Einer derjenigen, die an der Weltversammlung 1990 in Seoul aktiv mitgearbeitet haben, ist der Pfarrer Dr. Seong Won Park von der Presbyterianischen Kirche in Südkorea. Nach langjähriger Mitarbeit in der internationalen Ökumene in Genf (Reformierter Weltbund und Ökumenischer Weltrat der Kirchen) kehrte er 2004 nach Seoul zurück, um als Professor eine Lehrtätigkeit am Young Nam Theological Seminary aufzunehmen, bewusst nicht in der Hauptstadt Seoul, sondern weit außerhalb des städtischen Lebensmilieus im ländlichen Raum.[3] Dort lehrte er Kurse u.a. über neue Ansätze zu einer lebenzentrierten Landwirtschaft und einen kosmisch-ökologisch orientierten Lebensstil. Damit positionierte er sich exakt inmitten des Grundwiderspruchs, der nach der großen ökonomischen Krise von 1997 immer mehr das gesamte Land zu kennzeichnen schien, dem Widerspruch zwischen der Option für eine Fortsetzung der forcierten Modernisierung bzw. einem technologieorientierten und urbanisierten Lebensmodell und andererseits der Gegenoption einer stärker werdenden ökologischen Umkehrbewegung, die inspiriert war von Leitvisionen einer Gegenkultur und einer Rückkehr zu naturverbundenen, ganzheitlichen Lebensformen. Nach Seong Won Park war es im Jahre 2006 über die Hälfte, d.h. 55% der in Seoul lebenden Bevölkerung, die gerne – wenn sie es bezahlen und ermöglichen könnte – ihren Lebensmittelpunkt raus aus der Stadt und in den ländlichen Kontext verlagern wollte, darunter nicht zuletzt auch deshalb, weil sechs von 10 Kindern Seouls an atopischer Dermatitis litten, einer großstadtbedingten allergischen Dauererkrankung. Die Folgen der forcierten industrialisierten Modernisierung offenbarten sich immer mehr nicht nur in der äußeren Natur, sondern auch hinsichtlich der inneren Natur des Menschen, an ihrer leiblichen Gesundheit. Das Interesse an einem alternativen Lebensstil, an biologisch wertvollem Gemüse und Obst, am Eigenanbau von Pflanzen, an alternativen und direkten Austauschbeziehungen mit Bauern sowie an der Entwicklung von kooperativen Formen der regionalen Vermarktung von Bio-Lebensmitteln abseits von den großen Konzernen und Handelsketten führte zu Pilotmodellen eines nachhaltigeren Lebensstils, der sich für viele durch überraschend viele neue Qualitäten als attraktiv erwies, nicht nur hinsichtlich der Ernährungsqualität, sondern auch im Blick auf die wirtschaftliche Seite des Lebens. An einigen Orten Südkoreas, so im Jang-Seong-Bezirk nahe Gwangju, entstanden, sogar mit Unterstützung lokaler Behörden, neue Lebens- und Wirtschaftsmodelle eines ökologisch-genossenschaftlichen Landbaus (z.B. die Hanmaum Community = „Gemeinschaft eines Sinnes“). Gleichzeitig entstand durch die vorhandenen internationalen ökumenischen Netzwerke ein „Global Forum on Life-Giving Agriculture“, in dem ähnliche Ansätze aus anderen asiatischen sowie aus afrikanischen Ländern miteinander verbunden wurden. Im Mittelpunkt steht bis heute als Orientierungsbegriff häufig der Begriff des Sansaeng (산생), der im Koreanischen so etwas wie „gemeinsames Leben“ bezeichnet. Ähnlich wie Leitbegriffe eines neuen ökologisch-gemeinschaftsverbundenen Lebensstils aus anderen Kulturen („Ubuntu“ im afrikanischen Kulturraum; „Sumak Kawsay“ in Quechua-Sprache oder dem bolivianischen „Buen Vivir“ = gutes Leben) wird mit diesen indigenen Begriffen eine Suchbewegung beschrieben, in der sich hier eben traditionell-koreanische, ökologisch-moderne und christlich-ethisch-ökumenische Dimensionen gut miteinander verbinden konnten. Koreanische Kirchen wie die PROK haben sich immer stärker in der Umweltbewegung engagiert, z.B. in der Widerstandsbewegung gegen das Vier-Flüsse-Projekt, das zwischen den Flüssen Nakdong, Han, Geum und Yeongsan 16 riesige Staudämme errichtete (2011 abgeschlossen) und die Ökologie der betroffenen Regionen einschneidend veränderte. Die Frage, wie große Flüsse wie der Naeseong (der in den Nakdong mündet) ökologisch am Leben erhalten werden können, ist nach wie vor aktuell. Auch Römisch-Katholische Kirchen in Korea haben eine eigene Umweltorganisation (Global Catholic Climate Movement Korea (GCCM Korea)).