Ausland

Fotos: privat

Nachhaltigkeit spielt mittlerweile in den unterschiedlichsten Branchen und für immer mehr Verbraucher/innen eine wichtige Rolle. Auch viele Kosmetikhersteller distanzieren sich zunehmend von Tierversuchen und tierischen Erzeugnissen in ihren Produkten.

Daher erfreut sich vegane Kosmetik großer Beliebtheit – nicht nur in Europa, sondern unter anderem auch in Korea.

Dort etabliert sich die vegane Sparte immer stärker auf dem Kosmetikmarkt - und exportiert ihre Produkte in die Welt.

Doch was genau ist vegane Kosmetik überhaupt? Wie unterscheidet sie sich von natürlicher Kosmetik? Wie bringt sich Korea in den aktuellen Markt ein? Und weshalb bedeutet „vegan“ – zumindest in Europa – nicht immer zwangsläufig auch „frei von Tierversuchen“? Der folgende Artikel gibt Antwort auf diese Fragen. 


Ein sehr populäres Produkt der koreanischen Kosmetikindustrie, hier in nicht-veganer Variante: Tuchmasken verschiedener Hersteller
 

WAS VERSTEHT MAN UNTER VEGANER KOSMETIK?


Der Begriff „vegan“ steht allgemein für eine Lebensweise, bei der keine tierischen Produkte konsumiert werden. Dazu zählen auch beispielsweise Milch, Käse und Honig.

Dabei geht es jedoch vielen Menschen nicht nur um die Ernährung, sondern auch um Produkte aus anderen Lebensbereichen.

Viele Hersteller im kosmetischen Bereich befürworten die aktuellen Entwicklungen und passen ihre Produkte an die neuen Bedürfnisse der Kundschaft an. Doch wann genau ist Kosmetik eigentlich vegan?

Unter veganer Kosmetik versteht man Kosmetik, in der keine tierischen Substanzen enthalten sind. Die Inhaltsstoffe dürfen weder von Tieren stammen, noch von diesen produziert werden. Anstelle tierischer Bestandteile werden pflanzliche oder synthetische Stoffe verwendet.

Interessanterweise zeigt sich hier, dass die Grenzen – unter anderem in Europa - hin und wieder verschwimmen. Denn: es kann beispielsweise sein, dass vegane Kosmetik frei von tierischen Inhaltsstoffen ist, aber dennoch an Tieren getestet wurde.

Die Beauty-Industrie hat im Zusammenhang mit der Bezeichnung „vegan“ hierzulande viele Freiheiten. Sätze wie beispielsweise „Unsere Produkte werden nicht an Tieren getestet“ oder „Unsere Firma testet nicht an Tieren“ bedeuten oft, aber nicht automatisch, dass die kosmetischen Produkte vegan sind.

Es kann durchaus sein, dass als „vegan“ deklarierte Produkte tierische Inhaltsstoffe enthalten oder dass externe Unternehmen vom Kosmetikhersteller mit Tierversuchen beauftragt wurden. Es lohnt sich also, immer zwei Mal hinzusehen, ob ein Produkt tatsächlich vegan ist.

In Korea sind die Grenzen zwischen veganer und nicht-veganer Kosmetik klarer, wie später noch näher ausgeführt wird.


Bienenstock - auf Honig wird bei veganer Kosmetik verzichtet
 

 


VEGANE KOSMETIK ODER NATURKOSMETIK? WORIN LIEGT DER UNTERSCHIED?


Viele Verbraucher sind der Meinung, bei veganer Kosmetik und Naturkosmetik handele es sich um dasselbe.

Naturkosmetik darf sich als solche bezeichnen, wenn das Produkt aus pflanzlichen Rohstoffen, aber auch aus tierischen Produkten (lebendig oder tot) besteht. Daher ist Naturkosmetik weit davon entfernt, sich „vegan“ nennen zu dürfen. Beliebte tierische Produkte in natürlicher Kosmetik sind Honig, Milch und Bienenwachs, jedoch auch Collagen, Lanolin und Hyaluronsäure. Auch beim Farbstoff Karmin handelt es sich um ein tierisches Produkt. Denn: Er wird aus schwangeren Läusen gewonnen.

Zudem kommt Naturkosmetik nicht zwangsläufig ohne Tierversuche aus. Aufgrund einiger „Schlupflöcher“ ist es bis heute noch möglich, sein Produkt unter der Bezeichnung „Naturkosmetik“ zu vertreiben und gleichzeitig an Tieren zu testen.


WAS UNTERSCHEIDET VEGANE KOSMETIK AUS KOREA VON VEGANER KOSMETIK ANDERER LÄNDER?


In der EU und in vielen anderen Ländern ist der Begriff „vegan“ in Bezug auf Kosmetik nicht klar definiert. Wie erwähnt, darf sich ein Produkt auch dann vegan nennen, wenn es keine tierischen Inhaltsstoffe enthält, aber Tierversuche durchgeführt wurden, um es herzustellen. Deshalb ist es oftmals schwer, ein rein veganes Produkt zu finden.

In Südkorea verhält sich dies etwas anders. Damit dort ein veganes Produkt als solches deklariert werden kann, müssen der Inhalt und die Verpackung vegan sein. Gleichzeitig sind Tierversuche in Südkorea seit 2018 grundsätzlich verboten. Die meisten Hautpflege-Produkte wurden hier niemals an Tieren getestet.

Die koreanische Kosmetikindustrie zeichnet sich in diesem Zusammenhang durch eine hohe Transparenz aus. Die entsprechenden Artikel sind gekennzeichnet, und der Verbraucher kann sich sicher sein, ein – in jeder Hinsicht – tierfreundliches Produkt zu erhalten. Unter anderem nutzen viele Koreaner/innen auch die Organisation Ekara, das Pendant zur Tierrechtsorganisation PETA, um sich über Zertifikate und einschlägige Siegel zu informieren.


DER „GREEN NEW DEAL“ – KOREANER SETZEN ALLGEMEIN IMMER MEHR AUF NACHHALTIGKEIT


Der Trend rund um koreanische vegane Kosmetik fügt sich auf beeindruckende Weise in die Bestrebungen der Koreaner sein, umweltfreundlicher zu leben.

Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle spielt: 2020 beschloss die südkoreanische Regierung den „Green New Deal“, dessen Ziel es unter anderem ist, in Korea bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen..

Beim Kauf veganer Kosmetik im Land handelt es sich um eine Entscheidung, die das ganz persönliche Umweltverhalten eines jeden Menschen beeinflussen kann. Die entsprechenden Produkte werden in der Regel nachhaltiger hergestellt als die klassische Variante und sind ein hervorragender Beweis dafür, dass sich Qualität und Umweltschutz nicht ausschließen müssen.


EIN BLICK ZURÜCK: DIE GESCHICHTE VEGANER KOSMETIK IN KOREA


Im Coreana Cosmetics Museum im südlichen Seouler Stadtteil Sinsa-dong werden viele Exponate ausgestellt, die sich explizit mit der Vergangenheit der Kosmetikindustrie im Land befassen. Anhand der weit mehr als 5.000 Ausstellungsstücke zeigt sich, dass sich die Produkte von damals nicht allzu stark von den heutigen Produkten unterscheiden. Unter anderem kamen viele natürliche (und dementsprechend vegane) Inhaltsstoffe zum Einsatz.

Die Geschichte der koreanischen Kosmetik beginnt etwa 57 vor Christus. Im erwähnten Museum werden die Besucher unter anderem mit Bohnen, verschiedenen Samen und Ölen vertraut gemacht, die in der Vergangenheit beispielsweise zur Reinigung der Haut genutzt wurden.

So kamen in Südkorea zuerst die pflanzlichen Ressourcen für die Produktion größerer Mengen von Kosmetik zum Einsatz. Je nach Geschmack wurden sie mit Düften (und mit Hilfe getrockneter Blumen) noch individueller gestaltet. Erst später wurden auch tierische Produkte verarbeitet. Dennoch setzten sich die alten veganen Rezepte bis heute durch und erfreuen sich auch außerhalb der Landesgrenzen einer besonderen Popularität. Vor allem seit den 1960er Jahren wurde das Sortiment deutlich erweitert. Auch der Handel mit Europa zog deutlich an.

Heute besteht ein großer Teil der Kosmetik aus Südkorea aus natürlichen Zutaten. Zu nahezu jedem tierischen Produkt werden auch vegane Alternativen angeboten.


FAZIT


Korea gilt mittlerweile als echter Vorreiter, wenn es um moderne, vegane Kosmetik geht. Immer mehr Unternehmen richten ihre Produktpalette entsprechend aus und erfüllen so die hohen Ansprüche ihrer Kunden.

Ein besonderer Unterschied zwischen koreanischer, veganer Kosmetik und den entsprechenden Produkten aus anderen Ländern ist, dass es in Korea weitaus weniger „Hintertürchen“ zu geben scheint.

Oder anders: Trägt ein Produkt die Bezeichnung „vegan“, kann davon ausgegangen werden, dass Menschen, die Wert auf ein tierleidfreies Leben legen, dieses auch ohne Bedenken verwenden können.

Aufgrund des großen internationalen Erfolges der Produkte ist anzunehmen, dass der Siegeszug veganer Kosmetikprodukte, sowohl aus Korea als auch aus der ganzen Welt, auch in den kommenden Jahren nicht enden wird. Auch wenn es in Korea selbstverständlich nicht nur vegane Kosmetik gibt, zeichnet sich der Markt durch eine beeindruckende Größe und überzeugende Transparenz aus. Wer sich auf der Suche nach einer veganen Alternative zu konventioneller Kosmetik befindet, kommt daher so gut wie immer auf seine Kosten.




Bild von Cornelia Wilhelm

Bild von Cornelia Wilhelm

Foto: privat

Cornelia Wilhelm

ist externe Redakteurin bei dem Online-Shop für Mode und Kosmetikprodukte „YesStyle“. Sie kann sich sowohl für Basic Looks als auch für „dramatisches Make Up" begeistern und freut sich immer wieder, wenn sie über neue Trends der asiatischen Beauty-Welt berichten darf.