Teil II
(Eine Übersetzung aus dem Koreanischen ins Deutsche)
(Eine Übersetzung aus dem Koreanischen ins Deutsche)
Text und Noten der Nationalhymne des Großkoreanischen Kaiserreichs ©National Museum of Korean Contemporary History
Nach der erfolgreichen Debütaufführung übertrugen der Kaiser und seine Regierung Eckert noch eine weitere wichtige Aufgabe: die Komposition einer Nationalhymne für das Großkoreanische Kaiserreich. Denn es wurde ein Lied benötigt, das das Land auf einer internationalen Bühne repräsentieren konnte, um im In- und Ausland darüber zu informieren, dass das koreanische Kaiserreich ein unabhängiges und eigenständiges Land sei, um Loyalität gegenüber dem Kaiser und dem Land zu erzeugen, ein Bewusstsein für nationale Prosperität, militärische Macht, Zivilisation und Aufklärung sowie Patriotismus zu wecken und die diplomatischen Beziehungen zu festigen.
Wenn man einen Blick auf den Entstehungsprozess der Hymne des Großkoreanischen Kaiserreichs wirft, gab es seit der Gründung des Reiches eine Auseinandersetzung zwischen militärischen und zivilen Beamten über die Komposition einer solchen Hymne.
Die Beamten unterbreiteten dem Kaiser ihren Vorschlag, und am 27. Januar 1902 sagte er zu seinem Minister: „Es gibt nichts Besseres als ein Lied, um das menschliche Herz zu rühren und zu motivieren, die Moral zu fördern, die Loyalität zu mehren und den Patriotismus zu steigern. Wir sollten eine Nationalhymne komponieren. Lassen Sie daher die Gelehrten des Kaiserhauses einen Liedtext verfassen, um dieses Vorhaben zu unterstützen.“ Auf diese Weise ordnete der Kaiser die Erschaffung einer Nationalhymne an. Die Gelehrten des Palastes versammelten sich und verfassten einen Liedtext, der folgende Bedeutung hatte: „Gott, bewahre unseren Kaiser. Der Kaiser lebe bis in alle Ewigkeit. Gott helfe dem Kaiser, dass sich seine Würde und Autorität in der ganzen Welt verbreiten, damit das Volk bis in alle Ewigkeit ein gesegnetes und herrliches Leben führen kann.“
Direkt nach Fertigstellung des Liedtexts wurde Eckert mit der Komposition einer Hymne beauftragt.
Eckert begann mit der Komposition eines Werks, das einen koreanischen Stil hatte und sich gleichzeitig auf westlichen Instrumenten spielen ließ. Er sagte, dass er versucht habe, ein Motiv in der traditionellen koreanischen Musik zu finden und ein Lied zu komponieren, das eine koreanische Stimmung ausdrückt, wie es auch auf dem Notenblatt vermerkt ist: „Kaiserlich Koreanische Nationalhymne nach koreanischen Motiven". Auch wenn er auf westliche Tonskalen und Rhythmen zurückgriff, versuchte er in Bezug auf die Melodie, koreanische Emotionen herauszuarbeiten.
Einband der Partitur ©National Museum of Korean Contemporary History
Das Werk wurde am 1. Juli 1902 fertiggestellt. Direkt nach seiner Vollendung wurde ihm der Name „Kaiserlich Koreanische Nationalhymne" verliehen. Am 15. August erklärte die Regierung das Lied zur offiziellen Hymne des Großkoreanischen Kaiserreichs und machte es offiziell bekannt. Es war die erste Nationalhymne Koreas, und so wurde die „Kaiserlich Koreanische Nationalhymne“ geboren. Für seine Verdienste wurde Eckert im Dezember desselben Jahres von dem Kaiser mit dem Taegeuk-Orden der 3. Klasse ausgezeichnet.
Die „Kaiserlich Koreanische Nationalhymne" wurde in einer prächtigen Ausgabe publiziert, um der Bedeutung des Werks als erste Nationalhymne Koreas und als Nationalhymne des koreanischen Kaiserreichs gerecht zu werden, und an über 50 verbündete Länder und in ganz Korea verteilt. Darüber hinaus gab es eine feierliche Probeaufführung mit viel Publikum einschließlich der offiziellen Vertreter einzelner Länder. Angefangen von Nationalfeiertagen und anderen Feiertagen wurde die Hymne bei den Zeremonien des Kaiserhauses und des Staates sowie bei diplomatischen Veranstaltungen gespielt. Auch wurde sie bei den offiziellen Aufführungen der Yangakdae zu einem wichtigen Bestandteil des Repertoires. Natürlich wurde sie auch im Schulunterricht vermittelt. Bei den Bürgern erfreute sie sich großer Beliebtheit. Sie repräsentierte das Großkoreanische Kaiserreich durch Musik und trug dazu bei, alle Länder der Welt darüber zu informieren, dass das koreanische Kaiserreich ein unabhängiger Staat sei. An nationalen Gedenktagen und beim Empfang von diplomatischen Vertretern hatte sie auch die Funktion von zeremonieller Musik. Auch leistete sie einen wichtigen Beitrag dazu, die Moral der Soldaten zu heben und den Patriotismus und die Loyalität der Bevölkerung gegenüber ihrem Land zu steigern.
Eckert, dem es gelang, in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum an einem entfernten Ort wie dem koreanischen Kaiserreich einen großen Erfolg zu erzielen, führte trotz seiner vielen Verpflichtungen ein angenehmes Leben. Auch wuchs das Vertrauen des Kaisers in ihn von Tag zu Tag, und Eckert stand in engem Kontakt mit führenden Persönlichkeiten aus dem Kaiserhaus und der Politik. Darüber hinaus war Eckert sehr beliebt bei den ausländischen Vertretern der einzelnen Länder und deren Familien, und für die Bürger Seouls war er das, was man heute einen Star nennen würde. Er war erfolgreich genug, um das Leben eines Mitglieds der Oberschicht zu führen. Darüber hinaus war er auch ein guter Familienvater und ließ in Heohyeon-dong eine Villa bauen, die er mit seiner Frau und seinen drei Töchtern bewohnte, die ihn zu allen Veranstaltungen begleiteten.
Aus der Ehe mit seiner Frau gingen drei Söhne und drei Töchter hervor. Eckerts Töchter, die zusammen mit ihm in Seoul lebten, waren unter den ausländischen Bewohnern der Stadt sehr beliebt. Seine älteste Tochter Amalie, eine Pianistin, heiratete einen Franzosen namens Emile Martel, der in Seoul Französisch unterrichtete. Die Hochzeit fand in der Myeongdong-Kathedrale statt. Zur Hochzeit schenkte Martel Amalie ein Klavier, das damals ein äußerst seltenes Gut war, und erregte damit viel Aufmerksamkeit in Seoul. Amalie und Martel bekamen 1906 in Korea eine Tochter und nannten sie Marie Louise. Marie Louise lebte später als Nonne in einem koreanischen Kloster, und Eckerts Schwiegersohn Martel verstarb 1949 im Land. Eckerts älteste Tochter, die Pianistin Amalie, wurde während des Koreakriegs in den Norden verschleppt. Nach Kriegsende wurde sie zusammen mit ihrer Tochter Marie Louise, die Nonne im Kloster Wonsan war, nach Europa gebracht. Später kehrte Marie Louise nach Korea zurück, um als Nonne in einem Benediktinerkloster in Daegu zu leben. Sie blieb dort viele Jahre und verstarb 1988 im Land. Drei Generationen von Eckerts Familie widmeten ihr Leben also dem Einsatz für Korea. Eckert, sein Schwiegersohn Martel und seine Enkelin Marie Louise starben auch dort und wurden auf koreanischem Boden begraben.
Auf der anderen Seite kann man sagen, dass Eckert über 70 Söhne hatte. Denn alle Ensemblemitglieder der Yangakdae sind seine Söhne. Eckert nannte sie „Sohn", manchmal barsch und manchmal freundlich. Diesen Söhnen brachte er nicht nur das Instrumentenspiel bei, sondern auch das Dirigieren sowie das Arrangieren und Komponieren von Stücken. Insbesondere unterrichtete er die Methode, wie man traditionelle koreanische Musik in Notenschrift überträgt und sie erforscht. Aus der Gruppe seiner Schüler gingen zahlreiche Musiker wie Baek U-yong und Jeong Sa-in hervor, die in dieser Pionierzeit der westlichen Musik in Korea eine führende Rolle spielten. Unter Berücksichtigung dieser Umstände war es wahrscheinlich nicht falsch zu sagen, dass Eckert der erfolgreichste Ausländer im koreanischen Kaiserreich war.
Patitur der Nationalhymne des Großkoreanischen Kaiserreichs ©National Museum of Korean Contemporary History
Aber Eckerts Glück hielt nicht lange an. 1905 wurde der Japan-Korea-Protektoratsvertrag, im Koreanischen auch Eulsa-Vertrag genannt, geschlossen, 1906 wurde das Büro des Generalresidenten[1] eingerichtet, 1907 wurde der Kaiser abgesetzt und das Militär aufgelöst. Auch die Yangakdae, die dem Kaiserhaus und dem Militär unterstand, und Eckert als Leiter des Ensembles waren direkt von diesen Ereignissen betroffen. Die Yangakdae wurde verkleinert und unter dem Namen „Iwangjik [2] Yangakdae“ neu formiert, und ihr Status und ihre Rolle wurden deutlich reduziert. Gleichzeitig wurde Eckert vom Leiter der Yangakdae zum Leiter der Iwangjik Yangakdae herabgestuft. Nationale Veranstaltungen wie die Feierlichkeiten des Kaiserhauses und die Mitwirkung an diplomatischen Anlässen wurden ihr nicht länger übertragen, sodass die Kapelle vor allem Konzerte für die Bürgerschaft Seouls im Tapgol-Park gab. Aber auch diese Aktivitäten nahmen zwangsläufig ab, nachdem Korea 1910 von Japan okkupiert wurde.
Zu allem Überfluss wurde Deutschland mit Ausbruch des 1. Weltkriegs im Jahr 1914 zu einem Feindesland Japans, und Eckert stand als Deutscher plötzlich unter besonderer Beobachtung. Sein Bewegungsfreiraum wurde eingeschränkt, der Kontakt nach Deutschland riss ab, und auch die Rückkehr in seine Heimat war schwierig. Da sich nicht nur seine finanzielle, sondern auch seine gesundheitliche Situation verschlechterte, fristete er ein trauriges Dasein. Als 1916 sein Handlungsspielraum weiter eingeschränkt wurde, übertrug er seine Position als Leiter der Yangakdae auf Baek U-yong, einen seiner ersten Schüler, und ging in den Ruhestand. Bald darauf, am 6. August 1916, starb er in Seoul in seiner Villa in Hoehyeon-dong, weit entfernt von seiner Heimat.
Eckerts Beerdigung fand am 7. August, einen Tag nach seinem Tod, statt. Es fiel ein leichter Nieselregen, und während die Yangakdae ein Trauerlied spielte, wachten Eckerts Witwe, seine älteste Tochter Amalie, sein Schwiegersohn Martel, seine Freunde und die Mitglieder der Yangakdae, die Eckert sehr verehrt hatten, über dessen letzten Weg. Der damalige Kaiser Sunjong überreichte eine Goldmedaille, um seine Trauer über Eckerts Tod zum Ausdruck zu bringen. Eckerts sterbliche Überreste wurden auf dem Ausländerfriedhof von Yanghwajin, Hapjeong-dong, Mapogu, beigesetzt. Er ruht noch immer an diesem Ort. [3]
Eckert, ein Deutscher, der in einem Teil des Deutschen Reiches geboren wurde, der heute zu Polen gehört, hat Korea und die Koreaner sehr geliebt und war unter seinen koreanisierten deutschen Namen wie „Yegyero“ (예계로(譽啓爐)) oder „Aegeoda“ (애거다(埃巨多)) bekannt. Der Musiker katholischen Glaubens war temperamentvoll und hatte eine aufbrausende Persönlichkeit, aber gleichzeitig zeichnete er sich durch ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein aus und fühlte sich seiner Arbeit sehr verpflichtet. Seinen Schülern war er ein strenger und liebevoller Lehrer.
Von seiner Ankunft in Seoul im Jahr 1901 bis zu seinem Tod im Jahr 1916 lebte er 15 Jahre in Seoul. Während dieses Zeitraums erlebte er eine turbulente Epoche der koreanischen Geschichte: Er wurde Zeuge des Großkoreanischen Kaiserreichs, des Abschlusses des Eulsa-Vertrags, der Einrichtung des Büros des Generalresidenten, der Absetzung des Kaisers, der Auflösung der Armee, der gewaltsamen Okkupation Koreas durch Japan und der darauffolgenden Kolonialisierung Koreas. In seinem Todesjahr 1916 waren Japan und Deutschland aufgrund des 1. Weltkriegs verfeindet. Eckert, der dem Kaiserhaus und der Armee nahegestanden hatte, spürte die Auswirkungen dieser historischen Ereignisse unmittelbar und wurde Zeuge der Unterdrückung Koreas durch Japan. Auch er selbst war von den politischen Veränderungen direkt betroffen. Während er früher eine Person mit besonderen Privilegien gewesen war, stand er nun als Angehöriger einer feindlichen Nation unter besonderer Beobachtung und konnte nicht in seine Heimat zurückkehren. Besonders tragisch war, dass ihm diese besondere Behandlung ausgerechnet von Japan zuteilwurde, das ihn für seinen Beitrag zur musikalischen Weiterentwicklung im Land zwei Mal ausgezeichnet hatte.
Während seiner 15-jährigen Tätigkeit in Korea hinterließ er zahlreiche Aufzeichnungen und große Errungenschaften, die in die moderne koreanische Musikgeschichte einfließen sollten. Wie bereits oben erwähnt, kam er als Dirigent von Koreas erster Musikkapelle Yangakdae nach Korea, leitete sie erfolgreich, komponierte Koreas erste Nationalhymne, die „Kaiserlich Koreanische Nationalhymne", informierte die Welt durch seine Musik über Koreas Unabhängigkeit, veranstaltete die ersten Konzerte für die Bürger Seouls und bildete als erster Lehrer für westliche Musik viele musikalische Talente aus. Er war der erste Musikwissenschaftler in Korea und der erste westliche Forscher der traditionellen koreanischen Musik. Kurzum: Es heißt, dass er eine wichtige historische Persönlichkeit gewesen sei, die das Ödland der westlichen Musik in Korea beseitigte, indem er Samen für die musikalische Entwicklung säte und diese sprießen ließ.
Einzelpublikationen
Gwangseong-Mittelschule, „Neueste Liedsammlung", 1914 (Ministerium für Patrioten- und Veteranenangelegenheiten, Yeongin 1996)
Namgung Yoyeol, „Koreanische Musik der Blütezeit – mit einem Fokus auf Franz Eckert", Seoul: Sejong-Musikverlag, 1987
Min Gyeong-chan, „Koreanische Musikgeschichte für junge Menschen – Ausgabe für westliche Musik", Seoul: Duri Media, 2006
Lee Gang-suk, Kim Chun-mi, Min Gyeong-chan, „100 Jahre koreanische westliche Musik", Seoul: Hyenam-Verlag, 2001
Lee Yu-seon, „100-jährige Geschichte der koreanischen westlichen Musik", Seoul, Musikfrühlingverlag, 1985
Jang Sa-hun, „Ostwestliche Musik der Morgenröte", Seoul. 1974
Horiuchi Keizo Inoue Takeshi, „Japanische Liedsammlung", Tokio, Iwanami-Verlagshaus, 1958
Nakamura Nihei, „Einführung in die westliche Musik – Einführung in die moderne Geschichte der westlichen Musik in Japan", Tokio, Kalsu-Verlagshaus, 1993
Min Gyeong-chan, „Gedanken zu unserer ersten Nationalhymne ,Kaiserlich Koreanische Nationalhymne‘“, „Koreanische Musikkritik V", 2010
Übersetzung Min Gyeong-chan, „Eckert als Hofmusiklehrer für die koreanische Yi-Dynastie", Nangman-Musik, Herbstausgabe 1997