Ehrenberichterstatter

18.06.2021

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Südkorea hat den Trend zum elektronischen Sport schon sehr früh erkannt.



Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Jasmin Mikolay aus Deutschland | Fotos: Unsplash

In Südkorea gibt es PC Bangs wie in Deutschland Backwarenverkaufsstellen. Ein PC Bang (PC방) ist ein Raum voller High-End PCs, in dem Leute allen Geschlechts und jeder Altersgruppe hinkommen, um zu surfen oder zu zocken. Die Internetcafészene zählt zur Landeskultur und kann daher als beliebt angesehen werden. Grund dafür dürften die kostengünstigen Nutzungsmöglichkeiten und die permanenten Öffnungszeiten von 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche sein. Gerade für die jüngeren Leute ist ein PC Bang der Ort, um sich zu treffen, Spaß zu haben und ein wenig vom Stress abzuschalten. Ein Szenario, das daher häufig vorkommt, sind Schüler, die ihre besten Freunde nach Schulschluss zu einem Computerspielduell im Internetcafé herausfordern. Doch in Südkorea ist das Zocken nicht nur Zeitvertreib, es gilt als Traumjob.

Das könnte daran liegen, dass eSports heutzutage bei einem breiten Massenpublikum beliebt ist. Wenn ich an meine Jugendzeit in Deutschland zurückdenke, war das aber nicht immer so. Gerade als Spiele wie StarCraft II oder Counter Strike auf den Markt kamen, hat niemand damit rechnen können, dass sie so viele Menschen weltweit in den Bann reißen. Vielmehr wurde das Zocken oft schlecht geredet und verpönt. Zudem machten schlechte Internetverbindungen Onlinespiele nervenaufreibend und viel Geduld wurde von einem abverlangr, falls das Spiel mitten in einer Mission oder Schlacht hängen blieb und neu gestartet werden musste. Die Internetgeschwindigkeit hat sich über die Jahre um einiges verbessert, allerdings wird auch heute noch um eine Anerkennung des eSports in Deutschland gekämpft.



Seit dem Anbruch des 21. Jahrhunderts werden in Südkorea die finalen Computerspielturniere im TV regelmäßig ausgestrahlt.



Im Vergleich zu Deutschland hat Südkorea den Trend zum elektronischen Sport schon sehr früh erkannt. Dafür wurde auch einiges getan. In den 90ern hatte nicht jeder Südkoreaner schnelles Internet zu Hause, geschweige denn einen Computer. Genau das war aber auch der Grund, warum PC Bangs ab diesem Zeitpunkt wie Pilze aus dem Boden sprossen, da es für alle möglich sein sollte, in Südkorea online gehen zu können, und das am besten innerhalb kürzester Zeit. Infolgedessen wurde schnell das Breitband-Internet fortlaufend ausgeweitet und in den 2000ern schließlich das drahtlose Internet. Der Nebeneffekt davon war, dass zeitgleich auch die Zahl der Onlinespieler stieg und sich demzufolge eine Online-Kultur formte. Mit dem Erfolg kommt bekanntlich auch der Ruhm. So erlangen erfolgreiche Spieler großes Ansehen in Südkorea, denn diese werden wie Idol-Bands verehrt. Das heißt, sie haben Groupies und sind heiß begehrte Werbepartner.

Seit dem Anbruch des 21. Jahrhunderts werden in Südkorea die finalen Computerspielturniere im TV regelmäßig ausgestrahlt. Da diese ziemlich schnell populär wurden, gibt es zudem einige koreanische Sender, die sich extra auf den eSport spezialisiert haben. Und noch eine weitere Besonderheit kann in Südkorea gefunden werden: einzig und allein für den eSport errichtete Arenen. Zum Beispiel wurde 2005 das erste eSport-Stadion der Welt im Stadtbezirk Yongsan in Seoul gebaut. Wer die Chance hat, live oder auch vor dem Fernseher, eine Weltmeisterschaftsübertragung von zum Beispiel League of Legends in beziehungsweise aus Südkorea zu sehen, der wird Augen machen. Die Austragung der Computerspielturniere garantiert so einige atemberaubende Höhepunkte, welche somit ein einzigartiges Erlebnis bieten. Diese reichen von visuellen Animationen wie einen in das Stadion einfliegenden Drachen bis hin zu musikalischer Natur wie der Auftritt von internationalen Bands. Jede Show ist dabei anders und immer eine Überraschung wert. Auch wenn gerade keine Weltmeisterschaft läuft, ist das kein Grund traurig zu sein. Denn dann kann das eSportphänomen in Südkorea selbst erforscht werden, sei es in Form eines Besuches im PC Bang oder bei einer Führung durch eine eSport-Arena.

jesimin@korea.kr

Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.