„Die Freude des Evangeliums füllt die Herzen und Leben all derjenigen, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sein Rettungsangebot annehmen werden erlöst von Sünde, Sorge, innerer Leere und Einsamkeit. Mit Christus wird Freude stets aufs Neue geboren“.
Dies ist Teil des Vorwortes des „Evangelli Gaudium“ oder „Die Freude des Evangeliums“, dem ersten Buch von Papst Franziskus, das unlängst im Februar von der Katholischen Bischofskonferenz Koreas auf Koreanisch veröffentlicht wurde. Das Buch enthält Botschaften des Papstes und ist die erste apostolische Ermahnung, die von der katholischen Kirche im November weltweit verkündet wurde. Das Buch sorgt in Korea nun für eine ziemliche Sensation.
"Evangelli Gaudium" von Papst Franziskus sorgt für eine Sensation.
Das Buch ist sehr detailliert und in einfachem Stil geschrieben, der Berichten zufolge die Empathie der Gläubigen genießt. Das Buch vermittelt Botschaften des Papstes, die sein Interesse deutlich machen, den Unterprivilegierten in Liebe zu helfen sowie die Idee voranbringt, dass Kirche weder reich noch luxuriös sein und für die Armen arbeiten solle.
Der Papst schrieb, dass wir zuerst auf die Armen blicken sollten, um Freude zu empfinden und dass wahre Katholiken die seien, die in dieser Freude teilen und andere einladen, ihren Reichtum zu teilen.
„Die große Gefahr in der heutigen, vom Konsum durchdrungenen Welt, sind Trostlosigkeit und Pein, die aus einem selbstgefälligen, ja sogar begehrlichen Herz geboren sind und dem fieberhaften Streben nach leichtfertigem Vergnügen sowie aus einem abgestumpften Gewissen hervorgehen. Wenn unser inneres Leben in seinen eigenen Interessen und Sorgen gefangen ist, dann bleibt kein Raum mehr für andere, kein Platz mehr für die Armen“, schrieb er.
Er betonte außerdem die soziale Einheit, die die Schwachen und Aufgegebenen umarmt und wies darauf hin, dass das Sorgen für die Schwachen die Pflicht eines Jeden sei.
„Unser Glaube an Christus, der arm wurde und den Armen und Außenseitern stets nahe war, ist die Grundlage für die Sorge um die ganzheitliche Entwicklung der am stärksten vernachlässigten Mitglieder der Gesellschaft. Dies erfordert, dass wir dem Ruf der Armen gegenüber willig und aufmerksam sind und ihnen zur Hilfe kommen“, schrieb er. „Die Kirche hat erkannt, dass die Notwendigkeit, diesen Appell zu beherzigen, aus dem befreienden Handeln der Gnade in jedem von uns entstanden ist. Somit ist dies keine Aufgabe, die einigen wenigen vorbehalten ist“.
Papst Franziskus wäscht die Füße einer Frau im Don Gnocchi Foundation Center in Rom am 17. April 2014. Der Pontifex wusch die Füße von zwölf älteren oder versehrten Personen, unter ihnen auch Nicht-Katholiken, im Rahmen eines vorösterlichen Rituals, um seine Bereitschaft zu zeigen, „wie eine Sklave zu dienen". (Foto: Yonhap News)
Das Buch erläutert, wie das Evangelium verkündet und gepredigt werden soll sowie die wesentliche Rolle der Katholiken für dessen Verbreitung. „Ein Missionar darf niemals ausschauen wie jemand, der von einer Beerdigung zurückkommt“, schrieb er. „Die Kirche ist kein Zollhaus. Es ist das Haus des Vaters, in dem es Raum für alle und ihre Probleme gibt“.
„Die Kirche soll das Haus des Vaters sein, mit stet weit geöffneten Türen. Ein konkretes Zeichen dieser Offenheit liegt darin, das unsere Kirchentüren immer offen sein sollen. Damit jemand, der durch den Geist dazu bewegt wurde und hier nach Gott sucht, keine verschlossene Tür findet. Auch andere Türen sollen nicht verschlossen sein“, schrieb er ferner.
Papst Franziskus rief zur Reform der Kirche auf und schreibt in dem Buch auch über diese Reformen. „Die Bräuche der Kirche und die Art, diese zu praktizieren, Zeiten und Abläufe, Sprache und Struktur sollten für die Evangelisierung in der heutigen Welt und weniger zum Zweck des Selbsterhalts angemessen geleitet werden“, schrieb er.
„Die einzelne Kirche ist das Hauptthema der Evangelisierung. Um diesen missionarischen Impuls fokussierter, großzügig und fruchtbarer zu gestalten, ermutige ich jede einzelne Kirche, den entschlossenen Prozess der Einsicht, Läuterung und Reform anzugehen“.
Als Oberhaupt der katholischen Kirche ist er an einer Verbesserung der Beziehung zwischen Katholiken und anderen Christen sowie zwischen Christen und Anhängern anderer Religionen interessiert.
„Der Dialog mit Anhängern nicht-christlicher Religionen muss durch eine Haltung der Offenheit in Wahrheit und Liebe gekennzeichnet sein - ungeachtet aller Hindernisse und Schwierigkeiten, besonders in Form von Fundamentalismus auf beiden Seiten. Der interreligiöse Dialog ist eine notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und auch eine Pflicht – sowohl für Christen als auch für andere religiöse Gemeinschaften“, schrieb er. „Unsere Beziehung zu den Angehörigen des Islam ist von großer Bedeutung geworden, da viele Muslime in vielen traditionell christlichen Ländern stark vertreten sind, in denen Christen nun nicht frei eine Messe abhalten können und nicht voll zur Gesellschaft gehören“.
Das Buch endet mit einem Gebet zu Ehren der Jungfrau Maria. „Stern der neuen Evangelisierung, hilf uns, ein strahlendes Zeugnis abzulegen zur Gemeinschaft, zum Dienst, zu einem inbrünstigen und großzügigen Glauben sowie zu Gerechtigkeit und Liebe gegenüber den Armen, damit die Freude des Evangeliums die Enden der Erde erreicht und selbst die Peripherie der Welt erleuchtet werde“.
Der Originaltext und die fremdsprachigen Versionen des Buches, sind auf der Website des Vatikans zu finden
(http://w2.vatican.va/content/francesco/en/apost_exhortations/index.html).
Papst Franziskus (Foto mit freundlicher Genehmigung der Apostolischen Nuntiatur in Korea)
Von Limb Jae-un
Autor, Korea.net
jun2@korea.kr
Übersetzung: Anja Kellner