Gedenkstätte und Friedhof am 4.3 Friedenspark auf der Insel Jeju.
Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin
Heike Hermanns aus Deutschland
Fotos: Heike Hermanns | Stand: 4. April 2019
Am 3. April 2019 hat sich zum 71. Mal der Jeju-Aufstand in Südkorea gejährt. An diesem Tag protestierten Bürger auf der Insel Jeju-do gegen Polizeirepressionen und die rechtsgerichtete Regierung der Insel, die von der amerikanischen Besatzungsregierung eingesetzt wurde. Dabei wurden auch Polizeistationen gestürmt. Die Bevölkerung trat auch für gesamtkoreanische Wahlen ein, um die Teilung Koreas zu verhindern. Dieser Widerstand wurde von der Polizei und paramilitärischen Einheiten vom Festland brutal niedergeschlagen. Dabei wurden nicht nur linksgerichtete Demonstranten verhaftet und hingerichtet, sondern auch deren Familien und potenzielle Unterstützer. Insgesamt kamen nach Schätzungen etwa 27.000 Menschen ums Leben, hauptsächlich Zivilisten. Da sich viele Widerstandskämpfer, aber auch Verfolgte, in den Bergen versteckten, erklärte die Lokalregierung jeden Einwohner, der mehr als 4 km von dem Meer entfernt lebte, als feindlich und zerstörte Häuser und Felder im Landesinneren. Über 270 Dörfer wurden so zerstört und oft nicht wieder aufgebaut.
Nach der Unterdrückung des Aufstandes wurde ein Mantel des Schweigens über diese sogenannte ‚kommunistische Rebellion’ gelegt. Den Angehöhrigen wurde sogar verboten, den Opfern zu gedenken. Erst mit der Rückkehr der Demokratie in den 1990er Jahren konnten die Vorgänge dieser Zeit neu aufgearbeitet werden. Die Regierung unter Kim Dae-jung setzte 1999 eine staatliche Untersuchungskommission ein, die die Vorgänge erneut begutachtete. Danach konnte der Prozess der Erinnerung und Vergangenheitsbewältigung einsetzen. Im Zentrum der Insel wurde eine Erinnerungsstätte errichtet, in der der Toten des Aufstandes gedacht werden kann. Dazu gehört auch ein Museum, das ausführlich den Hintergrund des Aufstandes auf der Insel und der koreanischen Halbinsel beschreibt. Dabei steht auch die Aussöhnung auf dem Programm.
In diesem Feld befand sich früher das Dorf Mudeungyiwat (무등이왓). Hier wurden auch Einwohner erschossen.
Die koreanische NGO Jeju Darktours hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Aufstand und die Auswirkungen der Verfolgung für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Dabei geht es nicht nur um den Besuch von verlassenen Dörfern und den Höhlen, in denen sich Verfolgte versteckten, sondern mehr um den Austausch mit Überlebenden. Es ist sehr beeindruckend, einer alten Frau zuzuhören, die über ihre eigene Erfahrung als Kind auf der Flucht in einer Höhle zu erfahren. Die Führung durch ihr altes ‚Dorf’, an das heute nur noch eine Erklärungstafel erinnert, wird um so einprägsamer, weil sie erklären kann, wie viele Menschen in jedem Haus vor der Zerstörung wohnten und wie viele davon dies nicht überlebt hatten.
In einem Krater im Südwesten der Insel findet sich die Seodal Erinnerungsstätte zur Erinnerung an ein Massaker, in dem Polizeikräfte Zivilisten, die als ‚kommunistische Sympathisanten’ verdächtigt wurden, erschossen. Diese waren aus ihren Häusern abgeführt und auf Lastwagen abtransportiert worden. Um eine Spur zu hinterlassen, warfen die Gefangenen ihre Schuhe aus dem Wagen, mit denen später der Ort der Hinrichtungen gefunden werden konnte. Daran erinnern noch heute die Schuhe an dem Denkmal.
Auch auf dem Flughafengelände wurden Hinrichtungen durchgeführt, sodass jeder Urlauber, der mit dem Flugzeug auf Jeju-do ankommt, unbewusst direkt mit dem Aufstand in Berührung kommt. Daher lohnt es sich, die Geschichte der schönen Urlaubsinsel genauer zu betrachten und gerade am 3. April der dunklen Zeiten zu gedenken.
jesimin@korea.kr
* Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.