Gesellschaft

03.06.2014

Auf den weiten Ebenen von Dangjin in Chungcheongnam-do (Provinz Süd-Chungcheong) gibt es keine Berge, aber einen kleinen Hügel, über den die ganze Zeit starke Winde hinweggehen. Auf dem Gipfel des Hügels steht die Katholische Kirche Hapdeok, eine Sehenswürdigkeit des Gebietes, welche die kleine Stadt von Hapdeok-ri überblickt, in der 95 Prozent der 85 Haushalte katholisch sind. Fast jeder Haushalt in Hapdeok-myeon, dem umliegenden Verwaltungsbezirk, hat katholische Märtyrer unter seinen Vorfahren.

Aufgrund der Verfolgung während des 19. Jahrhunderts wären die Katholiken fast aus dem Gebiet verschwunden. Das Koreanisch-Französische Abkommen von 1886 gewährleistete jedoch religiöse Freiheit in Joseon, und die Katholiken kehrten in das Gebiet zurück, das damals Naepo genannt wurde. Danach erlebte der Katholizismus ein Revival. Als die Gemeinden rasch in ihren Mitgliederzahlen anwuchsen, schickte Eugéne Jean George Coste, ein vorübergehend eingesetzter Bischof des Joseon-Reiches, Pater Jean Curlier im Jahr 1890 zu einer katholischen Kirche in Yangchon, um die Aufsicht über 12 Regionen einschließlich Seosan, Yesan, Dangjin und Buyeo zu übernehmen, die alle in Chungcheongnam-do liegen.


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내포의 첫 성당인 합덕성당. 벽돌과 목재를 이용해 두 개의 종탑이 있는 고딕양식의 성당이다. (사진: 전한)

Die Katholische Kirche Hapdeok, die 1929 erbaut wurde, ist die erste katholische Kirche in der Gegend von Naepo. Für den Bau der gotischen Kirche wurden Ziegel und Holz verwendet, und sie hat zwei Glockentürme (Fotos: Jeon Han).



Die katholische Kirche in Yangchon wurde im Hanok-Stil entworfen, der traditionellen koreanischen Häusern nachempfunden ist. Die Ursprünge der Katholischen Kirche Hapdeok liegen in Yangchon. 1899 wurde die katholische Kirche von Yangchon nach Hapdeok verlegt. 1929 erbaute der französische Pater Philippe Perrin die gegenwärtige Hapdeok-Kirche, indem er chinesische Techniker einsetzte. Die gotische Kirche, die zwei Glockentürme hat, wurde aus Ziegel und Holz erbaut. Die Hapdeok-Kirche galt zur damaligen Zeit als riesige Kathedrale. Das Gotteshaus, das hoch auf einem Hügel steht und eine riesige Ebene überblickt, bietet eine fantastische Sicht in alle Richtungen.

In der Kirche gibt es ein riesiges Gemälde der Heiligen Familie, das von einem Cousin von Perrin gestiftet wurde. Perrin selbst wurde während des Koreakriegs (1950-53) von nordkoreanischen Soldaten getötet, da er nicht floh, sondern bei seiner Kirche blieb, um sie zu schützen. Perrin setzte die Worte aus dem Johannesevangelium 10,11 um: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe.“ In einem Winkel der Kirche steht eine Statue von Perrin.

Die meisten Priester, die nach Naepo entsandt wurden, gehörten damals zur „Pariser Gesellschaft für Auslandsmissionen“ (,Missions étrangères de Paris‘). Der Vatikan forderte die Gesellschaft dazu auf, den Katholizismus im Korea der Joseon-Ära zu propagieren, und so entsandte sie zur Durchführung von Missionsarbeit Priester. Ihre wichtigste Pflicht war die Auswahl und Ausbildung von Priestern aus der Region, in die sie geschickt wurden, in diesem Falle das Joseon-Reich. Die französischen Priester entsandten den späteren St. Andrew Kim Dae-geon, Koreas ersten Priester, sowie Thomas Choi Yang-eop und Francis Choi Bang-je nach Macao, um den Katholizismus zu studieren.

„Eine Zeit lang sehnten sich die jungen Theologiestudenten danach, Missionsarbeit in Joseon zu leisten. Der Grund war, dass sie als Märtyrer sterben wollten“, sagte Pater Gilbert Ponce, Professor an der Daejeon Catholic University. „Aber nicht jeder konnte als Märtyrer sterben. Das Märtyrertum ist eine Segnung Gottes.“


합덕성당의 김성태 주임신부는 합덕과 공세리 성당의 신부들이 주민들에게 고약을 만들어줘 큰 도움을 주었다고 설명했다. (사진: 전한)

Pater Kim Sung-tae Joseph der Katholischen Kirche Hapdeok erzählt, dass die Priester in Hapdeok-ri und Gongse-ri Salbe herstellten und sie an die Einwohner vor Ort verteilten (Foto: Jeon Han).



Es gibt viele interessante Geschichten, die sich um die Katholische Kirche Hapdeok ranken. Laut Kim Sung-tae Joseph, dem Pater der Kirche, kleideten sich die Gläubigen vor langer Zeit in Weiß und liefen viele Kilometer zu der religiösen Einrichtung, um die Messe zu feiern. Das war ein bemerkenswertes Bild. Wenn die Angelus-Glocke um 6.00 Uhr, 12.00 Uhr und 18.00 Uhr läutete, unterbrachen die Bauern ihre Arbeit und beteten auf den Feldern.

„Der Klang der Glocke reichte sehr weit. Der eindrucksvolle Anblick, wie die Bauern auf dem Feld beteten, glich dem in dem Gemälde ,Das Angelusgebet‘ von Jean-François Millet“, sagte Kim.

Die Priester in Naepo fungierten auch als Ärzte, da die medizinische Technologie in der Joseon-Zeit nicht sehr weit fortgeschritten war. Die Priester in der Hapdeok-Kirche und in der Gonse-ri-Kirche in Ansan stellten Salben her und verteilten sie an die Bevölkerung in der Region, was ihr sehr half. Die Menschen in Korea verwendeten die sogenannte Goyak, eine Salbe, bis in die 1980er Jahre, um Geschwüre zu behandeln.

„Die Leute suchten Priester auf, wann immer sie krank waren, egal, ob sie Magenschmerzen oder eine Augeninfektion hatten”, erzählte Kim. „Lee Myong-rae lernte später, wie man die Salbe produziert und begann mit der Herstellung von Goyak, die er nach sich selbst benannte.“

Die Priester in der Region betrieben auch Waisenhäuser. Ursprünglich eröffneten sie die Einrichtungen, um Kinder aufzuziehen, die ihre Eltern durch die religiösen Verfolgungen verloren hatten. Sie führten ihre Waisenhäuser für Kinder weiter, deren Eltern während des Koreakriegs ums Leben kamen. Bis 1969 gab es in der Hapdeok-Kirche ein Waisenhaus. Kim betonte, dass die Hapdeok-Kirche „der Ursprung des modernen Waisenhaussystems“ in Korea sei.


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(위) 페렝신부의 사촌이 그려 기증했다는 대형 성가정(예수, 요셉, 마리아)화, (아래) 합덕성당의 김대건 신부 동상. (사진: 전한)

(Oben) Ein Gemälde der Heiligen Familie, das von einem Cousin von Pater Philippe Perrin gestiftet wurde. (Unten) Eine Statue von St. Andrew Kim Dae-geon in der Nähe der Katholischen Kirche Hapdeok (Fotos: Jeon Han).



Von Limb Jae-un
Redakteur, Korea.net
jun2@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke