Einige der Koreanischbücher, die sich bei mir in den letzten eineinhalb Jahren angehäuft haben. © Anna-Lena Kwelik
Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Anna-Lena Kwelik aus Deutschland
Vor etwa eineinhalb Jahren habe ich mich dazu entschieden, dass ich gern die koreanische Sprache lernen möchte. In dieser Zeit ist das Koreanischlernen für mich allerdings nicht nur zu einem Hobby, sondern zu einer richtigen Leidenschaft geworden. Und auch wenn es nicht immer einfach ist, bereitet mir das Lernen nach wie vor viel Spaß. Wenn ich jetzt allerdings an die Zeit zurückdenke, in der ich mit dem Lernen angefangen habe, wünschte ich, dass ich schon damals einige der Einsichten gehabt hätte, die ich heute habe. Hier sind also 10 Dinge, die ich gern vor dem Koreanisch Lernen gewusst hätte und die hoffentlich für angehende Koreanisch Lernende eine kleine Hilfe sind.
1. Im Koreanischen gibt es zwei verschiedene Zahlensysteme.
Hana, dul, set (하나, 둘, 셋) und
il, i, sam (일, 이, 삼) bedeuten auf Deutsch beide eins, zwei drei – denn im Koreanischen gibt es ein rein-koreanisches und ein aus dem Chinesischen stammendes sino-koreanisches Zahlensystem. Das Verwirrende daran ist, dass diese beiden Zahlensysteme jeweils für unterschiedliche Dinge genutzt werden. So werden beispielsweise bei der Uhrzeit die Stunden mit rein-koreanischen und die Minuten mit sino-koreanischen Zahlen ausgedrückt, was anfangs oftmals zu Verwirrung führen kann. Hier lässt sich – wie so oft beim Koreanisch Lernen – nur sagen: Übung macht den Meister.
2. Es gibt X verschiedene Arten ein und dasselbe zu sagen.
Das Faszinierende an der koreanischen Sprache ist, unter anderem, ihre Flexibilität. Allerdings hat diese auch zur Folge, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, ein und dasselbe auf unterschiedliche Arten auszudrücken. Manchmal lassen sich dabei feine Unterschiede finden, welche oft als „Nuance“ bezeichnet werden. Indem man immer wieder Muttersprachler*innen beim Sprechen zuhört, kann man lernen, diese Nuancen zu unterscheiden.
3. Im Koreanischen gibt es verschiedene Höflichkeitsformen.
Im Koreanischen lassen sich verschiedene Formen der formellen und der informellen Rede unterscheiden, die vor allem bei Koreanischanfänger*innen schnell für Verwirrung sorgen können. Je nach Kontext, Gesprächspartner*in und Beziehung zum Gegenüber werden unterschiedliche Formen der Rede verwendet, die sehr wichtig sind und sich nicht unbedingt mit dem „duzen“ und „siezen“ im Deutschen vergleichen lassen. Um diese Arten der Rede sowie ihre Nutzung zu verstehen, ist zu empfehlen, Koreaner*innen dabei zuzuhören, wie sie diese Rede in unterschiedlichen Situationen anwenden.
4. Deutsch und Koreanisch lassen sich (meistens) nicht eins zu eins austauschen oder übersetzen.
Vor allem als Anfänger*in versucht man oft, Deutsch eins zu eins auf Koreanisch zu übersetzen und umgekehrt. Da Koreanisch aber eine ganz andere Sprache als das Deutsche ist und auch Grammatik und Satzbau ganz anders funktionieren, ist dies meist nicht möglich oder es klingt sehr unnatürlich. Eine der schwierigsten aber auch wichtigsten Dinge beim Koreanischlernen ist daher, zu lernen, auf Koreanisch zu denken und Sätze nicht immer zuerst auf Deutsch zu bilden, um sie anschließend zu übersetzen.
5. Koreanisch ist sehr sinnvoll.
Für viele Menschen, die Koreanisch lernen wollen, ist das koreanische Alphabet
Hangeul (한글) zunächst eine Herausforderung. Auch der koreanischen Grammatik und Aussprache wird oftmals nachgesagt, dass diese sehr kompliziert und schwierig zu lernen seien. Wenn man sich allerdings erst einmal überwunden und richtig mit dem Koreanischlernen angefangen hat, bemerkt man relativ schnell, dass die koreanische Sprache in vielerlei Hinsicht eigentlich sehr logisch und sinnvoll ist und das Lernen dadurch erleichtert wird.
Koreanisches Alphabet. ⓒ Pixabay.
6.
Hanja lernen hilft.
Vor der Einführung des koreanischen Alphabets
Hangeul durch König Sejong im Jahr 1446 war die Schriftsprache auf der koreanischen Halbinsel das Chinesische und es wurden daher chinesische Schriftzeichen – die sogenannten
Hanja (한자; Deutsch: „Han-Zeichen“) benutzt. Diese werden auch heute noch in der Schule in Südkorea gelernt, sind allerdings für ein Leben dort nicht mehr notwendig. Obwohl man die Hanja also nicht unbedingt lernen muss, empfiehlt es sich für Koreanisch-Lernende trotzdem, einige dieser Schriftzeichen zu lernen, da es im Koreanischen nach wie vor viele chinesische Lehnwörter gibt und ein großer Teil des koreanischen Wortschatzes auf sino-koreanischen Wörtern beruht. Wer
Hanja kann, dem fällt das Vokabellernen also wesentlich einfacher und man kann sich außerdem die Bedeutung vieler unbekannter Wörter über die
Hanja herleiten.
7. Zuhören ist wichtig.
Für viele Menschen ist wohl das Hörverständnis eine der größten Herausforderungen beim Fremdsprachenlernen – so auch bei der koreanischen Sprache. Koreaner*innen sprechen oftmals sehr schnell und es ist daher – vor allem zu Beginn – nicht einfach, sie zu verstehen. Es hilft also ungemein, von Anfang an vielen unterschiedlichen Muttersprachler*innen zuzuhören, ihnen nachzusprechen (dies nennt man auch Shadowing) und sich an die koreanische Sprache zu gewöhnen. Glücklicherweise gibt es so viel koreanische Musik, Dramen, Filme, YouTube Videos, Variety Shows oder andere Inhalte, die dies ungemein erleichtern und kostenlos im Internet zugänglich sind.
8. Man braucht keine Angst zu haben, mit Muttersprachler*innen zu sprechen.
Als ich nach einem Jahr Selbststudium Koreanisch zum ersten Mal mit einer Muttersprachlerin Koreanisch gesprochen habe, war ich unfassbar nervös und habe kaum ein Wort rausbekommen, da ich Angst hatte, einen Fehler zu machen oder unabsichtlich etwas Unhöfliches zu sagen. Allerdings ist diese Angst völlig unbegründet, denn für gewöhnlich reagieren Koreaner*innen sehr erfreut und schätzen es wirklich, wenn man versucht, mit ihnen Koreanisch zu sprechen. Wenn man die eigene Angst also erst einmal überwunden hat, macht es unglaublich viel Spaß und hilft sehr, sich mit Muttersprachler*innen zu unterhalten.
9. Es ist wichtig, sich selbst eine Umgebung mit viel Koreanisch-Input zu schaffen.
Die koreanische Sprache erfordert viel Aufwand, Übung und Wiederholung. Daher ist es zu empfehlen, sich selbst im Alltag eine Umgebung zu schaffen, in der man ständig mit der Sprache konfrontiert wird. Neben dem regelmäßigen Koreanischlernen höre ich beispielsweise jeden Tag koreanische Musik, schaue abends koreanische Serien oder koreanische YouTube-Videos, höre koreanische Podcasts, führe ein Journal auf Koreanisch oder – so merkwürdig es klingt – spreche mit mir selbst Koreanisch. Viele dieser Dinge lassen sich in der Freizeit oder bei Tätigkeiten wie dem Kochen oder Aufräumen leicht in den Alltag integrieren und helfen, sich an die koreanische Sprache zu gewöhnen und sie besser zu verstehen.
10. Koreanisch zu lernen braucht Zeit.
Eine Sprache lernt man nicht von heute auf morgen. Da man das koreanische Alphabet allerdings in relativ kurzer Zeit lernen und danach bereits schnell eigene Sätze auf Koreanisch bilden kann, erlebt man zu Beginn ein echtes Erfolgserlebnis. Aber mit Koreanisch verhält es sich wie mit jeder anderen Fremdsprache eben auch – eine Sprache zu lernen erfordert Zeit, Aufwand und Übung. Auch ich habe beim Koreanischlernen immer wieder ups und downs – in manchen Phasen läuft es super, in anderen Phasen habe ich das Gefühl einfach nicht weiterzukommen. Aber das Wichtigste dabei ist, dass man sich selbst nicht unter Druck setzt, sich Zeit gibt und das Ziel nicht aus den Augen verliert.
Letztlich lässt sich sagen, dass natürlich jeder Mensch ein anderer Lerntyp ist und somit auch jeder seine eigenen Erfahrungen beim Koreanischlernen machen wird. Aus diesen Erfahrungen kann man jedoch lernen und so mit der Zeit seine eigene individuell passende Lernmethode finden. Koreanisch ist eine tolle Sprache und das Wichtigste beim Lernen der Sprache ist, dass man dabei Spaß hat!
jesimin@korea.kr
Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.