Ausland

Von Natascha Schabert


K-Pop, Taekwondo, Kalligrafie und koreanisches Kochmusical ­– sie alle trafen am 12. April 2024 bei dem Event „Korea Open Stage“ im Koreanischen Kulturzentrum Berlin aufeinander.


Die Veranstaltung bot 55 Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland die Möglichkeit, vor einem rund 100-köpfigen Publikum ihre Faszination für Korea und die koreanische Kultur in den Kategorien Vortrag, K-Pop Tanz, traditioneller Tanz, Gesang und Kunst zu teilen. Bis zum 29. März konnten sich Amateur:innen, die einen Beitrag zu Korea präsentieren wollten, bewerben. Anhand einer internen Jury wurden 17 Beiträge ausgewählt.






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Gruppenbild aller Mitwirkenden (Foto: Koreanisches Kulturzentrum) 









Das Alter der Mitwirkenden reichte von 11 bis über 80 Jahren. Nicht weniger vielfältig waren die Orte, aus denen die Koreabegeisterten kamen. Einige von ihnen hatten einen Weg von mehreren hundert Kilometern auf sich genommen und waren aus Städten wie Köln oder Dortmund angereist.


Für den Großteil von ihnen war dies die erste Gelegenheit, um auf einer Bühne vor Publikum aufzutreten. So auch für Mathilda aus Erfurt, die an diesem Abend einen K-Pop-Tanz zum Lied „Loco“ von der koreanischen Girlgroup ITZY aufführte. Auf die Frage, ob sie sich auf die „Korea Open Stage“ freue, antwortet sie: „Ja, sehr! Aber [ich bin] auch sehr aufgeregt.“ Kein Wunder, denn erstmals konnte die 15-Jährige vor einer größeren Zuschauerschaft unter Beweis stellen, was sie sich in den letzten drei Jahren selbst beigebracht hatte.



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Der K-Pop-Chor performt "Bomnal" von BTS (Foto: Koreanisches Kulturzentrum) 





Die südkoreanische Populärkultur hat in den letzten Jahren weltweit eine immer weiter wachsende Popularität erlebt. Das Phänomen wird als „Koreanische Welle“ (Hallyu) bezeichnet und steht für das gestiegene Ansehen der südkoreanischen Popkultur in der Welt. Die Hallyu-Welle hat auch Chieko erfasst, die zusammen mit Seoyoung einen K-Pop-Chor leitet. Dieser sang das Lied „Spring Day“ („Bomnal“) von der berühmten Boygroup BTS und wurde damit von der unabhängigen Publikumsjury auf den ersten Platz gewählt. „Wir haben gesehen, dass auch in Deutschland der Bedarf an K-Pop gestiegen ist“, erzählt sie vor dem Auftritt.


Aufgrund dieser globalen Entwicklung ist es nicht verwunderlich, dass auch viele der anderen Teilnehmenden durch die Hallyu-Welle zur koreanischen Kultur fanden. Dass aus der Liebe zum koreanischen Film und zur Musik mehr werden kann, zeigten Josefine und Melina. „Ich habe angefangen, K-Pop zu hören, dann K-Dramen geguckt und die Koreanisch AG in der Schule besucht. Dann habe ich begonnen, mich mehr und mehr mit Korea zu beschäftigen“, erzählt Melina. Schließlich führte ihre Koreabegeisterung zu einem Schüleraustausch auf die koreanische Ferieninsel Jeju. Ihre Erlebnisse beim Austausch stellten die beiden Gymnasiastinnen nun in einem Vortrag vor.


K-Dramen haben auch Cordula Wystrach maßgeblich beeinflusst, die neben ihrer Tätigkeit in der Unternehmensberatung freiberufliche Filmemacherin ist. „K-Dramen haben mir eine neue Welt eröffnet“, berichtet sie bei dem Event. Inspiriert von deren Bildern und Machart möchte sie nun ihr selbstentwickeltes Korea-Filmprojekt umsetzen. Für ihre moderne Reisedokumentation plant sie eine Reise durch Korea, um über den Kontakt zu Einheimischen und Zugewanderten das Land und die koreanische Kultur gemeinsam mit ihren Zuschauer:innen zu entdecken und die Faszination dafür zu teilen.



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Taekwondo-Meister Selahattin Turap (Foto: Koreanisches Kulturzentrum) 





Dass jedoch nicht alle Korea durch die koreanische Populärkultur lieben lernen, bewies an diesem Abend unter anderem Selahattin Turap.  Der Taekwondo-Meister, dessen Großvater im Koreakrieg als Teil der türkischen Streitkräfte an der Seite von Südkorea gekämpft hatte, beeindruckte bei der „Korea Open Stage“ nicht nur mit seiner perfekten Durchführung eines Bruchtests, sondern auch mit seiner brennenden Passion für Korea.


Was die „Korea Open Stage“ gezeigt hat: Das Koreanische Kulturzentrum bietet nicht nur koreabegeisterten Teenagern einen Bezug zu dem Land ihrer Träume, sondern auch ehemaligen koreanischen Krankenschwestern eine Verbindung zu ihrer weit entfernten Heimat. Der Koreanische Krankenschwestern-Verband präsentierte unter der Leitung von Young-woo Lee im „Sungmu Oego Buk“ die traditionellen Tänze und Trommeln (Buk) Koreas. Myungsook Birreck, die in den 1970er-Jahren ebenso wie die Mitglieder der Tanzgruppe als Krankenschwester nach Deutschland gekommen war, sprach über ihre Liebe für ihr Heimatland und die koreanische Volksmusik: „Die europäische Musik ist für die Ohren, aber die koreanische Musik ist für die Seele.“ Das haben an diesem Abend alle Besucher:innen der „Korea Open Stage“ deutlich gespürt.



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Publikumsjoker Kristina singt "Dice" von NMIXX (Foto: Koreanisches Kulturzentrum) 





Heimat war auch für den Publikumsjoker Kristina von zentraler Bedeutung. Für die 12-jährige Ukrainerin, die nach dem Ende des offiziellen Programms spontan beim „Zuschauer-Casting“ auf die Bühne gewählt wurde, ist K-Pop ein großer Trost während ihrer Eingewöhnungszeit in einem fremden Land. „Mein Interesse für die koreanische Kultur lenkt mich in schwierigen Situationen von negativen Gedanken ab“, sagt sie.


Letztendlich hat die Veranstaltung „Korea Open Stage“ erneut bewiesen, dass die koreanische Kultur Menschen unterschiedlichen Alters, verschiedener Herkunft und mannigfaltiger Interessen miteinander verbindet.