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Ein geschichtlicher Abriss mit Blick auf das Brandenburger Tor in Berlin, das Wahrzeichen der deutschen Teilung, wo einst die Mauer entlang lief. ⓒ Thijography
Von
Korea.net-Ehrenberichterstatterin Jasmin Mikolay aus
Deutschland
Am 15. August ist Tag der Befreiung Koreas. Anlässlich dieses Tages ist es interessant, auch einen Blick auf andere Länder hinsichtlich ihrer Unabhängigkeitssituation zu werfen. Ein Land, mit dem Südkorea einiges gemeinsam hat, ist Deutschland. Teilen beide doch die Erfahrung einer Länderteilung.
Vor 60 Jahren, am 13. August 1961, wird in Berlin angefangen, das Gebiet innerhalb der Stadt durch Absperrmaßnahmen mit Stacheldrahtzäunen abzugrenzen. Zudem werden bewaffnete Grenzsoldaten und -polizisten auf der Zaunseite des Ostens positioniert. West-Berlin wird dadurch von Ost-Berlin getrennt. Das Ganze ist eine Regierungsentscheidung der DDR (Deutsche Demokratische Republik), um eine Abwanderung der DDR-Bürger vom Osten in den Westen zu stoppen. Denn es ist der letzte offene Übergang zwischen Ost- und Westdeutschland. Deutschland ist bereits zu der Zeit ein geteiltes Land. Eine innerdeutsche Grenze teilt die Bundesrepublik Deutschland und die DDR in zwei Staaten. Nach und nach weichen Barrikaden und Stacheldrahtzäune einer massiven Mauer aus Beton- und Ziegelsteinelementen. Nach wenigen Tagen stehen die ersten Abschnitte – die Berliner Mauer und geht in die Geschichte ein. Als sie komplett fertiggestellt war, war sie ein beeindruckender Betonkoloss mit den Maßen 3,6 Meter Höhe, 156,4 km Gesamtlänge und 1,2 Meter Breite. Archivmaterialien belegen, dass 43,7 Kilometer der Mauer mitten durch Berlin liefen und 112,7 Kilometer im Norden, Westen und Süden um West-Berlin herum. Wer sie unerlaubt überqueren wollte, der bezahlte das meist mit seinem Leben.
28 Jahre nach dem Mauerbau wird am 9. November 1989 das Ende der Teilung Deutschlands eingeleitet. Grund dafür waren die vorhergehenden aufkommenden Demonstrationen und der Zusammenbruch des Regimes im Osten. Eine regelrechte Menschenmasse stürmte an die Berliner Mauer, um dabei zu helfen, diese einzureißen. Zahlreiche Medien berichteten über die Sensation. Die ersten Stücke der Grenzbefestigung fielen und die Aufnahmen davon gingen um die Welt. Die Deutsche Einheit war nicht aufzuhalten. In der Zeit passiert es auch, dass David Hasselhoffs „Looking for Freedom“ (übersetzt ins Deutsche: Suche nach Freiheit) sich in das Gedächtnis der Deutschen manifestiert. Da er in der Silvesternacht von 1989 auf 90 das Lied an der Berliner Mauer zu seinem Besten gibt und dadurch diese Zeit prägt. Die Berliner Mauer wird zu einem Symbol der Freiheit. Im neuen Jahr wird im Einigungsvertrag der 3. Oktober als gesetzlicher Feiertag in Deutschland bestimmt. Ab 1990 ist er somit betitelt als „Tag der Deutschen Einheit“.
Und wie feiern wir Deutsche diesen Tag? Es gibt eine Rede des Kanzlers, die im Fernsehen übertragen wird. Dann folgen Feierstunden, bei denen unter anderem Abgeordnete des Bundes- und Landtags der Mauereröffnung und der Einheit gedenken. Da in Deutschland der 3. Oktober ein bundeseinheitlicher gesetzlicher Feiertag ist, haben die meisten Geschäfte geschlossen. Schüler und Studierende sowie Arbeitnehmer und -geber haben in der Regel an diesem Tag frei. Anderweitig wird der 3. Oktober nicht groß gefeiert. Das liegt zum einen daran, dass Deutschland mittlerweile sehr multikulturell besiedelt ist, zum anderen, dass sich Leute, die nach 1990 geboren sind, nicht mit dieser vergangenen Zeitgeschichte identifizieren können. Zudem ist das ganze Thema mit Ost und West ein immer noch sehr heikles.
Weitgehend ist die ehemalige Staatsgrenze heutzutage im Stadtbild Berlins fast verschwunden. Nur noch an wenigen Stellen wie der Bernauer Straße oder der East Side Gallery können Interessenten sich die Mauer vor Ort an ihrem Originalplatz und vor allem in längeren erhaltenen Teilen anschauen. Andere Stellen in Berlin sind zum Beispiel nur mit Metallplatten am Boden, durch Kunstwerke oder Informationstafeln gekennzeichnet, wo sich einst die Betonbegrenzung durch die Stadt zog. Ansonsten können Überbleibsel der echten Mauer nicht nur in Deutschland vorgefunden werden. Tatsächlich gibt es diese auch in anderen Ländern zu entdecken. So finden sich Mauersegmente in Amerika, Israel, Indonesien, Buenos Aires, Russland, Vatikanstadt, Japan, Belgien, Guatemala, England, Albanien, Frankreich, Spanien, Südafrika und Jamaika.
Das Denkmal in Seoul steht für Hoffnung, dass Südkorea eines Tages wieder mit Nordkorea vereint werden kann. ⓒ Yoseph Park
Ein weiteres Land ist Südkorea. In Seoul, genauer gesagt in Cheonggyecheon am Berliner Platz in der Nähe der Samilgyo-Brücke, steht seit 2005 in der südkoreanischen Hauptstadt ein Stück deutsche Geschichte, nämlich ebenfalls Teile der Berliner Mauer. Neben diesen drei Segmenten befinden sich dort noch weitere geschichtsträchtige und deutschlandbezogene Objekte aus Berlin wie der Berliner Bär, auf dem das Brandenburger Tor aufgemalt ist, originale Sitzbänke und Bäume aus der deutschen Hauptstadt und sogar eine Gasstraßenlaterne aus alter Zeit. Alles war ein Gastgeschenk aus Deutschland an Südkorea als Zeichen von Freundschaft und Verbundenheit. Die kleine Informationstafel neben den Mauersegmenten in Seoul liest sich wie folgt: „[…] Die Mauerteile symbolisieren die friedliche Überwindung der Teilung Deutschlands und die Hoffnung auf eine friedliche Vereinigung der koreanischen Halbinsel“. Letzteres ist ein Wunsch, den Südkorea schon lange hegt.
Wer aber selbst einmal die Gelegenheit hat, zu Besuch in Deutschlands Hauptstadt zu sein, der hat die Möglichkeit, Reste der Berliner Mauer zum Mitnehmen zu erwerben. Verschiedene Souvenirläden rund um Berlin verkaufen Dekorationsartikel, welche Bruchstücke der Berliner Mauer enthalten, wie beispielsweise Magnete, Lesezeichen oder Postkarten. Zudem gibt es auch ein Programm, bei dem die Teilnehmer sich mit ein wenig Körperanstrengung ihren eigenen kleinen Brocken von einem Originalrestteil der Berliner Mauer meißeln können und diesen anschließend behalten dürfen. Beliebt sind dabei vor allem die bunten, oberflächlichen Bereiche des Mauerwerkes.
Original Souvenirs aus Berlin: zum einen der Berliner Bär als Ansteckpin, zum anderen ein Stück Berliner Mauer, integriert in eine Postkarte. ⓒ Jasmin Mikolay/Korea.net-Ehrenberichterstatter
jesimin@korea.kr
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