Das Museum der Trostfrauen in Berlin und die Friedensstatue Ari
Von Ehrenberichterstatterin Katja Perepetschajev aus Deutschland | Fotos: Katja Perepetschajev
Der 14. August ist in Korea ein ganz besonderer Tag, der einer Gruppe unfassbar starker Frauen gewidmet ist, die ich auch in diesem Artikel ehren möchte: die „Trostfrauen”.
Geschichtlicher Hintergrund
Während des Asien-Pazifik-Kriegs (1931–1945) wurden Mädchen und Frauen vom japanischen Militär verschleppt und zur Zwangsprostitution gezwungen. Dies geschah in vielen verschiedenen Regionen Südostasiens, wie Korea und Taiwan, sowie bei niederländischstämmigen Frauen, die in Kolonien lebten. Dieses multinationale Ausmaß verdeutlicht, dass das System der japanischen Militärbordelle ein organisiertes Kriegsverbrechen war, das sich über weite Teile Asiens und darüber hinaus erstreckte. Es wurden sogenannte „Troststationen“ errichtet, bei denen sich die Soldaten an den Mädchen und Frauen so oft wie sie wollten vergreifen durften und auch dazu vom japanischen Militär motiviert wurden. Dadurch sollte den japanischen Soldaten „Trost” gespendet werden, so kam auch der euphemistische Name „Trostfrauen” zustande.
Logo an der Wand: Museum der „Trostfrauen”
Das Museum
Um an diese Frauen zu erinnern, gibt es die Friedensstatue und auch das Museum der „Trostfrauen”, kurz MuT. Es befindet sich in Berlin Moabit, in der Quitzowstr. 103. Das MuT ist nicht nur dafür da, sich an die Trostfrauen zu erinnern, sondern auch, um über die Geschichte zu lernen.
Friedensstatue Yong-I
Direkt beim Eingang wird man von Yong-I begrüßt, einer Friedensstatue in Farbe. Yong-I bedeutet „die Mutige" auf Koreanisch. Sie ist keine klassische Friedensstatue, denn sie ist in Farbe und dank des Museums hat sie eine Blumenkrone, eine Kette und sogar Schuhe an. Das Buch neben ihr ist ihr Tagebuch und dokumentiert ihre Reise aus Korea nach Berlin.
Oben links: Porträts von „Trostfrauen” und ihre Geschichte; oben rechts: Schreibtisch mit Dokumenten; unten links: Poster von Mittwochsdemonstrationen; unten rechts: Vorhang mit projizierten Bildern und Lyrics
Im zweiten Raum hört man den Gesang verschiedener älterer Damen auf Koreanisch und kann ihren Fotos sowie den Lyrics und Übersetzungen dieser, projiziert auf einen Vorhang, folgen. Dazu gibt es viel Material zu den Betroffenen und ihren eigenen Aussagen, hinter den Porträts. Die Tragweite und die Menge an Opfern werden in einem Buch auf dem Schreibtisch noch einmal verdeutlicht.
Ein Fernseher zeigt Frau Kim Hak-Soon (김학순 할머니)
Auch lange nach dem Krieg war es verpönt, selbst in der eigenen Familie zu sagen, dass man „Trostfrau" war. In den Medien wurde nicht darüber berichtet und niemand wusste, was diesen Frauen und Mädchen angetan worden war.
Am 14. August 1991 sprach zum ersten Mal ein Opfer darüber, was ihr passiert ist. Frau Kim Hak-Soon (김학순 할머니) erzählte vor einer Kamera im Detail, wie japanische Soldaten die damals 17-Jährige verschleppt und mehrfach täglich gewaltsam vergewaltigt haben. Diese Aufnahmen, die damals in den Nachrichten ausgestrahlt wurden, kann man mit deutschen Untertiteln in einem kleinen nachgebauten, dunklen Wohnzimmer sehen. Durch Frau Kims mutigen Schritt über das Geschehene zu sprechen und das Schweigen zu brechen, ermutigte sie andere Opfer, sich zu melden und über diese bisher totgeschwiegenen Verbrechen zu sprechen.
Ausgehängte Zeugenaussagen japanischer Soldaten
Im nächsten Raum kommt viel Text, der nur schwer zu verarbeiten ist. Es gibt eine Illustrationsreihe, die künstlerisch darstellt, was damals passiert ist und wie das Militär mit den Opfern umgegangen ist. Außerdem gibt es eine Wand voller mehrseitiger Zeugenaussagen japanischer Soldaten, die selbst ihre Verbrechen beschreiben. Man kann alleine in diesem Raum Stunden verbringen und mit eigenen Augen wirklich lesen und fühlen.
Friedensstatue Ari in Berlin
Friedensstatue Ari
Das Künstlerehepaar Kim Seo-Kyung und Kim Eun-Sung entwarf die erste Friedensstatue und stellte diese in Seoul auf. Sie zeigt ein junges Mädchen, barfuß in einem Hanbok, traditioneller koreanischer Kleidung, mit geballten Fäusten auf einem Stuhl sitzen. Sie wirft den Schatten einer alten Frau mit einem weißen Schmetterling und neben ihr steht ein leerer Stuhl, der zum Hinsetzen einlädt.
Detailaufnahmen von Friedensstatue Ari
Jedes kleine Detail hat seine eigene Symbolik, so zeigt der Schatten der alten Dame, wie viel Zeit schon seit dem Zweiten Weltkrieg vergangen ist, und der Schmetterling symbolisiert Hoffnung auf eine langersehnte Entschuldigung, wenn die Opfer als Schmetterlinge wiedergeboren werden.
Poster der Geschichte der Friedensstatuen weltweit
Mittlerweile gibt es mehrere Statuen weltweit und auch in unterschiedlichen Ausführungen, doch nicht alle stehen sicher auf ihrem Platz. Auch die Statue in Berlin ist gefährdet und es ist aktuell noch unklar, wie lange sie in Moabit bleiben darf.
Ausgehängte Dokumentationen über KZ- und Wehrmachtsbordelle in Deutschland
Relevanz für Deutschland
Letztes Jahr, während meines Praktikums im MuT, fragten Besucher oft, wieso dieses Museum und die Friedensstatue in Deutschland stehen, wenn es doch primär ein Streitpunkt zwischen Japan und Korea ist. Nicht nur waren Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg verbündet, sondern auch in Deutschland gab es KZ- und Wehrmachtsbordelle für Soldaten, in denen Frauen und Mädchen leiden mussten. Darüber hinaus ist die Friedensstatue ein Symbol für alle Frauen und Mädchen, die sexuelle Gewalt erfahren haben und eine Erinnerung daran, weiterzukämpfen und stark zu bleiben.
Das Musem hat jeden Dienstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Man muss keinen Eintritt bezahlen, doch eine kleine Spende hilft dabei, das Museum zu finanzieren. Die Friedensstatue Ari ist nur wenige Meter vom Museum entfernt.
Dieser Artikel wurde von einer Korea.net-Ehrenberichterstatterin verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.
dlektha0319@korea.kr