Das traditionelle Moju aus Jeonju, hergestellt in einem Workshop.
Von Korea.net-Ehrenberichterstatterin Karina Gur aus Deutschland | Fotos: Karina Gur
Wenn man an koreanische Alkoholgetränke denkt, kommen einem häufig Soju oder Makgeolli in den Sinn. Doch es gibt ein weiteres, faszinierendes Reisgetränk, das in der koreanischen Kultur eine besondere Rolle spielt: Moju. Dieses traditionsreiche Getränk, das durch einen einzigartigen Gärungsprozess entsteht, ist nicht nur ein köstlicher Durstlöscher, sondern soll auch gesund sein. Während meiner Reise nach Jeonju im April 2023 bin ich zum ersten Mal auf Moju gestoßen, denn hier gilt es als eine Spezialität. Im berühmten Hanok Village durfte ich das süß-säuerliche Getränk nicht nur probieren, sondern auch selbst herstellen.
Die Geschichte von Moju
In Jeonju wird Moju in zahlreichen Lokalen angeboten. Bei einem gemütlichen Abendessen mit Freunden hatte ich die Gelegenheit, es erstmals in Kombination mit Haemuljeon (Meeresfrüchte-Pfannkuchen) und anderen Speisen, die traditionell zu alkoholischen Getränken gereicht werden, zu probieren. Mit einem Alkoholgehalt von weniger als 2 % erinnert Moju geschmacklich an Makgeolli, jedoch bereichern zahlreiche zusätzliche Aromen das Geschmackserlebnis. Bei einem Bummel durch das Hanok Village stieß ich auf einen Ort, an dem Moju-Workshops angeboten wurden – hier wurde auch die faszinierende Geschichte des Getränks erzählt.
Moju hat eine lange und reiche Geschichte in der koreanischen Kultur, die bis ins Goryeo-Königreich (918-1392) zurückreicht. Laut Überlieferung entstand Moju, als eine besorgte Mutter ihrem Sohn, der Lust auf Alkohol verspürte, ein gesünderes Getränk zubereiten wollte. Daraufhin kochte sie den herkömmlichen Reiswein mit einer Auswahl traditioneller, orientalischer Zutaten. Diese einzigartige Kombination verleiht Moju seinen charakteristischen Geschmack und sein unverwechselbares Aroma. “Moju” (모주) bedeutet übrigens “Mutters Alkoholgetränk". “Mo” (모) steht für “Mutter” und “ju” (주) für “alkoholisches Getränk”.
Moju-Workshop im Hanok Village
Verschiedene Zutaten, die für die Herstellung von Moju benötigt werden.
Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte ging es direkt an die Herstellung des Moju. Der Workshop-Ort befand sich an der Hauptstraße des Hanok Village, im ersten Stockwerk eines Gebäudes mit einem direkten Ausblick auf den Gyeonggijeon Schrein. Entlang der großen Fensterfront gab es viele Sitzmöglichkeiten für die Workshopteilnehmer. Für jeden Teilnehmer war ein komfortabler Arbeitsplatz mit Tablet, Kopfhörern und Kochgerät eingerichtet. Ein separater Tisch präsentierte die exotischen Zutaten, die für die Zubereitung des Moju benötigt wurden. Die Teilnehmer konnten dabei zwischen zwei Optionen wählen: dem klassischen Moju – “Yeo Moju” (여 모주) oder der Ingwer-Moju-Variante – “Insam Moju” (인삼모주). Während das klassische Moju Zimt, Süßholz, Jujube, getrockneten Ingwer, Traganth (eingetrockneter Pflanzensaft) und braunen Zucker beinhaltet, setzt die Ingwer-Moju-Version auf eine zusätzliche Portion Ingwer und kleine Stücke des japanischen Rosinenbaums, um dem Getränk eine besondere Schärfe zu verleihen.
Zubereitung von Moju
Der Arbeitsplatz mit allen Utensilien, die man braucht.
Anstelle des herkömmlichen Gärungsprozesses, der bei der traditionellen Moju-Herstellung durch die Verwendung von Reis und Hefe erforderlich ist, griffen wir beim Workshop auf eine vereinfachte Methode zurück, die ohne Wartezeit auskam: Moju auf Basis von Makgeolli, einem traditionellen koreanischen Reiswein. Hierbei wird der Makgeolli als Grundlage verwendet. Das verleiht dem Getränk eine zusätzliche geschmackliche Tiefe und verkürzt den Gärungsprozess. Und so haben wir den Moju hergestellt:
Zunächst galt es, den Makgeolli in den Topf zu geben. Die meisten Zutaten fanden ihren Platz in einem kleinen Stoffsäckchen, das wir zum Makgeolli hinzufügten, während der Zimt direkt und lose dazugegeben wurde. Mit geschlossenem Deckel ließen wir die Mischung für eine Viertelstunde köcheln. Nach dieser Zeit reduzierten wir die Hitze und nahmen den Deckel ab. Nun galt es, den Moju weitere 15 Minuten auf niedriger Stufe sorgfältig umzurühren. Gegen Ende fügten wir den braunen Zucker hinzu und ließen das Getränk nochmals sanft für weitere 15 Minuten köcheln. Schließlich entnahmen wir das Säckchen und den Zimt und hatten die Ehre, unseren selbstgemachten Moju zum ersten Mal zu kosten. Trotz der Vielzahl an Zutaten ist das Moju angenehm süß, mit einer harmonischen Mischung aus feinen orientalischen Aromen. Abschließend füllten wir den Moju in eine Flasche ab und klebten einen Sticker darauf, auf dem wir das Herstellungsdatum und die Zutaten notierten.
Kochtopf mit Makgeolli und weiteren Zutaten für Moju.
Das gesunde Alkoholgetränk
Nach dieser Erfahrung werde ich Jeonju jetzt nicht nur mit dem Hanok Village verbinden, sondern auch mit Moju. Ich kann Moju nur wärmstens als erfrischendes Getränk und kulturelle Entdeckung empfehlen. Es hat einen einzigartigen Geschmack, der mich an die Vielfalt erinnert, die die koreanische Küche zu bieten hat. Ein Getränk, das sowohl die Süße des Zuckers als auch die subtilen, orientalischen Aromen seiner vielfältigen Zutaten vereint. Diese Reise durch die Zubereitung von Moju hat meine Begeisterung für die traditionelle koreanische Küche nur noch mehr verstärkt.
Sollte euch eure Reise einmal nach Jeonju führen, rate ich euch, einen Moju-Workshop zu besuchen. Zwar ist es meist empfehlenswert, sich im Voraus anzumelden, aber ich hatte das Glück, ganz spontan teilnehmen zu können. Es war eine rundum spannende Erfahrung, und als Bonus konnte ich sogar ein wunderbares Souvenir mit nach Hause nehmen!
Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.
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