Von links: Jay Park, CEO von Won Spirits, Lee Jaeook, CEO von Damhwa, Park Rokdam, Direktor von Korea Studio Sool, und Kim Hee-jun, Chief Communications Officer von Won Spirits.
Von Min Yea-Ji | Fotos: Kim Sunjoo | Video: Lee Jun Young
Das Musikvideo „Hangover“ von Rapper Psy aus dem Jahr 2014 bietet einen Einblick in die koreanische Trinkkultur. Nach dem Anstoßen legt er den Kopf leicht schief und nimmt einen Schluck aus seinem Glas. Dann macht er ein sogenanntes Poktanju, das aus Soju (Reisschnaps) und Bier gemischt wurde, und geht am nächsten Tag in die Sauna, um seinen Kater zu lindern. Psy versucht auf seine humoristische Weise die Trinkkultur Koreas den Menschen in Übersee näherzubringen. Etwa acht Jahre nach der Veröffentlichung dieses Songs hat Korea viele Veränderungen in seinem Markt und seiner Kultur des Alkoholkonsums erlebt.
Die Trinkkultur in Südkorea ist so besonders, dass sogar ausländische Trinker mit einer scharfen Meinung über koreanischen Schnaps die vielfältige Kultur des Landes loben, Getränke zu genießen und Kontakte zu knüpfen. Korea.net hat vier Experten für Sool (alkoholische Getränke auf Koreanisch) interviewt, um mehr über den heimischen Alkoholgenuss zu erfahren: Jay Park, CEO von Won Spirits, einem Unternehmen, das destilliertes Soju außerhalb des Mainstreams populär gemacht hat, und von Kim Hee-jun, Chief Communications Officer von Won Spirits, Lee Jaeook, CEO der landesweit ersten traditionellen Sool-Abonnementplattform Damhwa, und Park Rokdam, Direktor des Korea Studio Sool, der über 800 verschiedene Rezepte von traditionellem Sool rekonsturiert hat.
Die Sojumarke Wonsoju von Won Spirits ist eines der diesjährigen Schlagworte auf dem heimischen Spirituosenmarkt. Warum haben Sie sich für Soju und seine destillierten Versionen entschieden?
Park: Als ich älter wurde, wurde es angenehmer zu trinken und sich zu unterhalten, als bei lauter Musik etwas zu trinken. Für eine solche Gelegenheit dachte ich, dass Soju die perfekte Wahl ist. Ich beschloss, Soju direkt selbst herzustellen, und während ich es lernte, wuchs mein Wunsch, einen wirklich sehr guter Soju herzustellen. Nur wenige Leute denken, dass Soju in grünen Flaschen ausgefallen oder von hoher Qualität ist, und ich wollte diese Wahrnehmung ändern. Ich entwickelte ein Gefühl des Stolzes für den auf traditionelle Weise destillierten Soju, der wirklich ein „kostbares alkoholisches Getränk“ ist. Ich bin extrem wählerisch in Bezug auf biologische und gesunde Lebensmittel oder Getränke. Wenn Sie trinken, ist es nicht besser, etwas Gesundes zu trinken?
Park und Kim: Wichtig ist, dass wir den verdünnten Soju in grünen Flaschen immer noch genießen und lieben. Wir möchten auch sagen, dass dies nicht alles ist, was koreanischen Alkohol ausmacht.
Chief Communications Officer bei Won Spirits, Kim Hee-jun.
Soju in einer grünen Flasche ist unerlässlich für die Herstellung von Poktanju, die bei einem Hoesik (Saufgelage nach dem Feierabend) serviert werden. Wie wird bei einem Hoesik getrunken?
Kim: Als ich meine Karriere begann, nahm ich auch sehr oft an dem sogenannten Hoesik, Trinkgelage nach Feierabend, teil. Ich hatte keine Wahl bei den Getränken. Ich musste auch manchmal Poktanju trinken, was nicht zu mir passte. Ehrlich gesagt mag ich diese Trinkkultur nicht.
Park: Aber wenn man zu einem Hoesik geht und zusammen gepflegt trinkt, entwickelt man Freundschaften und kommt sich näher. Mir wurde klar, dass wir deshalb ein Hoesik haben.
Kim: Ich stimme zu. Genau wie Foodpairing mit alkoholischen Getränken entsteht ein Synergieeffekt unter den Menschen beim gemeinsamen Trinken. Dieser Pairing-Prozess gefällt mir an einem Hoesik am besten.
Damhwa-CEO, Lee Jaeook
Sie haben erstaunlicherweise als junger Mann die erste traditionelle Sool-Abo-Plattform des Landes eröffnet. Wie ist Ihr Interesse daran gewachsen?
Lee: Eigentlich wusste ich nicht viel über traditionellen Alkohol in Korea, weil ich in Hongkong zur Universität gegangen bin. Ich war zufällig auf einer traditionellen Schnapsmesse und das Kennenlernen der Vielfalt unserer traditionellen alkoholischen Getränke traf mich wie ein Hammer. Traditionelle alkoholische Getränke sind das einzige alkoholische Getränk in Korea, das online gekauft werden darf. Aber der Prozess war kompliziert und ich wusste nicht, welche Sorte ich kaufen sollte. Also beschloss ich, einen neuen Weg zu öffnen.
Welches Empfehlungen bekommt man beim Sool-Abo?
Lee: In der Vergangenheit waren die Erklärungen über die traditionellen Spirituosen immer sehr einfach, z.B. „Dieses Getränk ist super!“ oder „Traditionelles alkoholisches Getränk hat eine sehr lange Geschichte.“ Mit solcher Erklärung kann man leider nützliche Information zum Kauf nicht bekommen. Daher haben wir versucht, den Leuten zu hlfen, „beste Sool des Leben“ für einen besonderen Anlass zu finden, da die jungen Leute passend zu einem besonderen Moment oder Ort das „beste Foto ihres Lebens“ haben wollten.
Wir erklären, welches Getränk zu welchem Anlass passt, welche Speisen dazu passen und wie es schmeckt.
Welchen Charakter-Typ besitzen die Kunden, die den traditionellen Spirituosen-Abo-Service zu nutzen.
Lee: Benutzer unseres Soldamhwa-Dienstes tätigen teure Einkäufe über ein Abonnement. Sie können Soju und Bier leicht in Convenience Stores finden, aber die Nutzer unseres Dienstes können jeden Monat neue Getränke probieren. Ich denke, unsere Abonnenten legen viel mehr Wert auf Essen und Alkohol als andere. Ich denke, unsere Kunden wollen auch nur ein Glas guten Schnaps genießen und wollen Wertkonsum.
Direktor von Korea Studio Sool, Park Rokdam.
Poktanju, bestehend aus einem Glas Bier mit einem Schuss Soju, ist ein fester Bestandteil der koreanischen Trinkkultur. Wann entstand dieser Trinkgenuss?
Park: Poktanju zu trinken ist ein neuer Trend und stammt nicht aus der Kultur unserer Vorfahren. Diese Kultur begann aufgrund der Industrialisierung, des Aufkommens von billigem Alkohol und der Verlagerung des Trinklokals von drinnen nach draußen. Die Boilermaker-Praxis begann, als die Leute anfingen, starken verdünnten Soju mit fermentiertem Alkohol zu mischen, damit sie sich im Freien schnell betrinken konnten. Die niedrigen Kosten führten zu exzessivem Rauschtrinken.
Wie haben die Koreaner ursprünglich Sool genossen?
Park: Die Kultur bestand darin, Schnaps zu einer Mahlzeit zu trinken. Die Leute mussten nicht viel trinken, da sie von ihren Mahlzeiten satt waren. Vor allem ging es beim Trinken um Stil und Geschmack. Klassische Gelehrte rezitierten Gedichte, während sie tranken, und das Trinken begleitete auch Musik oder Tanz und führte zur Schaffung künstlerischer Genres wie Malerei und Kalligrafie. Von einer Zu-Viel-Trinken-Kultur ist nichts zu lernen.
Die soziale Atmosphäre heute und zur Zeit der Joseon-Zeit (1392-1910) ist sehr unterschiedlich. Ist das Vergleichen zwischen den beiden Epochen nicht schwierig?
Park: Ich sage nicht, dass wir in die Joseon-Zeit zurückkehren, sondern dass wir unsere Trinkkultur proaktiv wieder aufbauen sollen. Die Hoffnung liegt in jungen Menschen, die beginnen, unsere Trinkkultur zu studieren und zu lernen, wie man Sool herstellt und trinkt. Als ich das Studio vor 25 Jahren eröffnete, lag das Durchschnittsalter eines Lernenden bei 58 Jahren. Wir hatten einen oder zwei in den Dreißigern und Vierzigern, so selten, wie während einer Dürre sprießende Bohnen zu finden sind. Heute ist der durchschnittliche Lernende in den Dreißigern. Der Wandel hat begonnen. Ich glaube, dass sie in ein oder zwei Jahrzehnten zu Anführern in der Gesellschaft werden und folglich unsere Trinkkultur verändern werden.
Was sollte die Welt über die koreanische Trinkkultur wissen?
Park: Es ist traurig, wenn Ausländer von Makgeolli (Milchreiswein) hören und hauptsächlich an das Getränk denken, das durch einen gelben Kessel gegossen wird. So tranken wir nur 20 Jahre nach dem Koreakrieg (1950-53), als das Land die schlimmste Armut seiner Geschichte erlebte. Ich möchte nur sagen, dass unser Sool in Korea in Goryeo-Seladon, Joseon-Porzellan, Keramik und Bronzewaren konsumiert wurde.