Der Opernsänger Paul Potts hatte ein dramatischeres Leben als viele Leinwandhelden. Am 13. März wird sein „One Chance“, ein neuer autobiografischer Film, der sein Leben porträtiert, in Korea in den Kinos anlaufen. Aus diesem Anlass reiste der 43-jährige Potts kürzlich dorthin. Wenn es einen Ratschlag gibt, den der Sänger Menschen geben möchte, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie er in der Vergangenheit, ist es der: „Messen Sie sich nicht an den Erwartungen anderer Leute.“
Potts hat in der Vergangenheit viele Schwierigkeiten überwunden. Seine Lebensgeschichte hat viele Herzen weltweit berührt und mutlosen Menschen neue Hoffnung gegeben. Früher war Potts ein übergewichtiger, depressiver Handyverkäufer. Dann trat er 2007 bei der Fernsehtalentshow „Britain’s Got Talent” auf, siegte und beeindruckte die Zuschauer. Das Video, in dem er „Nessun Dorma“, eine Arie aus Puccinis Oper „Turandot“, sang, wurde 160 Millionen Male auf YouTube angeschaut, und Potts stieg augenblicklich zum Star auf. Sein Debütalbum von 2007, „One Chance“, verkaufte sich weltweit über fünf Millionen Male, und bislang hat er mehr als 500 Solokonzerte gegeben.
Der Opernsänger Paul Potts spricht nach der Vorführung seines autobiografischen Films „One Chance” mit der Presse (Foto: Limb Jae-un).
„Erfolg besteht nicht darin, ein internationaler Star zu werden”, sagte er bei einer Pressekonferenz nach der Vorführung seines Films „One Chance” in einem koreanischen Kino am 4. März. „Wenn du tust, was du liebst, und tust, wovon du träumst, ist das ein Erfolg.“
Potts sagte auch, dass die Botschaft des Films das „Erreichen deines Ziels” ist. „Du machst weiter wegen der Menschen um dich herum und wegen der Menschen, die dir am Herzen liegen.”
Potts sagte, dass es während seiner Kindheit, als er nicht viel Selbstvertrauen hatte, ein Trost für ihn gewesen sei, zu singen. Er fügte hinzu, dass er niemals erwartet habe, dass er einmal auftreten und um die Welt reisen würde. Die größte Chance seines Lebens, seitdem er die Talentshow gewann, so Potts, besteht darin, dass er nun seinen Lebensunterhalt damit verdient, das zu tun, was er liebt.
Potts wird heute, am 5. März um 18.30 Uhr, in der Time Square Mall im Westen Seouls „Nessun Dorma” vortragen, das Stück, das er bei der Talentshow sang.
Paul Potts spricht während der Pressekonferenz über den autobiografischen Film „One Chance”. Sie haben den Film gesehen. Was denken Sie über James Cordens Performance?
Er hat Unglaubliches geleistet. Es ist schwierig, Drama und Komödie zur selben Zeit zu spielen, aber er war sehr erfolgreich darin, die beiden unterschiedlichen Genres miteinander zu verbinden. James sieht besser aus als ich. Insbesondere seine blauen Augen sind sehr attraktiv.
Sie haben im letzten Jahr eine Autobiografie veröffentlicht. Haben Sie auch das Stück geschrieben?
Das Buch und das Drehbuch sind völlig unterschiedlich. Das Buch wurde Anfang letzten Jahres verfasst. Ich habe geholfen, das Drehbuch zu schreiben, aber es wurde dafür ein Drehbuchautor verpflichtet. Ich habe an der Adaption mitgearbeitet, und es dauerte zwei bis drei Monate. Das war eine große Herausforderung. Das Buch und das Drehbuch sind zwei verschiedene Dinge, aber sie haben das selbe Thema. Es geht darum, sein Ziel zu erreichen. Du machst weiter wegen der Menschen um dich herum und wegen der Menschen, die dir am Herzen liegen.
Das Hauptthema des Films scheint das Gewinnen von Selbstvertrauen zu sein. Wie haben Sie Ihr Selbstvertrauen aufgebaut?
Als ich jung war, gab es nur mich. Ich fand Trost im Singen, aber ich hatte nicht den Mut, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Wenn du dich entschließt, vor Menschen zu singen, erfordert das ein bestimmtes Maß an Selbstvertrauen. Wenn du das tust, machst du dich zur Zielscheibe für Kritik. Das war eine Herausforderung für mich.
Ich habe mich erst entschieden, an „Britain’s Got Talent” teilzunehmen, nachdem ich eine Münze geworfen habe und sie mit dem Kopf nach oben landete. Nicht im Traum habe ich erwartet, dass sie mich auswählen würden. Wenn irgendjemand mir im Alter von 14 Jahre gesagt hätte, dass ich einmal tun würde, was ich heute tue, hätte ich ihnen niemals geglaubt. Ich würde sie für verrückt erklärt haben.
Paul Potts steht im CGV-Kino in Yongsan in der Innenstadt von Seoul vor dem Poster von „One Chance” (Foto: Limb Jae-un).
Im Kinofilm passierte Ihnen bei jeder neuen Herausforderung ein Missgeschick. Gab es diese Missgeschicke in Ihrem wirklichen Leben?
Ich habe eine ähnliche Frage beim Toronto International Film Festival erhalten. In der Realität bin ich sogar schlimmer, als im Film dargestellt. Ich renne ständig in Gegenstände hinein und stolpere über sie. Ich war immer tollpatschig, und das kommt im Film gut zum Ausdruck.
Am Sonntag habe ich in einem japanischen Restaurant Sojasauce auf mein Hemd gekleckert. Zum Glück kümmerte sich das Hotel darum, wusch die Flecken aus und ermöglichte es mir, meinen Zeitplan einzuhalten.
In meiner Jugend hatte ich niemals den Glauben daran, dass ich etwas erreichen könnte. Als ich aufwuchs, wurde mir klar, dass man nicht unbedingt die bestgeeignete Person ist, um sich selbst zu beurteilen. Du erlebst Dinge, die dich manchmal darin beschränken, wozu du wirklich fähig bist, und es ist unsinnig, solche Hindernisse zu errichten. Manchmal musst du es dem Leben ermöglichen, seinen Lauf zu nehmen.
In dem Film gibt es eine Szene, in der Luciano Pavarotti Ihre Performance kritisiert. Wie war es für Sie, Pavarotti zu treffen?
Anders als in dem Film lief die Meisterklasse insgesamt sehr gut. Pavarotti sagte, dass er meine Stimme mag, aber es führte zu nichts. Auch nachdem ich Pavarotti getroffen hatte, machte ich nicht mit dem Opernsingen weiter und kehrte in meinen früheren Job zurück. Ich hatte damals überhaupt kein Selbstvertrauen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt für mich. Ich denke, dass ich mein Selbstvertrauen wiedergewonnen habe, als ich bei „Britain’s Got Talent“ siegte. .
Im koreanischen Fernsehen gibt es ebenfalls Talentshows. Welche Botschaft würden Sie den Gewinnern übermitteln?
Ich würde sagen, „Genieß' das, was du tust, gib jeden Tag dein Bestes, und nimm die Dinge niemals als selbstverständlich hin. Manchmal legen wir beim Erfolg sehr hohe Maßstäbe an. Erfolg besteht nicht darin, ein internationaler Star zu werden. Wenn du tust, was du liebst, ist das ein Erfolg. Es gibt keinen höheren Maßstab für Erfolg. Ich fühle mich am glücklichsten, weil ich das tue, wovon ich seit meiner Kindheit geträumt habe."
Was würden Sie Menschen sagen, die anders als Sie keine Chance erhalten haben, bei einer Show wie „Britain’s Got Talent“ zu gewinnen?
Am wichtigsten ist es, niemals die Hoffnung zu verlieren. Machen Sie einfach weiter. Wenn Sie nicht aufgeben, werden sich Ihre Träume eines Tages verwirklichen. Messen Sie sich nicht an den Erwartungen anderer Leute. Stellen Sie sich immer wieder neuen Herausforderungen.
Eine Szene aus dem Film „One Chance” (Foto mit freundlicher Genehmigung von NEW)
Sie scheinen sich von Kindheit an für die Oper interessiert zu haben. Wann haben Sie ein erstes Interesse daran entwickelt? Haben Sie ein Vorbild?
Als ich Kind war, habe ich den Film „E.T.“ gesehen, habe mir den Soundtrack von John Williams und verschiedene Stücke der Klassischen Musik angehört. Dann bin ich zu Dvořák, Tschaikowski und Brahms übergangen.
Als ich hörte, wie José Carreras Arien aus „La Bohème” sang, habe ich davon zu träumen begonnen, Opernsänger zu werden. Mich beeindruckte seine Entschlossenheit, mit dem Singen weiterzumachen, obwohl er an einer lebensbedrohlichen Krankheit, Leukämie, litt. Er ließ sich nicht beirren und arbeitete sehr hart. Nachdem er den Krebs besiegt hatte, gab er Benefizkonzerte für den Kampf gegen die Leukämie in Deutschland. Zwei Male bin ich bei seiner Galaveranstaltung aufgetreten. Ich fühlte mich sehr geehrt.
Sie besuchen Korea zum elften Mal. Warum sind Sie Ihrer Ansicht nach so beliebt beim Publikum hier?
Ich weiß nicht, warum ich so beliebt in Korea bin, aber es ist eine große Ehre. Das Land ist einer meiner Lieblingsorte auf der Welt. Ich denke, dass Korea es verdient, eine Welttouristenattraktion zu sein. Manchmal sehen die Leute eher die Konflikte als die Schönheit Koreas. Die Koreaner zählen zu den warmherzigsten Menschen der Welt. Ich werde mein Möglichstes tun, um das positive Image von Korea weiterzuverbreiten. Ich fühle mich, als ob Korea mein Chinjeongjip, das Haus meiner Schwiegereltern, sei.
Poster für den Film „One Chance” (Foto mit freundlicher Genehmigung von NEW).
Von Limb Jae-un
Redakteurin, Korea.net
jun2@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke