„Oft habe ich ein bequemes Leben geführt, ein Leben, das sich normalerweise viele Durchschnittsbürger wünschen. Ich war aber nicht glücklich damit und befand mich in einem Dilemma. Ich dachte darüber nach, ob ein Kind stolz auf einen Vater sein könnte, der nichts außer Sorgen über Geld hätte, oder einen Vater, der kein Geld hat aber dafür den Mut, alles für seinen Traum zu riskieren. Ich habe mich für die letztere Option entschieden.“
Gezeigt wird das Tagebuch, das Segler Kim Seung-jin während seiner Weltumseglung führte. „Hurra, ich habe überlebt!“, schreibt er. „Der Sturm ist vorüber, und der Wind verlangsamt sich. Ein Gedanke kam mir in den Kopf, als ich die Yacht reinigte und komplett von Wasser überschwemmt wurde. Wann immer ein Sturm mich trifft, fühle ich mich wie neugeboren.“ Diese Beschreibungen illustrieren auf lebendige Weise, wie groß Kims Furcht war, wenn er einem Sturm begegnete.
Kims Herausforderung begann mit einem Traum, der von ihm die Aufgabe seines behaglichen und komfortablen Lebens abverlangte. Als Mann in den Fünfzigern brach er am 18. Oktober 2014 vom Hafen Waemokhang an der Westküste Koreas auf. Er umsegelte die Welt auf seiner kleinen Yacht: ein neun Tonnen schweres Boot mit einer Länge von 13 Metern und einem Mast mit einer Höhe von 3,9 Metern. Er machte auf seiner Reise keinen einzigen Landgang, er erhielt keinerlei Unterstützung von außen, und er hatte keinerlei motorisierte Hilfe.
Nach über sieben Monaten auf hoher See, rund 210 Tage später, am 16. Mai 2015 um 15.00 Uhr, kam er wieder am Ausgangspunkt seiner Reise an. Sobald er festen Boden unter den Füßen hatte, wurde er mit Fragen überschüttet.
Nach 210 Tagen Segelns trifft Kim am Hafen Waemokhang in Dangjin ein, Er feiert die sichere Heimkehr mit seiner Mutter.
Sie haben Ihre Weltumseglung erfolgreich beendet. Wie fühlen Sie sich? Ehrlich gesagt kamen die Gefühle erst, als ich gerade eben in den Hafen eingelaufen bin. Aus einiger Entfernung rückten die Leute, die an Land warteten, langsam in mein Blickfeld. Mir kamen die Tränen. Ich musste unglaublich viele Schwierigkeiten überwinden, aber ich hätte mir niemals vorstellen können, die Leute im Stich zu lassen, die mich unterstützt haben. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich es geschafft habe.
Was war der schwerste Teil Ihrer Reise? Wie haben Sie die Motivation gefunden, das gesamte Projekt durchzuziehen? Zunächst einmal hatte ich viele Probleme mit der Ausrüstung. Diese schwerwiegenden Probleme deprimierten mich und hielten mich davon ab, das Segeln fortzusetzen. Die Schwierigkeiten begannen bereits rund 15 Tage nach Beginn meiner Reise, und es tauchten immer wieder neue auf. Ich machte mir Sorgen darüber, dass ich die Reise vielleicht abbrechen müsste, aber ich hätte es nicht übers Herz gebracht, weil ich an die Menschen denken musste, die mir ihre tief empfundene Unterstützung gaben. „Ich werde es schaffen”, sagte ich mir. Eines Tages, als der Wind nicht so stark war, stieg ich auf die Spitze meines Mastes und reparierte alles. Perfekt ausgerüstet erreichte ich den Südlichen Ozean.
Zweitens begegnete ich einigen gigantischen Wellen und starken Winden, als ich das Kap Hoorn an der Spitze Südamerikas umsegelte. Das Boot wäre zweimal beinahe gekentert, und ich hatte sehr große Angst.
Sie haben sich zu dieser Herausforderung entschlossen, um den Menschen, die im letzten Jahr durch das tragische Sewol-Fährunglück sehr verstört waren, eine Botschaft der Hoffnung zu geben. Was möchten Sie ihnen sagen? Korea ist ein „Küstenland“. Nahezu 95 Prozent von uns leben innerhalb eines Radius von 100 km von der Küste. Viele Menschen fürchten sich trotzdem vor dem Wasser und sind nicht mit ihm vertraut. Wenn sie das Wasser gut kennen würden, hätte es einen solchen Unfall wie den der Sewol nicht gegeben. Es war so traurig. Ich hoffe, dass die Nachricht über meine Reise den Menschen den Ozean näherbringen wird.
Bitte übermitteln Sie den trauernden Familien der Opfer des Sewol-Fährunglücks eine Botschaft! Sie werden sich wahrscheinlich an mich erinnern, da ich mich nach dem Unglück etwa 45 Tage dort aufhielt. Ich fühlte mich sehr schlecht. Jetzt ist die Zeit gekommen, um sich aufzurichten und nach vorn zu schauen. Bitte helfen Sie, Korea zu einem echten Küstenland zu machen, zusammen mit mir.
Während meiner siebenmonatigen Reise habe ich erkannt, dass es ein enormes Glück für uns ist, auf der Erde geboren zu sein. Die Erde ist ein wunderschöner Planet, der zum großen Teil mit Wasser bedeckt ist. Ich habe tiefes Mitgefühl für das Leid der Familien der Sewol-Opfer, aber ich hoffe, dass wir und alle Menschen auf der Erde ein besseres, glücklicheres und bedeutungsvolleres Leben führen werden. Ihre Familienmitglieder im Himmel hätten ebenfalls diese Hoffnung, oder?
Sie haben Ihren Traum verwirklicht. Haben Sie etwas dazu zu sagen? Sobald das Land in Sicht kam, traten mir die Tränen in die Augen. Für mich als Mann ist es ziemlich peinlich, das zuzugeben. Ich bin sehr glücklich, an Land zurückzukehren und wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Ich würde gern den Menschen danken, die mich unterstützt haben, sowie meiner Tochter, Mutter und Schwester. Ich bin glücklich, sie alle zu sehen. Auch bin ich zuversichtlich, dass die pulsierende Energie, die sich heute hier sammelt, einen großen Beitrag zum Segeln und anderen Marinesportarten hier in Korea leisten wird.
Bewohner von Dangjin begrüßen Kim am 16. Mai am Hafen Waemokhang bei seiner sicheren Rückkehr.
Segler Kim Seung-jin sprach bei der Ankunft über seine Geschichte. Er sagte: „Es ist ein enormes Glück für uns, auf diesem wunderschönen Planeten Erde geboren zu sein.“
Segler Kim Seung-jin umarmt eine seiner Unterstützerinnen. Die Dangjin City Women’s Association bereitete ihm einiges getrocknetes Essen für seine Reise zu.
Segler Kim Seung-jin überquerte an Bord der Arapani zweimal den Äquator, in südlicher Richtung am 27. November 2014 und in nördlicher Richtung auf seinem Rückweg nach Korea am 13. April 2015. Er reiste insgesamt 41.900 km. Unter Ausnutzung des Windes reiste Kim ostwärts, indem er den Pazifik, den Südlichen Ozean, den Atlantik und den Indischen Ozean durchquerte. Er sagte, dass er zu Beginn seiner Reise mit vielen Herausforderungen konfrontiert gewesen sei. Er musste immer wieder Probleme bewältigen, und erst nach zwei Monaten hatte sein Boot das richtige Gleichgewicht.
Im Februar, als er das Kap Hoorn zwischen Südamerika und dem Südpol passierte, musste er gegen starke Wind mit einem Maximum von 50 Knoten ansegeln, einer Geschwindigkeit von rund 93 km pro Stunde, und er stieß auf riesige Wellen von etwa sieben Metern Höhe. Kim war in Panik, als er auf der Höhe von Südgeorgien, einem britischen Überseegebiet im Süden des Atlantischen Ozeans, durch Treibeis manövrieren musste. Er war auch sehr angespannt, als die Arapani nur knapp am Treibeis vorbeischrammte, das sich direkt unter der Wasseroberfläche befand.
Es gab auch gefährliche Momente, als seine Yacht von Wellen überflutet und hin- und hergeschleudert wurde, sodass schon Wasser durch die Öffnungen trat. Eines Nachts, als er durch die Sundastraße zwischen Sumatra und Java fuhr, die für ihr hohes Aufkommen an Piraten bekannt ist, wurde er von einem nicht identifizierbaren Boot verfolgt, was ihn in Panik versetzte. Zum Glück kam er ungeschoren davon.
(Oben) Segler Kim Seung-jin posiert für ein Foto mit Bürgern der Stadt Dangjin, die sich an dem Hafen versammelt haben, um seine Rückkehr zu feiern. Ein Marineorchester spielt aus Anlass seiner sicheren Rückkehr.
Robin Knox-Johnston, der weltweit erste Segler, dem eine Weltumseglung als Einzelperson ohne Zwischenstopps und ohne motorisierte Hilfe gelang, sendet Kim eine Glückwunschbotschaft.
Bislang ist fünf Einzelpersonen weltweit eine Weltumseglung mit einer Yacht ohne Zwischenstopps und ohne motorisierte Hilfe gelungen. Robin Knox-Johnston, ein englischer Segler, war 1969 der erste, dann folgte Kenichi Horie, ein japanischer Segler (jeweils in den Jahren 1974 und 2005). 2010 gelang der 16-jährigen Jessica Watson aus Australien eine Weltumseglung, und im Jahr 2013 erfüllten sich Guo Chuan aus China und Abhilash Tomy aus Indien diesen Traum.
Nach Kims erfolgreicher Rückkehr schickte ihm Johnston, die erste Person, der eine solche Weltumseglung gelang, eine Glückwunschbotschaft. Darin schrieb Johnston, dass Kims Erfolg eine Inspiration für zukünftige Segler in Korea sei und dass er hoffe, dass Kim in den kommenden Jahren noch viele weitere Segelabenteuer erleben werde.
Von Wi Tack- whan, Lee Seung-ah
Fotos: Wi Tack-whan
Redakteure, Korea.net
whan23@korea.kr
Zu sehen ist Kims Tagebucheintrag vom 9. Januar 2015, am Tag Nr. 114. Zwei Formulierungen – „entkam Flaute“ und „gigantisches Treibeis“ – sind in Rot geschrieben. Damals trieb er durch den Südlichen Ozean.
„Der Südliche Ozean. Ich überquerte den Südpolarkreis auf einer Höhe von etwa 50 Grad. Ich erlebe jeden Tag heftige Stürme und schnellere Strömungen, als ich sie jemals gesehen habe. Ich hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber es ist mir gelungen, das Kap Hoorn zu passieren. Das war aber nur der Anfang … überall schwimmt Treibeis. Es ist klar, dass meine Yacht zerstört werden wird, wenn wir auf das Eis treffen.“ Seine Tagebucheinträge zeigen, wie er gegen eine ständige Anspannung kämpft.
Wer ist Segler Kim Seung-jin?
Kim ist ein Abenteurer, freischaffender Dokumentarfilmer und Segler. Er erforscht die gesamte Welt und hat eine Reihe von Dokumentarfilmen produziert. Er studierte westliche Malerei im Hauptfach und hat lange die Sportart Scuba Diving ausgeübt. Der Abenteurer durchschwamm 1986 sowohl den Han-Fluss in Korea als auch den Shinano-Fluss in Japan. 1990 erkundete er den Yangtze-Fluss und erklomm auch den Tanggula-Pass im südlichen Himalaya. Er ist immer auf der Suche nach neuen Abenteuern, sei es im Wasser oder in den Bergen. Seitdem er 2001 mit dem Segeln begann, hat Kim das Abenteuer im Meer gesucht. Zwischen 2010 und 2011 gelang es ihm, 20.000 km zwischen Kroatien und Korea mit seinem Segelboot zurückzulegen, und 2013 segelte er 26.000 km von der Karibik bis nach Korea. Eines seiner Lebensziele besteht darin, die weltweit vier längsten Flüsse zu erkunden: den Nil, den Amazonas, den Yangtze und den Mississippi.