Von September bis November fanden im neuen Korea Kulturzentrum in der Wiener Innenstadt noch vor der offiziellen Eröffnung zwei Kunstausstellungen koreanischer Künstler*innen statt.
Die erste Ausstellung war von den in Wien lebenden Künstlerinnen Nam Kim und Hyunsun Yoo, die sich beide mit Malerei beschäftigen. Die Werke und der Stil der beiden Künstlerinnen sind sehr unterschiedlich, auch wenn sie eines gemeinsam haben: Im Mittelpunkt steht das Thema „Mensch“. Doch während bei Nam Kim menschliche Körper, Figuren und ihre Beziehungen dargestellt sind und die Menschen meist einen Großteil des Bildes einnehmen, sind sie in den Werken von Hyunsun Yoo eher klein und im Hintergrund dargestellt. Sie konzentriert sich viel mehr auf die Natur und das Verhältnis des Menschen zur Natur.
Hyunsun Yoo, geboren in Seoul, Südkorea, in 1981, machte ihren Bachelor of Visual Art mit dem Hauptfach Malerei und dem Nebenfach Kunstgeschichte an der Duksung Women’s University in Seoul. Danach studierte sie von 2013 bis 2021 Malerei an der Universität für angewandte Kunst in Wien unter Professor Emma Rendl Denk und Henning Bohl. Derzeit lebt und arbeitet sie in Wien und hält Ausstellungen in Korea, Österreich und anderen europäischen Ländern. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit dem Thema Mensch, Natur und Menschlichkeit und konzentriert sich auf die Zusammensetzung des menschlichen Körpers in der Natur beziehungsweise deren Gleichgewicht. Ihre besondere Beziehung zur Natur spiegelt sich in ihren Werken wider. Sie sagt dazu „Ich glaube, Menschen sehnen sich immer danach, in der Natur zu sein.“
Nam Kim ist eine 1991 in den USA geborene Künstlerin, die in Südkorea aufgewachsen ist und derzeit in Wien lebt. Ihre Familie zog nach Korea zurück, als sie 5 Jahre alt war. Kim machte ihren Bachelor of Fine Arts und Bachelor of Arts an der Ewha Womans University in Seoul im Jahr 2015. Seit 2017 studiert sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Kim arbeitet hauptsächlich mit Malerei und hinterfragt Abstraktion durch Figuration. Sie konzentriert sich häufig drauf, die psychologischen Fragmente, die in menschlichen Beziehungen vorkommen, einzufangen. Ihre Arbeiten sind daher das Ergebnis des Versuches, die Gefühle und Gedanken einzufangen, die sich innerhalb des Menschen während intimer Szenen abspielen. Kim bezeichnet dies als „eine waghalsige Herausforderung“, da „der Verstand fließend und undefinierbar ist“. Kim bemerkt jedoch, „dass [das] es auch so faszinierend macht.“ Kim beginnt ihre Arbeiten durch Abstraktion, indem sie nur Farben und Pinselstriche malt. Sie sagt dazu dass “[sich] daraus langsam Formen und Figuren entwickeln. Es ähnelt der Schaffung einer Skulptur aus einem Marmorblock. Je länger der Prozess dauert, desto detaillierter werden die Figuren.“ Die fertigen Arbeiten sind oft traumhaft und surrealistisch, aber gleichzeitig nachvollziehbar und real.
Ausstellung „Juxtapose; Afterimages“ im Korea Kulturzentrum Wien
Danach gab es auch eine Ausstellung zweier koreanischer Künstler*innen, die sich mit dem Thema Design beschäftigen unter dem Titel "Juxtapose; Afterimages".
Hi-Kyung Eun und Yoon Shun leben in den Niederlanden und Belgien und waren im September mit ihren Werken bei der Vienna Design Week zu Gast. Um die Ausstellung der Vienna Design Week und das Thema von modernem koreanischen Design fortzusetzen, waren einige ihrer Werke bis November auch in der Galerie des neuen Korea Kulturzentrums zu sehen.
Hi-Kyung Eun und Yoon Shun
Über Hi-Kyung Eun
Hi-Kyung Eun ist eine unabhängige Künstlerin, die in den Niederlanden und Korea lebt. Sie studierte Industrial Design und Psychologie während ihres Bachelors an der Ewha Womans University. Dazu machte sie einen Master of Art vom Contextual Design Department der Design Academy Eindhoven. Ihre Werke werden in ganz Europa und Korea ausgestellt, darunter im Stedelijk Museum Schiedam, Schiedam: 2022, Grassi Museum, Leipzig: 2021 etc.
Als Künstlerin konzentriert sie sich auf die sich verändernde Beziehung zwischen einem Individuum und der Umgebung und die Fluidität der darin geschaffenen Individuen. Ihre Arbeit beginnt mit der genauen Beobachtung der Situationen, die ihr tägliches Leben konstruieren, und deren Nachbildern. Wie kann ich zum Beispiel meine eigene Identität angeben, wenn ich nicht dort lebe, wo ich geboren und aufgewachsen bin? Wenn ich heute acht Stunden auf den Bildschirm schaue, welche Beziehung bauen wir, das physische Selbst und das Wesen innerhalb des Bildschirms, auf?
Sie selbst ist für sie eines der heute lebenden Individuen, ein Exemplar. Sie versteht ihr banales Leben, indem sie es mit größeren gesellschaftlichen Phänomenen wie Diaspora oder Digitalisierung verbindet. Dabei studiert sie verschiedene Bereiche wie Geschichte, Kultur, Psychologie, und Philosophie. Sie interessiert sich auch für implizite Sprache in unterschiedlichen Materialien und Formen. Und indem sie diese Sprachen mit Geschichten kombiniert, visualisiert sie dieses Studieren.
Ihre Arbeit ist eher poetisch als beschreibend und hinterlässt neue Fragen, anstatt einfache Antworten zu geben. Durch ihre Arbeit sucht sie letztlich Verbindungen und Empathie zwischen Individuen.
Über Yoon Shun
Yoon Shun ist ein koreanischer Designer und Bildhauer aus Antwerpen, Belgien. Er schloss 2020 sein Studium an der Royal Academy of Art in den Niederlanden ab. Seine Werke wurden in Europa und Asien ausgestellt, darunter im S.M.A.K in Belgien, im Salon del Mobile in Italien und in privaten und öffentlichen Galerien in den Niederlanden, Taiwan und Österreich.
Er untersucht die Beziehung zwischen funktionalem Kontext und abstrakter Erzählung innerhalb eines Objekts. Yoon Shun positioniert seine Arbeiten an der Schnittstelle von Skulptur, Möbel und Installation. Er konzentriert sich darauf, ein Panorama mit Naturbildern zu suggerieren, die ihm wiederholt in den Sinn kommen. Diese Bilder nehmen nach und nach eine Struktur an und offenbaren ihre Formen durch einen wiederholten Wickelprozess zusammen mit Schweißnähten, wodurch eine starre und homogene Struktur entsteht. Sie wachsen und verschmelzen immer gleichzeitig, ohne dass sie wirklich zusammen gezwungen werden müssen.