Ehrenberichterstatter

22.08.2025

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Besuch im Jjimjilbanb

60 Grad in der kleinen Sauna. Die Smartphones müssen vorher abgelegt werden



Von Ehrenberichterstatter Manuel Guthmann aus Deutschland | Fotos: Manuel Guthmann

Koreas Jjimjilbangs sind Oasen des Alltags. Ich kannte sie bisher nur aus K-Dramen oder von Bildern in sozialen Netzwerken. Obwohl ich schon oft in Korea war und längst einmal selbst einen ganzen Tag in einem Jjimjilbang verbringen wollte, hatte es sich nie ergeben.

Mit Freunden unterwegs in eine koreanische Sauna. Ein Erlebnis, welches ich bisher nur aus K-Dramen kannte

Mit Freunden unterwegs in eine koreanische Sauna. Ein Erlebnis, welches ich bisher nur aus K-Dramen kannte


Jetzt war es so weit. Ich war mit sehr guten Freunden in einem Jjimjilbang, einer koreanischen Sauna, die so viel mehr ist als nur ein Ort zum Schwitzen. Schon beim Ankommen hatte ich das Gefühl, dass hier alles nach festen Abläufen funktioniert.

Ankommen, umziehen, eintauchen


Ich war in einem Jjimjilbang in Incheon, deshalb sind wir mit dem Auto gekommen. Das angeschlossene Parkhaus war am Sonntagnachmittag fast voll, was keine Überraschung ist, denn an Wochenenden und bei Regen entscheiden sich viele für einen Besuch.

Nach dem Bezahlen erhält man die typische Kleidung, Handtuch und einen Schlüssel für den Spind und zum Bezahlen vor Ort

Nach dem Bezahlen erhält man die typische Kleidung, Handtuch und einen Schlüssel für den Spind und zum Bezahlen vor Ort


Natürlich gibt es auch in Seoul sehr viele dieser Badehäuser, und mit der Naver Maps App lassen sich passende Orte leicht in der Nähe finden. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, erreicht die meisten Jjimjilbangs bequem mit Bus oder U-Bahn.

Schon im Eingangsbereich ziehen alle Besucher ihre Schuhe aus. An der Rezeption zahlt man den Eintritt und erhält ein Armband mit Chip. Dazu gibt es die typische Kleidung: ein T-Shirt und Shorts aus Baumwolle. Männer und Frauen tragen oft unterschiedliche Farben, die Größen reichen meist von Small bis 8XL.

Schon vor Betreten des Eingangs zieht man seine Schuhe aus

Schon vor Betreten des Eingangs zieht man seine Schuhe aus


Die Chipnummer führt zu einem kleinen Spind für die Schuhe, weiter hinten stehen große Schränke für Kleidung und Wertsachen bereit. Innerhalb des Jjimjilbangs dient der Chip auch als Zahlungsmittel für Essen oder Zusatzangebote. Bezahlt wird beim Verlassen.

Man erhält einen Chip-Schlüssel zum Bezahlen und für den Schuhschrank sowie den Kleiderspind

Man erhält einen Chip-Schlüssel zum Bezahlen und für den Schuhschrank sowie den Kleiderspind


Im Herzen des Jjimjilbangs

Männer und Frauen gehen zunächst getrennte Wege. Die Umkleide- und Duschbereiche sind geschlechtergetrennt. Viele Gäste duschen erst am Ende ihres Aufenthalts. Nach dem Umziehen beginnt der eigentliche Besuch im gemischten Bereich. Dort begegnet man Paaren, Kindern, Großeltern, Alleinreisenden und Freundesgruppen. Die Atmosphäre ist ruhig, selbst wenn viele Menschen gleichzeitig anwesend sind. Niemand ist laut, niemand hetzt.

Einblicke in ein typisches Jjimjilbang in Korea

Einblicke in ein typisches Jjimjilbang in Korea


Der Jjimjilbang in diesem Fall erstreckt sich über mehrere Etagen. Es gibt große Liegebereiche mit beheiztem Boden, Schlafräume, Fernsehnischen, abgedunkelte Ruheräume und sogar einen Spielbereich mit Kletterelementen und Rutsche.

Jjimjilbangs sind ein idealer Ort, um zu entspannen, zu lesen oder mit Freunden zu reden

Jjimjilbangs sind ein idealer Ort, um zu entspannen, zu lesen oder mit Freunden zu reden


Heiß, kalt und meist ruhig

Im Zentrum eines Jjimjilbangs stehen die Sauna- und Ruheräume. Trockensaunen mit unterschiedlichen Temperaturen wechseln sich mit Kälteräumen ab, die auf etwa 10 Grad heruntergekühlt sind. Viele Besucher wechseln gezielt zwischen Hitze und Kälte. Die Räume sind unterschiedlich gestaltet, oft mit Holz oder Stein. Gespräche sind selten, die Stimmung meditativ.

60 Grad in der kleinen Sauna. Die Smartphones müssen vorher abgelegt werden

60 Grad in der kleinen Sauna. Die Smartphones müssen vorher abgelegt werden


Wir haben den Raum mit 60 Grad ausprobiert. Der Steinboden war so heiß, dass man spürte, wie der ganze Körper von unten aufgewärmt wurde. Danach ging es direkt in den eiskalten Kühlraum. Der Kontrast war gewollt und tat erstaunlich gut.

Essen gehört dazu

Auch das Essen gehört zum Konzept. Der kleine Foodcourt bietet typische Gerichte an: Ramyeon, gebratener Reis, Tteokbokki, hartgekochte Eier, kaltes Shikhye. Die Ausgabe erfolgt an einfachen Theken.

Die berühmten Eier und ein Shikhye dürfen in der Sauna nicht fehlen

Die berühmten Eier und ein Shikhye dürfen in der Sauna nicht fehlen


Auch Süßes gibt es im Jjimjilbang und eine Ramyeon-Station darf auch nicht fehlen

Auch Süßes gibt es im Jjimjilbang und eine Ramyeon-Station darf auch nicht fehlen


Natürlich haben wir auch die berühmten Eier gegessen, die in der Hitze gegart werden. Sie sind hart, warm und schmecken leicht rauchig. Dazu ein kaltes Getränk, genau richtig nach dem Wechsel zwischen Hitze und Kälte.

Zur Erfrischung haben wir uns nach ein paar Stunden im Jjimjilbang ein Bierr gegönnt

Zur Erfrischung haben wir uns nach ein paar Stunden im Jjimjilbang ein Bierr gegönnt


Am Abend hatten wir uns gemeinsam fürs Essen entschieden. Wie in Korea üblich bestellt nicht jeder für sich selbst, sondern man isst gemeinsam. Neben typischen Beilagen hatten wir Chicken, Bibimbap und Miyeok-guk, eine Algensuppe, die besonders stärken soll.

Chicken, Miyeok-guk (Algensuppe) und Beilagen. Die Auswahl im Jjimjilbang war reichlich

Chicken, Miyeok-guk (Algensuppe) und Beilagen. Die Auswahl im Jjimjilbang war reichlich


Essen hat einen hohen Stellenwert in Korea. Und mit Freunden isst man auch mal länger im Jjimjilbang und tauscht sich in entspannter Atmosphäre aus

Essen hat einen hohen Stellenwert in Korea. Und mit Freunden isst man auch mal länger im Jjimjilbang und tauscht sich in entspannter Atmosphäre aus


Das Handtuch auf dem Kopf

Natürlich hatte ich auch mein Handtuch dabei, gerollt und auf dem Kopf getragen, wie es in Korea Tradition ist. Diese Technik nennt sich Yangmeori, also Schafskopf. Ich hatte das bisher nur aus K-Dramen gekannt, war aber begeistert, dass es hier viele so machen.

Das Handtuch wird speziell gefaltet: Yangmeori, also Schafskopf

Das Handtuch wird speziell gefaltet: Yangmeori, also Schafskopf


Massagestühle auf einem anderen Level

Ein echtes Highlight waren die Massagestühle. Was in Deutschland oft wie ein müdes Rütteln wirkt, ist in Korea eine nahezu professionelle Massage. Die Technik ist so ausgefeilt, dass man meint, ein Mensch würde massieren. Rücken. Schultern. Beine. Alles wird systematisch und kraftvoll bearbeitet. Ich hätte ewig darin sitzen können.

Koreanische Massagestühle sind Highend und das nächste Level der Entspannung. Ich kann es nur empfehlen

Koreanische Massagestühle sind Highend und das nächste Level der Entspannung. Ich kann es nur empfehlen


Rückzugsort mit Geschichte


Der Jjimjilbang ist für viele Koreaner ein Rückzugsort. Man kann essen, schlafen, fernsehen, sich pflegen lassen oder einfach nur in Ruhe schwitzen. Manche bleiben ein paar Stunden, andere die ganze Nacht.

Die Geschichte reicht weit zurück. Öffentliche Bäder, Mokyoktang, existierten bereits in der Joseon-Zeit. Sie waren funktional, schlicht und öffentlich. Später entwickelten sich größere Badehäuser mit Dampfbädern und Saunen. In den 1990er Jahren entstanden dann die heutigen Jjimjilbangs, rund um die Uhr geöffnet, mit Freizeitangeboten, Schlafmöglichkeiten und Gastronomie.

In diesem Jjimjilbang gab es auch eine kleine Bibliothek, da die Koreaner sehr gerne lesen

In diesem Jjimjilbang gab es auch eine kleine Bibliothek, da die Koreaner sehr gerne lesen


Rückzugsort mit Geschichte

Der Jjimjilbang ist für viele Koreaner ein Rückzugsort. Man kann essen, schlafen, fernsehen, sich pflegen lassen oder einfach nur in Ruhe schwitzen. Manche bleiben ein paar Stunden, andere die ganze Nacht.

Die Geschichte reicht weit zurück. Öffentliche Bäder, Mokyoktang, existierten bereits in der Joseon-Zeit. Sie waren funktional, schlicht und öffentlich. Später entwickelten sich größere Badehäuser mit Dampfbädern und Saunen. In den 1990er Jahren entstanden dann die heutigen Jjimjilbangs, rund um die Uhr geöffnet, mit Freizeitangeboten, Schlafmöglichkeiten und Gastronomie.

Im Inneren gab es noch eine kleine Oase zum Entspannen

Im Inneren gab es noch eine kleine Oase zum Entspannen


Wer Korea erleben will, sollte hierhin gehen

Der Besuch dauerte fast fünf Stunden. Beim Verlassen wird geduscht, die Kleidung zurückgegeben, das Armband abgegeben. Dann verlässt man den Jjimjilbang erstaunlich erholt.

Ein Jjimjilbang ist ein Erlebnis, das sich kaum mit dem deutschen Begriff Sauna beschreiben lässt. Auch die Preise sind im Vergleich zu Deutschland sehr günstig. Hier war der Eintritt 11.000 KRW pro Person und 2.000 KRW für die Kleidung, gesamt also rund 8 Euro. Dafür kann man 24 Stunden bleiben, wenn man will.

Wer Korea besucht, sollte sich dafür Zeit nehmen. Auch allein ist das problemlos möglich und lohnt sich.

Dieser Artikel wurde von einem Korea.net-Ehrenberichterstatter verfasst. Unsere ehrenamtlichen Reporter kommen aus der ganzen Welt und teilen ihre Liebe und Leidenschaft über alle Dinge in Korea.

dlektha0319@korea.kr