Ehrenberichterstatter

28.04.2020

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Reiskuchen oder Tteok (떡) gibt es in unzählig vielen Varianten. Süß, herzhaft oder nussig - für jeden Geschmack gibt es die passende Sorte Tteok. Auf dem Foto sieht man zum Beispiel Injeolmi (인절미, unten links), eine Art Tteok, die mit Bohnenpuder bestreut wird, und Kkul-Tteok (꿀떡, unten Mitte), gefüllt mit süßem Syrup.


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Lara Leipholz aus Deutschland | Fotos: Lara Leipholz

Vielleicht haben einige von euch so etwas schon einmal erlebt: Als Vegetarier bzw. als Veganer macht man sich vor einer Reise in andere Länder immer etwas Sorgen um die Ess-Situation. Mir ging es vor ein paar Jahren vor meiner ersten Reise nach Korea nicht anders. Ich persönlich bin Vegetarierin, aber ernähre mich auch teilweise komplett vegan. Daher habe ich mich damals extra vor der Reise etwas erkundigt und hatte das große Glück, die koreanische Küche auch schon in Deutschland lieben gelernt zu haben. So wusste ich, wie die Koreaner kochen und welche vegetarischen und veganen Optionen es gibt.

Es gibt mittlerweile immer mehr Vegetarier, die kein Fleisch und keinen Fisch essen, und Veganer, die auf alle tierischen Produkte inklusive Milch, Eier und Honig verzichten, in Deutschland. Aber wie ist die Situation in Korea? Ist der pflanzenbasierte Lebensstil auch in Korea angekommen oder vielleicht sogar weit verbreitet? Was denken Koreaner über eine fleischlose oder gar komplett pflanzliche Ernährung? Wie kann man als Veganer oder Vegetarier in Korea leben? Wird einem mit Abneigung begegnet oder wird auch ein alternativer Ernährungsstil toleriert?

Diese und andere Fragen möchte ich im Folgenden beantworten. Dabei sind die Antworten natürlich subjektiv und können nicht komplett verallgemeinert werden. Es soll nur ein kleiner Eindruck gegeben werden und hoffentlich dienen meine Erfahrungen als Tipps, wie man als Vegetarier oder Veganer in Korea gut zurechtkommen kann.


Was denken Koreaner über vegane oder vegetarische Ernährung? Sind Koreaner tolerant gegenüber alternativen Ernährungsstilen?

Ich persönlich habe gemerkt, dass viele Koreaner einfach denken, vegetarische oder vegane Ernährung ist eine Art Diät, um Gewicht zu verlieren. Die moralischen und nachhaltigen Aspekte dahinter werden meist gar nicht erkannt. Es gibt natürlich auch in Ländern wie Deutschland Menschen, die sich aus anderen Gründen vegetarisch oder vegan ernähren. Aber für die meisten ist die Hauptmotivation wahrscheinlich, das Leid der Tiere verringern zu wollen und dies in seinem Lebensstil widerzuspiegeln. Diese Ansicht musste ich bis jetzt fast jedem Koreaner, den ich kennengelernt habe, erklären.

Und was die Toleranz angeht: Ich habe es nie erlebt, dass Koreaner Veganer hassen oder andere Ernährungsformen nicht in Ordnung finden. Ich glaube, die meisten sind einfach nicht über solche Themen informiert, und daher ist es vielleicht eher Unwissenheit und ein dadurch resultierendes Unverständnis, als dass es irgendwas mit Toleranz zu tun hat. Meiner Erfahrung nach sind Koreaner sehr daran interessiert, wenn man ihnen die Ernährung und die Moralvorstellung dahinter erklärt. Oft möchten sie dann die genauen Hintergründe erfahren und verstehen. Trotzdem können sich viele Koreaner diese Lebensweise für sich selbst aber nicht vorstellen.

Grundsätzlich würde ich sagen, man hat sozial gesehen aber schon etwas schwerer als Veganer. Bis jetzt ist es in Korea einfach noch nicht geläufig, vegan zu leben. Auch der vegetarische Lebensstil ist nicht weit verbreitet, aber definitiv einfacher umzusetzen als der vegane. Witzig ist, dass Koreaner oft denken, dass man trotz vegetarischer oder veganer Ernährung SPAM (gepökeltes Frühstücksfleisch, in Korea sehr beliebt) oder Fisch isst. Darauf solltet ihr achten, wenn ihr zum Beispiel im Restaurant etwas "ohne Fleisch" oder "ohne tierische Produkte" bestellt.

Obst und Gemüse wird auf lokalen Märkten oft günstiger angeboten als im Supermarkt. Trotzdem ist der Preis im Vergleich zu Deutschland teurer.



Hat sich die Einstellung zu veganer oder vegetarischer Ernährung in Korea in letzter Zeit geändert?

Ja, definitiv. Grade durch Dokumentationen und Serien auf Netflix wird der vegane Lebensstil für viele junge Koreaner interessant und die Nachfrage steigt. Aber die vegane Community ist noch sehr klein in Korea. Daher gibt es auch noch so gut wie keine Ersatzprodukte wie wir sie aus Deutschland kennen, z.B. vegetarische Würstchen oder Ersatzkäse. Aber dadurch, dass Veganismus in westliche Länder immer beliebter wird, wird dieser Trend sicher auch bald in Korea ankommen.


Gibt es vegane oder vegetarische Restaurant-Optionen? Wie sieht es mit dem Angebot im Supermarkt aus?

Vegetarische Ernährung in Korea ist meiner Ansicht nach nicht allzu schwierig. Man muss sich ein wenig mit der koreanischen Küche auseinandersetzen und schauen, wo Fisch und Fleisch verarbeitet werden. Aufpassen sollte man vor allem bei Brühen und Saucen. Diese werden oft mit Knochen gekocht oder mit Fischsoße verfeinert. Abgesehen davon hat man sehr viele Optionen vegetarisch im Restaurant oder an einem der vielen Stände auf der Straße zu essen.

Es gibt auch vegane Optionen, aber diese sind deutlich schwieriger zu finden als die vegetarischen. Es gibt bestimmte Apps, die hier aushelfen können, aber leider muss man dafür Koreanisch verstehen können. In Supermärkten gibt es natürlich Obst, Gemüse und alles andere, was man als Veganer braucht. Man kann sich schließlich auch ohne Ersatzprodukte pflanzlich oder fleischlos ernähren. Wenn man spezielle Waren wie z.B. Sojawürstchen kaufen möchte, muss man dies im Internet oder in einem der wenigen veganen Shops in Seoul tun. Allerdings sind diese Artikel leider relativ teuer.

Es gibt auch ein paar Speisen, die vegan sind bzw. durch das Weglassen einer Fleischzutat vegan angerichtet werden können. Dazu gehören unter anderem Reiskuchen (떡), Japchae (잡채, Glasnudelgericht), Bibimbap (비빔밥, Reis mit Gemüse, ohne Ei und Fleisch bestellen), Jumeok-bap (삼각주먹밥, gefüllte Reisbällchen, Variante ohne Fisch und Fleisch nehmen), Juk (죽, Gemüsebrei) und Tofu. Auch sind viele der Banchan (반찬, kleine Nebenspeisen) vegan, da sie aus verschiedenem Gemüse bestehen. Jedoch werden einige von ihnen mit Fischsoße verfeinert, darunter oft Kimchi.


Wieso ist Fleisch so wichtig in Korea?

Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Zum Teil hat Fleisch so einen hohen Stellenwert, da zu Zeiten des Koreakriegs und zu Nachkriegszeiten jede Art von Nahrung schwer zu finden war und Fleisch somit eine sehr rare Spezialität war. Heutzutage kann man Fleisch zwar überall und zu guten Preisen kaufen, viele ältere Koreaner haben diese Einstellung aber verinnerlicht und sehen Fleisch deshalb als besondere Mahlzeit an. Und selbst vor 10 oder 15 Jahren war so etwas wie ein frittiertes Hühnchen ein kleines Festessen, das zum Beispiel am Geburtstag gegessen wurde. Bei den jüngeren Koreanern kommt natürlich auch ein Element der Gewöhnung an Fleischgerichte dazu.

Zudem hat in Korea das gemeinsame Essen allgemein einen sehr hohen Stellenwert. Wer also aufgrund seiner alternativen Ernährung nicht am Essen mit der Familie oder mit Freunden teilnimmt, kann als unsozial gelten. Des Weiteren haben viele Speisen eine lange Tradition und einige davon enthalten verschiedene Fleischsorten, Fisch und andere tierische Produkte.

Noch ein paar Tipps für Vegetarier oder Veganer, die nach Korea reisen: Seid definitiv vorsichtig, wo und was ihr esst, und vertraut nur auf Apps wie "Happy Cow" oder die koreanische App "채식한끼". Informiert euch vorher mehr über die koreanische Küche als andere Reisende es tun, die alles essen. Schaut euch ein paar koreanische Rezepte an und ihr werdet schnell sehen, welche Zutaten oft verwendet werden und wo tierische Produkte enthalten sein können.

Vegetarische oder vegane Restaurants gibt es mittlerweile viele in Seoul. Ihr könnt einfach über Google ein paar davon heraussuchen. Tempelessen ist immer vegetarisch und meistens sogar für Veganer geeignet. In Supermärkten und Convenience Stores sind die Zutatenlisten meist nicht übersetzt. Aber auch hier könnt ihr vor Ort etwas erfragen. Koreaner sind zwar oft schüchtern, was das Englisch sprechen angeht, aber sie helfen gerne weiter!

Und merkt euch bitte noch mal eine kleine Sache: Für Koreaner bedeutet "Ich esse kein Fleisch", dass SPAM oder Fisch trotzdem okay ist. Dasselbe gilt für Suppe, die aus Knochen gekocht wurde - genauso wie die Fischsoßen als Gewürz. Bei solchen Gerichten also lieber noch einmal nachfragen.

Man sollte auf jeden Fall die Wörter für Dinge, die man nicht isst, auswendig lernen oder sich im Handy oder in einem Heftchen notieren. Um im Restaurant auf Nummer sicher zu gehen, solltet ihr einfach sagen, dass man dagegen allergisch ist, weil man sonst nicht immer ernst genommen wird. Die meisten Orte, die vegane oder vegetarische Kost anbieten, bieten auch Service auf Englisch oder verstehen zumindest ein wenig. Dort seid ihr also auf der sicheren Seite. Und da es kein offizielles Wort für Veganer im Koreanischen, gibt, könnt ihr einfach sagen "저는 채식해요" was so viel bedeutet wie "Ich bin Vegetarier". Falls euch das zu unsicher ist, könnt ihr auch sagen "저는 야채만 먹어요" was bedeutet "Ich esse nur Gemüse". Außerdem lege ich euch allen noch den YouTube-Channel "Hari lives here" ans Herz. In seinen Videos zeigt er, wie man mit ein bisschen Koreanisch vegane Restaurants finden kann.

Und zu guter Letzt: Habt keine Sorge davor, in Korea hungern zu müssen. Ihr könnt viele Dinge essen und ausprobieren. Vorsicht ist natürlich geboten - aber das Problem hat man auch oft in Deutschland. Beachtet ein paar Dinge. Informiert euch vorher über die Zubereitung bestimmter Speisen. Und dann seid ihr auf der sicheren Seite. Ich habe auf all meinen Reisen immer viele leckere Speisen genießen können - auch ohne Fleisch und andere Tierprodukte.


elenakubi@korea.kr

*Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.