Ausland

ENTSPANNUNG UND KOMFORT GARANTIERT - REISEN IN SÜDKOREA MIT DEM ÜBERLANDBUS


Von Wolfram van Stephold


Reisen über Land sind in Südkorea kein Problem und erstaunlich gut organisiert. Berichtet wird über das überregionale Bus-Liniennetz in Südkorea, über Verbindungsmöglichkeiten zu den regionalen Netzen, darunter auch bereits nach der Ankunft am internationalen Flughafen Incheon bei Seoul, über Fahrplanauskunft und Ticketservice, die Lage der Bus-Terminals in den großen und auch kleineren Städten, über Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten im näheren Umfeld der Terminals, über den Gepäckservice, den Sitzkomfort in der Standard- und Luxusklasse und die überregionalen Raststätten, wo auf Reisende ein sehr sauberer Servicebereich wartet und wo sie darüber hinaus günstig essen und trinken können. Es sollen vor allem Tipps für Besucher gegeben werden, die noch nicht so oft in Südkorea waren und diese Form des Reisens vielleicht noch gar nicht kennen.



Das Reisen mit dem Überlandbus ist in Südkorea sehr komfortabel und hat dort eine weitaus längere Tradition als in Deutschland. Bereits seit den frühen 80er Jahren ist es nicht nur für Einheimische, sondern auch für Besucher eine gute und sichere Möglichkeit, um schnell und preisgünstig das Land zu bereisen und auch nicht so gut an den überregionalen Schienenverkehr angebundene Gegenden zu besuchen.  Die Verbindungen zwischen den größeren und auch kleineren Städten sind erstaunlich gut organisiert, der Dienstleistungsgedanke mit bestmöglichem Service für den Kunden steht auch hier im Vordergrund. Von den lokalen Bus-Terminals fahren regionale Linien weiter in alle Teile des Landes, so dass nahezu jeder Ort auf dem Festland und viele Orte auf den Inseln mit dem Bus angefahren werden können.


Ankunft am Flughafen Incheon

Bereits in der Ankunftshalle des Flughafens Incheon finden sich gut sichtbare Hinweisschilder auf den dortigen Bus-Terminal im Bereich A-F. Die Ausgänge 1 bis 14 führen zu den einzelnen Bussteigen, wobei die Provinzen Gyeongi, Gangwon, Chungcheong, Jeolla und Gyeongsang die Hauptrichtungen sind, die angefahren werden. Eine Planung der Reise ist bereits im Internet möglich, dort können Abfahrtszeiten, Fahrtzeiten und Ticketpreise übersichtlich eingesehen werden. 




Busterminal am Flughafen Incheon

 Foto: Jens Bachem


Tickets werden an den Schaltern am Ausgang 4 und 9 (Indoor) oder 4, 6, 7, 8, 11, 13 und 9C (Outdoor) gekauft. Alle Informationen zu den Zielorten und Abfahrtszeiten sind dort auf Englisch verfügbar, und die jeweils nächste Verbindung der gewählten Strecke als auch der Bussteig sind auf dem gekauften Ticket vermerkt. 




Ticketschalter am Flughafen Incheon

Foto: Jens Bachem


Intercity- und Expressbusse

Betreiber der Buslinien sind Gesellschaften wie Kumho, Daewon, Kyungnam oder auch Samhwa, die sich in Service, Komfort und Verbindungstakt kaum unterscheiden. Die Busse sind nicht nur sauber und preiswert, sondern auch sehr komfortabel und pünktlich. 

Intercitybusse verbinden kleinere bis mittelgroße Städte, während die Express-Busse die größeren Städte ohne Zwischenstopp anfahren und damit die Reise-zeiten deutlich reduzieren.   

Eine Fahrt von Seoul mit der Honam-Linie nach Jeonju (Jeollabuk-do) dauert über 200 km rd. 2 Stunden 40 Minuten. Der Fahrpreis liegt werktags zwischen 13.800 bis 24.400 Won je nach Komfortklasse und Tageszeit. Diese Verbindung wird von 5.30 Uhr morgens bis 23.20 Uhr abends im 10- bis 20-Minuten-Takt bedient. Wegen der vielen Abfahrten sind auch Tagesausflüge mit Rückkehr am späteren Abend sehr gut machbar. 


Lage und Infrastruktur der Busterminals

Die Intercity-Terminals befinden sich fast immer in den Stadtzentren, wobei in den größeren Städten wie Seoul, Incheon, Busan, Gwangju oder auch Daegu gleich mehrere davon existieren. Die Haltestellen von Expressbussen und Intercitybussen können sich in einer Stadt an unterschiedlichen Orten befinden. An sogenannten Jonghap-Terminals halten sowohl Express- als auch Intercitybusse. Daher ist eine gewisse Vorplanung der Reise wichtig und kann die Reisezeit deutlich verkürzen.




Intercity-Busterminal in Jeonju  

Foto: Peter Young-Phil Cho


Die Terminals sind in der Regel gut an das öffentliche Verkehrsnetz an-geschlossene, größere Gebäude mit großzügigem Wartebereich, einem Ticketschalter, Schnellrestaurants und kleineren Shops, die den Bedarf an Snacks, Getränken, Drogerie-Produkten und Zeitungen gut abdecken. 


Üblicherweise sind auch in direkter Umgebung der Terminals vielfältige Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Meistens warten in den kleineren Seitenstraßen die in Korea so beliebten Motels jeder Kategorie von einfach bis modern rund um die Uhr auf ihre Gäste. Falls nicht gerade Großveranstaltungen an Wochenenden oder Feiertagen wie Chuseok anstehen, sind Vorreservierungen genauso wie bei den Bustickets in der Regel nicht erforderlich. Auch Restaurants sind oft in direkter Nähe der Busterminals angesiedelt, da in Korea niemand gern hungrig verreist oder nach längerer Fahrtzeit ohne ausgiebige Stärkung die Stadt erkundet.  



Ticketkauf und Fahrtantritt

Beim Kauf des Bustickets am Ticketschalter wird die jeweils nächste Ver-bindung vorgeschlagen, oder der Reisende nennt eine gewünschte Abfahrtzeit. Die ausgewählte Komfortklasse ist ebenfalls anzugeben und wird nach Verfügbarkeit berücksichtigt. Empfohlen wird, sich bereits am Vortag der geplanten Fahrt um das Ticket zu kümmern oder sich im Internet über die Verbindungen und die voraussichtliche Auslastung zu informieren.


Nach Erwerb des Tickets, auf dem der Abfahrtssteig vermerkt ist, geht es entweder in den Wartebereich oder direkt zum gekennzeichneten Parkbereich. Ca. 5-10 Minuten vor Abfahrt öffnet der uniformierte Fahrer den Bus, hilft bei der Verladung von Gepäck und fährt nach einer kurzen Verneigung vor den Fahrgästen pünktlich los. Auch Fahrräder können in den seitlichen Ladeflächen mitgenommen werden, soweit entsprechender Platz verfügbar ist und das Rad transportgerecht umgebaut wurde. Im Zweifel hilft eine kurze Nachfrage am Ticketschalter.


Auf Fahrgäste mit Ticket, die nicht rechtzeitig zur angegebenen Abfahrtszeit erscheinen, wird nicht gewartet. Im Bus findet sich häufig eine Übersichtstafel, die die reservierten und freien Plätze anzeigt, so dass sich nach Wunsch und Verfügbarkeit der reservierte Platz gegen einen anderen, noch freien Platz tauschen lässt. Während Touristen bei der Fahrt gern aus dem Fenster schauen, ziehen Einheimische häufig direkt nach Reisebeginn die Vorhänge zu, um die Fahrt für eine kurze oder auch längere Rast zu nutzen.




Zustieg in Jeonju

Foto: Peter Young-Phil Cho


Ebenso wie in allen anderen Bereichen wird in Korea auch bei der Fahrt mit dem Fernbus großer Wert auf guten Service und Komfort gelegt. Die in den Städten verkehrenden Linienbusse mit ihrer holprigen Fahrweise und den harten Sitzen sind damit überhaupt nicht vergleichbar. Große und bequeme Sitze mit ausreichend Beinfreiheit und genügend Abstand zum Sitznachbarn, Getränkehalter und angemessene Klimatisierung sind in den Fernbussen Standard. Neben den normalen Bussen gibt es Luxusbusse (우등버스), die mit weniger Sitzen ausgestattet und daher noch ein ganzes Stück komfortabler, aber auch teurer sind. Höher sind auch die Preise für Nachtbusse. 




Freie Sitze im Komfortbus (우등버스) 

Foto: Wolfram van Stephold


Die Fahrt selbst führt ohne weitere Zwischenstopps direkt auf die Autobahn, wo in den Ballungsgebieten häufig reservierte Busspuren eingerichtet sind, die auch bei dichterem Verkehr eine zügige Fahrt ohne zeitliche Verzögerungen sicher-stellen.




Komfort auch für den Fahrer

Foto: Wolfram van Stephold


Zwischenstopp an Rastplätzen

Da in den Bussen keine Toiletten verfügbar sind, wird nach ca. 2 Stunden Fahrtzeit an einem geeigneten Rasthof eine Pause von etwa 15-20 Minuten eingelegt. Hier können die Reisenden den Bus verlassen, sich ein wenig ausstrecken und auch einen kleinen Imbiss oder eine Erfrischung zu sich nehmen. Die Servicebereiche an den Autobahnen sind an Komfort, Sauberkeit und vielfältigem Angebot an Speisen und Getränken kaum zu überbieten. Günstige Speisen, Getränkeschalter und –automaten, Snacks und stets saubere und geräumige sanitäre Anlagen mit Waschgelegenheiten und sogar kostenfreien Massagesessel sind Standard und überall zu finden.




Service-Bereich an der Autobahn

Foto: Wolfram van Stephold


Beim Verlassen des Busses ist es jedoch unbedingt zu empfehlen, sich das Kennzeichen des Fahrzeugs oder die Parkbucht zu merken. Denn bei der Rückkehr sehen ca. 25 in einer langen Reihe parkende Busse zunächst gleich aus, und man kann schnell die Orientierung verlieren, mit welchem Bus man gekommen ist.


Busstop an der Autobahn auf dem Weg nach Seoul  

Foto: Wolfram van Stephold


Fazit

Eine Reise in Südkorea mit dem Überlandbus ist eine komfortable, preisgünstige und vielseitige Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. Die guten Verbindungen in alle Landesteile und die dienstleistungs- und serviceorientierte Infrastruktur werden Alleinreisende oder auch solche in Begleitung schnell schätzen lernen und zukünftig nicht mehr missen wollen.  




Weitere Informationen:

https://www.airport.kr/ap/en/tpt/busRouteList.do

https://kobus.co.kr




Wolfram van Stephold ist von Beruf Diplom-Kaufmann und lebt in der Nähe von Köln. Seine Frau stammt aus Korea, und durch sie und ihre Familie entdeckte er sein Faible für Land und Leute. Seit dem Kennenlernen seiner Frau verbringt er jedes Jahr seinen Urlaub zusammen mit Familie und Freunden in Korea. Seit November 2018 ist er Mitglied des Vorstands der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft e.V. im Regionalverband NRW.