Ehrenberichterstatter

07.04.2020

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Streetfood ist fast überall in Korea zu finden. Die beliebtesten Stände haben immer eine lange Schlange an wartender Kundschaft und sind somit leicht zu finden.


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Lara Leipholz aus Deutschland | Fotos: Lara Leipholz

Ich kann gar nicht sagen, was ich am meisten an Korea liebe. Ich glaube aber ein Punkt unter meinen Top 10 ist die Esskultur. Essen ist Leben in Korea. Egal was man tut, alles wird mit Essen verbunden. Essen bedeutet Gemeinschaft, Teilen, Fürsorge, Spaß, Genuss, Familie und Zusammensein.

Das Essen in Korea ist grandios. Das ist schon mal sicher. Aber viel wichtiger ist eigentlich, welche Bedeutung dem Essen zugesprochen wird und wie sehr man es hier wertschätzt. Nicht umsonst fragt man zur Begrüßung oft, ob der Gegenüber schon gegessen hat (밥 먹었어요? oder 식사하셨어요?). Entwickelt hat sich diese Floskel aus der Zeit nach dem Koreakrieg, in der viele Menschen hungerten, da Lebensmittel schwer zu finden waren.

Viele Gerichte haben außerdem eine spezielle Bedeutung. Sie werden meist mit bestimmten Getränken zusammen serviert oder an besonderen Feiertagen gegessen. So wird frittiertes Hühnchen oft mit Bier zusammen zu Chimaek (치맥, Koreanisch für Chicken und Maekju, Bier) kombiniert und Makgeolli (막걸리, eine Art naturtrüber Reiswein) wird gerne mit Jeon (전, würziger koreanischer Pfannkuchen, oft als Pajeon mit Frühlingszwiebeln oder als Kimchijeon mit Kimchi gebraten) oder mit Tofu und Kimchi gegessen.

Bibimbap (비빔밥) ist wahrscheinlich eins der bekanntesten koreanischen Gerichte. Reis wird mit Gemüse und wahlweise Ei und Fleisch mit Reis gemischt und wahlweise heiß oder gekühlt gegessen.


Koreaner haben eine Faszination für Details und unterschiedliche Geschmäcker. Sie schmatzen und schlürfen teilweise auch, was in vielen westlichen Ländern als störend empfunden wird. Mich persönlich haben diese Laute in Korea aber nicht gestört. Vielmehr habe ich das Essen dadurch noch mehr genossen. Das genüssliche Essen unterbrochen von Ausrufen wie „Oh ja, mmh, lecker!“ verdeutlicht, wie gut es einem schmeckt, und drückt die Wertschätzung von Koch und Küche aus. Zudem erlebt man so auch den Geschmack noch viel intensiver. Und seien wir mal ehrlich: Ramyeon (라면, Instantnudeln) schlürfen ist eins der coolsten Esserlebnisse, die man haben kann.

Die koreanische Küche ist unglaublich vielfältig und man entdeckt ständig etwas Neues. Selbst eine einzige Zutat kann auf unterschiedlichste Weise in zahlreichen Gerichten verarbeitet werden und es wird wirklich nie langweilig. Diese ausgeprägte Esskultur findet man aber nicht nur im Rahmen der Familie oder in Restaurants. Koreanisches Streetfood und die weitläufigen Märkte, die stets gut besucht sind, sind eine Welt für sich. Man läuft zwischen wunderbaren Düften und Eindrücken durch die Straßen, die zum Abend hin immer voller werden. Die Menschen haben Feierabend und finden bei gutem Essen endlich etwas Ruhe und Zeit für sich und Freunde. Und das Angebot auf solchen Märkten ist unglaublich: Von frittiertem und gebackenem Gemüse über Fisch- und Fleischgerichte bis hin zu Süßspeisen ist alles zu finden. Mein persönlicher Favorit? Hotteok (호떡, eine frittierte und mit Zimt und Zucker gefüllte Teigtasche). Aber so toll diese Märkte sind, eine Schwierigkeit gibt es doch. Man kann sich nämlich nie entscheiden, was man essen soll, und muss deshalb von allem etwas probieren. Aber auch da kommt wieder ein Vorteil der Gemeinschaft zur Geltung: Es wird geteilt.

Tteokbokki (떡볶이) sind ein sehr beliebter, scharfer Snack. Die Reiskuchen werden in Chilisauce mariniert und heiß serviert.


Etwas Wunderbares, wenn auch für uns in der westlichen Kultur nicht so Geläufiges, ist das gegenseitige Füttern. Wenn man sich nahe steht, dann gibt man beim Essen von seiner Portion an andere ab und steckt es dem Gegenüber manchmal direkt in den Mund – je nach Gericht werden dafür die Essstäbchen oder auch einfach nur die Hände benutzt. Dies mag für manche Menschen merkwürdig klingen, in Korea ist es jedoch eine recht normale Geste, die Vertrautheit und Zuneigung ausdrückt. Außerdem gehört es in Korea grundsätzlich zur Kultur, Essen zu teilen. Oft hat jede Person ihren eigenen Teller mit dem Hauptgericht, aber in der Mitte des Tisches stehen eine Reihe von Banchan (반찬, kleine Gerichte zur Hauptspeise), die aus Gemüse, Fisch, Ei und vielem weiteren bestehen können und von allen geteilt werden. Ich finde, dies zeigt, wie tief der Gedanke des Teilens in der koreanischen Kultur verwurzelt ist.

Dies sind meine Erfahrungen mit der koreanischen Esskultur. Sie ist auf jeden Fall ein Grund, warum ich mich in Korea so wohlfühle. Essen bedeutet Gemeinschaft, das wird jeder, der Korea einmal bereist, sofort merken!


elenakubi@korea.kr

*Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.