Die Friedensstatue im Nepal Himalaya Pavillon. ⓒ Heike Hermanns
Von
Korea.net-Ehrenberichterstatterin Heike Hermanns aus
Deutschland Der Streit um die Geschichte und die Interpretation derselben zwischen Korea und Japan findet nicht nur in den beiden Ländern statt, sondern dehnt sich auch in das Ausland aus. Ein Gegenstand der Kontroverse sind die Gedenkstatuen für die Trostfrauen, die im Zweiten Weltkrieg als Zwangsprostituierte für die japanische Armee arbeiten mussten. Nachdem ihr Schicksal über Jahrzehnte von beiden Seiten ignoriert wurde, sprechen die Frauen und ihre Unterstützer seit den 1990er Jahren vermehrt über ihre Leiden. Um Forderungen nach einer Entschuldigung und Entschädigungen zu verstärken, findet jeden Mittwoch eine Demonstration vor der japanischen
Botschaft statt. 2011 wurde zur 1000. Mittwochsdemonstration dort eine Statue der Künstler Kim Eun-sung und Kim Seo-kyung errichtet, die ein junges Mädchen darstellt, das auf einem Stuhl wartet. Barfuß mit kurz geschnittenem Haar und einer Taube auf der linken Schulter schaut sie ruhig geradeaus. Neben ihr ist ein freier Stuhl. Obwohl der japanische Botschafter in Seoul gegen die Statue Proteste eingelegt hat, bleibt sie weiter dort stehen.
Im Jahre 2015 unterzeichneten die koreanische Präsidentin Park Geun-hye und der japanische Premierminister Shinzo Abe eine koreanisch-japanische Vereinbarung, die unter anderem den Abriss der Statue in Seoul beinhaltete. Daraufhin errichteten Gegner dieser Politik ähnliche Statuen als Gedenkstätten in vielen Städten Koreas. Wegen der Statue in Busan zog die japanische Regierung zeitweilig den Botschafter aus Seoul ab, um den Abriss der Statue zu erreichen. Auch im Ausland, in den Vereinigten Staaten und Australien, wurden ähnliche Statuen errichtet, die jedes Mal von Protesten japanischer Seite begleitet wurden.
Mittwochsdemonstration gegen Japans Sexsklaverei in Kriegszeiten findet am 14. August 2019 zum 1.400sten Mal in Seoul statt. ⓒ Korea.net DB
Die Platzierung einer permanenten Gedenkstatue der Trostfrauen in Deutschland ist ebenfalls von Protesten seitens der japanischen Seite begleitet. Diese richten sich an Kommunen, Landesregierungen, Kulturinstitutionen und Privatpersonen. Zur jährlichen Feier des Gedenktages an die Trostfrauen am 14. August, aber auch die Schließung der Aichi-Triennale in Nagoya wegen einer solchen Statue im August 2019, rücken diese auch vermehrt in die deutsche Presse, die neues Licht auf die Aktivitäten der japanischen Institutionen gegen solches Gedenken herausheben.
Im Jahre 2016 wurde eine Städtepartnerschaft zwischen Freiburg im Breisgau und Suwon in der Provinz Gyeonggi etabliert. Dabei schlug die koreanische Delegation die Errichtung einer Trostfrauenstatue in Freiburg vor. Der Oberbürgermeister nahm das Angebot sofort an. Dies rief Proteste der japanischen Partnerstadt Freiburgs, des Botschafters und des japanischen Generalkonsuls in Frankfurt auf den Plan, und die Errichtung der Statue wurde letztlich verworfen, um weitere Verwicklungen zu vermeiden. Die Geschichte verdeutlicht die Unterschiede in der Erinnerungskultur in Deutschland und Ostasien, aber auch die Verschiedenheit des Umgangs mit der Vergangenheit in Deutschland und Japan, wie auch der Oberbürgermeister von Freiburg bemerkte.
Die Idee wurde aber weiter verfolgt, von koreanische Organisationen, koreanischen Kirchenvertretern in Deutschland und deutsche Partnern, hier vor allem der Trostfrauen-AG des Korea Verbands in Berlin (www.koreaverband.de). Die Leiterin des Korea Verbandes, Natalie Jung-hwa Han ist eine treibende Kraft in Deutschland, die sich für die Belange der Trostfrauen einsetzt. Die Statue wird dabei auch im weiteren Sinne als eine Friedensstatue für die Opfer sexueller Gewalt im Zweiten Weltkrieg betrachtet.
Nachdem Freiburg sich zurückgezogen hatte, steht die Statue nun in einem privaten Park in der Nähe von Regensburg im Land Bayern. Vor der Errichtung beschwerten sich Vertreter der japanischen Seite bei der Stadtverwaltung und versuchten, den Parkbesitzer umzustimmen. Auf Drängen japanischer Seite hin wurde eine Erklärungstafel neben dem leeren Stuhl am Trostfrauenmahnmal bald entfernt. Zur Einweihung im März 2017 kam auch eine der letzten überlebenden Trostfrauen, Frau An Jeom-Soon.
Die Besucher im Nepal-Himalaya Pavillon in Wiesent bei Regensburg fotografieren die Friedensstatue. ⓒ Heike Hermanns
An einem warmen Augusttag 2019 hat die Statue nun viele Besucher. Einige, vor allem ältere Besucher, nutzen den Sitzplatz, um sich dort auszuruhen, und leisten ihr so Gesellschaft. Andere Besucher nutzen sie als Fotogelegenheit mit der Familie. Im ganzen Park gibt es keine Erläuterungen für die bunte Sammlung von Bauten und Statuen aus Nepal, Bhutan, China, Japan, Korea und anderen Ländern. Die Erklärungstafel oder andere Informationen im Parkplan fehlen, sodass sich vielen Besuchern die Bedeutung der Friedensstatue wohl nicht erschließen wird. Die sehr begrenzten Öffnungszeiten und die abgelegene Lage, knappe 30 Autominuten außerhalb von Regensburg, reduzieren auch die Wirkung als Mahnmal. In diesem Sinne hat die japanische Seite also ihr Ziel erreicht, der Statue und der damit verbundenen Geschichte möglichst wenig Aufmerksamkeit zu geben.
Die Friedensstatue wird auch in anderer Form zur Erinnerung an Kriegstaten verwendet. Das Schicksal dieser Figuren, die oft in temporären Ausstellungen gezeigt werden sollten, wird erst nach und nach öffentlich. Eine kleinere Version der Friedensstatue stand auch seit 2017 als Teil einer Ausstellung in der Gedenkstätte des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück, wurde aber ebenfalls auf japanischen Druck hin wieder bald entfernt, wie Frau Han berichtet. Eine geplante temporäre Ausstellung in Hamburg fiel 2018 Protesten des japanischen Generalkonsuls und des Konsuls zum Opfer. Im selben Jahr machte das Bonner Frauenmuseum einen ähnlichen Rückzieher nach dem Besuch des japanischen Vizekonsuls. Zum evangelischen Kirchentag in Dortmund im Juni 2019 wurde eine „Friedensstatue auf Reisen“ in der Zeche Zollern ausgestellt. Diese ist eine farbige Version der Statue zum Andenken an die Trostfrauen. Der japanische Konsul erfuhr zu spät von der Aktion, reichte aber trotzdem Proteste ein.
Im August 2019 wird in der Berliner Galerie GEDOK die „reisende Trostfrau“ als Teil der Ausstellung „Toys are Us“ aufgestellt. Die Statue wird auch im Berliner Nahverkehr reisen, um an das Leiden der Frauen, und im weiteren Sinn aller Frauen, die während Kriegen Opfer von sexueller Gewalt wurden, zu erinnern. Die japanische Botschaft in Deutschland war gegen die Ausstellung und versuchte in einem langen Brief, die japanische Version der Geschichte als Gegendarstellung zu verbreiten. Darüber hinaus wird argumentiert, dass die Frage mit dem Abkommen von 2015 gelöst sei. Die Einmischung japanischer Diplomaten in kulturelle Angelegenheiten eines anderen Landes, um den Ruf und das Geschichtsverständnis der japanischen Regierung zu verteidigen, steht in einem interessanten Kontrast zu den Versuchen der deutschen Institutionen, sich der Vergangenheit zu stellen.
jesimin@korea.kr
* Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.