Sport

01.11.2017

aileen frisch_171024_article_01.jpg

Die deutsch-südkoreanische Rennrodlerin Aileen Frisch wurde im Dezember 2016 eingebürgert.



Von Min Yea-Ji | Fotos: Kim Sunjoo | Stand: 1. November 2017

So wie Südkorea das Bogenschießen beherrscht, dominiert Deutschland das Rennrodeln.

Deutschland hat in den vergangenen Olympischen Winterspielen mehr als die Hälfte aller Medaillen gewonnen. Unbestreitbar ist Deutschland spitzenmäßig im Rennrodeln.

Die Rennrodlerin Aileen Frisch war einst eine Hoffnungsträgerin in ihrer Heimat Deutschland, sodass sie im Jahr 2013 mit dem dritten Platz am Königssee ihre erste Podiumsplatzierung im Weltcup erreichte.

Aber sie wird an den bevorstehenden Olympischen Winterspielen 2018 in PyeongChang mit der koreanischen Taegeuk-Flagge antreten. Im Dezember 2016 hat Aileen Frisch die südkoreanische Staatsbürgerschaft angenommen.

Als sich Korea.net am 20. September in einer Trainingsanlage in Pyeongchang in der Provinz Gangwon-do, mit Aileen Frisch zusammensetzte, verlor die Rennrodlerin nicht ihr Lächeln trotz ihres intensiven Trainingsprogramms.

Frisch oder Ileeni (일린이), wie sie liebevoll von ihren Teamkollegen genannt wird, erzählte uns von ihrer Reise nach Korea und von ihrem neuen Leben in ihrer Wahlheimat Südkorea.

aileen frisch_171024_article_02.jpg

Aileen Frisch hat im Dezember 2016 die südkoreanische Staatsbürgerschaft angenommen. Dargestellt ist Aileen Frisch, als sie beim Viessmann Rennrodel Weltcup 2017 im Alpensia Slicing Center in Pyeongchang antrat. ⓒ Korea.net DB



- Warum haben Sie sich entschieden, nach Korea zu kommen und wieder als Rennrodlerin tätig zu sein?

Der Cheftrainer von Südkoreas Rennrodelteam Steffen Sartor hat mir zweimal vorgeschlagen, dem koreanischen Nationalteam beizutreten.

Als ich zum ersten Mal gefragt wurde, hatte ich gerade erst mit dem Rodeln aufgehört, weil ich keinen Spaß mehr daran hatte.

Aber als er zum zweiten Mal den Vorschlag machte, war schon ein bisschen Zeit vergangen. Ich hatte bereits angefangen, den Sport zu vermissen. Nicht die Reisen oder mein altes Team, nur das Rennrodeln. Ich habe mich an alle Dinge erinnert, die ich früher so gemocht habe. Deswegen habe ich beschlossen, wieder mit dem Rodeln zu beginnen.

- Fühlen Sie sich nicht fremd in einem fremden Land?

Um ehrlich zu sein, konnte ich mir damals noch nicht vorstellen, in ein fremdes Land zu gehen, um für eine fremde Nationalmannschaft zu starten.

Zum Glück kannte ich schon vorher K-Pop, Fernsehdramen und Essen, da meine jüngere Schwester schon länger ein Fan von K-Pop ist. Deswegen habe ich angefangen, mich über Korea zu informieren und habe viel über das Land gelernt.

Ich habe Steffen Sartor gesagt, dass ich es gerne probieren möchte, auch, weil mir sehr gefallen hat, was ich gelesen habe. So bin ich nach Korea gekommen.

aileen frisch_171024_article_03.jpg

Aileen Frisch, eine neue Südkoreanerin, lernt Koreanisch in ihrer Freizeit.



- Wir haben gehört, dass Sie einen koreanischen Namen haben. Wer hat Ihnen den gegeben?

Ja. Es ist inoffiziell, aber die Korea Luge Federation gab mir den koreanischen Namen ‚Im Il-wi (임일위)‘. Ais ich gehört habe, dass Il-wi „Gewinnt den ersten Platz“ heißt, hatte ich mich unter Druck gesetzt fühlt. Aber es gab mir gleichzeitig einen riesigen Motivationsschub. Ich bin eine Sportlerin, die besser mit Druck umgehen kann, wenn ich ein klares Ziel habe.

- Wie ist Ihr Leben als Südkoreanerin?

Derzeit merke ich kaum einen Unterschied zu meinem deutschen Leben. Vieles ist sehr viel einfacher als Koreanerin. Das fängt bei der Einreise nach Korea an und hört bei dem Abschließen eines Mobilfunkvertrags auf.

- Wie ist es, in einer koreanischen Nationalmannschaft trainiert zu werden?

Als Rennrodlerin in Korea hat man den großen Vorteil, dass die Trainer sich viel intensiver um die einzelnen Sportler kümmern als in Deutschland.

Die Tatsache, dass wir im Alpensia Sliding Center in Pyeongchang trainieren, wo die eigentliche olympische Veranstaltung stattfinden wird, ist auch ein großer Heimvorteil. Auch wenn man mich gefragt hätte, ob ich, statt nach Korea zu gehen, wieder zurück in das deutsche Team kommen wöllte, hätte ich mich für Korea entschieden.

- Was machen Sie normalerweise während Ihrer Pausezeit?

Ich höre gern Musik. Unter all den K-Pop-Bands ist meine Lieblingsgruppe Big Bang. Ich finde, Musik zu hören hilft auch beim Erlernen der Sprache. Wenn ich ein Lied höre, möchte ich unbedingt wissen, was es bedeutet.

aileen frisch_171024_article_04.jpg

Aileen Frisch sagt, ihr Lieblingsgericht in Korea sei Dweaji Galbi (Gegrillte Schweinerippchen).



- Was möchten Sie bei der PyeongChang-Olympiade erreichen?

Ich bin eine sehr ehrgeizige Sportlerin. Ich kann sehr viel erreichen, wenn ich gut trainiert habe und motiviert bin.

Deswegen will ich auf jeden Fall probieren, eine Medaille zu gewinnen, wie jeder Sportler davon träumt. Bevor ich nach Korea kam, habe ich etwa ein Jahr nicht trainiert. Die Lücke werde ich mit Training wieder ergänzen und den Heimvorteil gut nutzen.

- Was ist Ihr Plan nach der PyeongChang-Olympiade? Kehren Sie wieder nach Deutschland zurück?

Ich möchte zuerst in Korea leben. Ich möchte die Sprache besser lernen und erfahren, wie es sich wirklich anfühlt, in Korea zu leben. Bis jetzt hatte ich kaum Gelegenheit, viel darüber zu erfahren. Das will ich unbedingt ändern, schließlich bin ich jetzt Koreanerin und das möchte ich auch bleiben.

jesimin@korea.kr