Die Zubereitung von Kimchi kann man in Korea auch in Kochschulen lernen
Von Ehrenberichterstatter Manuel Guthmann aus Deutschland | Fotos: Manuel Guthmann
Kein anderes Lebensmittel ist in Korea so präsent wie Kimchi. Es begleitet das Essen zu Hause genauso wie die Mahlzeit in der Kantine, das Menü im Restaurant oder das Lunchpaket für unterwegs. Für viele gehört es ganz selbstverständlich dazu. Und doch ist es viel mehr als nur eine Beilage.
Vielfalt auf dem Tisch
Je mehr ich in Korea gegessen habe, desto deutlicher wurde mir, wie unterschiedlich Kimchi schmecken kann. Manche Sorten sind noch jung und mild im Geschmack, andere kräftig, säuerlich oder deutlich gereift. Die Auswahl reicht von mildem Wasserkimchi bis zu kräftigem Rettich-Kimchi. Welche Sorte auf den Tisch kommt, hängt vom Gericht, der Jahreszeit und dem Restaurant ab. Nicht überall gibt es mehrere Varianten. Oft beschränkt sich das Angebot auf eine Sorte, die aber trotzdem mit Bedacht gewählt ist.
Jede Familie hat ihr eigenes Rezept
Viele machen Kimchi zu Hause nach eigenem Rezept, oft weitergegeben über Generationen. Für manche ist es sogar ein kostbares Geheimnis, das gehütet und weitergegeben wird. Bereits kleine Abweichungen bei Zutaten wie Knoblauch, Ingwer oder der Menge an Chili sorgen für spürbare Geschmacksunterschiede. Mehrfach hörte ich von stolzen Koreanern, dass niemand besseres Kimchi zubereitet als die eigene Mutter oder Großmutter.
Kimchi als traditionelle Beilage
Einmal durfte ich ein Kimchi probieren, das die Oma einer Bekannten gemacht hatte. Es war so scharf, dass „scharf“ kaum der richtige Ausdruck ist. In nur zehn Sekunden wechselte meine Gesichtsfarbe mehrfach. Die Oma jedoch lachte herzlich über meinen Zustand und amüsierte sich köstlich über den „Dogil Chingu“, den deutschen Freund.
Selbstgemachtes Kimchi kann man auch auf Märkten in Korea kaufen
Ein gesundes Lebensmittel mit Tradition
Kimchi schmeckt nicht nur gut, es ist auch äußerst gesund. Durch den Fermentationsprozess entstehen zahlreiche Milchsäurebakterien, die für die Darmgesundheit wichtig sind und das Immunsystem unterstützen. Gerade in den kalten Monaten, wenn frisches Gemüse knapp ist, versorgt Kimchi den Körper mit Vitaminen und Nährstoffen.
In Korea werden jährlich über zwei Millionen Tonnen Kimchi verzehrt. Das entspricht etwa 40 Kilogramm pro Person und Jahr. Die meisten Menschen essen es täglich, oft sogar mehrmals. Diese Zahlen zeigen, dass Kimchi nicht nur eine Beilage ist, sondern ein zentrales Grundnahrungsmittel.
Die Beilagen beim koreanischen Essen werden als Banchan (반찬) bezeichnet. Hier darf Kimchi nicht fehlen
In Supermärkten nehmen Kimchi-Produkte ganze Regalwände ein, von kleinen Einzelportionen bis hin zu Kiloeimern. Auch in jedem Convenience Store, egal wie klein, stehen mehrere Sorten Kimchi griffbereit in der Kühlung. Selbst in Hotels oder beim Flugzeugessen ist Kimchi meist Teil der Mahlzeit. Diese Allgegenwart unterstreicht, welchen Stellenwert es im koreanischen Alltag einnimmt.
Kimchi Ramyeon und fertiges Kimchi im Glas aus dem Supermarkt
Kimchi als Exporterfolg
Kimchi hat längst die Grenzen Koreas überschritten und erfreut sich weltweit steigender Beliebtheit. Im Jahr 2024 wurden 47.100 Tonnen Kimchi ins Ausland exportiert, was einem Anstieg von 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das zeigt, wie international gefragt Kimchi mittlerweile ist.
Die größten Importeure waren Japan, die USA, die Niederlande, Kanada und Australien.
Selbst an Bord der koreanischen Airlines wird Kimchi serviert
Kimchi-Tourismus, Kulturerlebnis und Mitmachspaß
Kimchi ist nicht nur Alltag, sondern auch ein Kulturerlebnis für Besucher aus aller Welt. In Korea gibt es zahlreiche Angebote, bei denen Touristen selbst Kimchi herstellen können. Workshops in Städten wie Seoul oder Busan vermitteln die Grundlagen der traditionellen Zubereitung und geben Einblick in die vielfältigen Sorten.
Wer in Korea ist, sollte auch den berühmten Kimchi-Pfannkuchen probieren
Zudem feiern viele Regionen Kimchi-Festivals, bei denen man nicht nur probieren, sondern auch mehr über Geschichte und Bedeutung erfahren kann. Einige Touristenziele bieten geführte Kimchi Touren an, die Besuche bei Bauern, von traditionellen Märkten und bei Familien umfassen, die ihr Rezept teilen.
Diese Angebote machen Kimchi für Reisende greifbar und lebendig, weit über das Essen hinaus.
Auch beim BBQ am Tischgrill ist Kimchi immer dabei
Gesund, scharf und lebendig
Kimchi ist ein fermentiertes Lebensmittel. Der Herstellungsprozess lässt Milchsäurebakterien entstehen, die gut für die Verdauung sein sollen. Gleichzeitig enthält es viele Vitamine, Ballaststoffe und kaum Fett. Aber es wird in Korea nicht wegen seiner Gesundheitswirkung gegessen, sondern weil es dazugehört, wegen des Geschmacks, der Schärfe und der Textur.
Traditionelle koreanische Gerichte und Kimchi - so schmeckt es am besten
Kimchi im Tempel
Im Guinsa-Tempel in der Provinz Chungcheongbuk do, etwa 170 Kilometer südöstlich von Seoul in den Sobaek-Bergen, konnte ich sehen, wie Kimchi dort in großer Menge verarbeitet wird. Immer wieder fuhren Lastwagen mit frischem Kohl vor. Helfer luden die Ware ab, Mönche verteilten sie an verschiedene Arbeitsstationen im Hof. In großen Wannen wurde der Kohl gewaschen, gesalzen, gespült und anschließend sorgfältig mit einer roten Würzpaste bestrichen. Alles wurde von Hand gemacht, konzentriert, ohne Hektik, Schritt für Schritt.
Frischer Kohl für die Verarbeitung zu Kimchi
Die Kimchi-Zubereitung folgt einer alten Tradition, die mit dem Bearbeiten des Kohls losgeht
Der vorbereitete Kohl wurde anschließend in große Tontöpfe geschichtet, die hinter dem Tempel aufgereiht standen. Dort beginnt die Fermentation, beeinflusst vom Wetter und der Umgebungstemperatur. Die Atmosphäre war ruhig, strukturiert und sehr bewusst. Kein Vergleich zu industrieller Verarbeitung und genau das macht diese Erfahrung so besonders.
Vom Waschen bis zur Fermentierung sitzt jeder Handgriff bei der Zubereitung von Kimchi
Ein Einblick bei der Kimchi-Herstellung im Guinsa-Tempel in der Provinz Chungcheongbuk-do
Kimjang-Kimchi für den Winter
Einmal im Jahr wird in vielen Haushalten und Nachbarschaften Kimchi für den Winter vorbereitet. Dieses gemeinsame Einlegen heißt Kimjang. Es ist Arbeit, aber auch gemeinschaftliches Ritual. Seit 2013 gehört Kimjang zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Kimchi wird in Onggi, koreanischen Tontöpfen, gelagert und fermentiert
Fazit
Kimchi ist fest verwurzelt in Korea in Kultur, Alltag und Gemeinschaft. Die Vielfalt der Rezepte und Geschmäcker zeigt, wie lebendig und wandelbar dieses Gericht ist. Wer Kimchi erlebt, entdeckt ein Stück Geschichte und Handwerk, das bis heute lebendig bleibt.
Ob als würziger Begleiter oder eigenständiges Gericht, Kimchi erzählt viel über Korea. Es lohnt sich, diesen Geschmack zu probieren, egal ob zu Hause oder auf Reisen. Kimchi ist mehr als Essen. Es ist gelebte Tradition, die die Menschen verbindet.
Dieser Artikel wurde von einem Korea.net-Ehrenberichterstatter verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.
dlektha0319@korea.kr