Wer oft und gern koreanische Dramen, Filme, Fernsehshows oder auch Musikvideos schaut, dem ist das sogenannte Aegyo (애교) nicht unbekannt. Wenn auf einmal ein K-Pop-Idol oder ein/-e Schauspieler/-in in Babystimme ein Lied anstimmt, Fingerherzen in Richtung Kamera formt und schmollt, führt diese/-r in der Regel Aegyo auf. Doch was genau hat es mit diesem übertriebenen, zuckersüßen Verhalten auf sich?
Aegyo ist eine Kombination aus einem bestimmten Verhalten in Form von verschiedensten Handbewegungen und Gesichtsausdrücken als auch einem besonderen Sprachgebrauch. Insgesamt soll dieses Zusammenspiel auf andere Personen kindlich, niedlich, unschuldig und liebenswert wirken. Die Intention hinter Aegyo ist meist stark situationsabhängig. Allgemein lässt sich aber sagen, dass diese Form des Verhaltens angewandt wird, um von anderen gemocht beziehungsweise als sympathisch empfunden zu werden. Eine genaue Übersetzung des Wortes ins Deutsche gibt es nicht, oftmals wird es jedoch mit „Liebreiz” oder „Liebenswürdigkeit” übersetzt.
Auch wenn Aegyo häufig als ein einzigartiges Merkmal koreanischer Kultur beschrieben wird, existieren dennoch ähnliche Phänomene in vielen ostasiatischen Ländern. Besonders beliebte Formen von Aegyo in Korea sind das Formen von Herzzeichen oder V-Zeichen mit den Fingern, Schmollen, das Sprechen in Babystimme, Lispeln sowie Flüstern. Oft werden auch Szenen aus koreanischen Dramen wie z.B. das sogenannte „Bbuing Bbuing“ (‚뿌잉뿌잉') aus „High Kick 3: Revenge of the Short Legged“ (‚거침없이 하이킥! 짧은 다리의 역습’) nachgestellt. In dem Drama bezeichnet „Bbuing Bbuing” eine Faustbewegung, gepaart mit dem Sprechen in Babystimme. Auch viele koreanische Lieder wurden zur Vorlage für Aegyo. Ein bekanntes Beispiel ist der Song „Oppaya” (‚오빠야‘) von Seenroot (‚신현희와김루트‘). Insbesondere das Intro, welches aus einer in Babystimme vorgetragenen Liebeserklärung einer jungen Frau an einen älteren Mann besteht, wird oftmals gecovert oder als Playback für verschiedenste putzig wirkende Handbewegungen und Gesichtsausdrücke verwendet.