Ein sehr beliebtes alkoholisches Getränk in Korea ist Soju. Zur Herstellung von Soju aus Süßkartoffeln und Getreide gewonnen; man gibt Wasser und einige Gewürze dazu. ⓒ iclickart/Die unbefugte Verwendung dieses Fotos ist nach dem Urheberrechtsgesetz strengstens untersagt
Von
Korea.net-Ehrenberichterstatterin Jasmin Mikolay aus
Deutschland
Was für Deutschland das Bier ist, ist für Südkorea der Soju. Die Spirituose wird gerne gekühlt und in Gesellschaft getrunken. Dabei geht es vor allem darum, Kontakte zu knüpfen und eine Bindung zueinander aufzubauen. Dies ist ein sehr wichtiger Teil der koreanischen Kultur und daher auch tief in ihr verwurzelt. Nicht nur im eigenen Land erfreut sich dieser spezielle Alkohol an Beliebtheit. Soju hat sich über die letzten Jahre hinweg als echter Exportschlager entwickelt und zählt zu den meistverkauften alkoholischen Getränken auf der ganzen Welt.
Der Prozess von den ersten Destillierversuchen bis zum heutigen Erfolg dauerte sehr lange. Demnach brauchte es eine gewisse Zeit, bis sich der koreanische Vodka – so wie er gerne auch manchmal bezeichnet wird – zu einem beliebten alkoholischen Getränk entwickelte. Zu früheren Zeiten war Soju besonders unter körperlich hart arbeitenden Leuten beliebt, da er beispielsweise mehr Alkoholgehalt als
Makgeolli (Reiswein) hatte und man somit schneller betrunken werden konnte. Dann kam die Getreideknappheit in Korea und die Hersteller mussten aufgrund gesetzlicher Anordnung auf andere Alternativen umstellen. Daher benutzten sie kohlenhydratartige Gewächse wie Kartoffeln oder Süßkartoffeln. Der Nachteil davon war allerdings, dass sich dadurch der Alkoholgehalt von Soju um einiges verringerte. Auch heute noch produzieren manche Hersteller mit diesen Inhaltsstoffen und diesem Verfahren. Daher gibt es Soju in unterschiedlichen Alkoholvarianten.
Aktuell gibt es kein Getreideverbot für die Alkoholerstellung mehr. Deshalb werden neben Süßkartoffeln auch wieder Reis oder Getreidesorten wie Weizen oder Gerste verwendet. Die Textur ist bei dem klassischen Soju ähnlich dem Vodka, welche eine klare, farblose Flüssigkeit hat. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Wenn Soju mit Aromen versetzt wird und die Hersteller mit der modernen Zeit gehen, bringen diese des Öfteren auch immer mehr Farbe mit ins Spiel. Zum Beispiel sind die Sorten Schokoladeneis und Minzschokolade braun und türkis. Neben der Farbe existieren auch noch andere moderne Einflüsse. Ob lieber fruchtig mit einem Hauch Pflaume, Erdbeere oder Grapefruit oder mehr experimentell mit Trinkjoghurt, Minzschokolade oder Kaffee, bei diesem vielfältigen Sortiment dürfte für jeden individuellen Geschmack etwas dabei sein. Wem das noch nicht reicht, der kann auch limitierte saisonale Editionen in Südkorea vorfinden. Diese werden ausschließlich für einen kurzen Zeitraum angeboten und können auch regional beschränkt sein. Darunter waren zum Beispiel schon Honig, Süßkartoffel, saure Zitrone oder Wassermelone. Der Alkoholgehalt bei Soju mit Geschmack liegt zwischen 10% - 16%. Wer es etwas härter mag, der kann sich an purem ohne Geschmack probieren, welcher von 17% - 21% reicht. Wem das nicht ausreicht, für den gibt es tatsächlich auch noch stärkere Sorten auf dem Markt, die beispielsweise bei 45% liegen.
Die ersten Brauversuche können bis in das 13. Jahrhundert zurückdatiert werden. Ab 1988 herrscht ein freier Soju-Markt. Grafik erstellt von Jasmin Mikolay mit Canva.
Wer sich auf die Suche nach Soju macht, der wird in Südkorea schnell fündig. So gut wie in fast jedem Supermarkt und jedem kleinerem Gemischtwarenladen kann dieser Alkohol gekauft werden. Eine handelsübliche Flasche kostet derzeit zwischen 1.000 – 1.200 Won, was umgerechnet 0,74 – 0,90 Euro beträgt. Optisch und verpackungstechnisch ist die typisch grüne Glasflasche am bekanntesten und weitverbreitetsten. Aber es geht auch ohne Glas. In Südkorea befindet sich eine Alternative zu den Flaschen. Der traditionelle Alkohol ist in vielen Supermärkten im kleinen handlichen Tetrapack vorhanden, um das Getränk bei Sportveranstaltungen zum Beispiel ohne Probleme mitnehmen zu können. Denn dort dürfen aus Sicherheitsgründen, auch wie in Deutschland üblich, keine Glasflaschen mit auf Veranstaltungen gebracht werden.
Eine Kaufentscheidung zu treffen, könnte jedoch vielleicht schwerfallen. Denn allgemein liegt eine enorme Vielfalt an Herstellern und Sorten vor. Wer auf Netflix „Paik’s Spirit“ sah, der bekam einen Eindruck über regionale Varianten, die außerhalb Koreas eher unbekannter sind. Starkoch Paik Jong-won stellt zusammen mit seinen prominenten Gästen ortsspezifische Sojus, wie zum Beispiel den „C1“-Soju aus Busan, vor und probiert sich durch die koreanische Küche. Eine wichtige Gepflogenheit in Korea ist es, Alkohol in Kombination mit Essen zu genießen. Dafür existiert in der koreanischen Sprache sogar ein eigener Ausdruck und lautet „Anju“ . Dieser vereint die Bedeutung von Snacks, Beilagen und Hauptgerichten. Der Knackpunkt ist, dass zum Alkohol etwas dazu gegessen wird. Zum Beispiel lässt sich unter anderem
Samgyeopsal (gegrillter Schweinebauch),
Ojingeochae Muchim (gewürzter getrockneter Tintenfisch in Streifen),
Maeuntang (scharfe Fischsuppe) oder
Haemul Pajeon (Meeresfrüchtepfannkuchen) gut mit Soju genießen.
In der ersten Folge von „Paik’s Spirit“ ist Jay Park einer der geladenen Gäste. Dieser hat im Februar 2022 seine eigene Sojumarke namens „Won Soju“ auf den Markt gebracht. Nach nur kurzer Zeit waren die Flaschen im Handel vergriffen. Wer also kein Glück mit „Won Soju“ hatte, der kann sich erst einmal an den bekanntesten Herstellern wie Hite Jinro (
Chamisul), Lotte (
Chum-churum) oder
Muhak (GoodDay) versuchen. Diese lassen sich auch in Deutschland in gut sortierten asiatischen Supermärkten finden.
In Korea ist es tief verankert, Respekt der eigenen Tradition und seinem Gegenüber zu gebühren. Daher ist es auch kein Wunder, dass wenn Soju auf den Tisch kommt, besondere Benimmregeln gelten. Darunter sind beispielsweise folgende Punkte: Die älteste Person am Tisch hat das Recht, die Flasche in die Gläser der jüngeren Anwesenden zu füllen. Die Leute, die das Getränk empfangen, nehmen dabei das Glas mit beiden Händen in Empfang. Beim Anstoßen ist es nicht wie in Deutschland üblich, direkten Augenkontakt beim Prosten zu haben, sondern es ist höflich, seinen Kopf kurz wegzudrehen beziehungsweise wegzuneigen. Das erste Glas mit Sojuschnaps wird immer in einem Zug getrunken. Die darauffolgenden Shots dürfen dann auch in mehreren Schlücken erfolgen.
Das Land ist stolz auf sein Nationalgetränk und versucht es bei allen Gelegenheiten zu zeigen. Es darf schließlich bei Hochzeiten, Beerdigungen oder anderen Feiern nicht fehlen. Zudem wird Soju auch vermehrt vermarktet. Der Hallyu-Welle dürfte es ein wenig zu verdanken sein, dass diese Art von Alkohol an Bekanntheitsgrad außerhalb des Landes gewonnen hat. Wer K-Dramen schaut, dem wird auffallen, dass es häufig Szenen gibt, die das Konsumieren von Soju enthalten und die Geschichte des Dramas dadurch vorantreiben, indem der Darsteller oder die Darstellerin angetrunken auf irgendeine Weise die Handlung beeinflusst. So wird auf der einen Seite indirekte Werbung für das Getränk gemacht. Um die Spirituose populär zu halten, promoten auf der anderen Seite jährlich noch prominente Gesichter aus Südkorea als Werbepartner in Werbespots und auf Postern für dieses Produkt. Und diese Liste kann sich sehen lassen, denn darunter finden sich Stars wie IU, Suzy, BLACKPINKs Jennie, A Pinks Naeun, die Mitglieder von BTS, Chung Ha, Park Seo Joon und PSY.
Soju repräsentiert sich in vielen Farben und Sorten. Das koreanische Alkoholgetränk trifft den Geist der Zeit und erfindet sich dank verschiedener Hersteller immer wieder neu. ⓒ Jasmin Mikolay
Es bleibt spannend, welche neue Sorte 2022 limitiert oder neu auf den Markt erscheint. Wem reiner Soju zu stark ist, der kann auch die zahlreichen Cocktail- und Mixgetränke-Rezepte, die im Internet kursieren, ausprobieren. Festzuhalten ist, dass Soju etwas geschafft hat, was andere Alkoholsorten bei Weitem grau aussehen lässt. Auf der einen Seite die tief verwurzelte Tradition im Land zu bewahren und ihn auf der anderen Seite erfolgreich mit der Moderne zu verknüpfen.
jesimin@korea.kr
Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus aller Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft für Korea.