„Gugak ist mein Schicksal.“
Die junge Sängerin Song So-hee stellte selbstbewusst fest, dass das Schicksal sie dafür vorgesehen habe, Lieder der Gugak, der originären koreanischen Musik, zu singen. Die Lieder der Gugak, die sie zunächst auf Wunsch ihrer Eltern zu singen begann, sind zu einem alles beherrschenden Element im Leben des 18-jährigen Stars geworden.
Song So-hee, eine Interpretin der originären koreanischen Musik, sagt, dass sie dafür geboren worden sei, Lieder der Gugak zu singen (Foto: Jeon Han).
Sie wurde 1997 in Yesan, Chungcheongnam-do (Provinz Süd-Chungcheong), geboren und begann im frühen Alter von fünf Jahren, Gugak-Lieder vorzutragen. Ihre erste Begegnung mit der originären koreanischen Musik hatte sie, als sie von ihren Eltern zu einer Gugak-Akademie gebracht wurde.
Bei ihrem Vortrag eines „Gyeonggi Minyo“, eines traditionellen Volkslieds, das aus Gyeonggi-do (Provinz Gyeonggi) stammt, stellte sie ihre außergewöhnliche Virtuosität unter Beweis, die brillant für ihr Alter war. Sie begeisterte die Zuhörer genug, um sie davon zu überzeugen, dass sie ein wirkliches Talent für Gugak besaß.
Der Glaube ihrer Eltern an ihr Talent bewahrheitete sich, als Song 2004 den „National Sijo Contest“ gewann. Im Jahr 2008 wurde sie mit dem Grand Prize der populären KBS-Show „The National Singing Contest“ ausgezeichnet.
Die 11-jährige Sängerin mit dem niedlichen Gesicht zeigte solch erstaunliche Gesangsqualitäten, dass das Publikum augenblicklich von ihrem Vortrag fasziniert war und neugierig auf dieses junge Mädchen wurde. Von da an wurde sie als „Wunderkind der Gugak“ bezeichnet.
2010 wählte die Regierung Song als „Best Korean of the Year“ aus, eine jährlich vergebene Auszeichnung.
Die Gugak-Sängerin Song So-hee tritt auf, nachdem sie am 12. März im Sejong Center for the Performing Arts zur Ehrenbotschafterin des Präsidialkomitees für den nationalen Zusammenhalt ernannt wurde (Foto: Jeon Han).
Song unterstützt auch sehr aktiv die Kultur und Künste ihres Landes und geht ihren Verpflichtungen als Ehrenbotschafterin für die Nationale Koreanische UNESCO-Kommission und für das Präsidialkomitee für den nationalen Zusammenhalt nach.
Vor einiger Zeit stieg sie zu so etwas wie einer Berühmtheit auf, nachdem sie in einer Reihe von Werbungen und Fernsehshows auftrat.
Ihr fesselnder Gugak-Gesang in Kombination mit ihrem attraktiven, nun reiferen Aussehen hat ihr die Aufmerksamkeit älterer Fans gesichert, die bis heute den Großteil ihrer Fanbasis ausmachen. Aber auch die Jüngeren beginnen langsam, sie zu schätzen. Die Anerkennung der Fernsehindustrie hat ihr einen neuen Spitznamen eingebracht: das „Gugak-Idol“.
Ihre Popularität wird sich bald weltweit ausbreiten, da der Gugak-Star kürzlich seine Nation bei der Abschlusszeremonie der Winter-Paralympics am 16. März im russischen Sotschi vertreten hat. Dort sang sie das populäre koreanische Volkslied „Arirang“ vor einem internationalen Publikum. Mit diesem Lied sandte sie eine Botschaft der Hoffnung an alle teilnehmenden AthletInnen. Gleichzeitig verkündete sie der Welt, dass Pyeongchang der Gastgeber der nächsten Olympischen Winterspiele sein wird.
Am 12. März traf sich Korea.net mit Song, die gerade kurz vor ihrer Abreise nach Sotschi stand, um mit ihr über ihr Talent und ihre Liebe für die klassische koreanische Musik zu sprechen.
< *Interview mit Song So-hee >
- In unserer heutigen Zeit kann Gugak etwas fremd klingen, und manchmal ist es schwierig, die Musik wirklich zu schätzen. Erzählen Sie uns, was Sie dazu veranlasst hat, sich mit Gugak zu befassen, und wie Sie damit angefangen haben!
Ursprünglich war nicht ich es, die sich für Gugak interessierte. Meine Eltern ermutigten mich, das Genre zu lernen, als ich fünf Jahre alt war. Sie dachten, dass ich einiges künstlerisches und musikalisches Talent hätte. So brachten sie mich zu verschiedenen Privatstunden, in denen ich lernte, wie man Klavier spielt, wie man zeichnet und wo mir auch Gugak-Techniken vermittelt wurden. Es fiel mir leicht, mir Gugak anzueignen, neben anderen Fähigkeiten, und ich begann, mich mehr auf die originäre koreanische Musik zu konzentrieren. Dann begann ich, mich stärker von der Musik selbst angezogen zu fühlen; ich fing an, davon zu träumen, eine traditionelle Sängerin zu werden.
- Wann hatten Sie den „Ja, das ist es! Das ist es, wofür ich geboren bin!“-Moment?
Ich hatte kein solches Aha-Erlebnis. Es kam alles ganz natürlich zu mir. Je mehr Gugak-Lieder ich sang, desto vertrauter wurde ich mit ihnen, und desto mehr erfüllte mich das Singen mit Stolz.
Gugak-Sängerin Song So-hee fühlt Stolz, wann immer sie das singt, was sie als „den Klang von Korea“ bezeichnet (Foto: Jeon Han).
- Was tun Sie, um Ihre Stimme so klar und kräftig zu erhalten, wie sie jetzt klingt?
Ich übe jeden Tag. Wenn ich einen Tag ohne Üben verbringe, klingt meine Stimme kratzig. Ich habe einmal einen Tag lang nicht geübt, und seit diesem Desaster stelle ich sicher, dass ich jeden Tag übe.
Um meine Stimme in einem guten Zustand zu erhalten, schlafe ich mit einem Schal um meinen Hals. Deshalb habe ich einen ganzen Stapel Schals, die mir von meinen Fans geschickt wurden.
Ich achte auch darauf, Birnensaft zu trinken. Freunde fragen mich, ob der Saft irgendeine Kräutermedizin enthält, ein Stärkungsmittel oder irgendetwas. Ja, das trifft zu. Er ist aus belebenden Substanzen gemacht, die mir wirklich helfen, meine Stimme klar zu halten.
Außerdem übe ich, in den Bauch zu atmen. Diese Methode ist ein guter Weg, um auch meine Stimme zu stärken. Da ich das getan habe, seitdem ich klein bin, habe ich natürlich gute Bauchmuskeln. Liegestützen sind eine weitere gute Übung, die ich oft mache, um mir dabei zu helfen, so lange wie möglich auszuatmen.
- Sie haben eine ziemlich große Fanbasis von mehr als 6000 Personen, und Sie haben viele kommerzielle Verpflichtungen wahrgenommen, indem Sie in vielen TV-Werbungen und Entertainment-Shows aufgetreten sind. Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie sich dafür entschieden haben, im Fernsehen präsenter zu sein?
Zu Beginn meiner Karriere habe ich gedacht, dass ich den Weg anderer Gugak-Künstler einschlagen würde, ich meine den traditionellen Weg. Dann würde ich eines Tages ein „lebendiges Kulturgut“ sein und Performances nur für Gugak-Liebhaber geben oder so etwas in der Art.
Plötzlich kam mir der Gedanke: „Wenn ich das tue, wird Gugak nur von einer beschränkten Personenzahl gehört werden und nicht einem größeren Publikum bekanntgemacht, so wie bisher.“
Ich glaubte, dass es wichtiger sei, die Öffentlichkeit stärker mit der Gugak in Kontakt zu bringen, indem ich sie vor so vielen Menschen wie möglich präsentiere und in so vielen Sendungen wie möglich auftrete.
Ich habe mich entschlossen, die Angebote anzunehmen, in der Hoffnung, dass das Konzept und der Klang der Gugak die Gedanken der Zuschauer mindestens einmal streifen könnten, wann immer sie mich auf dem Bildschirm sehen.
Ich schätze wirklich alle diese Menschen dafür, dass sie mich unterstützen. Ich wusste nicht, wie populär Gugak geworden ist, bis ich so viele Menschen sah, nicht nur ältere Gugak-Fans, sondern Menschen, die vorher überhaupt kein Interesse an Gugak hatten und die nun zu meinen Auftritten kamen und mehr über meine Musik wissen wollten. Ich bin so dankbar, dass Gugak schließlich so viel Aufmerksamkeit erhält.
- Selbst wenn Ihre Eltern Sie zuerst ermutigt haben, Gugak zu lernen, würden Sie ohne Ihre Leidenschaft und Liebe für diese Musik heute nicht an dem Punkt sein, an dem Sie heute sind. Erzählen Sie uns, was Sie dazu motiviert hat, weiterzumachen!
Ich habe das alles der Unterstützung meiner Eltern, meiner Familie und meiner Freunde zu verdanken. Sie waren und werden immer eine Quelle der Stärke und Motivation für mich sein. Sie sind echte Gugak-Liebhaber und wirklich stolz, eine so großartige traditionelle Musikerin unter sich zu haben. Wenn ich an sie denke, glaube ich, dass „ich nicht aufgeben kann, nur weil Gugak nicht populär und etwas fern vom Mainstream ist.“ Zu sehen, dass sich mehr Menschen der Gugak öffnen, ist wirklich sehr ermutigend.
Gugak-Star Song So-hee sagt, dass sie sich ihr Leben ohne traditionelle koreanische Musik nicht vorstellen kann (Foto: Jeon Han).
- Sie werden das „Arirang“ bei der Abschlusszeremonie für die Paralympics in Sotschi 2014 singen. Die Augen der Welt werden auf Sie gerichtet sein. Wie fühlen Sie sich? Welche Botschaft möchten Sie der Welt mit dem „Arirang“ übermitteln?
Dies ist das erste Mal für mich, dass ich Korea bei einer internationalen Veranstaltung vertrete. Ich bin so neugierig und gleichzeitig so nervös beim Gedanken daran, wie die Welt über meine Musik denken wird. Ich fühle mich so geehrt, mein Land vertreten zu können. Ich empfinde aber auch eine gewisse Last, da ich hier eine gute Leistung bringen muss.
Es ist eine große Ehre für mich, der Welt bekannt zu geben, dass Pyeongchang der Gastgeber der nächsten Olympischen Winterspiele sein wird. Für diese Gelegenheit bin ich sehr dankbar.
- Welches ist Ihr Lieblingslied, und was an diesem Lied zieht Sie an? Wir würden gern wissen, welche Musik Sie auf Ihrer persönlichen Playlist haben.
Ich höre mir oft K-Pop-Songs, aber auch Gugak an.
Weil ich meine musikalischen Fähigkeiten weiterentwickeln muss, höre ich mir auch originäre koreanische Musik an. Ein Grund ist auch, dass ich es wirklich genieße, Gugak zu hören. Dieser Tage bin ich süchtig nach einem Lied: „Biikryeonri“ von Haegeum-Spieler Ccotbyel. Die Haegeum ist ein violinenähnliches, traditionelles ostasiatisches Saiteninstrument, und die Klänge, die das Instrument in dem Lied erzeugt, kreieren so viele Emotionen. Ich empfehle Ihnen allen, sich das Lied auf alle Fälle anzuhören. Es ist wirklich gut.
- Haben Sie jemals den Punkt erreicht, an dem Sie aufgeben wollten?
Ich hatte niemals die Zeit, darüber nachzudenken, und habe immer geglaubt, dass ich nichts anderes als Gugak ausüben kann. Ein Leben ohne traditionelle koreanische Musik kann ich mir nicht vorstellen.
Natürlich gab es einen Moment, in dem ich es schwierig fand, meine Performance auf der Bühne fortzusetzen. Das war zu einer Zeit, als ich weniger bekannt war als heute. Ich wartete während eines Konzerts auf meinen Auftritt, und als der Moderator verkündete, dass der nächste Auftritt eine Gugak-Performance sein würde, standen einige Zuschauer auf und gingen. Ich war wirklich enttäuscht und wollte nicht mehr singen, aber es war nur ein kurzer Moment der Verzweiflung. Als ich zu singen begann, war ich wieder glücklich.
- Fühlen Sie sich nicht unwohl dabei, immer so viel Makeup zu tragen und die ganze Zeit in traditioneller Kleidung umherzulaufen?
Ich habe mich daran gewöhnt. Seitdem ich ein kleines Mädchen bin, habe den Hanbok und traditionelle Kleidung getragen. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich wohler im Hanbok als in westlicher Kleidung. Ich kann die erforderlichen Handbewegungen besser im Hanbok ausführen. Weil meine Beine unter dem langen Hanbok-Rock verborgen sind, muss ich mir auch keine Gedanken darüber machen, wo meine Arme und Beine sind. Wenn ich gewöhnliche Kleidung trage, weiß ich nicht, was ich mit meinen Händen tun soll.
Ich hasse es, einkaufen zu gehen. Ich trage üblicherweise die Kleidung, die meine Mutter für mich aussucht, aber wenn es um den Hanbok geht, wähle ich alle Farben und Designs selbst aus. Ich trage nicht einfach irgendeinen alten Hanbok. Ich trage nur genau das, was ich tragen möchte, was das Design und die Farbe angeht.
Ich liebe mädchenhafte, aber elegante Designs. Ich habe eine Lieblingsdesignermarke. Wann immer ich einen Hanbok auswähle, rede ich mit dem Designer ganz ausführlich über das Design und jede der Farben. Ich zeichne einen Entwurf und wähle alle Farben selbst aus, dann zeige ich die Zeichnung meinem Designer. Er kreiert immer exakt das, was ich haben möchte.
- Welche Charakteristika der Gugak faszinieren Sie am meisten?
Es ist eine unerklärliche, berührende Erfahrung und ein starkes Gefühl von Stolz, wenn ich Gugak singe, ein Gefühl, das man nicht in anderer Musik finden kann.
- Gibt es etwas, das Sie mit Ihrer Gugak-Stimme ausprobieren möchten?
Nun, ich versuche, Gugak auf eine Weise vorzutragen, die die Musik für junge Menschen zugänglicher macht. Die Musik kann sich auch verändern, um mit der Zeit zu gehen. Darum habe ich Klavier und Gitarre gelernt, sowie die traditionelle trommelartige Janggu, den kleinen, flachen Gong Kkwaenggwari und die 12-saitige Zither Gayageum. Es geht darum, auch mehr von der westlichen Musik zu verstehen.
Ich möchte keine Sängerin sein, deren musikalisches Können sich nur auf eine musikalische Tradition beschränkt. Ich möchte meiner Musik einige moderne Nuancen verleihen. Ich hoffe, dass ich anspruchsvollere, modernere, reichere Gugak produzieren kann, während ich gleichzeitig die Traditionen selbst aufrechterhalte.
Ich interessiere mich auch für das Komponieren. Zur Zeit habe ich keine Zeit zum Komponieren, da ich gleichzeitig meine Schularbeiten und Gugak bewältigen muss, aber ich hoffe, dass ich mich eines Tages intensiver mit dem Komponieren befassen kann.
Für Sängerin Song So-hee hat die Gugak etwas an sich, das sich nicht in anderen Musikstilen finden lässt: eine berührende Erfahrung und ein Gefühl von Stolz (Foto: Jeon Han).
- Und nun die letzte Frage: Was bedeutet Gugak für Sie?
Diese Frage wurde mir so oft gestellt. Jedes Mal denke ich eine Weile nach und frage mich: „Was kann ich sagen, damit es nicht zu klischeehaft klingt?“ Als ich jünger war, habe ich immer eine zu förmliche Antwort gegeben: „Gugak ist mein Schicksal“. Jetzt ist das aber genau die Antwort, die ich gern geben würde. Ja, Gugak ist mein Schicksal, würde ich sagen.
Wenn ich nicht ab einem so jungen Alter eine natürliche musikalische Begabung gezeigt hätte, wenn meine Eltern nicht mein Talent entdeckt hätten, wenn sie mich nicht ermutigt hätten, am „Nationalen Gesangswettbewerb“ teilzunehmen, oder wenn ich auf halbem Wege aufgegeben hätte, wäre ich niemals so weit gekommen. Wenn ich alle diese Dinge bedenke, glaube ich, dass Gugak mein Schicksal ist und dass es die Fähigkeit ist, für die ich geboren wurde.
Die Gugak-Sängerin Song So-hee gibt ein Autogramm für die LeserInnen des Korea.net. Dort steht geschrieben: „Bitte unterstützen Sie Gugak, den Klang Koreas!“
Von SohnJiAe
Redakteurin, Korea.net
jiae5853@korea.krÜbersetzung: Gesine Stoyke