. Jetzt benutze ich Koreanisch auf der Arbeit, was sich immer noch aufregend und toll anfühlt.



세라

Name

Sarah Oqelle Elias Molina Elena Kubitzki

Heimatland

Ägypten

Costa Rica

Deutschland

Zeitraum des Koreanischlernens
(Aufenthalt in Korea)

10 Jahre (8 Jahre)

10 Jahre, 6 Monate

5 Jahre (4 Jahre, 6 Monate)

Sprachteam bei Korea.net

Arabisch Spanisch Deutsch

Sarah: Haha, stimmt. Am Anfang war es schwierig, einfache Dinge wie die Aussprache von ㅁ und ㅂ zu unterscheiden. Was hat euch beim Koreanischlernen am meisten beeindruckt?

Elena: Ich liebe die Ausdruckskraft der koreanischen Sprache. Es gibt einen größeren Wortschatz als im Deutschen, um Geschmack, Empfindungen, Emotionen, Farben oder sogar das Wetter zu beschreiben. Es war also interessant, spezifischere Wörter zu verwenden, um mich auf Koreanisch auszudrücken. Genauso interessant war jedoch, wie ich mich bei Bedarf dank Koreanisch auch mehrdeutig ausdrücken konnte.

Sarah: Ich finde auch, dass Koreanisch ein reiches Vokabular hat, um Emotionen auszudrücken. Die arabische Sprache enthält auch Wörter, um Emotionen auszudrücken, aber sie sind nicht so genau oder detailliert für Ausdrücke wie "Sie haben gute Arbeit geleistet", "Gut gemacht" oder "ich bin frustriert". Ich glaube, ich habe gelernt, meine Gefühle und Meinungen genauer auszudrücken, während ich Koreanisch gelernt habe.

Elias: Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Höflichkeit. Auf Koreanisch ändern sich bestimmte Wörter entsprechend der Beziehung zwischen den Personen in einem Gespräch. Das Wort jip (Haus) ändert sich in daek und das Gleiche passiert mit saengil (Geburtstag), das sich in saengsin verändert, wenn man mit einer älteren Person oder einer Person mit höherem Status spricht.

Sarah: Ich denke, Koreanisch nimmt Rücksicht auf die Gefühle des Gegenübers. Fremde benutzen beim ersten Treffen immer jondetmal (formell höfliche Sprachstufe), während man mit Freunden banmal (informelle Sprachstufe) spricht. Bewusst eine informellere Sprachstufe zu nutzen, kann manchmal auch dabei helfen, jemandem schnell näher zu kommen. Ich habe mich sogar mit jemandem angefreundet, den ich zum ersten Mal getroffen habe, weil ich banmal gesprochen habe.

Elias: Ich weiß, wie sich das anfühlt. Koreanisch hat auch mehr Onomatopoesie oder mimetische Wörter als andere Sprachen. Das habe ich besonders dann gemerkt, als ich koreanische Comics gelesen habe. Solche Wörter fügen sich sehr schön in das Gesamtbild ein.

Elena: Ich denke, das liegt daran, dass das Design von Hangeul so schön ist. Ich fand die Buchstaben schon dann hübsch, als ich ihre Bedeutung noch nicht kannte. Ich denke, Hangeul hat einen gewissen Charme.

Elias: Richtig. Als ich anfing, Hangeul zu lernen, habe ich erfahren, dass Vokale und Konsonanten wie Stimmorgane geformt sind. Es ist ein logisch aufgebautes System.

Elena: Ich fand es auch sehr cool, dass man – wenn man Hangeul einmal gelernt hat – alle Worte der koreanischen Sprache schreiben kann, wobei die Buchstaben auf unzählige Arten kombiniert werden. Deshalb kann man auch auf Hangeul Wörter anderer Sprachen schreiben, deren Aussprache durch lateinische Buchstaben schwer zu erraten ist.

Sarah: Was Hangeul so besonders macht, ist, dass es von einem König erfunden wurde, der seinem Volk helfen wollte. Dank König Sejong konnten viele Menschen in der Joseon-Dynastie lernen, ihre Sprache zu lesen und zu schreiben.

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Die internationalen Mitarbeiter von Korea.net schreiben ihre koreanischen Lieblingswörter. Von links: Sarah wählte gojingamrae, ein Sprichwort, das besagt, dass auf schwere Zeiten gute Zeiten folgen werden; Elena wählte das einsilbige Wort kkot (Blume); Elias wählte jeong (Zuneigung).


Elias: Ich denke, viele Korea.net-Leser haben Interesse an Koreanisch oder lernen es bereits. Welchen Rat würdet ihr ihnen aufgrund eurer Erfahrung geben?

Sarah: Man sollte sich beim Lernen nicht nur auf Bücher verlassen (lacht). Es ist wichtig, das Sprechen zu üben. Ich habe alleine in Korea gelebt und manchmal den ganzen Tag lang kein einziges Wort Koreanisch gesprochen. Wenn ich in meine Studienzeit zurückkehren könnte, würde ich mit Koreanern im Studentenheim wohnen.

Elias: Ich stimme zu. Wenn ich koreanische TV-Serien oder Filme anschaue, finde ich sie interessant und kann nützliche Ausdrücke für das tägliche Leben lernen, daher sind sie sehr hilfreich. Durch Koreanisch wird einem die Tür zur koreanischen Gesellschaft geöffnet. Man kann auf umfangreiche Informationen zugreifen und Verbindungen zu Menschen vertiefen. Wenn man mehr über Korea erfahren möchte, muss man die Sprache lernen.

Elena: Und man sollte das Lernen nicht aufgeben, selbst wenn man keine deutliche Verbesserung spürt. In meinem Fall dauerte es ungefähr anderthalb Jahre, bis ich eine solide Basis hatte. Ab dann hatte ich das Gefühl, dass meine koreanischen Fähigkeiten mit einem Mal viel besser wurden. Es ist also kein Geheimtipp, aber das Wichtigste ist, stetig zu lernen, ohne aufzugeben.

Elias: Vor ungefähr zehn Jahren war Korea auf der Welt nicht sehr bekannt. Dank eines verbesserten globalen Images hat Koreanisch als Fremdsprache an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. In Costa Rica wussten die meisten Menschen früher nichts über Korea, aber jetzt betrachten sie die koreanischen Fähigkeiten als Vorteil. Dies ist auf die Beschäftigungsaussichten bei koreanischen Unternehmen zurückzuführen, die im Land tätig sind. Darüber hinaus hat Koreanisch eine niedrige Eintrittsbarriere, da man nicht viele komplexe Schriftzeichen lernen muss. Wenn man eine asiatische Sprache lernen möchte, halte ich Koreanisch für eine gute Wahl.


kimhyelin211@korea.kr