Ehrenberichterstatter

26.04.2021

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Veganes Streetfood in Insadong.


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Sarah Fleischer aus Deutschland | Fotos: Sarah Fleischer

Ein Aufenthalt in Korea bedeutet auch – kulinarische Verführungen an jeder Ecke. Koreanisches Barbecue in Hongdae, frittiertes Hühnchen und Bier am Ufer des Han-Flusses, warme Fischkuchen (오뎅, Odeng) und Blutwurst (순대, Sundae) an den traditionellen Imbissbuden, frischer Fisch und Meeresfrüchte in Busan und nicht zu vergessen die zahlreichen Suppen- und Eintopfvariationen, welche die koreanische Küche auszeichnen. Was alle diese Spezialitäten gemeinsam haben: Sie basieren auf oder bestehen zum Großteil aus tierischen Produkten. Selbst das berühmte koreanische Kimchi enthält in den meisten Fällen getrocknete, zerstoßene Garnelen oder Fischsauce.

Für vegan lebende Korea-Interessierte stellt sich daher durchaus die Frage, ob ein Urlaub dort nicht eventuell zu einer unfreiwilligen Diät mit gekochtem Reis und Seetang werden könnte. Derlei Bedenken sind zum Glück – zumindest mittlerweile – unbegründet. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, die Korea Vegetarian Union vermeldet jedoch für 2017 rund 1,5 Millionen VegetarierInnen beziehungsweise Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, sowie etwa eine halbe Millionen strenge VeganerInnen, wie der Korea Herald berichtet. Die Zahl ist im Laufe der letzten 5 Jahre stark gestiegen, vor allem unter jüngeren, akademisch gebildeten Koreanerinnen.

Vegane koreanische Backwaren.


Dass es sich bei Veganismus um ein relativ neues Konzept in Südkorea handelt, lässt sich auch an der Sprache erkennen: Für "Vegetarier" existiert ein natives koreanischen Wort – 채식주의자 (Chaesikjuija), wörtlich "AnhängerIn des Pflanzenessens". Will man allerdings spezifizieren, dass man keinerlei tierische Produkte möchte, muss man sich eines englischen Lehnwortes bedienen: 비건 (bigeon), also eine Transkription des englischen Wortes vegan. Fleischverzicht, der ursprünglich mit Buddhismus, Verzicht und auch Armut assoziiert wurde, erfuhr in Südkorea als umwelt- und gesundheitsbewusster, ethischer Lebensstil einen Imagewechsel und findet immer größeren Zulauf. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Anzahl der veganen Restaurants, Cafés, Bäckereien und im Supermarkt verfügbaren Lebensmittel in die Höhe geschnellt ist und mit regem Interesse aufgenommen wird. Sowohl "veganisierte" Versionen traditioneller koreanischer Küche als auch von Instan- und Fast-Food-Produkten erfreuen sich großer Beliebtheit. So kann man als Pflanzenfresser mittlerweile wählen zwischen klassischer koreanischer Küche, Streetfood oder westlichen Gerichten wie Pizza, Pasta und Burgern, da sogar die einschlägigen Burger-Restaurants in Südkorea inzwischen einen veganen Patty führen. Soll es schnell gehen, bieten auch die zahlreichen Convenience Stores eine Auswahl, die vom beliebten Kimbap, Instant-Nudelsuppe und Eis bis zu kompletten Dosirak (koreanische Mahlzeit, serviert auf einer Art Tablett), Eis und tiefgekühlten Teigtaschen reicht. Supermärkte bieten täuschend echten Fleischersatz auf Pflanzenbasis, Sojamilch und -joghurts, sodass auch bequem selbst gekocht werden kann.

Kommt der süße Hunger, kann die Auswahl schon mal schwerfallen. Immer mehr vegane Cafés und Bäckereien eröffnen in den großen Städten wie Seoul, Daegu und Busan, wo Naschkatzen sicher fündig werden. Mal locken Cremetorten und Cupcakes, mal die typisch koreanischen, süßen, weichen Brötchen mit verschiedenen Füllungen. Auch Pflanzenmilch bieten die größeren Kaffeehausketten und auch immer mehr kleine Cafés an.

Reismehl-Donut mit roter Bohnenpaste.


Ein richtiger Geheimtipp für eine traditionell koreanische aber garantiert vegane Mahlzeit sind die Küchen der buddhistischen Tempel, die sich in den meisten Städten finden. Für einen kleinen Preis bekommt man hier ausgezeichnete und sehr gesunde pflanzliche koreanische Küche, da im Buddhismus Fleischverzicht besonders für Nonnen und Mönche ein fester Bestandteil der Praktizierung ihres Glaubens ist. Wer die Chance hat, sollte also unbedingt einmal eine Tempelküche aufsuchen. In Seoul gibt es ebenfalls viele Restaurants, oft im Büffet- oder Cafeteria-Stil, die von buddhistischen Vereinen geleitet werden und deshalb rein vegetarisch und in der Regel auch vegan kochen.

Man muss aber meist nicht einmal nach speziell als vegan gekennzeichneten Lebensmitteln und Restaurants suchen – viele in Korea beliebte Speisen sind bereits vegan oder lassen sich mit wenig Aufwand im Restaurant vegan abändern. Straßenstände etwa verkaufen gedämpfte Maiskolben, geröstete Esskastanien und Süßkartoffeln sowie unzählige Varianten von 떡 (Tteok) – Reisküchlein aus Klebreismehl, gefüllt mit roter Bohnenpaste, umhüllt mit Sesam oder angereichert mit Nussstückchen. Kimbap, Reis mit vielen Füllungen in gerösteten Seetang eingerollt, wird auch in der Gemüsevariante als 야채김밥 (Yachaekimbap) angeboten. Hier muss lediglich spezifiziert werden – gelegentlich auch mehrmals – dass man weder Ei noch Käse oder Fischkuchen möchte. Auch süße Leckereien wie mit Sirup gefüllte Pfannkuchen (호떡 – Hotteok) oder Kkwabaegi (꽈뻬기, Donuts in Zopfform) sind manchmal zufällig vegan – nachfragen lohnt sich also.

Konguksu, kalte Sojanudelsuppe.


Auch wer mehr als einen Snack möchte, wird in normalen koreanischen Restaurants fündig. Auf Nachfrage tauschen die Köche gerne Zutaten aus oder lassen sie weg. Der Klassiker Bibimbap etwa lässt sich vegan genießen, indem man bittet, Ei und Fleisch wegzulassen. Wer lieber Nudeln als Reis isst, wird ebenfalls fündig. Besonders im Sommer erfreuen sich kalt servierte Nudelgerichte großer Beliebtheit. Was für Europäer zuerst ungewöhnlich klingen mag, wird bei bis zu 36 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit schnell eine willkommene Erfrischung. Vegan-freundliche Varianten sind etwas 쫄면 (Jjolmyeon), dickere Nudeln serviert mit scharfer Soße, Gurkenraspeln, Sprossen und Salatstreifen. Wer es lieber milder mag und sich auf neue Geschmäcker einlassen will, kann 콩국수 (Kongguksu) ordern: Nudeln in einer dicken, kalten Brühe, die aus frisch gekochten und dann pürierten Sojabohnen besteht und an sehr dicke Sojamilch erinnert. Salzen darf man als Gast selbst, ganz nach Geschmack. Bei beiden Nudelgerichten muss lediglich bei der Bestellung erwähnt werden, dass das halbe Ei, welches oft zur Dekoration obenauf thront, weggelassen werden soll – und schon steht dem Sommermahl nicht mehr im Wege.

Auf die allzu populäre Frage, was man als VeganerIn denn noch essen könne, dürften hiermit also ausreichend Antworten gegeben sein. Sollten tatsächlich alle Stricke reißen, findet man auch in Südkorea die frittierten Sonnenstrahlen, die so oft schon PflanzenfresserInnen überall auf der Welt vor dem Hungertod bewahrt haben.

Zum Schluss noch ein kleiner Sprachführer:

저는 비건이에요. (Jeoneun bigeonieyo)
Ich bin VeganerIn.


자는 채식주의자예요. (Jeoneun chaesikjuuijayeyo)
Ich bin VegetarierIn.


고기/계란 빼주세요. (Gogi/Gyeran bbaejuseyo)
Bitte lassen Sie das Fleisch/das Ei weg.


__에 동물성품이 들어가요? (__e dongmulseongpumi deureogayo?)
Enthält __ tierische Produkte?


저는 동물성품을 안 먹어요. (Jeoneun dongmulseongpumeul an meogeoyo)
Ich esse keine tierischen Produkte.


비건/채식업션이 있어요? (Bidgeon/Chaesik eobsyeoni isseoyo?)
Gibt es eine vegane/vegetarische Option?


두유/아몬드밀크가 있어요? (Duyu/Amondeumilkeuga isseoyo?)
Haben Sie Sojamilch/Mandelmilch?



elenakubi@korea.kr

Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus aller Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über Korea.