Ehrenberichterstatter

19.08.2022

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Meine Koreanischbücher, die ich beim Lernen in Korea benutzt habe.

Meine Koreanischbücher, die ich beim Lernen in Korea benutzt habe.


Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Karina Gur | Fotos: Karina Gur

Wollt ihr Koreanisch lernen? Und das am besten in Korea? Es gibt verschiedene Möglichkeiten dazu. Die schnellste ist jedoch ein zehnwöchiger Sprachkurs an einer koreanischen Universität. Wie dieser abläuft und ob es sich lohnt, erkläre ich euch in diesem Artikel, denn ich selbst habe ein Jahr lang auf diese Weise Koreanisch gelernt von Stufe 1 bis Stufe 4.

Ähnlich zu den A1- bis C2-Niveaus in Deutschland, wird die koreanische Sprache in die Stufen 1 bis 6 unterteilt. Jede gute Universität, die einen Koreanisch-Sprachkurs anbietet, hat detaillierte Informationen auf der eigenen Website zu den jeweiligen Sprachkursen: Inhalt, Zeitraum und Gebühren. Normalerweise werden zudem häufig auch Kulturveranstaltungen angeboten, wie ein Besuch von bestimmten Orten, Hanbokanprobe oder gemeinsames Kochen von koreanischen Gerichten. Manche Unterversitäten bieten auch ein „Buddy“-Programm an, wo Koreaner mit Koreanisch-Sprachschülern gemeinsam Zeit verbringen, sich gegenseitig helfen und die Sprache üben können. Ein solcher Intensiv-Sprachkurs in Korea dauert üblicherweise jeweils 10 Wochen.

Was erwartet euch in einem Sprachkurs?

Ich bin als beinahe Koreanisch-Anfängerin nach Korea gekommen. Ich konnte bereits lesen und einige Phrasen sowie etwas Grammatik. Zum Verständigen hat es dennoch nicht wirklich ausgereicht. Auch mein Wortschatz war sehr klein. Deshalb habe ich entschieden bei Stufe 1 zu beginnen, vor allem wegen des Wortschatzes, und habe es nicht bereut! Wollt ihr höher einsteigen, müsst ihr vermutlich einen Einstufungstest durchlaufen.

Falls ihr komplette Anfänger seid oder nur ein bisschen Koreanisch könnt, lernt ihr im Stufe 1 Kurs das koreanische Alphabet, Lesen, Schreiben und natürlich einige grundlegende Grammatikregeln sowie Vokabeln, mit denen ihr euch in Korea bereits ein wenig zurechtfinden könnt. Bei den höheren Kursen wird die gelernte Grammatik erweitert und der Wortschatz ausgebaut. Man beginnt die Feinheiten der jeweiligen Sprachausdrücke zu verstehen und die Texte, die man liest, schreibt und vortragen muss, werden entsprechend länger und komplexer. Natürlich gibt es auch Hörverständnisübungen. Und auch wenn alle Unis im Grunde das Gleiche beibringen, so legt dennoch jede von ihnen einen andere Fokus beim Lehren. Manche Unis konzentrieren sich mehr auf Sprechen, andere vielleicht auf Schreiben. Es gibt jedoch Universitäten, die ihre Schüler auf TOPIK Tests (Test zur Überprüfung von Koreanischkenntnissen) vorbereiten, also werden alle Bereiche gleich umfangreich unterrichtet. Natürlich braucht ihr an keinem TOPIK Test teilnehmen, wenn ihr nicht wollt.

Ablauf des Kurses

Ich kann nur von meinen Erfahrungen an der Chungnam National University in Daejeon berichten. Jeder Kurs wird von 2 Lehrerinnen gehalten, die sich den Wochenunterricht aufteilen. Der Unterricht läuft montags bis freitags jeweils 4 Stunden am Tag. Entweder vor- oder nachmittags. Im Stufe 1 Kurs gab es beinahe täglich Diktate und etwa 2 Mal die Woche wurden Vokabeltests geschrieben (man lernt im Durchschnitt um die 30 neue Vokabeln für jeden neuen Vokabeltest). Außerdem werden jeden Tag zwei grammatikalische Konstruktionen unterrichtet.

Natürlich dürfen auch die täglichen Hausaufgaben nicht fehlen. Mal waren es Übungsaufgaben, das Schreiben oder Auswendiglernen von kurzen Texten und natürlich Vokabeln, Vokabeln, Vokabeln - nicht nur lernen, sondern ab Stufe 2 auch selbst übersetzen. Häufig mussten mehrere Dinge davon an einem Tag erledigt werden. Je nach Kursstufe und eigenen Fähigkeiten können täglich wenige Minuten bis einige Stunden zusätzlich dafür aufgewendet werden. Während Diktate oder das Auswendiglernen in höheren Stufen dem Schreiben längerer Texte oder Vorbereiten von Präsentationen weichen, so steigt der Umfang der Vokabeln stark an. Es ist keine Seltenheit in den Stufen 3 und 4 etwa 100-130 neue Vokabeln alle 2-3 Tage lernen zu müssen.

Die jeweiligen Klassen werden mit etwa 15 Teilnehmern relativ klein gehalten. Dadurch können sich die Lehrerinnen sehr gut auf jeden einzelnen Schüler konzentrieren und zusätzliche Fragen beantworten. Aus diesem Grund hat man aber auch keine Möglichkeit, sich „zu verstecken“, denn hier wird immer wieder jeder mal dran genommen.

Meine Grammatiknotizen vom Unterricht.

Meine Grammatiknotizen vom Unterricht.


Der Unterricht ist meist sehr interaktiv, insbesondere in den Anfängergruppen. Sogar während des Onlineunterrichts, den ich während der Corona-Pandemie hatte, waren die Lehrer immer in einem Gespräch mit den Teilnehmern. Sogenannter „Frontalunterricht“ kommt erst in höheren Stufen häufiger zum Vorschein. Während des Unterrichts im Klassenraum, arbeitet man manchmal an Aufgaben mit anderen Teilnehmern zusammen und kann sich so gegenseitig besser kennen lernen. Wenn man mit anderen Schülern ins Gespräch kommt, finden sich ganz schnell neue internationale Freunde, was den eigenen Horizont immens erweitert, denn hier dominieren häufig ganz andere Kulturen in den Klassenräumen: China, Mongolei, Vietnam, Japan.

Die Lehrer sprechen übrigens kaum bis nur ein wenig Englisch, sodass man gezwungen ist, Koreanisch zu benutzen. Manchmal - insbesondere am Anfang - macht es einem jedoch schwer, die Erklärungen zu verstehen. Meiner Meinung nach machen es die Lehrer jedoch trotz der Sprachbarriere sehr gut und im Notfall kann man die meisten Dinge im Lehrbuch auf Englisch nachlesen oder die Lehrerinnen außerhalb des Unterrichts anschreiben und fragen. Diese sind immer sehr engagiert, freundlich und hilfsbereit. Auch wenn man Probleme außerhalb des Sprachkurses hat, so helfen sie einem stets gern weiter.

Zwischen- und Abschlussprüfung

In jedem Kurs finden zwei Prüfungen statt: eine Zwischenprüfung nach der Hälfte des Kurses und eine Endprüfung, in der hauptsächlich nur die zweite Hälfte des Stoffes geprüft wird. Es gibt fünf Prüfungsteile:


Schreiben
Sprechen
Vokabeln und Grammatik
Lesen
Hörverstehen


Bei uns wurden die Prüfungen auf zwei Tage aufgeteilt. Pro Teilprüfung bekommt man 100 Punkte und am Ende werden diese zu einem Prozentsatz zusammengerechnet. Erreicht ihr über 60 Prozent, könnt ihr in die nächste Stufe aufsteigen. Während Schreiben und Sprechen in einem ähnlichen Format ablaufen wie deutsche Prüfungen, so sind Vokabeln und Grammatik, Lesen sowie Hörverstehen etwas anders aufgebaut.

Für jede dieser Teilaufgaben bekommt man einen Aufgabenzettel mit Multiple-Choice-Aufgaben. Während dieser Teil auch bei uns öfter anzutreffen ist, so bekommt man in Korea einen weiteren Antwortzettel, wo die entsprechenden Antworten markiert werden müssen und der maschinell ausgelesen wird. Die Zeit, um die Antworten auszufüllen und zu überprüfen, sollte in der Prüfung mit eingeplant werden, damit man nicht plötzlich mit einem leeren Antwortzettel dasteht. Unsere Prüfungen waren ähnlich konzipiert wie der TOPIK Test, das muss jedoch nicht jede Uni so handhaben.

Erreicht man eine hohe Punktzahl und gehört zu den besten drei Schülern in seiner Klasse, kann man sich nicht nur über ein „goldenes“ Zertifikat freuen, sondern ggf. auch über ein kleines Stipendium fürs nächste Semester. Aber auch das kann unterschiedlich sein je nach Universität.

Ein „goldenes“ Zertifikat, das ich für einen besonders erfolgreichen Abschluss eines Kurses bekommen habe.

Ein „goldenes“ Zertifikat, das ich für einen besonders erfolgreichen Abschluss eines Kurses bekommen habe.


Bewerbung für einen Koreanisch-Sprachkurs

Falls ihr tatsächlich an solch einem Sprachkurs teilnehmen wollt, dann empfehle ich euch ein halbes Jahr Zeit vor dem eigentlichen Beginn des gewünschten Kurses einzuplanen. Schaut erstmal, wann beginnen die nächsten Veranstaltungen an eurer Wunschuni. Oft sind die Bewerbungsfristen für das jeweilige Semester etwa zwei bis drei Monate vor dem Unterrichtsbeginn. Dafür müsst ihr diverse Unterlagen vorbereiten, wie z. B. eure Zeugnisse. Diese müssen zumindest auf Englisch übersetzt sein. Je nach Universität vielleicht sogar auf Koreanisch. Außerdem wird meistens eine Apostille (internationale Beglaubigung) gebraucht. Das kann Zeit in Anspruch nehmen, daher solltet ihr euch früh genug darum kümmern. Einige Universitäten wollen die Unterlagen sogar per Post zugeschickt bekommen. Ob ihr die Originale oder eine beglaubigte Kopie zuschickt, muss ebenfalls gut überlegt sein. Schließlich kann das den Vorbereitungsprozess gegebenenfalls etwas in die Länge ziehen. Ich kann euch also nur empfehlen, genügend Zeit für die Vorbereitung einzuplanen.

Fazit

Auch wenn die Vorbereitung lange braucht, bekommt man in den 10 Wochen eines solchen Sprachkurses sehr viel Input und Wissen. Falls ihr also wirklich ernsthaft und in kurzer Zeit viel Koreanisch konzentriert lernen wollt, kann ich euch einen solchen Sprachkurs nur ans Herz legen. Trotz des vielen Lernens hat man dennoch immer noch genügend Freizeit, um die Stadt zu erkunden, in der man bleibt, oder auch durch das Land zu reisen. Vor allem, wenn ihr an zwei oder mehr Kursen hintereinander teilnehmen wollt, habt ihr etwa drei Wochen Ferien zwischendurch, die ihr zum Entdecken von Korea nutzen könnt. Das Gelernte kann man direkt im Alltag einsetzen, was euch spüren lässt, dass ihr tatsächlich Fortschritte macht. Es ist zudem sehr spannend neue Leute aus unterschiedlichen Ländern kennen zu lernen und die aus einer ganz anderen Gesellschaft kommen, als man es gewohnt ist. So habe ich viele Freunde aus verschiedenen asiatischen Ländern gemacht, die mein Verständnis für andere Kulturen erweitert haben.

Kleiner Tipp am Ende: Schaut euch vor allem die „National“ Unis an, denn diese sind oft etwas günstiger und organisatorisch besser aufgestellt.

jesimin@korea.kr

Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.