Menschen

12.06.2014

Am 15. Mai ging in Deutschland, einem der führenden Länder der westlichen Klassischen Musik, einer der renommiertesten Preise des Musikbereichs an eine Sängerin der traditionellen koreanischen Musik.

Lee Chun-hee, eine Meistersängerin des Gyeonggi-Minyo, eines Genres des traditionellen Volkslieds aus Gyeonggi-do (Provinz Gyeonggi), gewann mit ihrem Album „Arirang and Minyo Singing” den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

Die 67-jährige Virtuosin veröffentlichte im Januar letzten Jahres ein Album über Radio France, einen staatlichen französischen Rundfunksender und Plattenproduzenten. Es enthält neun repräsentative Werke ihres Repertoires, die sie im Laufe ihrer Karriere gesungen hat.

Zu den Liedern gehören „Gin Arirang”, „Gu Arirang”, „Arirang”, „Noratgarak”, „Changbu Taryeong”, „Nodeul Gangbyeon”, „Taepyeongga”, „Ibyolga” und schließlich „Hoesimgok”.

지난 50여 년간 경기민요의 길을 걸어온 이춘희 명창. (사진: 전한 기자)

Die Minyo-Sängerin Lee Chun-hee steht seit fünf Jahrzehnten auf der Bühne (Foto: Jeon Han).


„Das Gefühl, als ich an diesem Morgen die Neuigkeit hörte, dass ich den Preis gewonnen hatte, ist unbeschreiblich“, sagte Lee. „In all den vergangenen Jahren war mir dieser Gedanke durch den Kopf gegangen. Ich war so überwältigt und heulte mir die Augen aus dem Kopf. Es war eine Feier nicht nur für mich, sondern ein Tag der Glückwünsche für alle Klänge von Gyeonggi-do.“

Der deutsche Preis, der 1980 gegründet wurde, ist eine der renommiertesten Auszeichnungen Europas. Ein Gremium aus mehr als 145 Experten einschließlich Musikkritikern, Gelehrten und Produzenten von Musikprogrammen wählen jedes Jahr die Gewinner aus 29 Kategorien aus.

„Ihre Lieder verwandeln koreanische Volkslieder, die schamanistische Elemente enthalten, in eine Kunstform”, sagte eines der Jurymitglieder.

지난해 10월 27일 청와대에서 열린 ‘문화융성의 우리 맛, 우리 멋 아리랑’ 공연에서 ‘아리랑’을 부르고 있는 이춘희 명창. (사진: 전한 기자)

Sängerin Lee Chun-hee singt „Arirang” bei einem Konzert, das am 27. Oktober letzten Jahres stattfindet (Foto: Jeon Han).


Lee hat sich seit mehr als 50 Jahren ausschließlich mit den Liedern des Gyeonggi-Minyo beschäftigt. Trotz finanzieller Schwierigkeiten und des starken Widerstands von Seiten ihrer Eltern hat sie sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen.

Lee begann mit der Ausbildung in Minyo-Techniken, als sie den gefeierten Meistersänger Lee Chang-hae an einer Minyo-Akademie traf, die sie durch Zufall entdeckte.

Die junge Sängerin studierte zehn Jahre lang unter dem Meister und traf dann eine andere Meisterin, An Bi-chun (1926-1997), die eine von nur drei TrägerInnen des Titels „Wichtiges Immaterielles Kulturgut Nr. 57“ für das Gyeonggi-Minyo war. Seitdem entwickelte sich ihr gesangliches Können in riesigen Schritten weiter.

1997, als sie 50 wurde, trat Lee in die Fußstapfen ihrer Lehrerin An und wurde selbst Trägerin des Titels „Wichtiges Immaterielles Kulturgut“. Viele Leute zollen ihr Anerkennung als eine der besten Sängerinnen in diesem spezifischen traditionellen Genre.

이춘희 명창(왼쪽에서 두 번째)이 지난해 10월 27일 청와대에서 열린 ‘문화융성의 우리 맛, 우리 멋 아리랑’ 공연에 참석해 박근혜 대통령(오른쪽에서 네 번째)와 출연자들과 함께 아리랑을 부르고 있다. (사진: 전한 기자)

Bei einem Sonderkonzert im Cheong Wa Dae am 27. Oktober des letzten Jahres: Die Meistersängerin Lee Chun-hee (Zweite von links) singt zusammen mit Präsidentin Park Geun-hye (Vierte von rechts) und anderen Künstlern das „Arirang“ (Foto: Jeon Han).


Heute konzentriert sich Lee darauf, talentierten Nachwuchs an Universitäten und in der Koreanischen Vereinigung für das traditionelle Volkslied auszubilden, die ihrer Ansicht nach das Gyeonggi-Minyo am Leben erhalten werden. Korea.net traf kürzlich mit der Meistersängerin zusammen, um mehr über ihre 50-jährige Gesangskarriere zu erfahren.

Seitdem Sie im Alter von 16 Jahren mit dem Singen des Gyeonggi-Minyo begonnen haben, haben Sie sich ungefähr fünf Jahrzehnte auf dieses Genre konzentriert. Bitte erklären Sie unseren Lesern, die dieses Genre überhaupt nicht kennen, was es damit auf sich hat.

Ich würde sagen, dass es der Klang von Seoul ist. Es stammt aus der Region um Gyeonggi-do und Seoul. Die Klänge des Gyeonggi-Minyo sind sehr frisch, klar und transparent. Sie sind sehr fesselnd.

Erzählen Sie uns mehr darüber, wie Sie zur traditionellen Musik des Gyeonggi-Minyo kamen!

Ich stamme aus Seoul. Ich wurde hier geboren und habe mein gesamtes Leben hier verbracht. Ich denke, dass ich deshalb sofort von den Klängen meines Geburtsortes gefesselt war. In meiner Kindheit war das Gyeonggi-Minyo ein populärer Liedstil. Zur damaligen Zeit konnte ich solche Lieder oft im Radio finden. Das erste Mal, als ich eines dieser Lieder hörte, wurde ich sofort von seiner klaren, reinen Musikalität angezogen. Wann immer ich zuhörte, blieb die Musik immer für eine Weile in meinem Ohr hängen. Wenn ich das Singen eines Minyo auf der Straße wahrnahm, hielt ich an, um zuzuhören, bis es vorüber war.

Zur damaligen Zeit wusste ich nichts von der Existenz einer Minyo-Akademie. Nachdem ich drei Jahre lang eine Ausbildung in einer gewöhnlichen Musikschule erhalten hatte, ging ich in eine Akademie, die auf Minyo spezialisiert ist, wo ich meinen ersten Lehrer traf, Lee Chang-hae.

Eines Tages fragte er mich: „Was bedeutet Musik für Sie?” Ich konnte ihm nicht sofort eine Antwort geben. Ich rang mit mir selbst, um die Antwort zu finden. Ich habe wieder und wieder geübt.

Damals war es schwierig, an ein Aufnahmegerät oder irgendein Hightech-Gerät zu kommen. So musste ich mir alle Noten auf einmal merken, wenn ich ein bestimmtes Lied hörte. Dann übte ich aus dem Gedächtnis. Ich rannte sogar viele Male in Telefonmasten, da ich mich beim Laufen auf das Üben meines Gesangs konzentrierte.

제자들에게 경기민요를 가르치고 있는 이춘희 명창. (사진: 전한 기자)

Die Meistersängerin des Gyeonggi-Minyo Lee Chun-hee unterrichtet ihre Studentinnen (Foto: Jeon Han).


- Was hat Sie am meisten an der Musik des Gyeonggi-Minyo fasziniert?

Das erste Mal, als ich sie hörte, fühlte ich einen Schauer über meinen gesamten Körper laufen. Wenn ich ein Stück zu den Rhythmen sang, die mein Lehrer auf seinem Knie machte, glaubte er nicht, dass ich das Lied zum ersten Mal sang und sagte: „Sie haben das bestimmt irgendwo anders gelernt, oder?“

Um ehrlich zu sein, fand ich den Kurs drei Monate nach Beginn etwas langweilig. Natürlich habe ich immer jeden Moment des Lernens genossen, aber wenn ich mich dann umdrehte, dachte ich: „Worin besteht der Sinn, das zu lernen?“

Ich dachte, dass der Anblick von einigen wenigen Menschen, die in einer winzigen Dachkammer saßen und die Janggu spielten, mitleiderregend sei.

Wieder und wieder kamen Zweifel bei mir auf. Dann am nächsten Tag, als ich mit meinem Lehrer sang, hatte ich wieder dieses Gefühl: „Ja, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, dass ich das hier tue.“ Ich war einem endlosen Strom innerer Konflikte ausgesetzt.

Je öfter ich allerdings die Musik sang, umso mehr verliebte ich mich in sie.

- Was hat Sie dazu veranlasst, Sängerin zu werden? Und was hat Sie dazu motiviert, mehr als 50 Jahre diesen Weg weiterzuverfolgen?

Das war, als ich meine zweite Lehrerin, An Bi-chun, im Jahr 1975 traf. Es war das Jahr, in dem sie Trägerin des Titels „Wichtiges Immaterielles Kulturgut des Gyeonggi-Minyo“ wurde. Sie wählte mich als ihre Schülerin aus. In diesem Moment wusste ich, dass ich das tun musste.

Wenn ich diesen Beruf nicht lieben würde, wäre ich nicht in der Lage gewesen, ihn auszuüben. Wenn ich nicht wirklich davon angetan bin, kann ich keine Leistung erbringen. Ich war endlosen inneren Kämpfen ausgesetzt, sowohl emotional als auch körperlich.

Ich machte einfach weiter, mit dem Ziel, eine „Meistersängerin” auf dem Gebiet zu werden.

Einmal sorgten Rundfunkproduzenten dafür, dass ich mich schämte, als sie mir sagten, dass ich zu hässlich sei, um im Fernsehen aufzutreten. Das war wirklich erniedrigend, aber ich ließ mich nicht davon entmutigen. Ich habe mir gesagt: „Ich werde mein ,unattraktives‘ Aussehen durch meine Gesangstalente ausgleichen. Ich werde überleben und zur besten Lee Chun-hee werden, die ich sein kann.” Ich übte wieder und wieder.

- Sie müssen Schwierigkeiten erlebt haben, nachdem Sie mehr als fünf Jahrzehnte in dem Bereich gearbeitet haben. Welche Momente waren besonders schwierig für Sie?

Es waren die finanziellen Schwierigkeiten. Diejenigen, die in diesem Bereich viele Jahre erfolgreich waren, so wie ich, werden gewöhnlich nicht gut für das entlohnt, was sie tun. Wann immer ich das erlebte oder sah, wie meine Kollegen davon betroffen waren, fühlte ich ein starkes Gefühl des Bedauerns.

Es gab eine Zeit, in der ich immer mit zwei Bussen fahren musste, aber traurigerweise hatte ich nicht genug Geld, um die Fahrt mit dem zweiten Bus zu bezahlen. So nahm ich einfach den ersten Bus und musste dann den Rest des Weges zu Fuß laufen. Ich war sehr hungrig.

Schließlich sah ich 1996 Licht am Ende des Tunnels - in dem Jahr, das die Regierung zum „Jahr des Gugak” oder zum „Jahr der traditionellen Musik“ erklärte. Ich erinnere mich, dass ich so überwältigt war, dass ich Tränen vergoss. Seit der Ausrufung dieses Jahrs erhielten viele Gugak-Sänger Arbeit. Eine wachsende Zahl von Universitäten begann, Abteilungen für traditionelle Musik zu eröffnen. In den Kulturzentren in vielen Teilen des Landes wurden Gugak-Klassen eingerichtet.

Im folgenden Jahr wurde ich von einer weiteren Krise getroffen. Es war im Januar 1997, als meine Lehrerin An Bi-chun verstarb. Da ich ihre Schülerin war, war ich die gesamte Zeit mit ihr zusammengewesen. Sie war nicht nur meine Lehrerin, sondern auch ein Familienmitglied und für mich wie eine Mutter. Als sie starb, fühlte sich das an, als ob die Welt zusammenbrechen würde.

이춘희 명창은 “소리란 내 삶”이라고 말한다. (사진: 전한 기자)

Die Meistersängerin des Geonggi-Minyo Lee Chun-hee: „Das Singen ist mein Leben” (Foto: Jeon Han).


- Wir haben gehört, dass Sie unter akutem Lampenfieber gelitten haben. Wie haben Sie es überwunden?

Um es zu überwinden, habe ich immer wieder eine Übung wiederholt, bei der ich aufstehe und mich dann wieder hinsetze. Ich erinnere mich, dass ich die Übung ein gesamtes Jahr über Tausende von Malen durchführte; es war in dem Jahr, das vor meiner Debütaufführung 1985 lag. Ich wiederholte sie so oft, dass sich in meinen Beinen Muskeln aufbauten, und ein Jahr später verschwand das Lampenfieber. Während dieser Übung verbesserten sich auch meine Gesangskünste in einem Umfang, dass ich sogar singen konnte, wenn ich umherlief. Von da an wurde ich als „Meistersängerin” bezeichnet.

Heute habe ich andere Art von „Lampenfieber”. Ich fühle mich immer noch nervös, da ich denke, dass ich so vielen Erwartungen gerecht werden muss. Ich übe immer noch viel, damit sich nicht das Publikum fragt: „Ist sie eine wirkliche Meistersängerin, oder ist sie es nur, wenn sie auf diese Art singt?“

Ich merke immer noch, dass ich beim Stehen auf der Bühne Anspannung fühle, egal, ob sie groß oder klein ist. Deshalb sage ich zu meinen Schülern: „Es ist egal, wie klein eine Bühne tatsächlich ist; jede von ihnen ist auf ihre Art groß. Wenn Sie auf einer kleinen Bühne sind, können die Zuhörer Sie ganz aus der Nähe hören, gut genug, um jedes einzelne Geräusch zu hören, das Sie machen.“

Auf der Bühne sollten Sie mit ganzem Herzen singen und immer darauf achten, wie Sie die Bewegungen Ihrer Augen und Arme koordinieren.

- Sie haben das Gyeonggi-Minyo verbreitet, indem Sie Konzerte in vielen Teilen der Welt gegeben haben, insbesondere in Europa, Deutschland und Frankreich. Fühlen Sie irgendwelche Unterschiede in der Reaktion des internationalen Publikums auf Ihre Musik, im Vergleich zu der, die Sie vor 50 Jahren erhielten?

In Frankreich gibt es jedes Jahr drei große Festivals. Eines davon fand im März in Paris statt, wo ich das Festival mit dem Repertoire meines neuesten Albums eröffnete, dem Album, das den Preis in Deutschland gewann.

Viele Menschen sagten, dass es ein Wunder sei, dass eine koreanische Sängerin, insbesondere eine, die sich auf Minyo spezialisiert hat, ein so großes Festival in dem Land eröffnen darf. Es war wirklich ein bewegender Moment. Ich fühlte mich geehrt, diese großartige Gelegenheit zu haben. Die unterschiedlichsten Erinnerungen an durchlittene Feuerproben und schwierige Zeiten gingen mir durch den Kopf.

Ich hatte das gleiche Gefühl, als ich 2011 mein erstes Solokonzert in Deutschland gab. Ich war so beeindruckt von den Deutschen, die nicht einmal den Text meiner Lieder verstanden, aber das gesamte Konzert über aufmerksam zuhörten. Nach dem Konzert erhielt ich viel Applaus, und es gab Jubelrufe. Ich werde diesen Moment niemals vergessen.

- Haben Sie irgendeinen Traum, den Sie sich noch nicht erfüllt haben?

Einer meiner Träume ist der Aufbau eines Ensembles, das sich auf die traditionelle koreanische Musik Gyeonggi-Minyo spezialisiert, dessen Mitglieder einen Monatslohn erhalten können. Ich weiß, dass das traditionelle Genre manchmal schwer zugänglich ist und dass damit zuweilen nur schwer Erfolge zu erzielen sind.

Glücklicherweise gibt es einige Kindergärten sowie Mittel- und Oberschulen für Gugak, aber es existieren noch keine solche Grundschulen. Ich denke, dass wir mehr Meistersänger haben werden, wenn wir ihnen die Grundlagen ab einem frühen Alter beibringen. Deshalb wäre es großartig, einige Grundschulen für Gugak zu haben.

- Haben Sie die Antwort auf die Frage Ihres Lehrers von vor über 50 Jahren gefunden? Was bedeutet das Singen für Sie?

Das Singen oder Sori ist mein Leben. Ich habe zahlreiche Momente der Frustration und Selbstzweifel erlebt und ich habe das alles ertragen, weil ich die Musik liebe. Meine Leidenschaft und Liebe für die Musik haben mich bei der Stange gehalten und mich an den Punkt gebracht, an dem ich jetzt bin. Rückblickend war ich dazu bestimmt, das zu tun, und die Musik bedeutet mein Leben. Ich hoffe, viele Menschen zu sehen, die diese schöne Musik zu einem Teil ihres Lebens machen, so wie ich es getan habe.

지난 5월 15일 독일음반비평가상을 수상한 이춘희 명창의 음반 ‘아리랑과 민요’ (사진: 전한 기자)

Abgebildet ist das Album „Arirang and Minyo Singing”, für das Meistersängerin Lee Chun-hee am 15. Mai mit dem renommierten Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde (Foto: Jeon Han).



- Welchen Rat würden Sie Ihren Schülern geben?

Alle Schüler sind vielleicht nicht mit jedem Aspekt von dem, was sie tun, zufrieden. Sie könnten an einem bestimmten Punkt das Gefühl haben, dass etwas schiefgeht oder etwas fehlt. Ich würde ihnen gern Folgendes sagen: „Egal, wie hart Ihr Weg vielleicht ist, fühlen Sie sich nicht entmutigt! Wenn Sie so weitermachen wie bisher, bin ich mir sicher, dass Sie es schon schaffen werden. Seien Sie stark und geduldig bis zum Ende.“

- Wir sind neugierig zu erfahren, wie Sie das facettenreiche Lied „Arirang” beschreiben würden.

Das „Arirang“ war lange als Lied bekannt, das das Gefühl von Han oder 恨 verkörpert, ein Gefühl des tiefen Leids, das im Inneren vieler Koreaner existiert. Ich denke allerdings, dass das Lied der Klang der Hoffnung ist. Es repräsentiert die optimistische Zukunft Koreas.

Von Sohn JiAe
Redakteurin, Korea.net
jiae5853@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke