Gesellschaft

19.06.2014

Die Heilige Stätte Yeosaul im Landkreis Yesan in Chungcheongnam-do (Provinz Süd-Chungcheong) ist der Geburtsort von Lee Jonchang Louis de Ganzague (1757-1801), dem „Apostel von Naepo“. Es war es, der die Familien von St. Andrew Kim Dae-geon und Thomas Choi Yang-eop, die beiden ersten koreanischen katholischen Priester, im Evangelium unterwies. Yeosaul ist ein Ort, an dem das „Westliche Lernen“ über das reine Studium von westlichem Wissen hinausging und sich als Religion verbreitete, in diesem Fall als Katholizismus. Der Katholizismus blühte dort weiter bis zur großen Verfolgung von 1866.

Yeosaul war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, an dem sich die beiden kleinen Flüsse Sapgyeocheon und Muhancheon trafen. Der Sapgyeocheon war so tief, dass die Schiffe in der Lage waren, bis weit ins Inland zu fahren, und die Menschen nahmen von den Landkreisen Yesan und Hongseong aus Boote nach Seoul. Der Name Yeosaul soll von „Yeoseul“ abgeleitet sein, was für einen Strom mit schnell fließendem Wasser steht. Auf einem kleinen Hügel an der Heiligen Stätte Yeosaul gibt es einen großen Wegweiser aus Stein, der anzeigt, dass dies der Geburtsort von Lee Jonchang ist. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine pittoreske Kirche.

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'내포의 사도' 이존창의 생가터가 있는 충청남도 예산군 여사울성지와 기념성당 (사진: 전한)

Die Heilige Stätte Yeosaul im Landkreis Yesan in Chungcheongnam-do ist der Geburtsort des „Apostels von Naepo“ Lee Jonchang. Heute steht an dem Ort eine Kirche (Fotos: Jeon Han).



Lee, der mit den Familien von St. Andrew Kim Dae-gon und Thomas Choi Yang-eop verschwägert war, spielte eine Schlüsselrolle für die Verbreitung des Katholizismus in dem Gebiet. Er wurde in eine reiche Bauernfamilie hineingeboren. Als junger Mann ging Lee wegen seines großen Wissensdurstes nach Seoul. Dort traf er den berühmten Gelehrten Francesco Saverio Kwon Il-sin und wurde sein Schüler. 1785 wurde Lee getauft und trat zum Katholizismus über.

Lee kehrte in sein Heimatland zurück, um das Evangelium zu verbreiten, und überzeugte seine Familie und seine Verwandten, dem Glauben beizutreten, da er für die Verbreitung der Lehren des Katholizismus in der Region Chuncheong-do verantwortlich war. Bald entwickelte sich das Dorf zu einer religiösen Gemeinschaft mit 300 Anhängern. Später unterwies Lee die Bauern und niedrigeren Schichten der Region Naepo, zu der heute die Städte Yesan, Ansan, Dangjin, Haemi, Deoksan, Hongseong und Seosan gehören, im Evangelium. Es war zum damaligen Zeitpunkt, dass sich Naepo zum Ursprungsort des Katholizismus in Korea entwickelte.

Der fünfte Bischof von Joseon, Marie Nicolas Antoine Daveluy (1818-1866), schrieb, dass die Katholiken in den 1850er Jahren Nachkommen derjenigen waren, denen Lee half, sich dem Glauben anzuschließen. Schließlich wendete sich Lee vom Glauben ab, als er während der großen Verfolgung von 1791 Opfer von schwerer Folter und brutalen Schlägen wurde, aber er bereute seine Abkehr vom Glauben und versuchte, das Lehren des Evangeliums fortzusetzen. 1795 wurde er allerdings wieder verhaftet. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1801 in einem Gefängnis in Gongju.

Der Landkreis Hongseong in Chungcheongnam-do, früher bekannt als Hongju, ist auch einer der Orte, an denen Lee Jonchang den Katholizismus lehrte. Laut den Berichten wurden dort 212 Märtyrer hingerichtet; rechnete man allerdings namenlose Märtyrer dazu, würde sich die Zahl auf über 1000 erhöhen.

Ganz normale Bürger und die unteren Schichten von Naepo nahmen den Katholizismus bereitwillig an, da sie von seiner religiösen Doktrin bewegt waren, die die Gleichheit vor Gott betont. Hwang Il-gwang, ein Angehöriger der unteren Schichten, war eine der Personen, die stark davon beeindruckt war, als sie von den Adeligen gleich behandelt wurde, ohne Diskriminierung. Laut Berichten sagte er: „Die Menschen behandeln mich so freundlich, trotz meines Status. Es muss einen Himmel in dieser Welt geben und ein weiteres Leben im Jenseits.“

Heute gibt es im Landkreis Hongseong eine gute ausgebaute Route für Pilger, die der „Naepo Culture Forest Way“ genannt wird. Die Route führt zu den Heiligen Stätten des Märtyrertums von Hongju, einschließlich der Gräberfelder und eines Orts, an dem viele Märtyrer hingerichtet wurden. 2012 wurde ein Gefängnis der Joseon-Zeit in der Festung Hongju wieder aufgebaut. Viele Anhänger des katholischen Glaubens hielten im Gefängnis an ihren Überzeugungen fest, trotz Folter und Hinrichtungen. Der Pilgerweg führt auch zum Strom Wolgyecheon. Es gibt dort Spuren, die darauf hindeuten, dass es in der Nähe des Gewässers Plätze für Hinrichtungen und Gräberfelder gab. Viele Märtyrer einschließlich Hwang Il-gwang wurden in diesen Hinrichtungsstätten enthauptet.

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(위) 충청남도 홍성군 홍주성지의 생매장터. (아래) 홍주읍성 내의 홍주 감옥은 천주교 신자들이 갇혔던 곳이다. (사진: 전한)

(Oben) Die Gräberfelder in den Heiligen Stätten des Märtyrertums von Hongju im Landkreis Hongseong, Chungcheongnam-do. (Unten) Das neu errichtete Gefängnis in der Festung Hongju, wo viele Katholiken trotz Folter und Exekutionen an ihrem Glauben festhielten (Fotos: Jeon Han).



„Gelehrte, die während der Herrschaft von König Sukjong (regierte 1674-1720) ihre Macht verloren, kamen in die Region Naepo, die in der Nähe von Seoul liegt, um ,Westliches Lernen‘ zu studieren, was zu einer Ausbreitung der Katholizismus in Naepo führte“, sagte Pater Youn In-gyu Laurentio, der gegenwärtige Pfarrer an der Heiligen Stätte Yeosaul. „Dies war eine frühe katholische Gemeinde, die bis zu der großen Verfolgung von 1866 sehr aktiv war. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort.“

„Die Menschen von Naepo hatten Hoffnungen für eine neue Ära, die sie im Leben nach dem Tod umzusetzen hofften, und nahmen so bereitwillig den Katholizismus an”, sagte Youn. „Das ist auch weil – wie die Bibel sagt: „Das Reich Gottes ist angebrochen!“ – die Märtyrer bereit waren, ihr Leben zu geben, nicht nur, weil sie auf den Anbruch einer neuen Zeit hofften, sondern auch, weil sie eine spirituelle Erfahrung machten.“

여사울성지의 윤인규 주임 신부는 "조선 숙종 중앙정부에서 밀려난 지식인들이 내포지역에 내려와 서학을 연구한 것이 내포 천주교의 시작"이라고 설명했다. (사진: 전한)

Der Pfarrer der Heiligen Stätte Yeosaul, Pater Youn In-gyu Laurentio, sagt: „Gelehrte, die während der Herrschaft von König Sukjong ihre Macht verloren, kamen in die Region Naepo, die in der Nähe von Seoul liegt, um ,Westliches Lernen‘ zu studieren, was zu einer Ausbreitung der Katholizismus in Naepo führte“ (Foto: Jeon Han).



Von Limb Jae-un
Redakteur, Korea.net
jun2@korea.kr
Übersetzung: Gesine Stoyke