Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Elena Kubitzki aus Deutschland Video: Elena Kubitzki | Stand: 26. November 2018
Nach der dritten oder vierten koreanischen Hochzeitsfeier, die ich in Korea besucht habe, habe ich Eines sehr deutlich gemerkt: Die durchschnittliche koreanische Hochzeit ist mit einer deutschen nicht zu vergleichen. Es wird nicht in einer Kirche oder an einem ganz besonderen und romantischen Ort geheiratet, sondern in einer Art „Convention Hall“, in der jeden Tag mehrere Dutzend Hochzeiten abgehalten werden. Als Gast macht man sich keine großen Gedanken darüber, was man schenken könnte, sondern gratuliert dem Brautpaar einfach mit einem Geldgeschenk. Die Zeremonie dauert meistens nur eine halbe Stunde, dann ist das nächste Pärchen dran. Nach der Trauung können die Gäste an einem Büffet essen und sich unterhalten, das Brautpaar geht von Tisch zu Tisch und bedankt sich kurz bei allen für ihr Kommen und dann ist das Ganze eigentlich auch schon vorbei.
Und obwohl diese Convention Halls zweifelsohne sehr edel aussehen und eine Hochzeit natürlich immer etwas sehr Schönes ist, fand ich es immer etwas traurig, dass alles so schnell vorbei war. In Deutschland geht eine Hochzeit nun mal gut und gerne den ganzen Tag lang und es wird bis in die Nacht getanzt, getrunken und gefeiert. Nur ein Zeitfenster von 30 oder 60 Minuten zu haben, wäre unvorstellbar. Und mir persönlich hat wirklich immer am meisten das Tanzen gefehlt. Was ist schließlich eine Hochzeit ohne einen einzigen Tanz? Auch die Bräuche einer Hochzeit sind anders. Im Westen wird es zum Beispiel als schlechtes Omen gesehen, wenn sich Braut und Bräutigam am Tag der Hochzeit vor der Trauung sehen. Und überhaupt sollte der Bräutigam die Braut nicht vor dem Hochzeitstag im Brautkleid sehen. Aber in Korea macht man sich um diesen Punkt keine Gedanken. Es werden schon vor der Zeremonie fleißig Fotos mit der Familie geschossen und es gibt sogar Pärchen, die sich an ihrem Hochzeitstag schon vor der Trauung küssen! Als Deutsche werde ich das ganz sicher nicht machen, selbst wenn ich in Korea heirate. Aberglauben ist halt in jedem Land anders.
Diesen Monat ist es mir allerdings gelungen, endlich ein bisschen deutsche Kultur auf einer koreanischen Hochzeit zu erleben. Ich habe nämlich auf so einer Hochzeit getanzt. Die Schwester einer Freundin hat geheiratet und meine Freundin wollte daher etwas Besonderes vorbereiten. Sie hat also mich und noch eine andere Freundin darum gebeten, mit ihr zusammen einen Tanz aufzuführen. Einen Monat lang haben wir uns getroffen und auch zuhause fleißig geübt, um eine gute Performance zu leisten. Aber als dann endlich der Tag der Hochzeitsfeier kam, waren wir trotzdem alle total aufgeregt. Trotzdem konnten wir das Brautpaar überraschen und die Stimmung ein wenig aufheizen. Nach unserem Tanz haben uns Freunde und Verwandte meiner Freundin dafür gedankt, dass wir mit dieser Aufführung so ein tolles Geschenk vorbereitet haben.
Natürlich war auch diese Hochzeit für meinen Geschmack viel zu schnell vorbei. Aber ich hatte wirklich das Gefühl, für diesen einen Vormittag Teil von etwas Besonderem zu sein. Diese Erinnerung wird mir sicher lange erhalten bleiben, denn man kommt halt nicht oft dazu, auf einer koreanischen Hochzeit zu tanzen.
jesimin@korea.kr
* Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.