Ehrenberichterstatter

24.12.2021

Korea.net in 11 Sprachen
  • 한국어
  • English
  • 日本語
  • 中文
  • العربية
  • Español
  • Français
  • Deutsch
  • Pусский
  • Tiếng Việt
  • Indonesian
Die Lichtershow am Shinsegae Department Store bei Myeongdong. ⓒ Xu Aiying/Korea.net

Die Lichtershow am Shinsegae Department Store bei Myeongdong. ⓒ Xu Aiying/Korea.net


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Olivia Fries aus Deutschland

Jedes Land hat seine eigenen Weihnachtstraditionen und ein paar Länder haben es geschafft ihre Gebräuche an die Bewohner anderer Staaten oder sogar Kontinente weiterzugeben. Das trifft auch auf Deutschland zu, stammt doch eine Vielzahl sehr bekannter Weihnachtsgegenstände und -gewohnheiten von hier. Das diese mittlerweile auch bei unseren Nachbarn den Polen oder Franzosen zur Tradition geworden sind, mag ja noch nichts Ungewöhnliches sein, aber dass einige sogar bis nach Südkorea vorgedrungen sind, hat selbst mich beim Recherchieren überrascht. Und dass es sogar mehr als eine ist hat mich als gebürtige Deutsche sogar ein wenig stolz gemacht... Aber welche sind es denn nun und auf welche Weise sind sie auf der kleinen Halbinsel weit im Osten des asiatischen Kontinents präsent?

Weihnachtsbaum

Beginnen wir mit dem offensichtlichsten. Heutzutage wird der Weihnachtsbaum, auch Christbaum oder Tannenbaum genannt, in vielen Ländern auf der ganzen Welt als typische Weihnachtsdekoration verwendet. Zwar fanden immergrüne Zweige zur Dekoration im Winter schon vor über tausend Jahren in ganz Europa Verwendung, doch der Weihnachtsbaum wie wir ihn heute kennen, stammt tatsächlich aus dem Gebiet des heutigen Deutschlands wie man verschiedenen Schriften aus dem 16. Jahrhundert entnehmen kann. Im 18. Jahrhundert wurde er dann immer populärer und seine Entstehung oftmals den lutherischen Christen zugeschrieben. Auch in Südkorea findet man echte oder künstliche, bunt dekorierte Weihnachtsbäume heutzutage vorrangig in christlichen Haushalten. Dort wird das Weihnachtsfest mehr aufgrund der religiösen Bedeutung gefeiert als ausschließlich aus Konsumgründen, gehören doch schließlich mittlerweile knapp 30% aller Südkoreaner dem Christentum an. Deshalb wurde der 24. Dezember auch zum Feiertag in Südkorea erhoben, an dem die Südkoreaner üblicherweise frei haben. An öffentlichen Stellen findet man vor allem künstliche Weihnachtsbäume, zum Teil mehrere Meter hoch, aber immerhin spart man in Südkorea nicht mit der Dekoration. Ist das Dekorieren des eigenen trauten Heims vielleicht nicht unbedingt üblich, kann man sich dennoch an den zahlreichen bunten Lichtern und anderen Dekorationen in Läden, Restaurants und Co, zur Weihnachtszeit erfreuen.

Adventskranz
Diese Weihnachtstradition mag vielleicht auch nicht in jedem einzelnen Haushalt Südkoreas angekommen sein, aber im Gespräch mit einer südkoreanischen Freundin hat diese mir zugesichert, dass der Brauch einen Kranz mit vier bis 5 Kerzen darauf – für jeden Adventssonntag eine und teilweise eine zusätzliche für Heiligabend – aufzustellen oder -hängen auf jeden Fall bekannt ist. Im Vergleich zum Weihnachtsbaum ist der Adventskranz eine recht neue Tradition, wurde er doch offiziell erst vor ca. 200 erfunden. In seinem Fall ist sogar der Erfinder, nämlich der Evangele Johann Hinrich Wichern, bekannt. Im Laufe der Zeit haben sich unterschiedliche Formen und Dekorationen von Adventskränzen mit unterschiedlichen Bedeutungen entwickelt. Heutzutage kann man eine Vielzahl unterschiedlich dekorierter Kränze in Südkorea kaufen, wahlweise mit echten oder künstlichen Pflanzen, ohne Kerzen zum Aufhängen oder mit zum Hinstellen und selbstverständlich in unterschiedlichen Größen. Sogar vereinzelte Workshops zum Selbermachen von Adventskränzen kann man in Korea finden.

Auch in Südkorea werden zur Weihnachtszeit die Straßen mit bunten Lichtern und Dekorationen geschmückt. ⓒ Joung Haseung, Anaïs Faure and Yoon Hee-young/Korea.net

Auch in Südkorea werden zur Weihnachtszeit die Straßen mit bunten Lichtern und Dekorationen geschmückt. ⓒ Joung Haseung, Anaïs Faure und Yoon Hee-young/Korea.net


Weihnachtsmärkte
Sie mögen vielleicht nicht so umfangreich sein, wie in Deutschland, aber es gibt sie! Zeit, um bis nach Südkorea zu kommen, hatten sie ja, wurden sie zum ersten Mal schließlich bereits im 14. Jahrhundert veranstaltet. Im Gegensatz zu zahlreichen deutschen Weihnachtsmärkten, die jährlich am selben Ort stattfinden, ändern sich Ort und Zeit derer in Südkorea häufig von Jahr zu Jahr. Dennoch werden sie gerne von südkoreanischen Familien oder Pärchen besucht, da man dort – wie bei uns – viel leckeres Essen essen kann und oftmals lustige Aktionen durchgeführt werden. Allerdings ist Weihnachten in Südkorea kein so großes Familienfest wie zum Beispiel das Neujahrsfest 설날 [seol-nal], sodass die Südkoreaner den Feiertag eher nicht nutzen um sich mit allen Verwandten zu treffen, sondern einen schönen Abend mit der nächsten Familie oder dem Partner zu verbringen. Auch andere Weihnachtsveranstaltungen sind deshalb häufig an Pärchen gerichtet.

Weitere Traditionen wie Adventskalender (welche ihren Ursprung übrigens auch in Deutschland haben!) sind in Südkorea noch kein Standard. Zwar gibt es ein paar koreanische Seiten im Internet, welche das Prinzip der 24-türigen Countdown-Kalenders erklären, aber das war es dann auch schon. Ähnlich verhält es sich mit deutschem Gebäck wie Zimtsternen, Stollen und Lebkuchen, welche man eher in Spezialwarengeschäften mit Importprodukten suchen muss. Verbringt man also die Weihnachtszeit in Südkorea werden einem ein paar Gegenstände und Gebräuche bekannt vorkommen, bei anderen – oder eher bei deren Nichtexistenz – wird man wohl oder übel sentimental an Zuhause zurückdenken müssen.

jesimin@korea.kr

Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus aller Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft für Korea.