Ehrenberichterstatter

17.06.2020

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Der koreanische Comic-Autor Yoon Taeho spricht über seine Erfolgsserie "Misaeng". Die Geschichte über das Leben koreanischer Büroangestellter begann als Webtoon und wurde später sowohl in Buchform veröffentlicht als auch als K-Drama verfilmt. ⓒ Korea.net DB


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Angela Karnoll aus Deutschland


Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat jeder in Deutschland schon einmal in seinem Leben einen Manga in der Hand gehalten oder weiß zumindest, was ein Manga ist. Wie sieht es aber mit Manhwa (만화) aus, dem koreanischen Pendant zum weltweit bekannten japanischen Comic?

Obwohl Manhwa eine eher weniger bekannte Kategorie der asiatischen Comics in Deutschland bilden, gibt es sie hierzulande schon seit fast zwei Jahrzehnten. Der erste Manhwa in Deutschland war „Zombie Hunter“ von Yang Kyung-il und Youn In-wan, der 2002 unter dem Label Planet Manga (Panini Verlag) in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Später richtete Panini dann das eigene Label Planet Manhwa ein. Mittlerweile zählen auch Verlage wie Achterbahn („Das Tarot Café“), Egmont Manga & Anime („Angel Diary“, „Daddy Long Legs“) und Tokyopop („ENT.“, „Demon Diary“) Manhwa zu ihrem Repertoire. Einen großen Beitrag zu den Veröffentlichungen hat Mirja Maletzki geleistet, die die ersten Übersetzungen von koreanischen Comics ins Deutsche anfertigte.

Natürlich ist es nicht ganz einfach, allgemeingültige Unterschiede zwischen Manga und Manhwa festzumachen, genauso wie Manhwa untereinander im Storytelling und Zeichenstil verschieden sind. Ein wesentlicher Unterschied ist die Leserichtung, denn im Gegensatz zu japanischen Manga werden Manhwa für gewöhnlich in westlicher Richtung gelesen. Inhaltlich tendieren Manhwa dazu, dramatischer zu sein. Ich selbst empfinde den Zeichenstil der meisten Manhwa als kurviger und geschwungener, und er kommt besonders bei den Charakteren mit ihren weicheren Gesichtszügen zum Vorschein.

Der Zeichenstil der meisten Manhwa wirkt kurviger und geschwungener als bei japanischen Manga, und er kommt besonders bei den Charakteren mit ihren weicheren Gesichtszügen zum Vorschein.ⓒ Angela Karnoll


Dass Manhwa einen wichtigen Teil der koreanischen Kultur darstellen, zeigen die vielen sogenannten Manhwabang (만화방, Manhwa-Räume), in denen man wie in einer Bibliothek gegen einen kleinen Betrag Manhwa ausleihen oder auch vor Ort lesen kann. Sogar ein eigenes Museum wurde 2001 in Bucheon eröffnet, welches Ausstellungen zur Geschichte der Manhwa und seltene Exponate beherbergt. Darüber hinaus wird jährlich das Bucheon International Comics Festival veranstaltet.

Als 2005 Korea das Gastland auf der Frankfurter Buchmesse war, spielten Manhwa eine zentrale Rolle in der Präsentation von Koreas Kultur und Literaturwelt. In einer speziellen Ausstellung konnten interessierte Besucher durch Präsentationen und Vorträgen mehr über den Inhalt, Techniken und die Geschichte von Manhwa erfahren. Als wohl außergewöhnlichstes Präsent der Messe vergab die Korea Culture & Content Agency den über 250 Seiten dicken und mit vielen Leseproben ausgestatteten „Manhwa 2005 Sammler“ aus. Darüber hinaus waren die Zeichner Min-Woo Hyung („Priest“) und Kang Won Kim (“I.N.V.U.“) zu Gast und gaben fleißig Autogramme.

In ihrem Herkunftsland Südkorea erleben Manhwa seit einiger Zeit einen Rückgang, denn ein neues Genre ist momentan auf der Überholspur: Webtoons – eine Wortschöpfung aus „Web“ und „Cartoon“ – locken immer mehr Leser an. Webtoons können bequem von zu Hause aus oder unterwegs ohne großen Aufwand auf beliebigen Endgeräten mit Internetzugang abgerufen werden. Zeitgleich haben die meist jungen Leser die Möglichkeit, Kommentare abzugeben und so mit den Zeichnern direkt zu kommunizieren. Die Popularität von Webtoons wächst stetig, sodass inzwischen schon einige von ihnen als Animationsserie adaptiert wurden, wie zum Beispiel Tower of God (신의 탑), der als erster Anime aus der Webtoon-Crunchyroll-Partnerschaft hervorging und seit April 2020 über den Streamingdienst von Crunchyroll abgerufen werden kann.

Aufgrund dieser Entwicklung in Korea ist es eher unwahrscheinlich, dass in naher Zukunft ein Manhwa-Boom in Deutschland aufkeimen wird. Nichtsdestotrotz solltet ihr es euch nicht entgehen lassen, einmal in einen Manhwa reinzuschauen, um euch ein eigenes Bild zu machen. Es lohnt sich!😊



elenakubi@korea.kr

*Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.